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Längst eine zweite Heimat

Seit 1991 kommen Martin Dittrich aus Pettstadt bei Bamberg und seine Frau schon nach Kevelaer. Seit 1999 führt er als Reiseleiter auch ganze Busgruppen aus seiner bayerischen Heimat in den niederrheinischen Wallfahrtsort.

Pilgerleiter Martin Dittrich mit seiner Frau und den vier mitgereisten Enkelkindern vor der Gnadenkapelle.


Entstanden sind die Pilgerfahrten aus Dankbarkeit: Bei einem Weinfest wäre fast eine Propangasflasche explodiert. Martin Dittrich versprach der Muttergottes hinterher aus Dank vor der Bewahrung vor diesem Unglück die Durchführung dieser Pilgerfahrten.
„Kevelaer ist für mich der schönste Wallfahrtsort in Deutschland“, sagt der Pilgerleiter, der die Wallfahrtsstadt mittlerweile wie seine zweite Heimat kennt. „Kevelaer ist einfach ein wunderbarer Ort, die Atmosphäre hier, die Leute sind großartig.“ Auch mit dem Wetter hatten sie wieder einmal Glück. „Bei uns zuhause regnet es, aber wenn Engel reisen, lacht der Himmel“, schmunzelt Martin Dittrich.
60 Personen sind dieses Mal dabei, darunter auch drei Söhne und vier Enkel vom Ehepaar Dittrich. 325 verschiedene Personen sind so über den Pilgerleiter mittlerweile schon hierher gekommen. Untergebracht ist die Gruppe aus Bamberg immer im Goldenen Apfel, direkt am Kapellenplatz.
Doppelter Geburtstag
Während des Aufenthalts in Kevelaer feierte Martin Dittrich seinen 80. Geburtstag und sein Sohn Christian den 50. Geburtstag. Und so spielten die acht mitgereisten Musiker rund um das Hotel in bayerisch-fränkischer Art munter auf. Es wurde geschunkelt und geklatscht. Marianne Heutgens brachte der bayerischen Reisegruppe die Besonderheiten Kevelaers nahe.
Zuhause versäumt Martin Dittrich samstagabends nie die Übertragung der Gottesdienste aus der Marienbasilika über EWTN. Auch wenn der FC-Bayern, sein Lieblingsclub, zeitgleich ein Spiel hätte. Martin Dittrich ist noch mehr Kevelaer-Fan und verzichtet lieber auf ein Spiel seines Clubs als auf diese wöchentliche Übertragung aus Kevelaer.
Als er und seine Frau vor wenigen Jahren goldene Hochzeit feierten, spendeten beide die Geldgeschenke für notwendige Renovierungsarbeiten rund um den Kapellenplatz. Die Begeisterung und Dankbarkeit für Kevelaer ist in der Familie tief verwurzelt.

Die Pilgerstatue ist endlich wieder da

Am ehemaligen Standort zwischen Hauptstraße und dem Übergang zum Kapellenplatz blickt seit einigen Tagen wieder die allseits wohlbekannte Statue in Richtung Kevelaerer Basilika.
Zu Beginn der Bauarbeiten im vergangenen Jahr im Rahmen der Kevelaerer Stadtkernerneuerung fand das Kunstwerk einen Unterschlupf im städtischen Bauhof. Im Frühjahr machte die Pilgerstatue eine Reise zur Kunstgießerei Schmäke in Düsseldorf und wurde dort umfassend restauriert.
Nun sind die Bauarbeiten in absehbarer Zukunft auch im zweiten Bauabschnitt der Hauptstraße abgeschlossen und die Fragen nach dem Verbleib der Statue wurden immer lauter. Für den Aufbau empfahl der Wallfahrtsrektor Pastor Kauling jetzt den ursprünglichen Standort, wo die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs heute die Pilgerstatue einsetzten.
Foto: privat

