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Mehlschwalben bekommen neues Zuhause

Als am vergangenen Dienstagmorgen zwei Häuser auf der Eichendorffstraße in Winnekendonk als „schwalbenfreundliche“ Häuser ausgezeichnet wurden, ließen sich die selten gewordenen Tiere, um die es bei der Aktion geht, kaum blicken. Nur hin und wieder kam für einen kurzen Moment ein Schnabel aus der Öffnung der Nisthilfe hervor. Die Nisthilfen waren an zwei Häusern angebracht worden, weil zwei Mehlschwalben-Nester von einem Dachausbau der benachbarten Häuser betroffen waren. Die Firma GWS (Wohnungsgenossenschaft) aus Geldern als Eigentümer der Gebäude hatte beschlossen, die Nester durch Nisthilfen zu ersetzen und mindestens zwei weitere anzubringen. Claudia Blauert, zweite Vorsitzende des Imkervereins Kevelaer und Aktivistin der Bürgerinitiative „Rettet die Binnenheide“, begleitete die Aktion. Theo Mohn zeichnete als Sprecher der Ortsgruppe Kevelaer des „NABU“ die beiden Häuser aus und übergab eine entsprechende Plakette mit einer Urkunde.

Die Mehlschwalben seien nicht nur am Niederrhein selten geworden, erklärte Mohn. Die Vögel würden keine Lehmpfützen mehr für ihren Nesterbau finden, fügte Claudia Blauert hinzu. Das führe dazu, dass die Vögel ihre Nester häufig aus Erde bauten, was jedoch einen sehr fragilen Wohnsitz für die Tiere bedeute. Theo Mohn wies darauf hin, dass es in der Wallfahrtsstadt nur noch zwei Kolonien der Mehlschwalben gäbe – eine in Winnekendonk und eine in Kevelaer. Daher liegt den Naturschützern der Erhalt der Kolonien besonders am Herzen.

Mehlschwalben sind standorttreue Tiere

Für die beiden Mehlschwalben-Nester, die aufgrund eines Dachausbaus weichen mussten, wurden nun bereits zwei Nisthilfen an benachbarten Häusern angebracht. Der Malerbetrieb Brey aus Geldern hat dabei mit angepackt und die Nester hoch oben am Dachfirst befestigt. Mindestens zwei weitere Nisthilfen sollen noch folgen, erklärte Paul Düllings, Geschäftsführer der GWS-Geldern. Werden die Nisthilfen einmal angenommen, ist das für die Naturschützer bereits ein großer Gewinn. Denn Mehlschwalben sind standorttreu und kehren in der Regel jedes Jahr an ihren Geburtsort zurück, um dort ihre Jungen aufzuziehen, erklärten die Naturschützer.

So sehen die Nisthilfen aus der Nähe aus. Die Vögel lassen sich nur selten blicken. Foto: eg

Acht bis zwölf Paare erwarte man in der Eichendorffstraße in Zukunft. „Mehlschwalben nisten meistens eng zusammen“, so Mohn. Nachdem die GWS als Hauseigentümer der betreffenden Gebäude auf die Nester der Vögel aufmerksam wurde und Claudia Blauert die Aktion mit auf den Weg gebracht hatte, sei schnell klar gewesen, dass man auch weitere Nisthilfen einrichten werde, sagte Paul Düllings. Inwieweit man die Aktion fortsetzen wird, hänge natürlich von der Lage und dem Bau der Häuser ab, fügte Maren Zenz vom Mieterservice der GWS-Geldern hinzu. Da die Mehlschwalben überwiegend Häuserwände unter geschützten Dachvorsprüngen zum Nestbau nutzen, eignet sich dafür nicht jedes Haus.

Wer mit dem Gedanken spielt, an seinem eigenen Haus eine Nisthilfe anzubringen, muss laut Theo Mohn gar nicht tief in die Tasche greifen. Nisthilfen für Mehlschwalben seien schon ab einem Preis von ca. 20 Euro zu erwerben. Und wem es vor den Hinterlassenschaften und anderem Schmutz graut, den die Tiere auf dem eigenen Grundstück verursachen könnten, für den hatten die Anwesenden einen Tipp: Ein Brett, das in ausreichendem Abstand unter der Nisthilfe angebracht wird, kann Kot und Nistmaterial größtenteils auffangen und sorgt so für einen weiterhin sauberen Hauseingang.

