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Großes Interesse an Vortrag

Dass das Thema Arthrose viele Menschen zu interessieren scheint, zeigte sich schon beim Einlass im Bühnenhaus. „Meine Frau hat Schwierigkeiten mit dem Knie – da dachte ich, fahr mal hin und hör zu, vielleicht kommt was dabei raus“, meinte ein 77-jähriger Mann aus Uedem.
Am Ende waren es tatsächlich gut 300 Menschen, die gekommen waren, um dem Vortrag des neuen Chefarztes für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportmedizin der Karl-Leisner-Kliniken, Lars Victor Baron von Engelhardt, zuzuhören.
Bereits zu dessen erstem Themen-Vortrag Ende August waren so viele Menschen ins Klever Kolpinghaus gekommen, dass nicht alle Interessierten Einlass gefunde hatten – Anlass genug für die Leisner-Kliniken, eine weitere Veranstaltung zum Thema durchzuführen.
„Ich trau mich gar nicht auf die Bühne, so voll ist es“, scherzte ein gut aufgelegter Baron von Engelhardt zum Auftakt des zweistündigen Vortrages, der von einer kurzen Kaffeepause und der Möglichkeit zum Gedankenaustausch unterbrochen wurde.
Zu Beginn bot der Chirurg einen kurzen Einblick in seine Vita – von seinen diversen Tätigkeiten in Australien und Paris und der Vorstellung seiner Lehrmeister über die Helios-Kliniken Wuppertal bis zur Uni Bonn und dem Johanna-Etienne-Krankenhaus in Neuss. Anschließend widmete er sich in einem wahren Parforceritt dem Thema Arthrose und den vielfältigen Behandlungsarten.
Die Arthrose schlechthin gebe es nicht, machte er deutlich. Es gebe diverse Einflussfaktoren wie Übergewicht, Überbelastung durch Sport, altersbedingte Abnutzung oder Bewegungsmangel. Entsprechend vielfältig seien die Therapieformen und es brauche jeweils ein individuelles Konzept für jede einzelne auftretende Arthrose.
Die Diagnose Arthrose bedeute aber nicht den Verzicht auf Lebensqualität, erklärte er. Prominente Beispiele wie Boris Becker oder Senta Berger zeigten dies. Und eine Prothese sei nicht das Ende des gesunden Lebens – „Sehen Sie es konstruktiv“, so der Arzt.
Die Behandlung mit Schmerztherapiemitteln sieht er nicht als Allheilmittel und zitierte die „1 zu 10“-These. „Es heißt: einer von zehn Patienten bekommt davon eine Magenerosion oder Blutung, einer von zehn muss operiert werden und einer von zehn stirbt.“
Er erwähnte die Möglichkeit der Physiotherapie und der gelenkerhaltenden medizinischen Eingriffe, ging dann auf die diversen Möglichkeiten bei Hüften, der Deformation des Schenkelhalses und den Perspektiven durch eine Arthroskopie ein.
Und er thematisierte Kunstgelenke für die Hüfte, minimalinvasive Eingriffe, die muskelschonend vorgenommen werden können, machte klar, „dass die meisten Hüftprothesen sich an flacheren Hüften ausrichten, was nicht die Situation am Menschen“ widerspiegele.
Nach dem Vortrag meinte er, dass man „nicht jedem eine neue Hüfte reinknallen“ müsse, auch mal Leute wegschicken müsse.
Zum Gelenkersatz stellte der Baron moderne Konzepte wie die Kurzschaftendoprothetik am Hüftgelenk und an der Schulter und den maßgefertigten Oberflächenersatz am Kniegelenk vor, sprach von modernen Knorpel-Matrixverfahren.
Was deutlich wurde: Lars Victor Baron von Engelhardt versteht sehr viel von seinem Fach. Die Menge der Informationen mit Studien und Methoden, die wissenschaftliche Sprache und das Tempo des Vortrages machten es den Zuhörern aber sehr schwer, überhaupt inhaltlich zu folgen.
Und schon in der Pause gab die Xantenerin Marlies Furth den Eindruck wider, mit dem sie sicher an diesem Abend nicht alleine stand. „Das ist sehr medizinisch, er spricht nicht ganz deutlich und schnell. Es ist sehr informativ, aber man kann schwer was für sich rauskriegen. Und es ist etwas verworren.“