Theaterverein „4c“ zeigte „Eine Stadtverwaltung auf Abwegen“
Dass fröhliches Volkstheater sicherlich vor den Toren einer Stadtverwaltung nicht halt- machen sollte – wer würde dem widersprechen. Dass das mit ein bisschen schriftstellerischem Geschick sogar gezielt unterhalb der Gürtellinie machbar ist, zeigte mit viel darstellerischem Talent der Theaterverein „4c“. Freitag und Samstag zeigten die Amateurschauspieler die Komödie „Eine Stadtverwaltung auf Abwegen“ von Uschi Schilling.
Eindeutig zweideutig
Gewohnt liebevoll und detailreich hatten die Bühnenbauer um Kalle Gesthüsen das Bühnenbild eines Dienstzimmers gestaltet – einschließlich des Blicks auf einen Wasserturm. Ein Neubaugebiet „auf Klinkenberg“ gab es als weiteres lokales Bonbon. Doch angesichts eines tyrannischen Abteilungsleiters (gespielt von Frank Gipperich), trotzig tratschender Sekretärinnen (Marion Schink und Helene Voß), einer naiven Praktikantin (Carmen Röhm), eines verliebten Bürgermeisters (Günter Voß), einer besorgten Bürgerin (Hannelore Ehrlich), eines ängstlichen Pfarrers (Markus Schink) und eines sowieso-und-zu-allem-unfähigen Computerfachmannes (Heinrich Ohlig) beeilte sich der Kevelaerer Beigeordnete Marc Buchholz in der Pause gegenüber dem Kevelaerer Blatt gut gelaunt zu versichern, Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen seien natürlich nicht vorhanden.
Die Angriffe auf die Bereiche unterhalb der Gürtellinie beschränkten sich zunächst auf eindeutige Zweideutigkeiten. Der Pfarrer fürchtete um seine Glocken; die Praktikantin fummelte fleißig auf Augenhöhe am verklemmten Hosenschlitz des Chefs und immer war da jemand zufällig zugegen, der was richtig falsch verstehen konnte. Doch mit einer Duisburger Bordellbesitzerin (Silvia Schweden) kam dann ein richtig scharfer Wind auf – schließlich plante sie eine Filialeröffnung in Kevelaer. Ohne Erpressung war das nicht zu bewerkstelligen und wer sonst als der Abteilungsleiter hätte das Opfer sein können.
Fräuleins vom Amt
Doch die resolute Dienstleisterin aus Duisburg hatte die Rechnung ohne die Fräuleins vom Kevelaerer Amt gemacht: Die stiegen, gut getarnt als freizügige Liebesdienerinnen, ins Bordell ein und klauten mit Hilfe des Computerfachmannes Winzig (der im grünen Loden eine ebenso gute Figur machte wie im kurzen Kleidchen) das Beweismaterial vor Ort. Da blieb bis zum jählings unterbrochenen Höhepunkt kein Klischee unbedient und natürlich auch kein Auge trocken.
Wer dem Kevelaerer Krippenspiel ein Gesicht gibt und köstliche komödiantische Dinner im Gelder Dyck gibt, der darf in Kevelaer auch mal mit Frivolität kokettieren. So könnte man zusammenfassen, was den Theaterverein „4c“ in den vergangenen Jahrzehnten zu einer Institution in der Marienstadt gemacht hat. Bleibt zu hoffen, dass Mut und Spielfreude die Theaterfreunde nicht verlassen und man noch häufiger so unterhaltsame Aufführungen dieser liebenswürdigen „Eigengewächse“ erleben darf. Viel Applaus für eine solide Leistung und eine Menge Lust (am Spiel) auf der Bühne.