„Wir müssen noch einiges tun“

Seit 2018 hat Kevelaer mit Dr. Nina Jordan eine Klimaschutzmanagerin. Jetzt steht die Verlängerung der Stelle um zwei Jahre an. Das Kevelaerer Blatt sprach mit Nina Jordan über ihre bisherigen Erfahrungen, Klimakrise in der Coronakrise und die vor uns allen liegenden Aufgaben.

KB: Frau Dr. Jordan, wie haben Sie die Situation in Kevelaer bei Ihrem Amtsantritt erlebt?

Dr. Nina Jordan: Mein erster Eindruck war der European Energy Award und eine große Teamsitzung dazu. Der Energy Award ist in Kevelaer ja ein seit vielen Jahren gut etabliertes System. Da habe ich gemerkt: Hier fängt man nicht bei null an.

Womit haben Sie selbst denn angefangen?

Ich habe mich zunächst in allen Ortschaften vorgestellt, mit einem Vortrag zu Klimawandel und Klimaschutz. Das war natürlich sehr allgemein, aber ich wusste ja nicht, wo die Leute stehen. Viele dieser Menschen sehe ich noch heute regelmäßig wieder, wenn ich etwas organisiere, zum Beispiel bei der Filmreihe, da waren die gleichen Leute oft bei drei bis fünf der Filme dabei.

Welche Aufgaben haben Sie hier seitdem erwartet?

Das meiste sind Dinge, die man einmal anfängt und die dann nicht mehr weggehen (lacht). Oft macht es keinen Sinn, die Dinge nur einmal zu machen, zum Beispiel den Handwerkermarkt, der in diesen Tagen leider ausfallen muss. Letztes Jahr habe ich für die Medien das Thema Photovoltaik aufbereitet. Das müsste ich eigentlich dieses Jahr wieder machen, denn viele Anlagen werden jetzt 20 Jahre alt und fallen aus der Förderung heraus.

Ein großes Thema, das mich begleitet, ist zudem die Altbausanierung, verbunden mit dem Netzwerk Altbauneu. Da ist immer was los wie jetzt die geänderten Förderbedingungen und damit eine neue Broschüre. Man erreicht auch nicht immer jeden zu jeder Zeit. Wer jetzt ein Haus kauft, interessiert sich heute und nicht in einem Jahr für das Thema Sanierung.

Welches Thema konnten Sie noch nicht so voranbringen, wie Sie es gern getan hätten?

Ich versuche schon länger, das Thema Neubau zu platzieren, aber da muss man viel erklären. Das Potenzial beim Altbau verstehen viele, aber wir dürfen den Neubau nicht aus den Augen verlieren, denn neue Häuser stehen für 100 Jahre. Wir wollen 2050 klimaneutral sein, also müssen wir jetzt schon klimaneutral bauen. Dazu müssen wir mehr beraten und als Verwaltung mit gutem Beispiel vorangehen. Aber das ist abhängig vom politischen Willen.

Am politischen Willen ist auch die Ausrufung des Klimanotstands für Kevelaer gescheitert. Wie beeinflusst das Ihre Arbeit?

Es hat keinen Einfluss auf meine Arbeit, weil dadurch nicht beschlossen wurde, alle Anträge der Politik auf die Klimafolgen abzuklopfen, wie das andere Kommunen machen. Für mich ist die Entscheidung ein zweischneidiges Schwert: Mit Klimanotstand würde ich wohl nicht mehr von den Vorlagen loskommen. Aber ich mache gerne Vorschläge, was man noch anpacken kann. Wir sind auf einem guten Weg, aber mehr geht immer.

Bedeutet Ihr Job oft Reibung mit den Kollegen und der Politik?

Klimaschutzmanager sind per se Störenfriede in der Verwaltung. Es ist nicht meine Aufgabe, mich beliebt zu machen, sondern das „Wir-haben-das-immer-so-gemacht“ zu hinterfragen. Ist das so gut für uns und fürs Klima? Das gilt natürlich auch für jeden einzelnen von uns, wenn wir zum Beispiel entscheiden: Fahren wir mit dem Auto oder dem Fahrrad zum Sport?

