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Kräutergarten eingeweiht

Am späten Nachmittag des Jubiläumtages (1. Juni) wurde der Kräuterhochgarten an der St. Antoniuskirche unter musikalischer Begleitung durch Kirchenmusiker Christian Franken offiziell eingeweiht. Simone Schönell, die Vorsitzende des Pfarreirates St. Antonius erzählte, wie es zu der Idee des Kräutergartens als Beitrag zum 375-jährigen Wallfahrtsjubiläum der Stadt gekommen war. Aus allen fünf Gemeinden der Pfarrei St. Antonius und aus der Nachbarpfarrei St. Marien waren Vertreter gekommen, die einen Topf voller Erde aus ihren Gemeinden mitbrachten und in das Hochbeet legten.  „Dieser Kräutergarten soll ein Ort der Begegnung, des Innehaltens, der Fülle werden und im Lauf der Zeit weiter wachsen“, sagte Pastor Andreas Poorten. „Er soll ein Zentrum des gemeinsamen Wachstums des Glaubens, auch in unserer Stadt werden“. Ausdrücklich lud er dazu ein, die Kräuter nicht nur mit den Augen und der Nase, sondern auch mit dem Mund zu bestaunen: „Anfassen und Probieren sind ausdrücklich erlaubt.“

Neues, Unerklärliches und Amüsantes

Zum Wallfahrtsjubiläum gehört auch ein historischer Rückblick. Schließlich haben 375 Jahre Wallfahrtsgeschichte etwas zu bieten. So gab‘s zum Jubiläum auch einen „Historienabend“. Er wurde eröffnet mit den zwei Menschen, die den Ort Kevelaer erst zu dem gemacht haben, was er heute ist. Nämlich zum Marien-Wallfahrtsort Kevelaer.
Hendrik Busmann und Mechel Schrouse betraten in historischen Gewändern die Bühne im Petrus Canisius Haus und begrüßten die etwa 200 Besucher. Diese freuten sich auf Neues, Historisches, Unerklärliches und Amüsantes rund um die Wallfahrt. Kommen Hendrik Busmann und seine Mechel Woche für Woche als Zeitreisende im Kevelaerer Blatt zu Wort, durften sie an diesem Abend als aufmerksame Zuhörer den umfangreichen Beiträgen lauschen.
Durch den Abend führten Veronika Marliani-Eyll, Peter van Ballegooy und Gottfried Mülders. Abwechselnd begrüßten sie die Mitwirkenden des Abends. Darunter gehörte Wilfried Schotten, der aus einem umfangreichen Fundus an Fotos, die Aufgabe besaß, elf passende Aufnahmen für diesen Abend zu suchen. Gerne hätte man davon mehr gesehen.
Die passenden Informationen zum Wallfahrtsgeschehen lieferte Renate Wynands-Brocks. Sie berichtete von den Anfängen der Wallfahrt und von der äußerst schwierigen Versorgungslage um 1780. Diese änderte sich im Laufe der Zeit. Immer mehr Pilger besuchten das Bild der Trösterin der Betrübten. Ab 1863 konnte per Bahn zum Marienwallfahrtsort gereist werden. Somit wurde auch der Bahnhof Kevelaer, der zeitweise über 16 Gleise verfügte, zu einem wichtigen Bestandteil der Wallfahrt. „Von da an blieben die Pilger mehrere Tage“, sagte Wy­nands-Brocks, die als Stadtführerin spezielle Führungen zu den Anfängen der Kevelaerer Wallfahrtsgeschichte anbietet. „Es wurde jedes Bett, auch in Privatquartieren, an Pilger vermietet.“
Über Körper-Wunderheilungen berichteten die Pädagogen Wilhelm van Aaken und Heinz van de Linde. Sie lasen aus ihrem Buch, „Ich bin geheilt“ vor, worin von über 217 Fällen berichtet wird. Bewegende Worte zur Erhaltung des Wallfahrtortes fand Delia Evers, ehemalige Herausgeberin des Kevelaerer Blattes. Ihr verstorbener Mann, Martin Willing, (ebenfalls Herausgeber des KB), entwickelte 1998 die Idee, die Gottesmutter zur Stadtpatronin zu ernennen. Die Laienbewegung „Maria 2000“ wurde geboren.
Seither geloben Bürger der Stadt an jedem 31. Mai den Gnadenort zu schützen und zu ehren. „An Mechel hat Kevelaer allerdings noch einiges gut zu machen“, erklärte Delia Evers mit einem Augenzwinkern. Zur fortgeschrittener Stunde gesellten sich der ehemalige Wallfahrtsrektor Richard Schulte-Staade, der amüsant über seine Zeit als solches plauderte, der künftige Bischof Rolf Lohmann, der Pilgern als ein göttliches Geschenk sieht, und Dr. Dominik Pichler auf die Bühne. Der Bürgermeister sieht sich zwar nur theologisch angehaucht. Dennoch ist er froh über die enge Verzahnung mit der Stadt ist.
Auch nach der offiziellen Veranstaltung wurde noch bis weit nach Mitternacht über 375 Jahre Wallfahrt in Kevelaer geplaudert und philosophiert.

