Theater- und Musik AG der Gesamt- und Realschule gewohnt erstklassig

Im Jahr 1990 begannen die jährlichen Theateraufführungen der Realschule, der sich seit drei Jahren die Gesamtschule angeschlossen hat. „Yamas – Prost Mahlzeit“, so lautete in diesem Jahr der Titel des Stücks. Durch intensive Bearbeitung in der „Schreibwerkstatt“ von Deutschlehrerin Saskia Reinkens blieb von der ursprünglichen Vorlage, dem Musical „Zwei Tage im Hinterhof“ von Manfred Horn, nicht viel übrig. Schülerinnen und Schüler beider Schulen verarbeiteten in einer Neufassung auch persönliche Erfahrungen zum Thema Ausländerfeindlichkeit, Diskriminierung, Ausgrenzung, Zukunftsängste, Einsamkeit und “traditionellen Fußfesseln”. Gleichzeitig wurde Shakespeares “Romeo und Julia“ aufgegriffen, denn Marie, eine Deutsche (Hannah Janßen), und Costa, ein Grieche (Cornelius Naber), spielten nicht nur die Hauptrollen zweier verliebter Teenager in „Yamas“, sondern in der Handlung auch in Shakespeares Klassiker, der in ihrer Schule aufgeführt wurde.
Unter der musikalischen Leitung von Michael Cuypers und der Regie von Saskia Reinkens setzten sich über 100 Schülerinnen und Schüler in Chor, Tanzensemble, Orchester, als Schauspieler, Lehrer und Helfer mit den zeitkritischen Themen auseinander und brachten dies in eindrucksvoller, mal komischer, mal betroffen machender Weise auf die Bühne des gut besetzten Kevelaerer Konzert- und Bühnenhauses.
Mit dem Song „Schrei nach Liebe“, wird versucht eine Erklärung zu geben, warum Menschen sich rechtsradikalen Gruppen anschließen, „YMCA“ umrahmte die Aufarbeitung von Vorurteilen gegenüber Homosexuellen und mit „Zombie“ wurden die traumatischen Folgen von Gewalt beschrieben.
„Breakfast in Amerika“ beschrieb die Sehnsüchte der Menschen, „Dreamer“ setzte sich mit den Gefahren auseinander, die entstehen, wenn man sich seinen Träumen hingibt und die Realität übersieht und „Eiserner Steg“ sowie „Every breath you take“ zeigte die Erfüllung und das Glück in der Liebe.
Mit dem Lied „Nur Menschen“ wurde das zusammengefasst, was die jungen Mimen in über zwei Stunden bei einer multimedialen Vorführung deutlich machten. Viele Vorurteile und Aggressionen, viel Hass und Fremdenfeindlichkeit, viel Einsamkeit und Nachbarschaftsstreit, viel Mißverständnisse zwischen Menschen kommen durch Unkenntnis über die Situation anderer Menschen zustande. In dem Moment, in dem gesehen wird, dass es anderen ähnlich geht, gibt es oft Möglichkeiten der Verständigung, denn „Mir sin all, all, all, nur Minsche…“.
„Learning to fly“ forderte auf, anderen auf ihren Wegen beizustehen und selbst um Begleitung zu bitten, wenn der eigene Weg zu schwer wird. Und Cluesos „Neuanfang“ zeigte, dass es nie zu spät ist, einen neuen Weg zu gehen und neu anzufangen. Seinen Gefühlen vertrauen und den Mut aufbringen sein Leben notfalls in neue Bahnen zu lenken ist die Straße der Hoffnung für eine bessere Zukunft.
Zum Schluss kommen Marie und Costa zusammen, denn sie überwinden alle Vorurteile und Hindernisse, die ihre Liebe verhindern wollten. Ihnen bleibt das Schicksal von Romeo und Julia erspart und auch alle um sie herum finden in ihrer Individualität durch gegenseitigen Respekt und durch Toleranz ihren Frieden mit sich und ihrer Umgebung.
Der Appell, den alle Beteiligten mit dem Stück verbanden, nämlich jeden Tag für Demokratie und Menschlichkeit einzutreten, kam bei den Zuhörern an, die sich mit Standing Ovations für die erstklassige Darbietung bedankten.