Lichterfahrt im strömenden Regen

Pünktlich zur Aufstellung der Biker sezte der Regen ein. Doch das konnte die Teilnehmer nicht davon abhalten, sich auf die Reise zur Mutter Gottes zu machen. Hier bekommt das Wort „Wallfahrt“ eine tiefere Bedeutung. Das wurde allen Anwesenden auf dem Kapellenplatz spätestens in dem Moment klar, als die Namen der sechs verstorbenen Motorradfahrer, die in diesem Jahr ins Biker Memorial eingetragen wurden, verlesen wurden. Jedem wurde klar: „Es kann auch mich treffen“.
Obwohl der Himmel weinte, gab es einen Lichtblick, als der 15-Jährige Nils Bernards aus Königswinter gefirmt wurde. Er nahm bereits das 5. Mal mit seiner Familie an der Motorradwallfahrt teil und hatte darum gebeten, das Sakrament der Firmung in Kevelaer erhalten zu können.
Möglich gemacht hatte das Wallfahrtsrektor Gregor Kauling, der Tim mit Genehmigung des Bischofs das Sakrament der Firmung spendete. „Die Firmung hat etwas mit Leidenschaft, Spirit und Motivation zu tun. Warum soll es also nicht möglich sein, seine Leidenschaft mit der Firmung zu verbinden?“ fragte Pastor Kauling.
Am nächsten Morgen fand eine Andacht auf dem Zeltplatz statt. Zum Abschluss der Wallfahrt wurde der Kapellenplatz noch einmal für die Motorräder geöffnet, damit diese gesegnet werden konnte. Zu Gast war dort auch Weihbischof Meier aus Paderborn, der selber in jungen Jahren leidenschaftlicher Motorradfahrer war. Sein sehnlichster Wunsch sei es, einmal wieder zu fahren, wenn auch nur in einem Beiwagen. Dieser Wunsch wurde ihm natürlich erfüllt, wenn auch die Strecke vom Kapellenplatz bis zum Parkplatz hinter der Basilika sehr kurz war.
Mit rund 150 Campern war die Teilnehmerzahl auf dem Zeltplatz diesmal sehr überschaubar. Das Angebot, auch im Wohnmobil auf einer seperaten Wiese zu übernachten, wurde zwar angenommen. Doch auch dort sah man nur drei Fahrzeuge. Zudem blieben die einheimischen Besucher weitgehend fern. So traten unter anderem am Samstagabend nur wenige Besucher den Weg in die Zeltstadt an. Ob es daran lag, dass erstmalig keine Live-Band auf der Bühne stand, kann man vielleicht erst im Nachhinein klären.
Auch wenn sich am Samstag immerhin noch rund 550 Fahrer mit ihren Maschinen auf den Weg gemacht haben, war auch diese Zahl nicht sehr hoch. 600 Maschinen am Sonntag sind da eher schon mal die Regel.
Dennoch gilt der Dank des Teams der Motorradwallfahrt-Kevelaer allen Teilnehmern und vor allem den freiwilligen Helfern für die geleistete Arbeit. Ehrenamt sei immer harte Arbeit und lebe von der Unterstützung der Bevölkerung.
Sylvia Leukers

Während der Firmung (von links) Küster Christoph Förster, Gregor Kauling, Tim Bernards und Torsten Dreher.
Foto: Bischöfliche Pressestelle