Niederländischer Weihbischof de Jong predigt über den Heiligen Geist

Die Verbindung zu Roermond, sagte Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann zu Beginn des Gottesdienstes in der Basilika am Pfingstmontag, sei für Kevelaer sehr wichtig. Immerhin sei die Stadt einst Teil des Bistums Roermond gewesen, ohne die Synode von Venlos würde es heute wohl keine Wallfahrt geben. „Die Bande sind tief und fest“, betonte Lohmann und begrüßte entsprechend herzlich den Roermonder Weihbischof Everardus de Jong.
Der ging in seiner Predigt insbesondere auf das Wirken des Heiligen Geistes ein. Teil sehr launig, teils sehr persönlich lud er die Gläubigen dazu ein, aktiv um den Heiligen Geist zu bitten. „Der Vater wird den Heiligen Geist denjenigen geben, die danach fragen“, erklärte der Weihbischof. Dabei könne der Geist bei jedem Menschen anders wirken. „Er gibt Mut, wo jemand ängstlich ist. Trost, wo jemand traurig ist. Bescheidenheit, wo jemand stolz ist. Jede Tugend kommt vom Heiligen Geist“, sagte de Jong.
Der Heilige Geist werde aber auch gebraucht, damit er Menschen hilft, „sich für die Realität des Glaubens zu öffnen.“ Es sei die Aufgabe eines jeden Christen, andere mit dem Glauben anzustecken, also missionarisch tätig zu sein. Jedoch „nicht mit Gewalt, sondern mit Sehnsucht und mit Gebet“, wie de Jong betonte.
Nicht nur Priester, Diakone und Ordensleute hätten diese Aufgabe, „auch Laien haben die Berufung, Christus in die Welt zu bringen und andere für ihn zu begeistern.“ Die beste Möglichkeit sei, selbst als gutes Vorbild zu dienen. „Jeder von Euch kennt Leute, die den Glauben nicht als Bereicherung verstehen. Wir können zeigen, wie der Glaube uns stärkt und bereichert.“ Der Heilige Geist komme sanftmütig und könne den Menschen helfen, immer wieder aufzustehen und auch nach schweren Zeiten wieder Freude zu erleben.
Nach dem Gottesdienst zog der Weihbischof gemeinsam mit Pastor Lohmann zum Kapellenplatz, um vor dem Bild der Muttergottes zu beten. Nach der Marientracht ist das Bild nun wieder in der Gnadenkapelle zugänglich. In Kevelaer wird derzeit die Festwoche zum 375-jährigen Wallfahrtsjubiläum gefeiert. Einer der weiteren Höhepunkt wird die Uraufführung des Mysterienspiels „Mensch! Maria“ am Samstag und Sonntag, 10. und 11. Juni, jeweils ab 20 Uhr auf dem Kapellenplatz.

