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Shakespeare mal ganz anders

Es war eine kleine, aber feine Gesellschaft, die sich in der Wortwerk-Galerie zusammenfand. Gut ein Dutzend Gäste waren der Einladung der Inhaberin Eva Maria Zacharias gefolgt, einem Abend von ganz eigener Kultur beizuwohnen. „Wir wollen gerne hier Sachen, die auch mal anders sein sollen“, fühlte sich die Galeristin der selbstgestellten Grundidee verpflichtet.
„Shakespeare mal etwas anders“, freute sich Zacharias auf die Darbietung der Schauspielerin und Dramaturgin Barbara Engelmann, die schon 2017 mit dem Programm „Der Teufel soll mich holen, wenn ich eine Hexe bin“ in der Galerie gastiert hatte. Shakespeare sei noch heute hochaktuell, unterstrich Zacharias – besonders bei dem einen Thema: „Man nennt es Liebe – Neusprech: Beziehungskiste.“

Deutschland-Premiere in Kevelaer
Engelmanns kongenialer Partner an diesem Abend war der Bocholter Bouquinist Rainer Heeke, der zuletzt beim „Kevelaer special“ zur „Landpartie“ und einem absurden „Nashorn“-Stück zusammen mit Wies Kuyers in der Galerie zu sehen gewesen war.
Der Liebesklassiker „Viel Lärm um nichts“ feiert in der Fassung von Heeke und Engelmann Deutschland-Premiere, da es bisher nur im niederländischen Bredevoort aufgeführt worden ist.
Man werde einem „Experiment“ beiwohnen, das sich in der besonderen Szenencollage nicht mit der Liebesgeschichte der beiden eigentlichen Hauptfiguren der Komödie „Viel Lärm um nichts“, Hero und Claudia, beschäftige.

Darbietung mal anders
Der Akzent liege auf der spannungsgeladenen Beziehung von dessen Begleiter und der kessen Beatrice, der Nichte des Gouverneurs von Messina, bei denen beide nach einem erfolgreichen Feldzug einkehren.
Zur Verwirrung flochten die beiden die erfundene Geschichte eines angeblichen Kollegen ein, „der den Benedikt spielen“ sollte, bereits in Weeze gelandet und von Pisa aus gestartet sei. Immer wieder richtete Heeke den Blick aufs Smartphone, ehe es Engelmann „überrascht“ oblag, beide Rollen selbst zu übernehmen.
Und während Herr Heeke mit mittelalterlichem Gewand als Erzähler der einzelnen Begebenheiten fungierte, durfte Engelmann die beiden Charaktere darstellen, die sich leidenschaftlich mit zickigen Bemerkungen („Ist es sinnvoll, Rechenschaft einem Klumpen Lehm abzugeben ?“) und scheinbarer Abneigung („Sie spricht Dolche“) überziehen, obwohl sie sich eigentlich mögen.
Mit Sensibilität im schauspielerischen Ausdruck und Eleganz stellte sie eine gemeinsame Szene mit Masken während eines Festes nach, wo sich die beiden begegnen – bis Benedikt ein gestelltes Gespräch belauscht, wo es heißt, wie sehr Beatrice leide, da sie ihn eigentlich liebt.
„Sie liebt mich – das muss erwidert werden“, schuf Engelmann mit einer simplen Bank eine intime Zweieratmosphäre, zeigte mit nur wenigen Requisiten wie einem Tuch oder einem Hut die Unterschiedlichkeit von Benedikt und Beatrice, entwickelte in der typischen Shakespeare-Sprache den Weg bis zum gemeinsamen Kuss fort, den sie dem Publikum miz zugewandtem Rücken versinnbildlichte.
„A good play needs no epilogue“ schloss Engelmann nach einer unterhaltsamen Stunde mit einem „hineingeschmuggelten“ Epilog aus Shakespeares „As you like it“. Und der Applaus machte deutlich, dass die Darbietung die Anwesenden mitgenommen und überzeugt hatte.