Gedenken ans Blutwunder

Am Sonntag, 23. Juni, macht sich wieder eine Gruppe von Pilgern aus Kevelaer auf den Weg nach Boxmeer (NL). Dort findet unter großer Beteiligung der Bevölkerung die Boxmeerse Vaart statt, eine tratitionelle folkloristische Prozession, die nach dem Festhochamt in der St. Petrus-Basilika beginnt.
Mit diesem Fest wird dem sogenannten Blutwunder gedacht, das im Jahre 1400 einigen zweifelnden Priestern widerfahren ist. Noch heute kann man das mit dem Blut aus dem übergelaufenden Kelch befleckte Tuch in einem kleinen Reliquiar bewundern.
Einer intensiven Erfahrung können die Pilger gewiss sein, wenn sie sich um 1.30 Uhr an der Gnadenkapelle mit Gebeten, Gesängen und viel Raum für persönliche Gespräche auf den 27 Kilometer langen Weg machen.
Neben der guten Gemeinschaft der Gruppe sind es auch Naturerlebnisse im Morgengrauen, die erwachende Natur, aber auch die Grenzerfahrung durch die Anstrengung eines solchen Fußmarsches, die den eigenen Horizont erweitern können. Das Motto der wallfahrt lautet: „Herr, wohin sollen wir gehen?“, ein Zitat aus dem Johannesevangelium.
Um 4.30 Uhr ist Frühstückspause auf der Gaesdonck. Gegen 7 Uhr setzt die Fähre die Pilger über die Maas. Die Radpilger starten um 5.45 Uhr ab Gnadenkapelle. Beide Gruppen ziehen um 8 Uhr gemeinsam in Boxmeer ein und feiern um 8.15 Uhr eine eigene Messe in der Petrusbasilika. Anschließend ist Gelegenheit zum gemeinsamen Frühstück. Hier endet die organisierte Wallfahrt der Kevelaerer. Die Teilnahme an der Prozession und die Rückreise bestimmt dann jeder selbst.
Fünf Brudermeister der Consolatrix Afflictorum übernehmen alljährlich die Organisation und sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Auch ein Begleitfahrzeug steht für Notfälle zur Verfügung.
Jeder der teilnehmen möchte, ob zu Fuß oder per Rad, kann dies ohne Anmeldung tun und ist herzlich willkommen. Hintergründe: www.boxmeersevaart.nl

Prozession von Kevelaer nach Kevelaer

Es war ein farbenprächtiges Bild, das sich auf den Straßen der Kevelaerer Innenstadt und dann in der Basilika dem Betrachter bot. Die Abordnungen zahlreicher Vereine und viele Gläubige absolvierten von der St. Antonius-Kirche aus den Pilgerweg von Kevelaer nach Kevelaer, um zur Consolatrix Afflictorum, der Trösterin der Betrübten zu gelangen und sie zu würdigen.

Vor dem Gang hatte es eine kurze feierliche Messe in St. Antonius gegeben. Kaplan Christoph Schwerhoff unterstrich dabei die Bedeutung dieses besonderen Pilgerweges, der der Wallfahrtschronik nach seit 1784 begangen wird: „Es macht Sinn, das zu tun, dahin zurückzugehen, wo unsere Quellen sind. Das tut uns allen gut. Und wo sind wir in Kevelaer gestartet? Bei Maria, der Trösterin der Betrübten.“ Der Kaplan begab sich danach mit den Messdienern und Geistlichen an der Spitze, begleitet von den Mitgliedern der Consolatrix Afflictorum, auf den Fußweg durch Kevelaer.

Halt am Gnadenbild

Am Gnadenbild kam der Tross dann zum Halt. Hier wurden diverse Fürbitten gesprochen, Mariengebete und das Lied „Maria breit‘ den Mantel aus“ gesungen. „Du bist unsere Schutzpatronin und Fürsprecherin bei Gott, denn du hast Kevelaer erwählt, um uns Menschen nahe zu sein“, kleidete Bürgermeister Dominik Pichler den inneren Dank aller in die angemessenen Worte.

Im Anschluss führte der Weg der Prozession in die Basilika, wo die dazugehörige Kerze von Kaplan Schwerhoff gesegnet wurde. In seiner Predigt erinnerte er an die Bedeutung des Pfingstfestes, an dem das Kommen des Heiligen Geistes „als Kraftquelle“ gefeiert werde. „Wir feiern auch den Geist, der in unserer Stadt herrscht“, wünschte Schwerhoff sich. Er sprach von einem „Geist der Freude, des Respekts und des Wohlwollens“ in den Vereinen und der Gemeinde. „Ich würde mir wünschen, dass das noch stärker wird.“ Es sei die Aufgabe aller Kevelaerer, „Menschen zu begrüßen, die hier an Leib und Seele Heilung erfahren.“

So wie man in einzelnen Städten über die Ausrufung eines Klima-Notstandes nachdenke, so gelte es, die Stadt in diese „heilende“ Richtung hin zu gestalten. Und „ohne das Gnadenbild hätten wir keine Daseinsberechtigung“, machte der Kaplan deutlich. „Seien wir froh, dass wir bei der Trösterin der Betrübten, bei Maria sein dürfen.“

