Thomas Schagen regiert die Seb

Als der Restvogel fiel, streckte der neue König die Fäuste in die Höhe und schrie seine Freude heraus. Nach dem Verlauf des Schießens hatte Thomas Schagen – Kassierer der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft und mit Unterbrechung seit gut dreizehn Jahren Mitglied – auch allen Grund zum Jubel. Denn der 51-jährige Schlosser holte sich nach dem kürzesten und vielleicht dramatischten Königsschießen, das die Seb wohl jemals gesehen hat, mit dem 282. Schuss die Königswürde.

Langes Preisschießen

Zuvor hatte es lange gedauert, bis die letzten beiden Preise gefallen waren. Für das „Finale“ brauchte es anschließend nur zwölf Schuss. Die hatten es aber in sich, da Schagens Konkurrent Theo Gründjens gleich mit seinem ersten Schuss den Vogel spaltete, später die eine Hälfte fiel und beide das Glück auf ihrer Seite hätten haben können. „Das ist schade, aber nicht schlimm“, resümierte der 59-jährige Gründjens und gratulierte der neuen Majestät danach ebenso herzlich wie alle anderen.

Zu seiner Adjutantin wählte der neue König Uschi Brade, die sich sehr für Schagen freute. „Wir haben so eine tolle Freundschaft, das passt so was von gut“, blickte sie erwartungsfroh auf die gemeinsame Zeit. Und Schagen freute sich gleich doppelt, „weil man einmal in seinem Leben König werden muss“ und weil sein Vater dieses Ereignis noch gut miterleben kann.

Einige Stunden zuvor hatten sich die Vereinsmitglieder auf der Hauptstraße versammelt, um von „ihrer“ Gaststätte, dem „Goldenen Schwan“, aus den Weg durch die belebte Straße Richtung Hegerstraße und dann zur Josef-Schotten-Schützenhalle zu gehen. „Die Baustelle hat für uns ein „besonderes Flair“, ließen sich Präsident Hans-Gerd „Tutti“ Rütten und seine Mannen davon nicht groß irritieren.

Nach dem Abschreiten der Kompanie und des Spielmannszuges der Freiwilligen Feuerwehr zog der gesamte Tross in Richtung der alten Majestät Egon Kirsch und seiner Adjutantin Verena Jahnke. Die sprach später von einem „feucht-fröhlichen Zusammensein“ und gestand, „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ das Jahr zu beenden. „Es war sehr schön, aber ich bin auch froh, dass es vorbei ist.“ Ein Grund war für sie dabei auch maßgeblich: „An die Kleider hatte ich mich gewöhnt, aber jetzt kann ich wieder Hosen und Jeans tragen.“

Abschied für Egon Kirsch

König Egon Kirsch gestand, dass „die Wehmut schon groß“ sei, tröstete sich aber damit, dass er ja noch die Stadtbundkette tragen kann. „Und das Landesbezirksschießen am 1. Juli in Wankum kommt ja noch.“

Am Schießsstand gingen die alten und jungen Seb-Mitglieder dann aktiv zu Werke, während der Musikverein im Saal schmissige Melodien präsentierte und die Mitglieder von „Kevelaer live“ Kaffee und Kuchen ausgaben. „Der eine Verein hilft nun mal dem anderen“, unterstrich deren erste Vorsitzende Andrea Klingel.

Jeder Preisschütze wurde bejubelt – ob nun Karl-Heinz „Ben“ Fischer, Daniel Fischer oder Werner van Well. Und auch der 16-jährige Schülerprinz René Zipser durfte jubeln. „Das fühlt sich echt gut an – super“, strahlte der junge Mann.

Am Ende wurde der neue König proklamiert, dem alten König die Kette abgenommen und der neuen Majestät angelegt. Daneben erhielten Guido Langenhuizen, Jana Neumann, Tobias und Carmen Langenhuizen den Fahnenschwenkerverdienstorden in Bronze. Danach marschierte der gesamte Tross zurück in die Stadt zum „Goldenen Schwan“ und feierte die neue Majestät.