Tanztheater „Die Bühnengestalten“ präsentierte sich im Museum
Das Volksmärchen „Momotaro der Pfirsichjunge“ kenne in Japan jedes Kind. Die Geschichte sei erst viele Jahre nur mündlich tradiert worden, bevor die Erzählung um den Jungen, der aus dem Pfirsich schlüpft, aufgeschrieben wurde.
Tanzpädagogin Marita Billaudelle zeigte mit elf Kindern von sechs bis zwölf Jahren am Sonntag in zwei Vorstellungen eine ganz eigene Version der Geschichte: „Die Kinder hatten so viele Ideen, die wir alle berücksichtigt haben. Freuen Sie sich auf unsere ganz eigene Momotaro-Geschichte!“, begrüßte sie die Besucher.
Mit Sprechtheater und kreativem Tanz erzählten die Kinder, die alle mehrere Rollen übernahmen und oft auch aus dem Publikum heraus sprachen und spielten, wie eine kinderlose Frau (Fine Bousart) beim Waschen am Fluss einen wunderschönen Pfirsich findet, den sie mit ihrem Mann (Justus Lörcks) teilen will. Beim Aufschneiden allerdings finden die beiden darin einen kleinen Jungen (Emil Kruse), den sie als lang ersehnten Sohn annehmen und erziehen.
Dieser Momotaro wurde ein guter, einflussreicher junger Mann (Isabelle Giefer), der seine Eltern sehr liebte und sie gerne reich und glücklich machen wollte. Für diesen Plan macht er sich, von Fasan (Finja Peters), Affe (Emil Kruse) und Hund (Johanna Velmer) begleitet und mit viel süßen Reiskuchen ausgestattet auf zur Insel Onigashima. Dort besiegten die vier Freunde gemeinsam die bösen Oni, die alle Schätze der Dorfbewohner geklaut hatten und die sie nun zurückerobern.
Erst nach einem Jahr und von einer Wahrsagerin (Nora Aben) angekündigt kommt Momotaro mit allen Schätzen zurück in sein Dorf, wo es ein glückliches Wiedersehen mit seinen Eltern gibt. Die Prinzessin (Zoe Gastens) selbst schließlich hält um seine Hand an und alle Dorfbewohner lebten noch lange, glücklich und reich. Als Dank und Gedächtnis für die Tat Momotaros wird ein großes Pfirsichblütenfest gefeiert.
Zum ersten Mal konnte das Tanztheater von Marita Billaudelle auch die Räume des Museums nutzen, wofür großer Dank an Veronika Hebben ging, die nach eigener Aussage sofort von diesem Projekt begeistert war und für weitere Tanztheaterkurse auch sofort die Museumsschule für die Proben zur Verfügung stellte.
Tobias und Nina Velmer, beide selber Theaterpädagogen, waren von der Aufführung begeistert: „Das ist genau so, wie ich Theater mit Kindern sehen möchte: Nah am Kind, lebendig, kreativ, mit wenig, aber sehr ansprechender Ästhetik, mit viel Bewegung und Tanzelementen!“
Auch Zuschauerin Lynn (6) fand an dem Stück „alles toll“. Gemeinsam mit Oma Edith besucht sie öfter Theateraufführungen, nun konnten die beiden ein Stück erleben, dessen Darsteller alle selber aus Kevelaer stammen. „Es war alles wunderbar mit Musik unterlegt, das Publikum wurde toll mit einbezogen und der Pfirsichblütentanz, bei dem die Kinder mit den orangenen Lampions einen Baum im Tanz formten, war wunderschön!“, meinte Edith Bongers-Reul.
Die Idee für dieses Projekt trug Marita Billaudelle schon einige Jahre mit sich herum. Auf einem Hörspiel hatte sie die faszinierende Geschichte um den Pfirsichjungen gehört und mit einigen Kindern im Juli eine Werkschau mit einem ersten Entwurf gemacht. „Die Kinder wollten aber noch mehr, so haben wir das Projekt schließlich groß aufgezogen. Die Projektarbeit mit den Kindern hat echt wahnsinnig viel Spaß gemacht und hat mich selber begeistert!“, erzählt sie.
Die Kostüme und Requisiten hat die Tanzpädagogin und Hobbyhandwerkerin sogar alle selbst gemacht. Ab 18. November beginnen in der Museumsschule Kevelaer bereits zwei weitere Tanztheaterkurse für Kinder von fünf bis sieben Jahren bzw. acht bis zwölf Jahren mit je fünf Einheiten. Bei genügender Teilnehmerzahl werden beide Schnupperkurse zu festen Angeboten (Infos unter www.die-buehnengestalten.com).