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Die Wallfahrtsstadt begrüßtStefan Dördelmann mit einem stimmungsvollen Fest

Neuer Wallfahrtsrektor

Offiziell begann die Einführung des neuen Wallfahrtrektors Stefan Dördelmann am Hagelkreuz. Dort wurden auch die neuen Pfarrer Sebastian Frye und Paul Hagemann begrüßt.

Domkapitular Gregor Kauling wechselt ins münsterländische Telgte. Foto: Bischöfliche Pressestelle / Christian Breuer
Der scheidender Wallfahrtsrektor über seine Arbeit: „Vieles hat sehr viel Kraft gekostet“

Kauling blickt auf seine Zeit in Kevelaer zurück

Abschied aus St. Marien Kevelaer ist für Anfang Januar 2024 geplant

Wallfahrtsrektor Kauling wechselt nach Telgte

Leben ohne Grenzen

Einen Nachruf auf Richard Schulte Staade schrieb Domkapitular Gregor Kauling,
Pfarrer und Wallfahrtsrektor St. Marien Kevelaer:

Unser langjähriger Pastor und Wallfahrtsrektor Prälat Richard Schulte Staade ist am 13. Januar im Frieden Christi verstorben. Domkapitular em. Schulte Staade wurde am 25. Januar 1932 in Essen-Werden geboren, dort, wo der Hl. Liudger, der Gründer unseres Bistums Münster, seine letzte Ruhestätte fand, empfing er am 27. Januar 1932 die Taufe.

Aufgewachsen ist er in Lüdinghausen und erlernte dort das Handwerk des Landwirts auf dem elterlichen Hof. Aktivitäten in der kirchlichen Jugendarbeit und positive Erfahrungen mit der Benediktiner-Abtei Gerleve führten dazu, dass er sich entschied, Priester zu werden. Nach seinem Studium der Philosophie und Theologie in Münster und München folgte eine Zeit als Diakon in London und Birmingham. Schließlich wurde Richard Schulte Staade am 21. Juni 1963 in Münster zum Priester geweiht.

Stationen seiner Tätigkeit als Kaplan waren Bocholt, Coesfeld und Wesel. Anschließend war er als Domvikar am Dom in Münster, in der Jugend- und Studentenseelsorge tätig.

Im Jahre 1974 wurde er zum leitenden Pfarrer und Wallfahrtsrektor an der Marienbasilika in Kevelaer ernannt. 32 segensreiche Jahre sollten folgen. Mit einer immensen Leidenschaft und Liebe für seine Aufgabe hat er sich dafür eingesetzt, Menschen zum Gnadenbild der Trösterin der Betrübten zu führen. In ihm vereinte sich ein offenes Herz für die Sorgen und Nöte des Menschen von heute, mit einem wachen Verstand.

Sein Durchsetzungswille öffnete den Ort Kevelaer für die Begegnung mit Menschen aus den unterschiedlichen Regionen Deutschlands und des benachbarten Auslands. Seine enorme menschliche Weite und die Liebe zum Leben haben seine Gastfreundschaft beflügelt.
Alle, die Richard Schulte Staade kennenlernen durften, spürten bereits in den ersten Augenblicken des Kontaktes sein ehrliches Interesse am Gegenüber. Viele junge Menschen konnten durch ihn eine intensive geistliche Begleitung erfahren. Manche von ihnen führte dieser Weg ins Priesteramt. Er war ein begeisterter Priester, mit einer tiefen Frömmigkeit, gepaart mit einem starken Verstand und einer gesunden Theologie.

Die Besuche des Hl. Papstes Johannes Paul II. und der Hl. Mutter Teresa in Kevelaer im Jahre 1987 wären ohne Prälat Richard Schulte Staade nie denkbar gewesen. Sein Ideenreichtum hat der Stadt Kevelaer und der Wallfahrt wesentliche Impulse geschenkt, die bis heute nachhaltig präsent sind. Prälat Schulte Staade zeichnete eine gewisse Schläue, gepaart mit einer münsterländischen Sturheit und einem verschmitzten Humor aus.

Er war ein Mensch mit Ecken und Kanten, der es nicht jedem recht gemacht hat, eben ein echtes Original. In allem ging es Richard Schulte Staade immer um den Menschen und seinen Weg zu Gott. In einem Ort, wie Kevelaer, in dem viele alte Traditionen und Ansprüche auf der Tagesordnung stehen, ist es ihm gelungen, den Spagat zwischen Bewahren und Erneuern zu leben. Die Akquise von wertiger Kunst aus unterschiedlicher Zeit ist ein beredtes Zeugnis dafür. Was von ihm und seiner Zeit bleiben wird, ist die sichere Gewissheit, dass die bedrückten und belasteten Menschen dieser Zeit eine Heimat haben bei Maria, die die Not des Menschen kennt.