Luzia-Wallfahrt nach Walbeck

Seit 1811 pilgern die Kevelaerer zu der St.-Luzia-Kapelle in Walbeck, wo eine Reliquie der hl. Luzia aufbewahrt wird, im Gedenken an diese Heilige. Viele Gemeindemitglieder schließen sich gerne der Prozession an, die in der gerade erwachenden Natur beginnt und in der es eine Freude ist, in den frühen Morgenstunden mitzugehen.
Die Fußwallfahrt beginnt am Dreifaltigkeitssonntag, 16. Juni, um 4.30 Uhr ab der Gnadenkapelle. Die Radpilger treffen sich dort um 5.45 Uhr. Sie schließen sich in Walbeck ab dem Friedhof den Fußpilgern an, sodass alle gemeinsam unter festlichem Gesang zur Luzia-Kapelle ziehen können.
Nach dem Aufstellen der Opferkerze und Ehrung der hl. Luzia beginnt die hl. Messe um sieben Uhr mit Pastor Andreas Poorten in der Pfarrkirche. Wer möchte, kann sich anschließend zum gemeinsamen Frühstücksbuffet in der Gaststätte Eyckmann einfinden.
Die Gottesdienstbesucher, die mit dem Auto angereist sind und am Frühstück teilnehmen möchten, sind ebenfalls herzlich willkommen. Eine Anmeldung erfolgt direkt vor Ort über die Brudermeister.
Nach dem Dankgebet um 9.15 Uhr in der Luzia-Kapelle führt der Rückweg die Pilger gegen 11.45 Uhr zum Schlussgebet in die Klarissenkirche. Alle Kevelaerer sind herzlich eingeladen, an der Wallfahrt teilzunehmen.

Eine gute Gelegenheit, Kraft fürs Leben zu schöpfen

Der Wallfahrtsnachmittag des Initiativkreises „Spiritual Care“ bot neurologisch erkrankten Menschen die Gelegenheit, Kraft für ihr Leben zu schöpfen. Rund 40 Menschen fanden sich vor dem Gnadenbild der Trösterin der Betrübten zusammenkamen, erkrankte Personen, Angehörige und Betreuer.
Einer von ihnen war Jürgen Blenkers, mit einem großen Pflaster auf dem Kopf. Er war für diese Wallfahrt aus Kleve angereist. „Ich bin praktizierender Katholik, hatte einen bösartigen Tumor“, äußerte er sich offen darüber, dass er nach der erfolgreich überstandenen Operation nun zur inneren Einkehr nach Kevelaer gekommen war.
Minuten-Impuls zu einem Lebensweg mit Kreuzweg
Am Gnadenbild erlebten die Teilnehmer durch Schwester Marlies einen kurzen Gebetsimpuls, bevor es in die Beichtkapelle zur gemeinsamen inneren Einkehr ging. Dort gab es einige Minuten-Impulse zu einem Lebensweg mit einem Kreuzweg, die von Evelyn Horn und Beate Coqui in Wort und Bild gestaltet wurden.
Anschließend wurde in der Beichtkapelle die Heilige Messe gefeiert. In seiner Predigt nahm Pastor Michael Wolf Bezug auf das Thema des Wallfahrtsnachmittags „Sie haben keinen Wein mehr.“ Häufig sei das im übertragenen Sinne das Empfinden, wenn Menschen Diagnosen wie Schlaganfall, MS oder andere Kranheiten erhielten. Da falle die Diagnose quasi in den persönlichen „Vorgarten und vertrockne die Lebensfreude“, führte er aus. Es sei da gut, wenn es Menschen gebe, die sagten, dass es wieder gehen würde.
Und es sei wichtig, dass man für sich auch über den Glauben und andere Dinge wieder lerne, „schöpfen zu können sowie Kraft und Energie zu tanken“. Wolf segnete im Rahmen der Messe dann alle, die sich das für sich wünschten.
Zu dem Wallfahrtsnachmittag hatte der „Initiativkreis „Spiritual Care“ eingeladen, der sich vor gut fünf Jahren begründet hat. Es gebe darum , am Ort der „Consolatrix Afflictorum“ die „Herzen der Menschen“ zu pflegen und zu betreuen, meinte Mitbegründerin Elke Kleuren-Schryvers beim anschließenden Gang in das Priesterhaus.