Wie beeinträchtigt die Coronakrise Ihre Arbeit gegen die Klimakrise?

Durch Corona war es ein paar Wochen etwas ruhiger, gut um Dinge abzuarbeiten. Es trifft meine Arbeit, weil keine Veranstaltungen mehr stattfinden, aber ich mache Medienarbeit, kann Maßnahmen vorbereiten und stehe zur Telefonberatung zur Verfügung. Im Moment läuft die Vorbereitung für das Stadtradeln, das in diesem Jahr mehr Vorbereitung erfordert, da erstmals alle Kommunen im Kreis teilnehmen. Außerdem laufen ja meine beiden Wettbewerbe zu klima- und insektenfreundlichen Vorgärten ganz normal.

Wenn der Haupt- und Finanzausschuss wie erwartet die Stelle der Klimaschutzmanagerin verlängert – welche Aufgaben bringt das dann für die zusätzlichen zwei Jahre mit sich?

Ich sehe wie schon angesprochen großes Potenzial beim Thema Neubau, aber auch für das Thema Grün in der Stadt – Dach- und Fassadenbegrünung – sowie bei nachhaltiger Mobilität. Die Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses wird diesbezüglich sehr spannend, weil sie richtungsweisend wird beim Thema Peter-Plümpe-Platz. Da kann man vieles richtig oder falsch machen. Ich wünsche mir weniger Parkplätze und mehr Aufenthaltsqualität. Man plaudert miteinander, wenn man zu Fuß unterwegs ist, aber nicht, wenn man im Auto sitzt. Eine lebenswerte Stadt hat viele Vorteile für die Bürger, auch beim Umgang mit ganz unterschiedlichen Krisen, selbst bei einer Pandemie.

Zusammengefasst: Ist Kevelaer denn beim Klimaschutz auf Kurs?

Ich habe im vergangenen Jahr die CO2-Bilanzierung gemacht. Da kam heraus, dass wir Stand 2017 gegenüber 1990 20 Prozent eingespart haben. Damit stimmen wir in etwa mit dem Landesziel von NRW überein. Das bedeutet aber auch, dass wir noch einmal ungefähr den gleichen Zeitraum haben, um 80 Prozent einzusparen. Da müssen wir noch einiges tun. Schwierig. Wir können aber auch nicht alles als Kommune erreichen. Manche Hebel liegen höher, in Berlin oder Brüssel.

Das Interview führte Björn Lohmann.

In Kevelaer und den Ortschaften wachsen 92 „grundlose Bäume“

Wer in 20 Jahren durch Kevelaer läuft und sich in den Schatten eines großen Baumes setzt, wird kaum wissen, warum dieser Baum dort steht und wer ihn gepflanzt hat. Eigentlich ist es auch egal, weil es keinen wichtigen Grund gab, ihn dort an diesem Platz gedeihen zu lassen. Das Schöne wird sein, dass er eben dort ist. Im Juni 2018 legte der Verein „Natur und Kultur im Acherhoek“ (NuK) die ersten 1000 Euro in einen Spendentopf, um Bäume anzuschaffen und jene zu ersetzen, die zum Beispiel Krankheit, Trockenheit oder dem Sturm zum Opfer fielen und die gewöhnlich aber nicht ersetzt werden. Der Grund, um einen Baum zu pflanzen, geht heute oft mit einem Ausgleich einher. Grundlos werden sie kaum noch in die Erde gebracht. Dieser Gedanke war der Startschuss für die Aktion „Grundlos Bäume pflanzen“.

„Mit dieser Zwischenbilanz zählen wir heute schon 92 ,Grundlose Bäume‘, die über ganz Kevelaer und seine Ortschaften verteilt sind“, berichtet NuK-Geschäftsführer Matthias David. „Zu Beginn dieser Baum-Spendenaktion waren wir recht euphorisch gestimmt. Viele Menschen folgten dem Aufruf und spendeten Geld für Bäume, die nicht als Ausgleich oder Ersatz gepflanzt werden sollten.“ Eine Privatperson hat sogar die stolze Summe von 5000 Euro auf das Konto eingezahlt. Im Folgejahr legte dieser Spender noch einmal 3000 Euro oben drauf. Ein weiterer Löwenanteil kam durch die Auflösung der „Unternehmervereinigung Kevelaer“ zustande, an deren Stammkapital der NuK zu einem Drittel teilhaben durfte. Es waren aber auch viele kleine Spenden von Privatleuten dabei, die Freude an dem Gedanken hatten.