375 Jahre Verbundenheit zwischen Kevelaer und Luxemburg

“Ohne Luxemburg ist Kevelaer nicht zu denken”, sagt der Rektor der Wallfahrt in Kevelaer, Domkapitular Rolf Lohmann. Seit 1642 wird eine Ikone der Luxemburger Stadt- und Landespatronin im niederrheinischen Kevelaer verehrt. Der 375. Jahrestag der Einsetzung des Kevelaerer Gnadenbildes symbolisiert somit ein gutes Stück marianische Vernetzung zwischen der Europastadt Luxemburg und dem “Europa des Glaubens” Kevelaer.
Bereits 1895 zeichnet Michel Engels die ‘Trösterin der Betrübten’ vor die Skyline der Städte Luxemburg und Kevelaer. 1920 würdigt der Ehrendomherr der Kathedrale Michael Faltz die “innigen Bande des Tochterbildes mit dem Mutterbilde”. In seiner Dissertation über die Kevelaerer Wallfahrtsgesänge aus dem 17. und 18. Jahrhundert hat Rainer Killich 1992 der “engen Freundschaft zwischen Kevelaer und Luxemburg” ein Kapitel gewidmet. Nicolas Wirtz spricht anlässlich des 350. Jubiläums der Kevelaer-Wallfahrt von der “marianischen Verwandtschaft” zwischen Luxemburg und Kevelaer.
Erst das Aufkommen der Eisenbahn erleichtert den gegenseitigen “Wallfahrtsverkehr”. Nicht umsonst befindet sich wohl gerade im Luxemburger Bahnhofsviertel ein Fassaden-Relief mit der Darstellung der “N(otre)-D(ame) de Kevelaer”.
Der erste gewichtige Austausch zwischen Kevelaer und Luxemburg geschah anlässlich des 200. Jubiläums der Erwählung der Consolatrix Afflictorum zur Stadtpatronin Luxemburgs. Am 21. April 1866 schrieb der Kevelaerer Rektor Joseph an Ackeren an den apostolischen Vikar und späteren (ersten) Bischof von Luxemburg Nikolaus Adames “einen längeren  Brief”, wo die Intention bekundet wird, eine Delegation aus dem niederrheinischen Wallfahrtsort nach Luxemburg zu schicken und “als geringes Zeichen der Verehrung und Teilnahme eine in Silber gravierte Kopie des Tochterbildes der Mutter zu Füßen zu legen”. Der preußisch-österreichische Krieg hinderte jedoch die Kevelaerer daran, den Jubiläumsfeierlichkeiten beizuwohnen. Somit musste das 16 x 12 cm große Weihegeschenk mit der Post versandt werden. Noch heute ziert diese Silberplatte mit dem Gnadenbild von Kevelaer alljährlich den Votivaltar während der “Muttergottesoktav”, nicht zu Füßen der Mater Filiae, sondern hoch über dem Gnadenbild hängend.
“Kevelaria Luxemburgo”
Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben: 300 Pilger aus Kevelaer reisen im Kontext der Trierer Heilig-Rock-Wallfahrt des Jahres 1891 – die öffentliche Zeigung der Tuchreliquie von 1891 ist übrigens vom damaligen Luxemburger Bischof Jean J. Koppes initiiert worden – ins benachbarte Luxemburg zur “Mutter der Tochter”. “Als die Kevelaerer Pilgerschar am Luxemburger Bahnhof in einer numerischen Stärke von etwa 100 Personen eintraf, staunten die Wallfahrer nicht schlecht, als sie dort vom kompletten Klerus des Domes und einer stattlichen Anzahl Luxemburger erwartet und schließlich in einer feierlichen Prozession in den Dom geführt wurden”. Die Kevelaerer hatten eine 33 Pfund schwere Kerze dabei mit der Inschrift “Kevelaria Luxemburgo, filia matri, anno 1891, sept. 30″.
Der Gegenbesuch der Luxemburger erfolgte im August 1892 – pünktlich zum 250. Jubiläum der Kevelaerer Wallfahrt. Und auch die mit der Eisenbahn angereisten Luxemburger – 200 Laien und 70 Geistliche – hatten ein Geschenk für die Filia matri: Die Wallfahrer “zogen betend hin zur Gnadenkapelle, wo der Bischof (Koppes) eine Votivkerze opferte und der Mutter Jesu ein sinniges Geschenk darbrachte. Es bestand aus zwei Rosenzweigen in stark vergoldetem Silber und trug auf weißem Email die Aufschrift: ‘Mater Ex Lvcilibvrgo Filiae In Kevelaer Gratvlans Ista Donavit’.” Für das kostbare Exvoto, das zuvor in einem Luxemburger Juweliergeschäft ausgestellt worden war, ist das Email nach den Grundsätzen der Rheinischen Schule ausgeführt worden. Dieses Weihegeschenk ziert bis auf den heutigen Tag das Gnadenbild in Kevelaer.
“Nie vergessen wir die Tage, welche wir auf der Heide am Niederrhein bei der Trösterin der Betrübten verbracht haben”, so lautet das Fazit der Pilgerfahrt im August 1892, die sowohl in Luxemburg als auch in Kevelaer in den Medien einen gebührenden Niederschlag gefunden hatte.
Der Pilgerzug von 1892 ist nicht nur für die gemeinsame Wallfahrtsgeschichte von großer Bedeutung. Der Besuch in Kevelaer hat die Luxemburger auch in die Bilderwelt des Künstlers Friedrich Stummel (1850-1919) entführt. Drei Jahre später wird der Kunstmaler aus Kevelaer mit der Ausschmückung des Altarraumes der Kathedrale U.L.F. von Luxemburg beauftragt. In der ikonografischen Deklinaison der Hochzeit von Kana hat sich Friedrich Stummel als Schriftgelehrter im Porträt verewigt. Mit dem Lehrmeister des Luxemburger Malers Nicolas Brücher hält ein gutes Stück Kevelaer für immer Einzug in die Heimstätte der ‘Trösterin der Betrübten’.
Wenn der Erste Weltkrieg den “Kevelaer-Luxemburg-Express” etwas abbremste, so gab es immer wieder Pilger aus Luxemburg, die nach Kevelaer kamen bzw. Pilger vom Tochterbild, die an den Luxemburger Gnadenort reisten. Eine gewichtige Begegnung, die in der Sekundärliteratur kaum beachtet wurde, war der Besuch des Bischofs Peter Nommesch im September 1922 in Kevelaer. Zehntausende Pilger brachten dem Luxemburger Oberhirten nach der Lichterprozession vor dem Priesterhaus am Kapellenplatz eine ergreifende Ovation dar. Als Vikar an der Kathedrale weilte Peter Nommesch öfters in Kevelaer, hatte der Geistliche doch “tätigen Anteil” an den Stummelschen Ausmalungen im Liebfrauendom.
“Den Zugang zur Empore ist beim Hochamt ausschließlich den Sängern aus Kevelaer vorbehalten”
Im Jahre 1933 (Christus-Jahr; Heilig-Rock-Wallfahrt Trier) pilgerten 500 Kevelaerer im Rahmen einer Pfarrwallfahrt nach Luxemburg.  Eine Luxemburger Delegation weilte erneut in Kevelaer im Kontext des gewichtigen Pax-Christi-Kongresses des Jahres 1948, der unter dem Vorsitz des Bischofs von Lourdes ein Stück deutsch-französische Versöhnungsgeschichte schrieb. Drei Jahre später bildeten 150 Pilger aus Kevelaer eine zahlenmäßig starke Gruppe in der Schlussprozession der “Muttergottesoktav”: Es war die erste Teilnahme der Kevelaerer in der “Oktav” nach dem Zweiten Weltkrieg.
Weitere Höhepunkte waren die 300-Jahrfeier der Erwählung der Gottesmutter zur Stadtpatronin Luxemburgs (1966) sowie das 350. Jubiläum der Kevelaer-Wallfahrt (1992). Am 14. Mai 1966 pilgerten 700 Kevelaerer zum Mutterbild und hatten im Gepäck eine Votivkerze mit dem Schriftzug „Matrem Jubilantem Filia Peregrinans salutat“ (Die pilgernde Tochter grüßt die jubilierende Mutter) und eine in Gold gefasste Elfenbeinplatte, auf der das Bild der Trösterin der Betrübten in Gold aufgelegt ist. Der Kevelaerer Basilika-Chor und Orchester gestalteten das Festhochamt in der 1963 konsekrierten Kathedrale von Luxemburg mit u.a. Joseph Haydns Theresienmesse. Bereits 1933 hatte eine große Sängerschar vom Niederrhein auf der Empore der ehemaligen Jesuitenkirche Platz genommen: “Den Zugang zur Empore ist beim Hochamt ausschließlich den Sängern aus Kevelaer vorbehalten, denen der verfügbare Raum nicht einmal genügen wird.”
Der Besuch von 300 Kevelaerer am 10. Mai 2014 anlässlich des “Kevelaerer Tages” in der Stadt Luxemburg reiht sich die Reihe der denkwürdigen Gegenbesuche ein, die seit 1891 in unregelmässigen Zeitintervallen die Freundschaft zwischen den beiden Marienwallfahrtsstätten immer wieder neu beflügelt haben. Die Basilikamusik, der Männerchor und der Musikverein feierten ein Fest der Freude und gestalteten die “Nacht der Kathedralen” in Luxemburg. Als Dank wurde die gewichtige Delegation aus Kevelaer von der Stadt Luxemburg in den unterirdischen Bock-Kasematten, der Wiege der Stadt Luxemburg, empfangen, während auf dem “Place d’Armes” der Verkehrsverein aus Kevelaer die Werbetrommel mit Infomaterial – und einem Pilgertropfen – rührte.
Jahr für Jahr sind die Pilger aus Kevelaer ein fester Bestandteil der Oktavfeierlichkeiten. Mit ihren goldenen Medaillen mit dem Abbild der “Trösterin der Betrübten” sind sie authentische Zeugen für eine gelebte Marienfrömmigkeit und gern gesehene Gäste in der ehemaligen Festungsstadt. Seit Jahren wird die Gruppe durch das engagierte Ehepaar Koppers aus Kevelaer nach Luxemburg und Echternach geführt.
Im Zugehen auf das 375. Jubiläum wurde im Jahr 2014 auf Initiative des Historikers Marc Jeck eine Straße im Europaviertel der Hauptstadt des Großherzogtums nach dem niederrheinischen Gnadenort benannt.
Auf eine besondere Ikone der Kevelaer-Luxemburg-Beziehungen sollte zum Schluss hingewiesen werden: das “Kevelaer-Evangeliar” aus dem Hause Polders, das 1991 der Kathedrale von Luxemburg geschenkt wurde.  “Viele Stifter haben aus großer Dankbarkeit, Freude und Ehre für die Kevelaerer Himmelskönigin, der Tochter der Mutter von Luxemburg, dieses Evangeliar fertigen lassen, mit vielen Überlegungen des Pastors Richard Schulte-Staade”, schreibt der Goldschmied Wilhelm Polders aus Kevelaer. Anlässlich des 100. Jahrestages der ersten Wallfahrt der Kevelaerer kam das Evangeliar nach Luxemburg. Im Rahmen des “Kevelerer Tages” in Luxemburg am 10. Mai 2014 präsentierte der emeritierte Wallfahrtsrektor Richard Schulte Staade einem breiteren Publikum das prachtvolle Stück.
Und so wurde am 3. Juni 2017 ein Stück weit an der Kevelaer-Luxemburg-Geschichte weitergeschrieben, als eine Delegation von rund 75 Pilger aus Luxemburg an den Jubiläumsfeierlichkeiten teilnahm.

