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Nadja Heinrich verkauft das letzte Brötchen. Foto: LS
Die Rewe-Filiale von Café Vloet hatte ihren letzten Verkaufstag

Das letzte Brötchen

Nach über 30 Jahren hieß es am vergangenen Samstag Abschied nehmen.

Manuel Vloet präsentiert das Info-Blatt, in dem er seine Kundinnen und Kunden über die Schließung der Filiale im Rewe-Markt informiert. Foto: JvS
Zum Monatsende schließt die Bäckerei Vloet ihre Filiale im Kevelaerer Rewe-Markt

Ein Schritt zurück, um vorwärts zu kommen

Mit einem wehmütigen Blick, aber auch voller Vorfreude auf die Zukunft blickt Bäckermeister Manuel Vloet auf den 30. September. An diesem Tag wird die Bäckerei Vloet nach über 30 Jahren ihre Filiale im Rewe-Markt Kevelaer schließen.

Manuel Vloet ist stolz auf seine „Back-to-the-roots“-Brote, die ohne Zusätze und Hilfsmittel auskommen. Foto: JvS
Mit seinem Konzept „Back to the roots“ setzt Bäckermeister Manuel Vloet auf natürlich hergestellte Backwaren ohne Zusatzstoffe und zugeführte Hefe

Der Meister des Sauerteigs

Wenn Manuel Vloet liebevoll über „Herkules“, „Mitja“ und „Chia Gonzales“ spricht, klingt es fast so, als würde er über alte Freunde sprechen. Tatsächlich verbergen sich dahinter aber die Bezeichnungen seiner „Back-to-the-roots“-Brote, die ohne Zusätze und zugeführte Hefe auskommen.

Verkaufte Vloet-Brote sorgen für rund 200 neue Bäume

Der Grundbaustein des Bäckerhandwerks

Die Bäckerei Vloet hat sich erfolgreich an der „Waldbrot“-Aktion des Regionalverbandes Ruhr beteiligt. Der Kevelaerer Konditor Manuel Vloet überreichte jetzt in Haltern am See als einer der beteiligten Bäcker persönlich einen Scheck von 250 Euro an den „RVR Ruhr grün“.

Seit Jahrzehnten halten sie Vloet die Treue

Claudia Hoever ist seit drei Jahrzehnten bei Vloet beschäftigt – und damit die am längsten dort tätige Mitarbeiterin. Damals war sie noch gelernte Metzgerei-Fachverkäuferin. Als sie sich verändern wollte, wurde ihr von Vloet sofort ein Job angeboten. Denn ihre Mutter war selbst jahrzehntelang als Bäckerei-Fachverkäuferin tätig. „Vloet kannten mich von klein auf. Und die Lehrerin für den Job hatte ich quasi im Haus“, lacht die heute 49-Jährige. „Das war sehr effektiv – und so war ich nach wenigen Wochen in der Filiale. Und man hat mir frühzeitig viel Vertrauen entgegengebracht.“

Was sie an dem Job so liebe? „Den Kontakt mit Menschen. Ich bin durch und durch Verkäuferin, Ich habe das Gymnasium besucht und habe schon mit zehn Jahren gesagt: Ich will das machen, was Mutter macht.“ Sie wurde bei Josef Iding Innungsbeste, sollte mit dem Juniorchef das Geschäft führen – bis sie sich veränderte und bei Vloet anfing. Dass sie 2020 auch noch 30 Jahre mit ihrem Mann verheiratet ist, ist für die zweifache Mutter ein schöner Zufall.

„Der Beruf ist vielfältiger als viele glauben“, sagt Hoever. „Er ist umfangreicher geworden. Man ist da schon halbe Ernährungsberaterin und Allergologin, weil viele Unverträglichkeiten haben. Und wenn man den Kontakt mit Menschen liebt“, sei man da genau richtig, findet sie. „Schade, dass so wenige den Beruf lernen möchten.“

Eigentlich wollte sie Floristin werden

Ihre Kollegin Sabine Splettstößer ist seit dem 18. April 1995 mit bei Vloet. Damals bewarb sie sich „aus Familiengründen“, nachdem sie zuvor im Stadtcafé Biesenbach tätig gewesen war. Sie habe schon jung angefangen, zu arbeiten „und das immer gerne mit Menschen.“ In Hessen hatte sie schon eine Ausbildung zur Restaurantfachfrau absolviert. „Ursprünglich wollte ich mal Floristin werden, aber ich bekam Heuschnupfen, da machte das mit Blumen keinen Sinn“, bekennt die Mutter zweier Söhne lachend. Für sie gab es in all den Jahren „nie einen Grund, mich woanders zu bewerben. Man hat überall Höhen und Tiefen, aber ich bin dankbar drum, dass ich hierbleiben durfte“, sagt die 58-Jährige. Denn sie schätzt die Atmosphäre und die Zuverlässigkeit des Unternehmens. „Unser Weihnachts- und Urlaubsgeld gab es all die 25 Jahre. Das ist heutzutage nicht selbstverständlich.“

Auch sie fragt sich, wo der Nachwuchs bleibt – auch wenn der Job nicht nur schöne Seiten hat. „Es ist ja auch viel Wochenendarbeit, bis 20 Uhr oder auch schon bis 22 Uhr. Man fängt manchmal sonntags um 6 Uhr an, arbeitet bis 16.45 Uhr. Ich bin ja in dem Beruf mit samstags und sonntags aufgewachsen.“ Entscheidend bleibe es, dass man „mit Menschen kann.“ Mit Ende 50 merke sie schon mal das eine oder andere altersbedingte Zwacken. „Aber wenn es mit den Blessuren so bleibt, mach‘ ich die 30 noch voll.“