Der „Baum-Topf“ wurde zunehmend größer. „Ein tolles Signal für die Bereitschaft in der Bevölkerung etwas zu bewegen“, blickt David zurück und erinnert sich: „Es fehlte nur noch eines: Platz!“ Was die Initiatoren sich so einfach vorgestellt hatten, erwies sich bei näherer Betrachtung als doch gar nicht so einfach. Die meisten Flächen der Kommune wurden bereits als Ausgleichsflächen benötigt. Die Idee eines Stadtwaldes erschien gar unmöglich. „Da standen wir nun mit einem Sack voller Geld und kamen nicht voran“, schmunzelt David rückblickend. In der Folge weichte der Verein ein hartes Kriterium auf und bot Pflanzungen auch auf teil-öffentlichen Flächen an. Zudem gab es einen fleißigen Mitarbeiter im Betriebshof, der sich stets mit offenen Augen für Lücken im Gelände bewegt. Und so kam dann doch langsam Schwung in die Sache.

Aktion am Kevelaerer Gymnasium

„In diesem Jahr konnten wir dann etwas verwirklichen, das einem Stadtwald recht nahe kommt“, erzählt David von einem großen Erfolg. „Das Kevelaerer Gymnasium (KvGG) wird 60 Jahre alt. Die Planungsgruppe der Lehrer kam mit dem Gedanken, eine entsprechende Anzahl Bäume zu pflanzen auf uns zu und fragte, ob wir helfen könnten.“ Mit dieser Frage rannte sie beim NuK offene Türen ein. Noch im ersten Gespräch gab der Verein die Zusage, die komplette Anpflanzung mit 6000 Euro zu finanzieren, und legte zudem noch 1200 Euro für eine entsprechende Anzahl Wassersäcke obendrauf.

Es reiche aber nicht aus, „nur“ zu finanzieren. Bäume wollen gepflanzt und gegossen werden. Rein rechnerisch koste dieses Unterfangen ähnlich viel Geld wie der Baum selbst, erläutert David. „An dieser Stelle müssen wir die sehr feine Zusammenarbeit mit dem SOS-Kinderdorf und der Stadt Kevelaer deutlich hervorheben. Ohne diese Partner hätte sich das Projekt nicht durchführen lassen.“

Folgende Pflanzungen wurden seit Beginn der Aktion „Grundlose Bäume“ getätigt:

In Winnekendonk auf dem Sportplatz: 12 Bäume

In Winnekendonk an der Kervenheimer Straße: 4 Bäume

In Wetten beim Worldhouse: 13 Bäume

Auf der NuK-Vereinswiese: 1 Baum

In Sonsbeck nahe dem Dassendaler Weg: 2 Bäume

In Kevelaer am KVGG: 60 Bäume

Von den bisher gespendeten 15.260 Euro wurden damit 13.165 Euro in Pflanzungen und Pflege investiert. 2095 Euro stehen für weitere Bäume noch zur Verfügung. „Es bleibt zudem zu hoffen, dass sich noch mehr Menschen dazu entschließen, den NuK beim Bäumepflanzen in Form einer Spende zu unterstützen“, wirbt David. Die IBAN des eigens eingerichteten Spendenkontos lautet: DE16 3206 1384 4500 5270 27 / Stichwort: „Grundlose Bäume“.

Illegale Müllentsorgung – eine Riesensauerei

Eine solche Sauerei bekommen die Mitarbeiter des Ordnungsamtes auch nicht jeden Tag zu Gesicht. Ordnungsamtschef Ludger Holla: „Es kommt häufiger vor, dass wir auf illegale Müllentsorgung aufmerksam gemacht werden, aber eine Riesensauerei wie die hier ist schon außergewöhnlich.“ In der vergangenen Woche wurde den Mitarbeitern gemeldet, dass am Wissener Weg, kurz nach dem Abzweig von der Schravelner Straße, etwa in Höhe des Feriendorfes, zwischen einem Acker und einem kleinen Waldstück, die Reste eines Spanferkels einfach am Wegesrand „entsorgt“ wurden. Die eklige „Fundsache“ ließ darauf schließen, dass der komplette Braten mal um die 50 Kilo gehabt haben muss, als er auf einem entsprechend großen Grill gelandet ist. Die Mitarbeiter des Betriebshofes mussten die fachgerechte Entsorgung übernehmen. Das Ordnungsamt hofft nun auf Hinweise aus der Bevölkerung, die helfen können, die Täter zu ermitteln (Telefon: 02832 122-832; E-Mail: ordnungsamt@kevelaer.de).

