Tiger sind treffsicher auf Titelkurs

Da stand die Halle kopf und die La-Ola-Welle schwappte durchs Publikum. Die SSG Kevelaer hatte sich mit zwei souveränen Siegen und der Einstellung des Vereins-Schießrekordes den Nordmeister-Titel gesichert. Spitzenschütze Sergey Richter überragte dabei mit einer 400-Ringe-Serie im Wettkamp gegen Buer-Bülse.

Schon vor dem ersten Schuss stand fest, dass sich das Team von Simon Janshen für das Finale der Deutschen Meisterschaft am 1. und 2. Februar im hessischen Rothenburg an der Fulda qualifiziert hatte. Doch man wollten „auf jeden Fall noch Nordmeister werden. Das wäre der krönende Abschluss der Saison“, gab Alexander Thomas die Marschrichtung vor,. Er war in dieser Saison wie alle SSG-Schützen ein Muster an Beständigkeit. Die Ausgangsposition sei theoretisch besser, weil man dann im Finale gegen den Vierten aus dem Süden schießen müsse.

Für Showelemente und optischen Flair sorgte die „Queens“-Showtanzgruppe.

Thomas schwärmte förmlich von der Saison: „Wir haben unseren Ligarekord aus dem letzten Jahr bei weitem geknackt. Es war mit eine unserer besten Saisons. Wir sind motiviert und wollen immer weiter neue Rekorde aufstellen.“

Als noch entspannter entpuppte sich die Situation, als der SV Petersberg überraschend gegen den Tabellenzweiten Buer-Bülse mit 3:2 gewann. Und als der SSG mit Sergey Richter, Anna Janssen, Alexander Thomas, Franka Janssen und Jana Erstfeld mit 1986 Ringen und einem ungefährdeten 5:0-Sieg gegen den Braunschweiger SG die Nordmeisterschaft einfuhr, war Coach Simon Janshen am Folgetag tiefenentspannt.

Die Basis für die besondere Leistung der Saison sei ein „eingespieltes Team“, sagte er. „Anna und Franca haben viele internationale Wettkämpfe, wo sie immer auf den Punkt topfit sein müssen. Wir hatten keinen Wettkampf unter 1.970 geschossen, also das ist ein imposantes Niveau, dass wir an den Tag legen.“

Showtanz und Ulli Potofski

Für das Showelement in der Zweifachturnhalle sorgte an beiden Tagen die „Queens“-Showtanzgruppe. Zudem überzeugte Moderatorenlegende Ulli Potofski bei der Live-Übertragung mit witzigen Kommentaren und entspannten Interviews. Georg Joosten machte allerdings deutlich, dass eine Übertragung wie diese 2021 nicht ohne Weiteres vom Verein nochmal zu stemmen sei. „Wir haben gezeigt, wie man‘s macht und die Tür zur Welt aufgestoßen: Da ist der Verband jetzt gefragt“, erinnerte er an die Vorbereitung und Energie, die sowas koste.

Moderator Ulli Potofski.

Die Fernsehkameras, die Leinwandbilder und die Schlachtenbummler mit Trommeln waren schon etwas, was die Sportler der Gästeteams durchaus beeindruckte. „Der Rahmen ist sehr aufregend, aber es macht viel Spaß“, versicherte die 20-jährige Jasmin Bosse vom SV Petersberg. Olympiateilnehmer Maik Eckhardt lobte das „sehr gute Niveau in der Nordgruppe“ und „die Leistungen, die die Schützen hier unter diesen Belastungen mit dem Fernsehbild abgeben.“ Lob gab es für den Gastgeber: „Kevelaer schießt eine super Saison.“ Auf einen Meistertipp wollte er sich aber nicht festlegen. „Da kann alles passieren.“

Volle Unterstützung der Zuschauer.

Spannend war zunächst aber gegen den BSV Buer-Bülse angesagt, weil die den Wettkampf um jeden Preis gewinnen musste. Entsprechend hoch war das Niveau des Vergleichs, den die SSG am Ende mit 4:1 für sich entschied. Dabei holte Sergej Richter „seine“ 400 Ringe und ließ sich von den Teamkollegen umarmen.

„Gestern waren wir enttäuscht, heute haben wir einen bockstarken Wettkampf geliefert. Es wurden in einem Bundesliga-Ergebnis zweier Teams zusammen noch nie soviele Ringe geschossen“, zeigte sich der Coach vom BSV Buer-Bülse, Frank Pawelke, trotz der verpassten Final-Qualifikation stolz. „Wir waren die letzten drei Jahre Nordmeister, haben so grob das Niveau geschossen und sind dieses Jahr Fünfter. Die Leistungsdichte wird immer enger.“

Es blieb sogar noch Zeit für Autogramme.

Wie eng das Duell war, zeigte sich an Franka Janshen, die nach einer Acht im Wettkampf mal kurz von der Schießanlage wegging, um sich zu sammeln – um dann noch in ihrer Paarung ein Unentschieden zu schaffen.

Im Stechen hatte sie dann die besseren Nerven. „Das war dann Taktik, schneller abzuschließen als der Gegner, damit er mehr Druck hat. Und dann hat es im Endeffekt auch geklappt.“ Noch dazu hatte sie beim Stechschuss das Gewehr abgesetzt. „Das macht normalerweise kein einziger von den Schützen, aber ich hab mir das auch im Training so angewöhnt.“

Vereinsrekord eingestellt

Für sie steht im Finale fest, welche Ambitionen da bestehen. „Ich müsste da schon lügen. Wir hatten nur drei Wettkämpfe mit einem Teamergebnis unter 1.980 und heute hatten wir auch 1.987.“ Damit hatten die fünf den Vereinsrekord eingestellt. „Also wir sind schon eine sehr starke Mannschaft. Ich glaube, dass wir das auf jeden Fall schaffen werden, das Potenzial dazu haben.“

Bürgermeister Dominik Pichler würde es freuen: „Das haben wir natürlich fest auf dem Schirm, auch wenn man das nicht voraussagen kann. Wir haben eine Bundesligamannschaft, auf die man nochmal anders stolz ist. Zweimal ist besser als einmal.“