Eines seiner letzten Worte war, dass wir gerufen sind, die Jugend zur Muttergottes zu führen und dass „Unsichtbare sichtbar zu machen“. In diesem Auftrag stehen wir täglich in der Wallfahrtsseelsorge, eine dankbare Aufgabe. Dass der Geburtstag von Pastor Richard Schulte Staade nun auch der Beerdigungstag ist, spricht vom Leben ohne Grenzen.
Consolatrix afflictorum – ora pro nobis!

 

Kevelaer trauert um Richard Schulte Staade

Die Wallfahrtsstadt trauert um Richard Schulte Staade. Der langjährige Rektor der Wallfahrt verstarb kurz vor seinem 88 Geburtstag. Er ist „in das Haus des Vaters heimgegangen“, teilte Domkapitular Gregor Kauling mit.

Richard Schulte Staade hatte eine eher untypische Vorbereitung auf den Priesterberuf hinter sich. Auf dem elterlichen Bauernhof in Lüdinghausen aufgewachsen (geboren am 25. Januar 1932), war seine bäuerliche Laufbahn eigentlich vorgezeichnet. Doch der junge Landwirt sattelte um, machte sein Abitur und begann 1957 mit dem Studium der Theologie und Kunstgeschichte. 1963 empfing er die Priesterweihe.
Kurze Zeit Kaplan
Nach kurzer Zeit als Kaplan wurde Richard Schulte Staade Bezirksvikar für das Bischöfliche Kommissariat Niederrhein in Wesel und wechselte 1971 als Domvikar ins Generalvikariat Münster, wo er sich besonders um die Erwachsenen- und Familienseelsorge kümmerte.

Darauf war der ehemalige Wallfahrtsrektor besonders stolz: Der Besuch von Papst Johannes Paul II 1987 in Kevelaer.
Foto: KB-Archiv

Im Herbst 1974 berief Bischof Heinrich Tenhumberg Schulte Staade zum Nachfolger von Johannes Oomen als Wallfahrtsrektor. Der Übergang musste zügig erfolgen, denn Oomens Gesundheit verschlechterte sich von Tag zu Tag. Im November 1974 gab der Nachfolger von Heinrich Maria Janssen seine Ämter in Kevelaer auf. Als „Feuerwehrmann“ sprang Schulte Staade ein und regelte laufende Aufgaben, bis er Ende Januar 1975 als Pfarrer von St. Marien und Rektor der Kirchen am Kapellenplatz offiziell eingeführt wurde. Er sollte es 31 Jahre lang bleiben.

Richard Schulte Staade wiederbelebte den Katholischen Kaufmännischen Verein (KKV), gründete mit Dr. German Rovira den Internationalen Mariologischen Arbeitskreis (IMAK), erweiterte das Angebot um neue Formen der Wallfahrt (die der Motorradfahrer), gestaltete den Papstbesuch zu einem Jahrhundertereignis, das Kevelaer den größten Besucherstrom aller Zeiten bescherte, bereicherte das Kapellen-Ensemble um die orthodoxe St.-Johannes-Kapelle und baute damit die Verbindungen zur Ostkirche aus.

Nach seiner Verabschiedung als Wallfahrtsrektor im Jahre 2006 wohnte er in Wesel im Haus seiner Cousine und konnte sich endlich ausgiebig seinem Hobby, dem Gärtnern, widmen. Er machte aus dem Garten einen reinen Blumengarten mit 400 verschiedenen Sträuchern und Blumensorten. Eine Auszeichnung gab es dafür zwar nicht. Davon hatte er allerdings zuvor schon reichliche erhalten: Für seine Verdienste erhielt der Verstorbene zahlreiche Ehrentitel.

1982 wurde er Ehrendomkapitular in Münster, 1992 Ehrendomkapitular an der Kathedralkirche in Luxemburg und im selben Jahr päpstlicher Ehrenprälat. Zudem war er Ehrendomherr in den Bistümern Roermond (Niederlande) und Presov (Slowakei). Die Stadt Kevelaer ernannte Schulte Staade 2002 zum Ehrenbürger.

