Twisteden diskutiert über neue Chancen

Gut 40 Bürger waren der Einladung des Twistedener Ortsvorstehers Jürgen Kobsch ins Bürgerhaus gefolgt, um sich über die Möglichkeiten neuer Fördertöpfe ausführlich informieren zu lassen. Nach der Begrüßung durch Kobsch durfte Ludger Holla für die Stadt die Details der einzelnen Maßnahmen erläutern. Der Aufschlag für den Abend war die Summe von 12,25 Millionen Euro, die der Bund und das Land NRW für Maßnahmen zur Dorferneuerung und Heimatförderung auf den Weg gebracht haben.

Die Förderrichtlinie dazu sieht vor, dass integrierte Dorferneuerungskonzepte dafür nicht mehr Fördervoraussetzung sind, sodass Einzelprojekte beantragt werden können, unterstrich Holla. Die Förderung erfolge ausschließlich in Orten oder Ortsteilen mit bis zu maximal 10 000 Einwohnern.

Es gebe insgesamt fünf Elemente der Heimatförderung, benannte Holla als Erstes den sogenannten „Heimat-Scheck“, wo Maßnahmen gefördert werden können, die sich mit dem Thema Heimat und Heimatgeschichte befassen. Da liegt die Fördersumme bei 2000 Euro je Maßnahme.

Beim „Heimat-Preis“ werden Preisgelder gefördert, wo die Gemeinden das Engagement und nachahmenswerte Praxisbeispiele würdigen wollen. Er kann als einzelner Preis oder in bis zu drei Preiskategorien einmal jährlich in einer Höhe von 5000 Euro verliehen werden.

In der „Heimat-Werkstatt“ sollen Projekte gefördert werden, wo Menschen in Projekten oder Diskussionen die Frage nach der lokalen Identität eines Dorfes aufwerfen. Die Ergebnisse können dann kreativ-künstlerisch im öffentlichen Raum umgesetzt werden. Die zweckgebundene Projektförderung muss ein Volumen von mindestens 40 000 Euro betragen.

Lokale und regional prägende Projekte mit mehr als 5000 Euro und weniger als 80 000 Euro Gesamtausgaben, die ihren Ausdruck unter anderem in Traditionen, Geschichte, Orten in Natur und Landschaft oder Bauwerken finden, werden vom Land anteilig über den „Heimatfonds“ gefördert. Voraussetzung ist da, dass die Gemeinde Spender motivieren kann oder eigene Mittel zur Verfügung stellt – dann wird dieser Betrag um maximal 40 000 Euro über das Land aufgestockt. Zehn Prozent dieses halben Gemeindeanteils kann auch von Dritten erbracht werden.

Als letztes Element nannte Holla das „Heimat-Zeugnis“, mit dem die Gemeinden oder private, gemeinnützige Organisationen in Projekten lokale und regionale Geschichte, Traditionen oder Besonderheiten aufarbeiten und öffentlich präsentieren.

Das schließt auch den Präsentationsort und die Herrichtung historischer Gebäude und Plätze ein. Das Projektvolumen müssse da mindestens 100 000 Euro betragen. Der Förderanteil betrage bei Gemeinden 80 Prozent und bei privaten Organisationen 90 Prozent. „Der Vorteil aller Maßnahmen ist die leichte Antragstellung“, ließ Holla einen Bogen mit viereinhalb Seiten Infoblatt und Antrag für den „Heimat-Scheck“ rumgehen.

Förderanträge könne man für 2018 noch stellen und dann auf jeden Fall aber für 2019. „Ich kann mir vorstellen, dass jetzt viele kleine und große Projekte entstehen“, lautete Hollas Tip: „Kommt zu mir mit möglichst konkret ausgedachten Plänen.“ Einzelne Maßnahmen wie einen Dorfplatz könne man in den Blick nehmen.

Danach begann gleich die Diskussion darüber, welche Projekte vor Ort mit den Geldern möglich sein könnten. Holla machte in der Diskussion deutlich, dass es förderschädlich für Projekte sei, wenn diese schon begonnen haben. Angelika Kobsch sagte, sie sei gebrandmarkt und skeptisch angesichts des LEADER-Projekts, wo auch alles einfach klang, Geld aber nicht geflossen ist und es da deutliche Anlaufprobleme gegeben habe. Karin Raimondi nannte dagegen das Beispiel Bochum, wo ein Karnevalsverein die Zuwendung für neue Tanzkleidung über 2000 Euro erhalten hatte, das Ganze also funktioniere.

Ein zentrales Thema der Diskussion war dann das IBC. Die CDU habe den Antrag an die Verwaltung gestellt, zu prüfen, ob die Umgestaltung des IBC im Zusammenhang mit dem Abriß des Gebäudes am Gerberweg über Fördertöpfe möglich sei, sagte Kobsch. Der Musikverein suche einen Proberaum für die Jugend, der Eingangsbereich sei suboptimal. „Wenn da Fördertöpfe da sind und die Stadt sparen kann, wäre das eine einmalige Chance.“

Ihr Parteikollege Paul Schaffers machte dagegen klar, dass es erstmal um die Sicherung des IBC gehe und um den „Zugriff“ auf die Gerberweg-Fläche, „damit wir schauen, was wir damit machen“.

Es gehe da eher um ein komplett neues Gebäude, das sei sonst „Flickschusterei“; unterstrich der Vorsitzende des Natur-und Heimatvereins Twisteden-Kleinkevelaer, Werner Neumann.

Natürlich wäre ein Abriss und Neubau toll, „um viele Vereine ins Bürgerhaus reinzubringen“, meinte der stellvertretende Vorsitzende des Bürgerhaus-Vereins, Georg Poschen. Holla gab aber zu bedenken, dass ein kompletter Abriss und Neubau wohl kaum über die Förderhöhe von 100 000 Euro zu finanzieren sei.