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Wenn die Wespen im Garten summen…

Bei der Grillparty im Garten, einer Auszeit im Pool oder beim gemütlichen Pflaumenkuchen-Essen sind sie oft ungebetene Gäste: Wespen. Sie sind lästig, machen sich am Essen zu schaffen und schwirren vermeintlich bedrohlich um einen herum. Nimmt das Summen im Garten überhand, gehen viele Betroffene auf die Suche nach einem Nest – irgendwo müssen die kleinen Insekten ja schließlich herkommen. Nicht selten stößt man dabei auf ein kleines Erdloch, aus dem die Wespen herauskommen, oder auf Nester unter dem Dach. Was Willi und Hannemie Elbers aus Winnekendonk in ihrem Garten entdeckt haben, scheint jedoch weitaus spannender. In ihrem Garten haben die Wespen ein ganzes Vogelhäuschen eingenommen, von dem inzwischen nicht mehr viel zu erkennen ist.

Vor fast zwei Monaten entdeckte das Ehepaar Elbers das Spektakel in ihrem Garten. Kleine Wespennester hätte er in der Vergangenheit schon mal in einem seiner Vogelhäuser gefunden, sagt Willi Elbers. Dass die Wespen nun aber eines der Häuschen ganz „umbauen“, sei etwas völlig Neues. „Ich halte das für phänomenal, was die da machen“, sagt er, während wir unmittelbar neben dem Nest stehen. Während viele Menschen bei Anwesenheit nur einer Wespe die Flucht ergreifen, ist es bei Familie Elbers im Garten tatsächlich möglich, sich direkt unter das Nest – und damit unter Hunderte der Tiere – zu stellen.

„Wenn sie friedlich sind, lassen wir sie erstmal hängen“, sei der Gedanke gewesen. Und glücklicherweise konnte ein Experte in Sachen Insekten, Peter Windolf aus Winnekendonk, Entwarnung geben. Die Wespenart sei nicht aggressiv. Dies kann das Ehepaar Elbers bestätigen. Die Insekten lassen sie in Ruhe. Und – was dem Ehepaar besonders wichtig ist – die Tiere fallen nicht über den nebenstehenden Apfelbaum her. Keine Frucht war bisher angefressen, nicht einmal das Fallobst. Doch was mache ich, wenn die Tiere in meinem Garten nicht so friedlich sind?

Am Nest ist immer Betrieb. Foto: eg

Die bei uns verbreiteten aggressiven Wespenarten sind die Gemeine Wespe (nistet im Erdboden) und die Deutsche Wespe (ist oft unter dem Dach zu finden), erklärt Theo Mohn vom NABU Kevelaer. „Die Bekämpfung von Deutscher und Gemeiner Wespe bedarf keiner Genehmigung durch die Untere Naturschutzbehörde (UNB). Von einer Entfernung in Eigenregie wird abgeraten, insbesondere der Einsatz von Giften sollte Fachleuten überlassen werden“, rät dazu Dr. Claudia Gronewald, Pressesprecherin des Kreises Kleve. Nester von Deutscher und Gemeiner Wespe werden von Schädlingsbekämpfern und auch von einigen Imkern beseitigt oder umgesiedelt. Aber: „Wer ein Wespennest hat, sollte – bevor ein Schädlingsbekämpfer gerufen wird – prüfen, ob nicht durch einfache Mittel wie Fenstergitter oder ‚Ablenkfütterungen‘ mit überreifem Obst Abhilfe geschaffen werden kann.“ Auch Theo Mohn rät dazu, sich mit der Beseitigung zurückzuhalten. „Wenn man das Nest nicht erschüttert und gefährdet, greifen die Wespen nicht an“, erklärt der Kevelaerer. „Ruhe bewahren und Abstand halten“ sei da die Devise. Die einzige gefahrlose Beseitigung ohne einen Experten sei die Abdichtung einer Dachritze, wenn sich dahinter ein Nest befindet. Dies sollte man abends machen, da sich dann die meisten Tiere in ihrem „Zuhause“ aufhalten.

