Theatergenuss in vollen Zügen

Kervenheim. Rudi ratlos: Wo hat er nur seine Waffe gelassen? Dem Räuber bleibt nur sein flottes Mundwerk, aus dem die Worte stotternd, aber schnell wie bei einem Maschinengewehr kommen. Es geht so einiges schief bei dem Überfall auf das Bord-Bistro des „Champus-Express“, den Rudolf (Uwe Magney) und Kati (Anika Letford) sich so fein zurechtgelegt haben.
Prickelnd
Das Theaterstück „Stress im Champus-Express“ ist ebenso fein gebaut wie die Bühne des Theatervereins Gemütlichkeit im Saale Brouwers in Kervenheim. Außer dem Getränk servieren die Laiendarsteller diverse prickelnde Zutaten in Form von schrulligen Persönlichkeiten. Als da wären: Ein Radrennfahrer auf der Durchreise durch sämtliche Waggons (Heinz Schmitz), ein tuntiger Versicherungsvertreter im rosa Anzug (Markus Scheffer), die Oma (Renate Görtz) und ihr verzogener Enkel (Jonas Werner, dank einer Doppelrolle auch als Polizist im Duett mit Katharina Göbel zu erleben), eine Pathologin (Christa Schmitz) sowie ein Zugpersonal, das den Luxus-Zug mit flotten Sprüchen auf ein bodenständiges Gleis holt. Die Bistrokellnerin Gertrud (Gisela Franzen) lässt sich nichts vormachen, Reinigungskraft Ilse (Cäcilia Horlemann) tritt ebenfalls resolut auf und Zugchefin Gesine Grube-Steckel (Anne Ophey) sowieso nicht. Und der wunderbare Herr Wischnewski nimmt als Schaffner ohnehin alle Fahrgäste mächtig in die Zange – und die Zuschauer gleich mit.
Letztere sind ohnehin heilfroh, dass sie noch einen Sitzplatz ergattert haben, denn die Zugfahrten der beliebten Laiendarsteller aus Kervenheim sind lange ausverkauft. Und Sonderzüge ab Kervenheim gibt‘s in diesem Falle nicht.
Am Drumherum könnte sich die Bahn übrigens mal ein Beispiel nehmen: Der Theatersaal war wie immer liebevoll dekoriert, die Vereinsmitglieder umsorgten die Gäste mit Snacks und Getränken und das Unterhaltungsprogramm war wieder einmal Spitzenklasse. Spielleiterin Michaela Leisten ist es gelungen, trotz einiger Umbesetzungen ein harmonisierendes Ensemble zu formen, das sich schnell in die Rollen ein- und noch schneller Gefallen an den Reaktionen aus dem Publikum fand.
Wohin die Reise schließlich geht, sei an dieser Stelle noch nicht verraten, das wäre den kommenden Fahrgästen gegenüber nicht fair. Nur so viel: Einige überraschende Wendungen und witzige Situationen erwarten die Gäste des Bord-Bistros bis zum Schluss. Den verdienten Applaus zum Ende der Premiere genossen die Mitglieder des Theatervereins Gemütlichkeit jedenfalls in vollen Zügen.
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