Marc Jeck, Luxemburg

Sonderprägung erinnert an das Wallfahrtsjubiläum in Kevelaer

Kerzen, Postkarten, Rosenkränze – Andenken aus Kevelaer gibt es in nahezu allen erdenklichen Formen und Preisklassen. Zum 375-jährigen Wallfahrtsjubiläum ist ein besonderes Erinnerungsstück erschienen: Eine limitierte Sonderprägung, die es in Gold oder in Silber gibt. Aus den Händen von Thomas Müller, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze, und Michael Knippschild von der EuroMint GmbH nahm Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann die erste Medaille mit der Prägenummer „1“ in Empfang.
„Ich freue mich über dieses Zeichen der Verbundenheit mit der Wallfahrt in Kevelaer“, bedankte sich Lohmann bei Müller und Knippschild. Die Medaille, auf deren Vorderseite die Gnadenkapelle und auf deren Rückseite die Kevelaerer Marienabbildung zu sehen ist, zeige „das Zentrum unserer Stadt“, sagte Lohmann. Er freue sich über die Idee und die Verwirklichung dieser Sonderprägung. Sie sei ein weiteres Zeichen, wie groß der Zuspruch von Vereinen, Institutionen und der Gesellschaft insgesamt mit Blick auf das Jubiläum sei. „Wir brauchen uns nicht zu verstecken“, betonte der Wallfahrtsrektor, der kürzlich als neuer Weihbischof für den Niederrhein ernannt wurde. Die Weihe ist am Samstag, 8. Juli, in Münster.

Sonderprägung (Foto: EuroMint GmbH)

Sonderprägung (Foto: EuroMint GmbH)


Die Medaillen haben jeweils einen Durchmesser von 30 Millimetern und wurden in der höchsten Prägequalität „polierte Platte“ angefertigt, wie Knippschild erklärte. „Es handelt sich nicht um Legierungen, sondern reines Feinsilber und Feingold“, sagte er. Die Silberprägung ist auf 750 Stück limitiert, die Goldprägung auf 75 Stück, wobei in jede Medaille eine individuelle Nummer eingeprägt ist. Knippschild: „Wie schon vor 25 Jahren, als es eine ähnliche Sonderprägung gab, bieten wir hiermit eine besonders hochwertige Erinnerung an das Jubiläum.“
Sparkassen-Chef Müller freute sich bei der Übergabe, dass die Medaillen in der Kevelaerer Geschäftsstelle des Kreditinstituts, Busmannstraße 31-35, angeboten werden können. Die Preise seien so kalkuliert, betonte er, dass die Sparkasse damit keinen Gewinn erwirtschafte. Sollte es am Ende doch einen Überschuss geben, „dann fließt der in kirchliche Projekte, die uns von der Pfarrei St. Marien genannt werden“, versprach Müller. Erhältlich sind die Prägungen ab Donnerstag, 1. Juni. Die Goldmedaille mit einem Gewicht von 8,5 Gramm Feingold kostet 799 Euro, die Silbermedaille mit gleichem Gewicht kostet 45 Euro.