Unter den Wallfahrern war auch Elke Kleuren-Schryvers.


Angesichts ihrer Diagnosen und Lebenssituationen gelte es, „für die Menschen den „roten Faden“ wieder herzustellen, der darüber oft abzureißen“ drohe. Dementsprechend mache man diese „Spiritual Care“-Wallfahrt im Frühjahr für die neurologisch Betroffenen und ihre Angehörigen, im Herbst dann für Menschen mit Demenz.
Im Priesterhaus wurde mit einigen Teilnehmern der Wallfahrt nicht nur einige Lieder gesungen, sondern auch Wein und ein Tablett mit Brot zum Genießen verteilt.
Die lächelnden Mienen zeigten, dass die Musik und der symbolische Akt den Menschen tatsächlich so etwas wie Zuversicht und Entspannung gegeben hatte.

Malteserwallfahrt mit mehr als 1.000 Pilgern aus dem Erzbistum Köln

Leuchtend rote Warnwesten beherrschten einen Vormittag lang den Kapellenplatz. Zum 35. Mal hatte der Malteser Hilfsdienst in der Erzdiözese Köln insbesondere kranke, alte und behinderte Menschen eingeladen, zum Gnadenbild am Niederrhein zu pilgern.
Mehr als 1.000 Pilgerinnen und Pilger waren der Einladung gefolgt und wurden vor Ort von zahlreichen Helfern betreut. Dabei zählten auch kleine Gesten, etwa, dass junge Freiwillige in der Marienbasilika den Gottesdienstteilnehmern immer wieder Wasser anboten.
Begleitet wurden die Malteser vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, den Wallfahrtsrektor Gregor Kauling in der Basilika begrüßte. Der Kardinal sprach in seiner Predigt insbesondere über die Bedeutung der Mutterrolle für Maria: „Wir gehen zu Maria, weil sie unsere Mutter ist.“
Auf dem Gnadenbild trage sie Jesus, „sie hält ihn uns gewissermaßen entgegen.“ Das zeige, dass man auch bei Jesus sei, wenn man bei Maria ist. „Und bei Jesus zu sein“, betonte der Kardinal, „ist das Beste für uns.“ Das könne man an der Gottesmutter selbst sehen. Sie haben Jesus bis zum Beginn seines öffentlichen Lebens gelehrt, erzogen und umsorgt, selbst unter dem Kreuz habe sie es bei ihm ausgehalten.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki predigte in der Basilika über die Mutterliebe.


„Ihre Liebe war stärker als der Tod“, erklärte Woelki, „daher hat der Herr sie nach dem Ablauf ihres irdischen Lebens zu sich geholt. Es war gut für Maria, stets bei Jesus zu sein.“ Weil alle Menschen auch Kinder der Gottesmutter seien, wolle sie ihnen helfen, auch bei Jesus zu sein. Besonders richte sie ihre Mutterliebe an die „Kranken, Alten und Gebrechlichen“, sagte der Kardinal, „sie alle sind angenommen und geliebt. Nicht nur von Maria, sondern von Gott selbst.“
Die meisten Pilger, fuhr Kardinal Woelki fort, „gehören nicht zu den Großen der Welt. Sie sind schwach und klein. Aber vor Gott sind alle groß. Auch das sehen wir an Maria.“ Was den Menschen wahrhaft groß mache, sei nicht das, was er selbst aus sich macht, sondern das, was Gott aus ihm macht.
Woelki: „An Maria sehen wir, was Gott aus jedem Einzelnen von uns machen will. Er will einen jeden von uns in seine göttliche Freunde aufnehmen und alle Tränen von unseren Augen abwischen. Was früher war, ist dann vergessen, Gott macht alles neu.“