Hinzu kamen zahlreiche Ehrenmitgliedschaften, auch in Kevelaerer Organisationen. Seine letzte Auszeichnung erhielt Schulte Staade erst vor wenigen Wochen. Auf ihrem Königsgalaball kürten ihn die Sebastianus-Schützen zum Ehrenpräses, eine Auszeichnung, die die Schützenvereinigung seit ihrer Gründung 1635 bislang noch nicht vergeben hatte. Trotz gesundheitlicher Beeinträchtigung hatte es sich der ehemalige Wallfahrtsrektor damals nicht nehmen lassen, an dem Königsgalaball teilzunehmen. Schließlich war er vor rund anderthalb Jahren nach Kevelaer zurückgekehrt und verbrachte seinen Lebensabend im Deutschordens-Wohnstift St. Marien. Dem KB vertraute er damals an: „Kevelaer ist meine Heimat geworden und ich bin wieder zu Hause.“

Abschied nehmen

Ab Donnerstag, 16. Januar: liegt jeweils von 9 bis 18 Uhr ein Kondolenzbuch in der Basilika aus.

Freitag, 17. Januar: 18.30 Uhr Gedenkamt mit Weihbischof Lohmann in der Basilika.

Samstag, 18. Januar: 9 bis 15 Uhr Gelegenheit zur Verabschiedung am offenen Sarg in der Friedhofskapelle, Römerstraße.

Freitag, 24. Januar: 9 bis 19 Uhr Gelegenheit zur Verabschiedung am geschlossenen Sarg in der Basilika; 19.30 Uhr Gebet für den Verstorbenen in der Basilika.

Samstag, 25. Januar: 11 Uhr Pontifikalrequiem in der Basilika. Anschließend erfolgt die Segensfeier in der Basilika und die Prozession mit dem Verstorbenen zum Friedhof an der Römerstraße. Dort findet die Beisetzung statt.

https://www.kevelaerer-blatt.de/richard-schulte-staade/

Das letzte KB-Interview führes Doris de Boer im Oktober 2018
https://www.kevelaerer-blatt.de/13

Pastor zieht Bilanz nach einem Jahr

Gut ein Jahr ist es her, dass der neue Wallfahrtsdirektor von Kevelaer und Pastor von St. Marien seinen Dienst antrat. Dr. Gerhard Hartmann nahm dies zum Anlass, um Gregor Kauling in die Kevelaerer Glaubensgespräche einzuladen und ihm viele interessante Fragen zu stellen.

Rund 20 Personen waren gekommen. Sie beteiligten sich rege an der Diskussion und erlebten einen spannenden Abend, in dem der Hüter des Gnadenbildes Einiges über sein Leben preisgab.

Die Teilnehmer erfuhren etwa, dass sich Pastor Kauling auch als die Stelle vakant war, nie hatte vorstellen können, hier zu landen. Als er durch Weihbischof Wilfried Theising nach der Firmung in Dinslaken (am 27. Juni 2017) erfuhr, dass er für das Amt des Wallfahrtsrektors angedacht war, musste er erst mal Luft holen und allein in eine Kirche gehen: „Ich war bewegt, berührt, tausend Sachen gingen mir durch den Kopf. Ich dachte an meine Gemeinde, die erst einen langwierigen Fusionsprozess hinter sich hatte. Hier war ich nach neun Jahren endlich angekommen. Nun sollte ich alles zurücklassen?“ Als nach zwei Tagen ein Anruf des Bischofs kam, erbat er erst noch 24 Stunden Bedenkzeit, bevor er am nächsten Tag dann sein volles „Ja“ sprechen konnte.

Zu Fuß durch Kevelaer

So kam der gebürtige Westfale aus Haltern am See schließlich nach Kevelaer. Da er vor seinem Theologiestudium auch in Aachen Stadtplanung studierte, begann er auch in Kevelaer, sich die Pfarrei zu Fuß zu erlaufen, um alle räumlich-baulichen Zusammenhänge zu erfassen.

Auch wenn er zunächst nicht Priester sondern Stadtplaner werden wollte, erfuhr Kauling durch sein Elternhaus ein tiefe katholische Sozialisierung. Er wirkte früh als Messdiener, später auch als Gruppen- und Ortsbüchereileiter. „Religiöses Leben war für unsere Familie immer ganz selbstverständlich“, fügt der Pastor an.