KB-Sonderausgabe zum Wallfahrtsjubiläum

375 Jahre Wallfahrt Kevelaer, das ist auch für das Kevelaerer Blatt als älteste Heimatzeitung ein besonderes Ereignis. Pünktlich zum Beginn der Festwoche hat die Redaktion deshalb eine Sonderausgabe herausgebracht, in der unsere Autoren Geschichten und Hintergründe aus 375 Jahren Wallfahrt zusammengetragen haben.
Historische Ereignisse wie die Besuche von Papst Johannes Paul II. und Mutter Teresa finden sich darin ebenso wieder wie die Rettung des Gnadenbildes im Zweiten Weltkrieg und die jüngste anerkannte Spontanheilung. Wir stellen die in St. Marien bewahrten Reliquien vor, ebenso wie Persönlichkeiten, die tagtäglich den Pilgern begegnen. Nicht fehlen dürfen natürlich Porträts der ältesten und größten Wallfahrtsgruppen.
Hier können Sie die Zeitung als E-Paper lesen – für Abonnenten des digitalen KB kostenlos, für alle anderen für nur zwei Euro.

Sie schenken Trostmomente

Unter dem Titel „Trostmomente“ wird zum 375-jährigen Wallfahrtsjubiläum eine neue Veranstaltungsreihe in der Marienbasilika angeboten. Mit im Team sind Dr. Elke Kleuren-Schryvers, Heike Waldor-Schäfer und Bettina Hachmann. Mit vier meditativen und mit allen Sinnen zu erlebenden Abenden wollen sie die Menschen in besonderer Weise ansprechen, Maria in das Heute holen und auf kreative Weise Trost spenden.
Der erste Abend steht am Pfingstmontag, 5. Juni, um 20 Uhr unter dem Motto „Inspiration“. Flüchtlinge werden an diesem ersten Trostmomenteabend eine tragende Rolle spielen.  Am 15. September lautet das Thema „Sieben Worte für mich“ und wird sieben Worte Mariens, die in der Bibel überliefert sind, behandeln. Am 2. Oktober heißt es „Säen, ernten – Get it!“. Den Abschluss bildet der 19. November unter dem Thema „Leben – ich stelle mich“.
Bettina Hachmann, vierfache Mutter und Künstlerin aus Geldern mit einem eigenen Atelier auf Schloss Wissen ist für die künstlerische Seite zuständig: „Als Nicht-Kevelaererin ist es für mich immer etwas Besonderes, in der Basilika zu sein. Sie ist ein besonderer Ort mit einem besonderen Geist.“ Dennoch habe sie lange an der Aufgabe, die Muttergottes darzustellen, getragen: „Ich hatte einige schlaflose Nächte. Ich arbeite sonst völlig anders und sehr farbreduziert.“
Immer wieder habe sie sich in die Basilika gesetzt, um deren Farben in sich aufzunehmen. „Sie werden in den Abenden einer von mir gestalteten Maria begegnen“, verrät sie. Orientiert habe sie sich der Form nach am Kevelaerer Gnadenbild. Beonders der lange, breite Schutzmantel Mariens war der Hauptaspekt der Gestaltung. Farblich wird das Marienbild allerdings von der Basilika inspiriert sein.
„Ich wollte die Form des Gnadenbildes aufnehmen und dieses mit stimmiger Farblichkeit verbinden“, erklärt Bettina Hachmann. Die Besucher der Trostmomenteabende werden die Möglichkeit bekommen, den Schutzmantel der Gottesmutter zu durchschreiten. Das Marienbild wird auf ein Tuch in den Ausmaßen 6 x 3,40 Meter aufgemalt und in der Basilika aufgehängt. Oft habe sie für diese Arbeit den ganzen Tag auf den Knien verbracht. „So habe ich Maria Ehre getan“, sagt sie schmunzelnd.
An allen Abenden wird auch die musikalische Gestaltung durch Basilikaorganist Elmar Lehnen eine Rolle spielen. „Elmar wird uns mit einem Klangteppich ummanteln“, verrät Dr. Kleuren-Schryvers. „Es werden Abende sein, die wir mit allen Poren aufnehmen.  Die Abende werden zwar alle wiederkehrende Elemente haben. Sie werden durch einen Geistlichen eröffnet und abgeschlossen und es wird Lesungen geben, die sich an die Evangelientexte anlehnen, aber jeder Abend wird anders. Es soll  provokative Staunmomente geben. Es wird einen Moment geben, wo es anders riecht. Es wird an den Abenden auch besondere Gäste geben, aber auch Statisten und begleitende Personen auftreten.
Die Veranstaltungen dauern  etwa eine Stunde und wollen nicht nur Katholiken ansprechen, sondern auch Christen anderer Konfessionen und Andersgläubige sowie Kirchenferne. Heike Waldorf-Schäfer sagt: „Es wird um die Suche nach Mütterlichkeit und Trost gehen, dafür ist Maria das Symbol, aber das große Thema der Abende wird deas Thema Trost sein und der ist für alle Menschen offen.“ Seit Ende letzten Jahres schon haben sich die drei Damen an die Vorbereitung gemacht. Sie hatten dabei so viel Ideen, dass es für sie auch zwölf Abende hätten sein können.