Die Wallfahrt ist eröffnet

„Kevelaer ist der Wallfahrtsort meiner Kindheit und Jugend. Gerne bin ich der Einladung gefolgt und hierher gekommen,“ sagte Dr. Peter Kohlgraf. Der Bischof ist schon als Kind und Jugendlicher zur Trösterin der Betrübten gepilgert. Er hatte sich als Kind nicht träumen können, später einmal als Bischof selbst die Marienwallfahrt nach Kevelaer zu eröffnen. Nun wurde es Wirklichkeit.
Viele Menschen aus nah und fern wurden Zeugen der feierlichen Eröffnung der Wallfahrtssaison. Mit drei symbolischen Hammerschlägen und mit den auf Deutsch, Lateinisch und Niederländisch gesprochenen Worten „Öffnet die Tore eures Herzens Christus, dem Erlöser“ öffnete der Mainzer Bischof das riesige Pilgerportal. Er beweihräucherte den Eingangsbereich der Basilika, bevor die zahlreichen Priester, Ministranten, Liturgen, Kolpingvertreter mit ihren Fahnen, die Bruderschaft der Consolatrix Afflictorum, die Damen und Herren des Ritterordens zum hl. Grab von Jerusalem aus St. Viktor Duisburg feierlich und mit viel Weihrauch in die Basilika einzogen.
Unter dem Dirigat von Chordirektor Romano Giefer gestaltete neben der Choralschola der Basilikachor das Pontifikalamt mit der „Messe solennelle“ des französischen Komponisten Louis Vierne, wobei der Münsterchor St. Vitus Mönchengladbach sowie Bläser, Chor und Orchester der Basilikamusik zusätzlich verstärkten. Für den erkrankten Elmar Lehnen sprang Heinz-Josef Clemens aus Mönchengladbach an der Orgel ein.

In seiner Predigt ging Bischof Kohlgraf auf das Thema Trost ein, den, so der Bischof, Kirche und Welt gerade sehr brauchten. „Trost ist das Schönste, das wir selbst anderen weitergeben können“, bekannte er und lud dazu ein, andere nicht mit Floskeln abzuspeisen, sondern ihnen offene Ohren und Herzen zu schenken, sich Zeit zu nehmen, sich einzufühlen und nicht wegzuschauen.

Der Hl. Geist werde, so seine Gedanken, selbst der Tröster genannt, Gott Vater, so Paulus im 2. Korintherbrief, sei ein „Vater des Erbarmens und Gott allen Trostes“ und auch Jesus sei zeitlebens ein Tröster gewesen; er hatte Mitleid mit den Menschen, ließ sich von ihrer Not berühren, speiste die Hungernden, lehrte die Orientierungslosen und heilte die Kranken. Jesus habe sich dabei immer dem einzelnen Menschen zugewandt, der dann in diesem Moment der wichtigste Mensch für ihn war und für den er ganz da war.

Nach seiner Auferstehung sei er selbst an den Wunden seines Leibes erkannt worden, die er auch als Erhöhter behielt. Auch nach der Auferstehung, so Bischof Kohlgraf, gilt: „Jesus bleibt sensibel für uns! Wie gut, dass Jesus nicht vergisst, wie es ist, traurig oder einsam zu sein!“ Auch Maria habe als Gekrönte das Leid und die Welt nicht vergessen, sondern bleibe und sei bis heute sensibel für die Nöte der Menschen. Das Gnadenbild passe sehr gut zu Maria: Es sei klein, unspektakulär und auf Augenhöhe mit den Menschen. Wie Gott, Jesus und Maria könnten auch wir beitragen, dass andere Menschen Trost erfahren.

