Über den Trost zum Frieden finden

Bereits seit 57 Jahren kommt Karljosef Braun nach Kevelaer. Zuerst als Kommunionkind im Jahr 1961 und später jedes Jahr mit der Pfarrei Simmerath in der Eifel. Dreimal hat der Marienverehrer zu Fuß die 150 Kilometer aus dem Bistum Aachen zurückgelegt, doch etwas hat er noch nie miterlebt: Die feierliche Eröffnung der Wallfahrt.

Dass dieses Jahr der Bischof von Aachen selbst das Pilgerportal öffnete, war ein schöner Zufall. Gemeinsam mit seiner Frau Christel erlebte Karljosef Braun auf dem Kapellenplatz und in der überfüllten Marienbasilika die würdevolle Zeremonie. Zahllose Priester, Ministranten, die Kompturei des Deutschen Ordens, die Brudermeister der Consolatrix Afflictorum zogen mit Weihrauch zum Pilgerportal.

Mit drei Hammerschlägen das Pilgerportal geöffnet

Mit drei symbolischen Hammerschlägen und dem Ruf „Öffnet die Tore eures Herzens Christus, dem Erlöser“ öffnete Bischof Dr. Helmut Dieser das Pilgerportal und so die Wallfahrtsaison. In der Marienbasilika gab es erlesene Klänge durch Basilikaorganist Elmar Lehnen und den Basilikachor unter Leitung von Chordirektor Romano Giefer. Gemeinsam mit dem neu zusammengestellten Bläserensemble wurde das „Laudate Dominum“ von Robert Jones, die „Missa pro pace“ von Christian Matthias Heiß und das „Haec est dies“ von Colin Mawby zu Gehör gebracht.

In seiner Predigt gab der Bischof zunächst eine Liebeserklärung an Kevelaer: „Dieser Ort ist einfach schön. Er wird liebevoll geschmückt und gepflegt“. Hier am Gnadenbild der Trösterin der Betrübten lud er dazu ein, Maria alle Sorgen zu bringen. „Bist du schwach im Glauben, geh zu Maria. Sie hält dich aus, glaubt für dich mit. Hast du Sorgen, geh zu Maria. Sie betet für dich, dass deine Tränen nicht umsonst sind. Hast Du Angst vor dem Tod, geh zu Maria. Sie will, dass wir auf Auferstehung hoffen.“

Mit drei Hammerschlägen ist die Wallfahrtszeit vom Aachener Bischof eröffnet worden.
Foto: AHU

Mahnend ging er auf die zunehmende Umweltzerstörung ein, erwähnte die ungleiche Verteilung der Güter der Erde und gab jedem Einzelnen den Rat: „Verbrauche weniger, meide die Gier, sei erfinderisch in der Pflege und im Aufbau der Schöpfung.“ Nur wer bei Gott und Maria Trost suche und finde, könne auch für die ganze Schöpfung Frieden erwirken, denn „Trost lässt wegräumen, was dem Frieden im Weg steht.“

Wegen des etwas frischen und stürmischen Wetters fand nicht der sonst übliche Umzug zum Forum Pax Christi statt. Direkt in der Marienbasilika wurden noch traditionell die Kolpingkerze gesegnet und das Kolpinglied gesungen. Pastor Gregor Kauling, der seinen ersten großen Auftritt seit seinem Amtsantritt vor fünf Monaten hatte, dankte dem Bischof für die zu Herzen gehenden, tiefen Gedanken und ging näher auf das Wallfahrtsmotto „Suche Frieden“ ein. Er dankte all seinen Mitarbeitern, dass er so gut in Kevelaer ankommen konnte und wandte sich an alle Kolpingmitglieder, die zahlreich nach Kevelaer gekommen waren.

Den Brudermeistern der Consolatrix Afflictorum dankte er ausdrücklich für ihren täglichen Gebetsdienst, dem „Marienlob“. Er dankte der Kompturei St. Viktor für ihr Kommen und früheren Weggefährten aus Dinslaken, die nun sechs Monate schon in Vakanz sind. „Ich glaube, es wird Licht am Horizont“, drückte er seine Hoffnung auf einen baldigen Nachfolger in Dinslaken aus. Auf niederländisch grüßte er alle Pilger aus den Niederlanden und Flandern. Allen Vereinen und besonders den Schützen dankte er für ihren Dienst an Kevelaer und sagte: „Ich bin seit fünf Monaten hier und es tut gut hier“.

Nach dem großen Wallfahrtsjubiläum im letzten Jahr werde dieses Jahr ruhiger. Er verwies auf eine Besonderheit: Dieses Jahr würden vom 6. bis 10. Oktober die Reliquien der hl. Bernadette Soubirous in Kevelaer sein und alle Kranken seien eingeladen, Heilung und Trost zu erbitten.

„Wir sind alle gemeinsam als Pilger unterwegs und suchen Frieden. Nehmen Sie den Frieden von hier aus mit und sagen Sie anderen, dass es sich lohnt, hierherzukommen“, sagte abschließend der Bischof, der erst zum zweiten Mal in der Marienstadt war.

Nach einer Marienweihe am Gnadenbild nahm sich Bischof Dieser noch viel Zeit für die Begegnung mit den Menschen. Er betete mit ihnen oder für sie, spendete einen persönlichen Segen oder hörte einfach ihre Anliegen. Maria Drissen und Antonie Croonenbrock aus Walbeck dankte er ausdrücklich, dass sie einen Rosenkranzkreis und einen monatlichen Gebetskreis für geistliche Berufe gegründet haben. „Beten Sie auch für uns Bischöfe“, gab er ihnen mit. Graziella Rotolo freute sich: „Ich bekam einen persönlichen Einzelsegen. Der Bischof strahlte Freundlichkeit und Ruhe aus. Es war mir eine große Freude, ihm zu begegnen.“