Besser wohnen, Klima schützen und sparen

Gebäude verursachen in Deutschland laut Umweltbundesamt rund 35 Prozent des Energieverbrauchs und 30 Prozent der CO2-Emissionen. Wohl auch deshalb hat der Staat zu Beginn des Jahres die Förderprogramme für die energetische Sanierung von Wohngebäuden massiv erhöht. Das KB hat deshalb den Twistedener Energie-Effizienzberater Johannes van Lipzig gefragt, welche Möglichkeiten es für Neubauten und Bestandsgebäude gibt.

Sinnvoll ist es in jedem Fall, sich vor größeren Maßnahmen mit einem zertifizierten Energieberater zu unterhalten. Die Kosten der Energieberatung übernimmt der Staat über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zu 80 Prozent, denn so soll sichergestellt werden, dass Fördermittel zweckgebunden und sinnvoll eingesetzt werden. Schließlich soll eine Erneuerung der Außenfenster nicht plötzlich zu Problemen mit Feuchte und Schimmel an den alten Außenwänden führen. Deshalb gibt es von der Deutschen Energieagentur eine Liste mit zertifizierten Energieberatern, die stimmige Konzepte erarbeiten dürfen, inklusive Betrachtung von Bauphysik, ökologischen Effekten und der Wirtschaftlichkeit. Berufliche Qualifikation und der Nachweis von Fortbildungsmaßnahmen sind zwingende Voraussetzung für die Aufnahme in diese Liste.

Neubauvorhaben

Einfach ist die Sache bei Neubauten. Die Vorgaben für die Dämmung der Gebäudehülle sind hier inzwischen so hoch, dass man aus energetischer Sicht nur zwischen gut und sehr gut wählen kann. Beträgt der Energiebedarf nur 40 Prozent des gesetzlich Erlaubten, spricht man beispielsweise vom Effizienzhaus 40, das sich nur noch unwesentlich vom sogenannten Passivhaus unterscheidet, das komplett ohne Heizung auskommt. Je geringer der Energiebedarf, desto höher die mögliche Förderung. Noch stärkere Dämmungen als bei einem Passivhaus ergäben keinen Mehrwert. Allerdings kann die Wahl des Dämmmaterials mehr oder weniger ökologisch ausfallen. Übrigens habe sich gezeigt, dass die Erhöhung der Baukosten keineswegs auf bessere Energieeffizienz, sondern größtenteils auf allgemeine Kostensteigerungen zurückzuführen seien, betont van Lipzig.

Auf dem Neubausektor sind Erneuerbare Energien Pflicht. Der größte Teil entfällt aktuell auf die Wärmepumpen. Diese entziehen der Umgebung – in der Regel Luft oder Erdreich – Wärme nach dem umgekehrten Prinzip eines Kühlschranks. Während Luft-Wasser-Wärmepumpen aus einem Teil Strom etwa dreieinhalb Teile Wärme erzeugen, kommen Sole-Wasser-Wärmepumpen aufgrund der auch im Winter konstanten Temperatur im Erdboden auf ein Verhältnis von 1:4,5 und besser – die sogenannte Jahresarbeitszahl. Interessant ist das nicht zuletzt, weil der ab 2021 eingeführte Preis für CO2-Emissionen die Heizkosten mit Gas- oder gar Ölheizungen in die Höhe treiben wird. Eine Wärmepumpe mit Ökostrom ist fein raus. Überhaupt gilt für Wärmepumpen: Energiepreissteigerungen schlagen nur im Verhältnis der Jahresarbeitszahl durch, weil ein Großteil der Energie kostenfrei der Umwelt entnommen wird. Und das Beste: Die Anschaffungskosten werden derzeit zu mindestens 35 Prozent gefördert – inklusive Fußbodenheizung, Warmwasserspeicher und Erdbohrung bei Sole-Wasser-Wärmepumpen. Solarthermie empfiehlt van Lipzig eher seltener, denn die Effizienz sei in unseren Breitengraden begrenzt, die Förderung daher auch geringer als bei Wärmepumpen.