„Tröster werden braucht Mut, Geduld und Interesse. Eine Pilgerfahrt bewirkt keine Magie, aber verändert das Denken. Die Welt wartet auf Trost: Lassen wir uns trösten und werden wir selbst zum Tröster für andere! Maria macht Mut, nicht wegzuschauen, sondern auf der Seite der Menschen auszuharren!“

Das Motto der diesjährigen Wallfahrt „Herr, wohin sollen wir gehen“ beleuchtete Dr. Bastian Rütten in einem musikalisch begleiteten Meditationstext nach der Kommunion. Nach einer kurzen Statio vor der Gnadenkapelle ging die Festversammlung, angeführt von den Bläsern der Basilikamusik und mit dem Schrein des hl. Ludger und hl. Willibrord ins Forum Pax Christi. Dort wurde der in der letzten Zeit durch die Goldschmiedewerkstatt Polders frisch restaurierte Reliquienschrein wieder im Altar eingesetzt, während Bischof Kohlgraf diesen ersten Bischof von Münster und den hl. Willibrord, den großen Missionar an Rhein und Maas im Gebet anrief.
Nach einer kurzen Statio vor der Gnadenkapelle ging die Festversammlung, angeführt von den Bläsern der Basilikamusik und mit dem Schrein des hl. Ludger und hl. Willibrord ins Forum Pax Christi. Dort wurde der in der letzten Zeit durch die Goldschmiedewerkstatt Polders frisch restaurierte Reliquienschrein wieder im Altar eingesetzt, während Bischof Kohlgraf diesen ersten Bischof von Münster und den hl. Willibrod, den großen Missionar an Rhein und Maas im Gebet anrief.
Pastor Gregor Kauling dankte allen Mitwirkenden an der Liturgie, allen Mitarbeitern und den Mitgliedern der Bruderschaft der Consolatrix Afflictorum für Ihren Dienst, Bürgermeister Dr. Dominik Pichler, allen Pilgern, die nach Kevelaer gekommen waren, besonders auch den Kolping-Familien mit Diözesanpräses Franz Westerkamp und grüßte über Video unter großem Applaus seinen Vorvorvorgänger Pfarrer Richard Schulte Staade. Er gab auch zu bedenken: „Vielfältig ist Erschütterung spürbar, Orientierung und Neuausrichtung sind gefragt. Gehen wir nicht weg, sondern hin, schauen wir nicht weg, sondern schauen wir hin.“
Eine Wallfahrt, so der Pastor, könne den Blick schärfen, Wunden heilen und Trost vermitteln, der von Gott geschenkt werde. „Halten wir uns an Maria, sie steht in der Mitte ihres Volkes. Hören wir mit ihr auf den Herrn und öffnen wir Augen und Ohren für unsere Mitmenschen und schenken wir den Trost Gottes weiter!“ Er selbst führte aus, dass er mit den Seelsorgern auch verstärkt draußen vor der Tür der Kirche präsent sein werde, um offene Ohren zu schenken und den Trost Gottes zu vermitteln, denn der Kapellenplatz sei selbst eine offene Tür für die Welt von heute.
Bischof Kohlgraf dankte am Ende noch allen für diese festliche Liturgie und allen Betern für ihr treues Gebet. „Gebet öffnet Fenster und leitet das Licht Gottes weiter. Beten Sie weiter, damit dieses Licht nach Kevelaer, nach Mainz und darüber hinaus weit in die Welt kommen kann!“ Ein Klick war zu hören: „Oh, jetzt löse ich mich wohl auf“, meinte er zum Schmunzeln der Festgemeinde und wohl durch eine defekte Schnalle entlöste er sich seines liturgischen Obergewandes. Mit schwungvollen Klängen der Blasmusik und einem letzten Gruß vor dem Priesterhaus verabschiedete sich der Mainzer Bischof.
Ein besonderer Hörgenuss wurde durch das Bläserensemble „blechgewand(t)“ ermöglicht. Diese hatten nicht nur den Einzug des Bischofs mit der „Fanfare for a great occasion“ aus Hamlet mit elf Bläsern eindrucksvoll begleitet. Am späten Nachmittag gab es noch ein erlesenes Konzert gemeinsam mit Martin Gregorius (Güterloh) an der Seifert-Orgel, der abwechselnd mit den Bläsern passend zu den zehnstimmig vorgetragenen Bläserstücken improvisierte. Nachdem die Musiker aus der Region Münster dieses eher seltener anzutreffende Konzertformat mit Elmar Lehnen 2017 in Billerbeck erfolgreich ins Leben gerufen hatten, war Premiere dafür in Kevelaer, nur leider krankheitsbedingt ohne Elmar Lehnen selbst an der Orgel. !
 
