Über eine Reha-Maßnahme während der Coronakrise
Eine Rehabilitationsmaßnahme inmitten der Coronakrise? Ja, möglich ist das. Denn mit Beginn der vorgesehenen Maßnahme habe ich, wie wahrscheinlich viele andere Menschen auch, das Virus unterschätzt. Die Frage nach der Bedrohlichkeit stellte sich bei Antritt der Reha am Faschingsdienstag nicht.
Bis vor sechs Wochen war auch ich noch im Glauben, dass dieses Virus mit dem Namen Corona uns nicht wirklich lebens- und existenzbedrohlich werden kann. Inzwischen aber hat Corona die Welt und damit auch den Lebensalltag von Milliarden Menschen gehörig durcheinander gewirbelt. Darunter auch den Tagesablauf einer orthopädischen Rehaklinik.
Als ich Ende Februar meine Reha im 520 Kilometer entfernten Mölln, Till Eulenspiegelstadt im Kreis Herzogtum Lauenburg, antrat, war Corona zwar präsent, beeinträchtigte aber nicht den Therapiealltag dieser Klinik. Weder bei 192 Patienten, Pflegepersonal, Ärzten und Therapeuten. Unbeschwert und voller Tatendrang konzentrierten sich alle auf vorhandene Beschwerden.
Rückenschule, Halswirbelsäulengymnastik, (Brust raus – Bauchnabel rein – lächeln und, ganz wichtig, Atmen, standen an erster Stelle), Funktionelles Training, Yoga, Krafttraining, Aquajogging im Bewegungsbad, (nicht zu verwechseln mit Mediterranem Plantschen im Schwimmbad), Nordic Walking, Wärmepackung, Vorträge zur Ernährungsberatung sowie Stress-und Schmerzbewältigung sollten auch mich wieder ins Gleichgewicht bringen.
Nein, Corona war zu dem Zeitpunkt kein wirkliches Thema. Auch sorglose Ausflüge zur nahegelegenen Hanse- und Marzipanstadt Lübeck, Rostock und Warnemünde an der Ostsee oder Wismar beeinträchtigten nicht einmal ansatzweise eine fröhliche Stimmung. Diese änderte sich jedoch zunehmend. Ab Mitte März wurden keine neuen Patienten mehr aufgenommen. Zu groß sei das Risiko, das Virus in die Klinik hereinzubringen. Auch Besucher durften die Klinik nicht mehr betreten, Ausflüge wurden gecancelt.
Erste Unruhen wurden unter den Patienten wie auch unter den Therapeuten deutlich spürbar. Als weitere Vorsichtsmaßnahmen wurden Teile des Therapiebereiches abgesperrt, das Bad geschlossen. Zusätzlich durften die Sporthallen nur noch zu fünft betreten werden, ein Sicherheitsabstand während der Mahlzeiten wurde veranlasst.
Plötzlich standen nicht mehr die orthopädischen Beschwerden im Vordergrund, sondern das Gespenst Namens Corona. Aus der anfänglichen Unruhe wurden Ängste. Diese versuchten zwar Mediziner und Therapeuten so gut es ging zu nehmen und einen reibungslosen Ablauf zu bewerkstelligen. Aber dennoch verließen einige Patienten fluchtartig die Klinik.
Auch den verbleibenden Patienten wurde geraten, zum Wochenende hin die Klinik zu verlassen. Denn eine genesungsbedingte Reha konnte unter diesen Umständen, verständlicher Weise, nicht mehr gewährleistet werden.
Am 20. März beendete auch ich, nach dreieinhalb Wochen, mit Dank eine lang geplante Reha Maßnahme, die ich unbeschwert antreten durfte und mit einer emotionalen Achterbahnfahrt beendete. Zurzeit bereitet sich die Klinik auf Patienten aus umliegenden Krankenhäusern vor, um diese zu entlasten. Wie lange uns die Coronakrise noch begleiten und unseren eingeschränkten Alltag bestimmen wird, ist unabsehbar.
Passen Sie, liebe Leserinnen und Leser, gut auf sich auf, bleiben Sie gesund und uns treu.