Das Gnadenbild in tausend Bildern

„Ich sehe Dich in tausend Bildern…“ – unter diesem Motto, das dem berühmten Novalis-Gedicht entnommen ist, steht die aktuelle Sonderausstellung des Niederheinischen Museums für Volkskunde und Kulturgeschichte e.V. Kevelaer. Anlässlich des 375-jährigen Bestehens der Wallfahrt ist die Ausstellung vom 1. Mai bis zum 30. Juli zu sehen. Am vergangenen Sonntag gab es eine öffentliche Führung durch die Sonderausstellung mit Veronika Hebben M.A.
„Auch von dem Kevelaerer Gnadenbild gibt es wohl tausend verschiedene Formen und Darstellungen“, sagte Veronika Hebben zu Beginn ihrer öffentlichen Führung. Sie zeigte zu Beginn verschiedene Darstellungen des Gnadenbildes und der Kirchen am Kapellenplatz, die anlässlich der früheren Jubiläen entstanden sind. Sogar im Krieg, zum 300jährigen Wallfahrtsbestehen im Jahr 1942, entstand eine Darstellung: Das Bild von Hermann Sensen trägt dabei die Inschrift: „Schütz unser Land mit starker Hand Maria in Gefahren Mutter Maria in Kevelaer.“
Die Kunsthistorikerin, die auch Archäologie und Theologie studierte und in Kevelaer geboren ist, erzählte, wie das Kevelaerer Gnadenbild entstand. Um 1500 sei in einem Baum in Scherpenheuvel im heutigen Belgien ein Muttergottesbild verehrt worden. Aus dem Holz  dieses Baumes ließ Isabella Clara Eugenia von Spanien Marienbilder schnitzen. Eines davon gelangte auch nach Luxemburg. Die Luxemburger Madonna – die Mutter des Kevelaerer Gnadenbildes – sei im Jahr 1607 entstanden. Um 1640 habe die Luxemburg-Wallfahrt u.a. durch Wunder, die geschahen, einen Höhepunkt erreicht; in der Folge seien Abdrucke dieses Luxemburger Wallfahrtsbildes angefertigt und verbreitet worden. Ein Abdruck kam auch nach Kevelaer, wo dieses Bild, welches das Ehepaar Hendrick und Mechel Busmann auf göttliches Geheiß erwerben konnten, am 1. Juni 1642 feierlich in einen Bildstock eingesetzt wurde. „Kevelaer war im Jahr 1642 noch ein kleiner ländlicher Ort. Die Pilger, die hierherkamen, wurden erst noch auf Strohlagern untergebracht“, berichtete Frau Hebben. Der in Kevelaer verehrte Kupferstich der Luxemburger Madonna sei der einzig heute noch bekannte Abdruck aus dieser Zeit. „Erstaunlich, dass allein die Kopie eines anderen Gnadenbildes selber so eine große Wallfahrt auslöste“, meinte ein Teilnehmer erstaunt.
Schluckbildchen
Bald schon geschahen auch in Kevelaer erste Wunder und Heilungen: Kranke wurden gesund, Betrübte wurden wieder zuversichtlich. In einer Vitrine der Ausstellung werden Votivgaben der Pilger gezeigt, die deutlich machten, von welchen Leiden die Beter erlöst worden waren: So etwa ein rotes Wachsherz oder Beine aus Silberblech. Auch Schluckbildchen waren verbreitet: Diese kleinen gestempelten Darstellungen des Gnadenbildes auf dünnem Papier soll kranken Menschen oder Tieren zum Schlucken verabreicht worden sein in der Hoffnung, dass die Muttergottes die Heilung erbittet.
In Kevelaer wurden bald Bilder verbreitet, die nicht das Stadtbild Luxemburgs im Hintergrund zeigen, sondern Darstellungen der Kerzenkapelle, des Bildstockes bzw. der späteren Gnadenkapelle. Bald setzte auch reger Devotionalienhandel ein: Es entstanden Medaillen, Kerzen, Tabakdosen, Pfeifen, Rosenkränze oder Keramik mit dem Gnadenbild. In Oberammergau wurde sogar ein Hinterglasbild mit dem Kevelaerer Gnadenbild in Auftrag gegeben. Es entstanden Fähnchen, ein Bäcker stellte sogar Pilgergebäck mit dem Gnadenbild her. Außerdem entstanden Zierteller oder Aussteuertruhen mit der Kevelaerer Madonna.
„Das Kevelaerer Gnadenbild ist wirklich durch tausend Bilder verbreitet“, schloss Veronika Hebben ihre Führung. Weitere öffentliche Führung durch die Ausstellungen finden am 28. Mai, 11. und 25. Juni jeweils um 14 Uhr statt. Das Niederrheinische Museum hat auch eine Jahresgabe, passend zur Sonderausstellung, herausgebracht. Diese zeigt eine moderne Darstellung des Kevelaerer Gnadenbildes durch den Gocher Künstler Martin Lesch, das links und rechts zwei weitere Darstellungen Mariens darstellt. Es ist im Museumsshop für 15 Euro erhältlich, Mitglieder des Museumsfördervereins e.V. Kevelaer erhalten sie für 10 Euro.  Die Jahresgabe ist in einer Auflage von 100 Exemplaren erschienen und wurde vom Künstler nummeriert und signiert.