Nicht alle sind gleich

Grundsätzlich empfiehlt es sich, einen Experten zu Rate zu ziehen, denn es gibt auch Wespenarten, wie beim Ehepaar Elbers, die den Kontakt mit dem Menschen meiden und in der Regel keinen Störfaktor bilden – unter anderem die Sächsische Wespe, die Mittlere Wespe oder die Gallische Feldwespe. „ Ihre Nester sind häufig als kugelige Gebilde auf Dachböden und frei hängend in Sträuchern oder unter Vordächern zu finden, eine Bekämpfung ist in der Regel nicht notwendig“, erklärt Claudia Gronewald.

Wenn man eine Ansiedlung jeglicher Wespenarten dennoch vermeiden möchte, empfiehlt Theo Mohn, sämtliche Ritzen unter dem Dach abzudichten. Die Erdnester ließen sich allerdings nicht vermeiden, da den Wespen schon ein kleines Mauseloch genügt, um von dort in den Erdboden zu gelangen.

Im Internet raten Laien immer wieder dazu, die Feuerwehr wegen der Beseitigung eines Wespennestes zu beauftragen. Aber ist das wirklich die Aufgabe der Menschen, die eigentlich Leben retten sollen? Gronewald klärt auf: „Nach Kenntnis der Unteren Naturschutzbehörde beseitigen die Feuerwehren Wespennester nur, wenn eine konkrete Gefahr vorliegt – zum Beispiel Nester in einem Krankenhaus, Kindergarten, Altenheim.“

Hände weg von Hornissen

Richtig teuer werden kann es sogar, wenn man sich an einem Hornissennest zu schaffen macht. Diese größte heimische soziale Wespenart kann bis zu drei (die Königin 3,5) Zentimeter groß werden, erklärt Gronewald. „Hornissen sind eher scheue Tiere, die große Mengen anderer Insekten wie Wespen und Mücken vertilgen und somit nützlich sind. Aggressiv werden sie nur, wenn man ihr Nest erschüttert oder zerstört.“ Hat man ein Nest dieser Tiere in Nähe des Hauses kann es durchaus bedrohlich wirken, wenn die Hornissen in großer Zahl im Garten umherfliegen. In Eigenregie sollte man hier allerdings nicht handeln. „Hornissen sind nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) und dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) besonders geschützt. Die Tiere dürfen nicht gefangen oder getötet und ihre Nester nicht beschädigt oder zerstört werden. Ausnahmen bedürfen der vorherigen Genehmigung durch die Untere Naturschutzbehörde (UNB). Zuwiderhandlungen können mit einem Bußgeld bis zu 50.000 Euro geahndet werden“, klärt Gronewald auf.

Wer ein Hornissennest hat, das an einer kritischen Stelle gebaut wurde, kann sich an die Untere Naturschutzbehörde (Herr Wallmeyer, Tel. 02821/85-166) wenden. Die Fachleute der Behörde beraten dann vor Ort und prüfen, ob ein Volk umgesiedelt werden kann. Nur in ganz seltenen Fällen, bei denen eine Umsiedlung nicht möglich ist, werde eine Ausnahmegenehmigung zur Beseitigung erteilt, sagt Gronewald.

Wer die Geduld aufbringen kann, sich den Garten bis in den Herbst hinein mit den Wespen zu teilen, hat den Tieren damit etwas Gutes getan und ist das „Problem“ bald von ganz allein los. Denn  die Nester der heimischen sozialen Wespen, Hornissen und auch der Hummeln sind immer einjährig, erklärt Gronewald. „Die alte Königin und ihre Arbeiterinnen sterben im Herbst. Die verlassenen Nester können dann gefahrlos beseitigt werden. Im folgenden Jahr werden diese nicht mehr bezogen.“ Wer doch einmal versehentlich ein Wespenvolk erheblich gefährdet, dem rät Theo Mohn: „Beine in die Hand nehmen und Reiß aus nehmen.“