Eine eucharistische Prägung und Intensivierung seines Glaubensleben fand er in der Gemeinschaft Foyers de Charité, die von der französischen Mystikerin Marthe Robin geleitet wurde, durch Wallfahrten nach Medjugorje sowie durch die Gemeinschaft Emmanuel.
Nach den fünf Jahren Stadtplaner-Studium entschied er sich mit 28 Jahren noch zu einem Theologiestudium in Münster. Nach seiner Weihe am 23. Mai 1999 war Kauling für ein Jahr in Altötting.

Dort konnte er intensive Erfahrungen mit einem Marienwallfahrtsort machen und Studierende aus neun verschiedenen europäischen Ländern begleiten. Auch beim Sakrament der Beichte saß er zum ersten Mal auf der anderen Seite des Gitters: „Ich, als Mensch, darf im Beichtstuhl für Gott sprechen. Das war erst mal eine ganz neue Erfahrung. Aber für junge Priester ist diese Erfahrung sehr wichtig und es ist gut, dass in Altötting wie auch in Kevelaer dieses Sakrament noch angenommen wird.“

Später wirkte er als Kaplan, Pfarrer und schließlich Dechant in Ahaus, Warendorf und Dinslaken, bevor 2017 der Wechsel nach Kevelaer anstand. Noch Ende 2017 wurde Kauling zudem Dechant von Goch, 2018 nichtresidierender Domkapitular und gehört somit zum Kreis der zukünftigen Bischofswähler.

Dass der Pastor in der ruhigeren Winterzeit hier beginnen konnte, sieht er als Glück. So konnte Kauling sich erst mit dem Priesterhaus und der Pfarrei vertraut machen, bevor am 1. Mai die neue Pilgerzeit eröffnet wurde. Ganz so ruhig war es nicht, denn am 16. Dezember stand sofort der Besuch des Bundespräsidenten an. Er wurde von dem frisch ernannten Wallfahrtsdirektor aber als sehr beglückend erlebt wurde.

Die hohe Messdienerzahl und die Kirchenmusik an St. Marien seien, so kann er nach einem Jahr sagen, etwas ganz Besonderes: „Kevelaer ist in der Hinsicht wie eine heilige Insel. Die feierliche Liturgie und Kirchenmusik haben in der ganzen Region eine große Vorbildfunktion und strahlen aus.“

Als Höhepunkte des Wallfahrtsjahres nannte Kauling den Besuch von Kardinal Ernest Simoni und von Bischof William Kyrillos, sowie die Begegnung mit Bernadette Soubirous und der Botschaft von Lourdes: „Welcher Ort kann jährlich mehrere 100.000 Menschen von außen begegnen? Wir haben in Kevelaer eine Riesenchance, die wir nutzen müssen“. Manchmal müsse man gewohnte Wege oder Kirchenräume auch verlassen, um die Menschen zu erreichen.

Als Beispiel nannte er eine Lichterprozession, die nur spärlich besucht war, während die Eisdiele direkt am Kapellenplatz voll war. Über Mikrofon habe er einfach auch die Eisdielenbesucher angesprochen und mitgesegnet. Kurz darauf habe er einen Brief von einem dieser Eisesser bekommen, der ihm ausdrücklich dankte für diese Form der unmittelbaren Kontaktaufnahme.

Jeder Ort hat ein eigenes Charisma

„Wir müssen mit den Menschen sein, ihnen zuhören, sie wahrnehmen, Vertrauen aufbauen. Man muss nicht immer gleich missionieren, sondern wir müssen die Menschen empfangen, wie sie sind, und abholen, wo sie stehen“, gab der Dechant zu bedenken. „Jeder Ort hat ein eigenes Charisma. Ich wurde vom Bischof nach Kevelaer geschickt, um Kevelaer zu dienen. Kevelaer ist europadimensioniert und hat einen internationalen Charakter. Ich bin hier mit Leib und Seele Pastor“.

Gregor Kauling erzählte von dem Treffen internationaler Wallfahrtsorte mit dem Papst vor wenigen Wochen. „Eure Heiligtümer sind das Immunsystem der Kirche“, gab der Papst den Verantwortlichen mit. „Sie schützen und sie schenken Widerstandskraft. Unsere Aufgabe in Kevelaer ist das Sichöffnen, Berührenlassen, Empfangen und Weitergeben“, so fügte Pastor Kauling den Papstworten noch an.

Die rege Diskussion ging noch über das Zölibat, über das Charisma von Laien und es kam auch zur Sprache, dass einige Ordensgemeinschaften oft nur kurz in Kevelaer waren. „Wichtig ist, dass der Pfarrer lange bleibt“, meinte ein Teilnehmer und bekam sofort den vollen Zuspruch der Versammlung.