Von diesem Tag in Kevelaer sollen Impulse für die Zukunft ausgehen

Monatelang haben sie sich getroffen, geredet und geplant, um die Feierlichkeiten zum Festjahr 375-Jahre Kevelaer-Wallfahrt 1642-2017 auf die Beine zu stellen.
Nicht nur die vier Männer vom Kernteam haben dafür viel Herzblut aufgebracht. Auch der 30-köpfige Festausschuss sowie zahlreiche Vertreter von Vereinen, Verwaltung und Feuerwehr haben sich engagiert, damit die Bürger der Marienstadt sowie die Gäste aus Nah und Fern ein großes Ereignis feiern können. Jetzt steht auch das endgültige Programm für die Festwoche vom 31. Mai bis 11. Juni, mit dem Hauptfesttag, der Marientracht, am 3. Juni.
Eingeläutet wird die Festwoche am Mittwoch, 31. Mai, mit einem Historischen Abend im Petrus-Canisius-Haus. Ab 19.30 Uhr werden dabei Highlights aus 375 Jahren Kevelaer Wallfahrt vorgestellt. „Es wird ein lustiger Abend mit Überraschungsgästen“, verspricht Gottfried Mülders vom Kernteam. So dürfen sich die Besucher unter anderem auf Bürgermeister Pichler, den ehemaligen Wallfahrtsrektor Richard Schulte-Staade sowie den Busman und seine Frau Mechel freuen. „Zudem berichtet ein Autorenteam über Wunder, die in Kevelaer geschehen sind“, sagt Mülders.
Am eigentlichen Geburtstag, 1. Juni, wird die Einsetzung des Gnadenbildes vor 375 Jahren gefeiert. Der Tag beginnt um 6 Uhr mit einer Festmesse an der Gnadenkapelle. Es folgen um 10 Uhr ein Festhochamt in der Basilika, um 18 Uhr ein Marienlob in der Gnadenkapelle und um 20 Uhr ein Evensong mit dem Familienchor der Basilikamusik in der Basilika. „Aber auch unsere Gemeinde möchte gerne einen kleinen Beitrag zu dem Fest leisten“, verweist Andreas Poorten, Pfarrer von St. Antonius, darauf, dass an diesem Tag um 17 Uhr auf dem Gelände an der St. Antonius-Kirche ein Kräutergarten eingeweiht wird.
Am 2. Juni ist dann vor allem die Bruderschaft der Consolatrix Afflictorum gefragt. Nach einem Marienlob um 18 Uhr an der Gnadenkapelle wird das Gnadenbild in den Trageschrein eingesetzt und mit einer Prozession zur St. Antonius-Kirche gebracht. „Dort werden wir bis zum nächsten Morgen Nachtwache halten“, erklärt Hochmeister Erich Rotthoff vom Kernteam, dass diese von Betstunden begleitet würde. „Wir suchen aber noch Beter, die uns auch für die Zeit nach Mitternacht unterstützen.“
Der Hauptfesttag des Jubiläums wird am Samstag, 3. Juni, mit einer Marientracht gefeiert. „Von diesem Tag in Kevelaer sollen Impulse für die Zukunft ausgehen. Das wird eine Veranstaltung mit internationalem Flair“, verspricht Pastor Rolf Lohmann. „Ist Kevelaer doch ein Wallfahrtsort, der von Europa geprägt ist.“
So wird bereits die Statio um 10.30 Uhr in der St. Antonius-Kirche unter besonderer Beteiligung der geschichtlich und spirituell mit Kevelaer verbundenen Wallfahrtsorte Luxemburg und Scherpenheuvel stattfinden. Und auch am Festlichen Pontifikalamt um 11 Uhr auf den Stufen der Basilika nimmt neben dem Päpstlichen Legaten, Karl-Josef Kardinal Rauber, dem Apostolischen Nuntius aus Berlin, Erzbischof Nikola Eterović, und dem Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, auch der Erzbischof von Luxemburg, Jean-Claude Hollerich, teil. „Überhaupt erwarten wir zehn Bischöfe und rund 100 Geistliche an diesem Tag“, sagt Diakon Jan Klucken. „Begleitet werden sie von rund 200 Messdienern aus dem gesamten Stadtgebiet.“
Damit auch möglichst viele Menschen einen Platz finden, wird der Kapellenplatz mit 1900 Sitzgelegenheiten bestuhlt. Zudem können rund 1000 Besucher im Forum Pax Christi über Lautsprecher den Gottesdienst verfolgen. Anschließend findet die Marientracht durch die Innenstadt statt. Die Prozession wird von vier Musikkapellen und 16 Brudermeistern, die als Vorbeter fungieren, begleitet. Damit auch alle Gläubigen die Gelegenheit haben, das Gnadenbild zu sehen, halten deren Träger unterwegs an und die Prozession zieht daran vorbei. „Das Gnadenbild wandert praktisch von der Spitze ans Ende“, erklärt Er­ich Rotthoff.
Nach der Prozession erfolgen auf dem Kapellenplatz kurze Ansprachen des Nuntius, des Bürgermeisters sowie der Bundesministerin Dr. Barbara Hendricks und von Wallfahrtsrektor Lohmann, bevor das Gnadenbild bei den Klängen des Kevelaerer Heimatliedes wieder in der Gnadenkapelle eingesetzt wird. Bis zum frühen Abend findet danach rund um den Kapellenplatz noch ein geselliger Ausklang bei Musik, Imbiss und Getränken statt.
Damit auch alles möglichst reibungslos abläuft, bittet Dr. Rainer Killich vom Kernteam nicht nur die Anwohner die Straßen festlich zu schmücken. Er verweist auch darauf, dass einige Straßen zeitweise gesperrt werden: „Zudem wird der Basilikaparkplatz für Ehrengäste und Mitwirkende freigehalten. Deshalb wird an der Hüls ein Sonderparkplatz eingerichtet. Wer mit dem Rad kommt, sollte dies am besten auf der Amsterdamer Straße abstellen.“
Der Erlös des Tages soll für Renovierungsarbeiten am Kapellenplatz und in der Basilika verwandt werden.
Festwoche auf einem Blick:
31. Mai: 19.30 Uhr Historien-Abend im Petrus-Canisius-Haus
1. Juni: Einsetzungstag des Gnadenbildes: 10 Uhr Festhochamt; 20 Uhr Evensong in der Basilika
2. Juni: Einsetzung des Gnadenbildes in den Trageschrein; ab 18 Uhr mit Nachtwache
3. Juni: Marientracht: 11 Uhr Pontifikalamt vor der Basilika mit anschließender Prozession; geselliger Ausklang rund um den Kapellenplatz
4. Juni: Pfingstsonntag: 10 Uhr Festhochamt in der Basilika
5. Juni: Pfingstmontag: 16.30 Uhr Chorkonzert; 20 Uhr Trostmomente in der Basilika
6. Juni: Wallfahrt der Chöre; 20 Uhr Ökumenische Vesper in der Basilika
7. Juni: Ordenstag: 10 Uhr Hochamt in der Basilika
7. Juni: Tag der Schulen: 8 Uhr bis 11 Uhr stündliche Gottesdienste im Forum Pax Christi
8. Juni: Priestertag: 11.45 Uhr Pontifikalamt; 18 Uhr Hochamt in der Basilika
Wallfahrt der Kommunionkinder: 15 Uhr Familienmesse in der Basilika
9. Juni: 17 Uhr Singspiel der Hubertusschule im Forum Pax Christi
10. Juni: 20 Uhr Marien-Festspiel, Welturaufführung auf dem Kapellenplatz
11. Juni: Abschluss der Festwoche: 10 Uhr Pontifikalamt, 16.30 Uhr Chorkonzert in der Basilika mit dem Mädchenchor am Aachener Dom und dem Mädchenchor der Basilikamusik in der Basilika, 20 Uhr Aufführung Marien-Festspiel auf dem Kapellenplatz