 

Zeit der Orientierung für die Wallfahrt

Wenn man 1. Mai der Bischof von Mainz, Peter Kohlgraf, an das Pilgerportal der Marienbasilika klopfen wird, beginnt die diesjährige Wallfahrtszeit. Bereits jetzt hatten Wallfahrtsleitung, Stadt Kevelaer sowie der Wirtschafts- und Verkehrsverein die Pilgerleiter aus vielen deutschen und niederländischen Städten zur Tagung ins Konzert- und Bühnenhaus eingeladen.
Die Gäste erhielten einen Einblick in die Planungen für die anstehende Wallfahrtszeit, Arbeitshilfen und Impulse für die Organisation der eigenen Pilgerreise.
Schon vor der Begrüßung durch Dr. Rainer Killich und Dr. Bastian Rütten von der Wallfahrtsleitung begann auf der Bühne ein kreativer Prozess. Die Künstlerin Tatjana van Went malte während der Tagung ein großformatiges Bild auf der Bühne. Rütten erklärte: „Das Thema der diesjährigen Wallfahrtszeit ist ,Herr, wohin sollen wir gehen?‘, eine Frage, die auch wir uns immer wieder stellen müssen. Daher haben wir hier bewusst etwas auf die Bühne gebracht, das sich erst entwickeln muss und während unserer Tagung entsteht.“
Das Motto griff auch Wallfahrtsrektor Gregor Kauling in seiner Begrüßung auf. Es sei gut, mit vielen Menschen gemeinsam auf dem Weg zu sein, betonte er. Die Kirche stehe derzeit, gerade mit Blick auf den Missbrauchsskandal, vor einem Abgrund. Und das, obschon die Botschaft des Evangeliums eine gute, lebendige Botschaft sei. „Es besteht die Gefahr, dass wir vor dem Abgrund nicht mehr die Kraft haben, das Gute zu hören. Das wäre dann der zweite Sieg des Bösen“, warnte Kauling. Doch Christus habe das Böse am Kreuz besiegt, daher sei es wichtig, auch auf ihn zu schauen.
Das Wallfahrtsmotto betreffe Menschen jeden Alters. Von der Kindheit bis ins hohe Alter gebe es immer wieder Situationen, in denen die Frage aufkommt, wohin der Weg gehen soll und wie die Zukunft aussehen wird, sagte Kauling. „Tuen wird das ohne Angst. De Freude ist ein guter Ratgeber, nicht de Angst.“ Das Jahr 2019 auch für die Wallfahrt in Kevelaer „eine Zeit des Anhaltens und der Orientierung“, sagte der Wallfahrtsrektor.
Vom Stummfilm bis zu den Wallfahrtstagen
Doch auch ohne große Jubiläumsfeiern stehen wieder zahlreiche besondere Feste und Veranstaltungen während der kommenden Monate im Kalender. Die Angebote reichen von kulturellen Angeboten – zum Beispiel der in der Basilika gezeigte Stummfilm „Die Wallfahrt nach Kevelaer“ aus dem Jahr 1921, mit Orgelimprovisationen von Basilika-Organist Elmar Lehnen – bis zu Wallfahrtstagen für bestimmte Gruppen. Dazu zählen die Kommunionkinder ebenso wie die Motorradfahrer oder die Tamilen.
Eine Neuerung gilt für alle Gottesdienstbesucher in der Basilika. Die bisherigen Gesang- und Textbücher werden durch das „Gotteslob“ ausgetauscht. Dieses wird durch einen Anhang ergänzt, der die Lieder und Gebete aus dem bisher bekannten Buch beinhaltet. Chordirektor Romano Giefer, der die Tagung gemeinsam mit seiner Frau musikalisch begleitete, erklärte: „Wir wollen den unerschöpflichen Fundus der Lieder und Gebete im Gotteslob nutzen, aber auch das Repertoire der gerade hier in Kevelaer bekannten Lieder. Es geht kein Gesang aus dem bisherigen Buch verloren.“ Die Ergänzungen zum Gotteslob seien in jeder Buchhandlung erhältlich.