„Hier kommen Menschen zu sich“

Am Ende des Abends zog Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann eine positive Bilanz des Festaktes: „Eine angemesse Feier, der Stadt höchste Anerkennung.“  Vorausgegangen war ein gut zweistündiger, recht kurzweiliger Festakt. Musikalische Begleiter waren die Abiband  des Kardinal-von Galen-Gymnasiums  und der gesangsgewaltige  Niederrhein-Chor unter der Leitung von Tom Löwenthal inklusive Begleitband.
Deren Stück „Das gibt‘s nur einmal“ stand sinnbildlich für die Einmaligkeit des Ereignisses.  Bürgermeister Dominik Pichler formulierte das auf seine Weise: „So jung kommen wir nicht mehr zusammen.“
Pichler schlug in seiner kurzen Ansprache den Bogen von der Begründung der Wallfahrt 1642 zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges bis zum heute weltweit bekannten Wallfahrtsort mit rund einer Million Pilgern, der 1987 vom Papst Johannes Paul II., dem damaligen Kardinal Josef Ratzinger und Mutter Teresa besucht wurde. Die Wallfahrt befinde sich auch im Wandel, so Pichler, sei aber als „Wallfahrt 2050“ ein wichtiger Baustein des integrierten Handlungskonzeptes der Stadt.  Der scheidende Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann hielt ein flammendes Plädoyer für den „außergewöhnlichen“ Wallfahrtsort Kevelaer. Dabei sei auch wichtig, die von ausserhalb kommenden Pilger als Bestandteil der Wallfahrt zu betrachten und einzubinden. Das habe sich zuletzt bei der Pilgerleitertagung gezeigt, wo das Signal ganz klar gewesen sei: „Denkt daran, dass wir auch zu Kevelaer gehören, … weil uns die Stadt am Herzen liegt.“  So mache er sich um eine Zukunft des Wallfahrtsortes keine Sorgen.
Diese Pilger erfreuten sich an dem besonderen Flair der Stadt, „dem behaglichen Kapellenplatz“. Stadt, Vereine oder Seelsorgeteam seien dazu aufgerufen, „diese traumhafte Pilgerstätte“ zu erhalten, wünschte er sich eine Zukunft des Wallfahrtsortes „für die nächsten 375 Jahre.“
Fachbereichsleiter Werner Barz durfte ließ auf einer Großleinwand und mit historischen Bilder die Entstehung der Wallfahrt Revue passieren lassen. Dabei erinnerte er an Hendrik Busman, dem 1641 vor dem Hagelkreuz an einer Wegkreuzung nach Kevelaer den Aufruf erhielt, dort „ein Kapellchen zu bauen“, an die erste Pilgergruppe aus Rees, den Bau der Kerzen- und der Gnadenkapelle. Auch Wilhelm I. sei 1714 und 1738 in Kevelaer gewesen. Barz verwies auf die Entstehung des Kunsthandwerks wie Butzon&Bercker, der Glasmalerei Derix, die 1908 für die  Sixtinische Kapelle sechs Fenster herstellte, oder dem Orgelbauer Seyffert. Und natürlich durften die Besuche des Papstes und von Mutter Teresa 1987 nicht fehlen.
Oberministrant Christoph Mölders blickte mit ein paar persönlichen Gedanken auf die Wallfahrt zurück, beschrieb das Gefühl, wenn man wie die Bocholter Fußpilger „auf dem Zahnfleisch, aber voller Begeisterung in eine volle, lebendige Stadt komme.“ Er streifte die überregionalen Wallfahrten wie die der Ministranten, der Tamilen oder die „interreligiöse Wallfahrt“, die gerade in Zeiten von „Fremdenhaß, Wutrede und Intoleranz“ wichtig sei.
Kaplan Christoph Schwerhoff beschrieb als jemand, der noch nicht lange in Kevelaer ist, mit einem Zitat aus einem Buch von Jürgen Wiebicke, der auf seiner Reise durch Deutschland auch in Kevelaerr Station gemacht hat, den  Ort, „wo man schwere Gedanken loswerden kann.“ Das mache Kevelaer besonders, es sei ein „Ort der Erdung. Hier kommen Menschen zu sich.“
Höhepunkt des Abends war zweifellos die Rede des früheren Wallfahrtsrektor Richard Schulte-Staade. Er plauderte aus dem Nähkästchen, auf welchen verschlungenen Pfaden er den Besuch des Papstes in Kevelaer möglich gemacht hatte, indem er den marianischen Weltkongress nach Kevelaer holte und die Unterstützung von Kardinal Höffner sicherte.
Bei dem Besuch habe er den Papst mal eben so am Arm gepackt, weil er zu den „vielen Sängerknaben und Ordensschwestern“ laufen sollte die sich extra für ihn aufgereiht hatten. Was den Ruf zur Folge hatte: „Nicht mal in Kevelaer kann der Papst hingehen, wo er will.“
Schulte-Staade  berichtete davon, dass er von Mutter Teresa gerügt worden sei, weil man keine Betzeit ins Programm eingebaut habe, um ihr dann die Möglichkeit spontan in der Basilika mit den Gläubigen zu ermöglichen.
Und er erzählte von dem Terroristen, der ihm ankündigte, ein paar Wochen nach seinem Besuch die Waffe vorbeizubringen, mit der der Arbeitgeberpräsident Schleyer erschossen worden sei und die sich ein paar Wochen später tatsächlich fand.