Mini- und Mikroblockheizkraftwerke für neue Mehrfamilienhäuser

Schwieriger als im Einfamilienhaus gestaltet sich die Situation im neuen Mehrfamilienhaus, wo die gesetzlich vorgeschriebene Trinkwasserhygiene Wassertemperaturen von 55 bis 60 Grad erfordert, um das Wachstum von Legionellen zu verhindern – ein Temperaturbereich, der die Effizienz von Wärmepumpen deutlich verschlechtert. Denkbar sei hier eine Wärmepumpe für die Grundlast, unterstützt von elektrischem Durchlauferhitzer oder Gasbrennwerttherme für die Spitzenlast. Generell rät van Lipzig jedoch von neuen Heizungen mit fossilen Brennstoffen ab. Für neue Mehrfamilienhäuser und Wohnsiedlungen sieht er die Zukunft eher bei Mini- und Mikroblockheizkraftwerken in kleinen Nahversorgungsnetzen. Die erzeugen zugleich Strom und Wärme. Heute sind am Markt vor allem Anlagen verfügbar, die als Brennstoff (Bio-)Erdgas oder (pflanzliches) Öl nutzen, doch auch Brennstoffzellengeräte, die (Bio-)Wasserstoff verbrennen, haben inzwischen die Marktreife erreicht. Heute sind Letztere jedoch noch nicht wirtschaftlich interessant, was vor allem Folge politischer Entscheidungen in den vergangenen zehn Jahren sei, wie van Lipzig erläutert.

Aus energetischer Sicht interessant wird es bei der Altbausanierung, denn gerade der Gebäudebestand ist es, der das größte Potenzial für Einsparungen und damit auch den Klimaschutz birgt. Hinsichtlich der Heiztechnik käme hier zusätzlich zu den genannten Optionen die Pelletheizung infrage, insbesondere für Haushalte, die eine Ölheizung damit ersetzen und entsprechenden Lagerplatz für den Brennstoff besitzen. Der Austausch von Ölheizungen gegen ökologische Alternativen wird sogar mit bis zu 45 Prozent gefördert.

Altbausanierung

Genau hinsehen muss man im Altbau bei geplanten Wärmepumpen. Da diese mit geringeren Temperaturen im Heizkreislauf arbeiten und idealerweise mit Flächenheizungen kombiniert werden, ist es möglich, dass vorhandene Heizkörper zu klein sind. Allerdings gibt es sowohl entsprechende Niedertemperaturheizkörper mit besonders großer Oberfläche als auch Wärmepumpen, die mit notwendigen höheren Temperaturen zurechtkommen. Hinzu kommt, dass Heizsysteme früher oft deutlich über den tatsächlichen Bedarf hinaus ausgelegt wurden, der „Angstfaktor“, den man heute rausnehmen könne, wie van Lipzig erläutert. Und nicht zuletzt sinkt der Heizbedarf erheblich, wenn die Heizung nicht die einzige Effizienzmaßnahme bleibt. Was nach der Erfahrung von van Lipzig jeder ohne Kosten machen kann: Die alte Umwälzpumpe der Heizung läuft im Jahr rund 2000 Stunden und ist damit im Schnitt für 10% der Jahres-Stromkosten verantwortlich! Deshalb einfach  mal schauen, ob der Drehzahlregler der Umwälzpumpe der Heizung auf der kleinsten Stufe steht. „Die genügt fast immer“, so der Energieexperte.

Die größten Schwachpunkte im Altbau sind oft ein ungedämmtes Dach und zu wenig oder nicht gedämmte Außenwände. Aber auch durch zweifach verglaste Fenster oder eine ungedämmte Kellerdecke kann viel Wärme verlorengehen. Wer die Gebäudedämmung verbessern möchte, steht vor einer grundsätzlichen Frage: Sollen es ein oder mehrere Einzelmaßnahmen sein – die die KFW-Bank mit 20 Prozent der Kosten bezuschusst, oder soll ein Konzept her, das gesamte Haus auf Neubauniveau zu trimmen und damit die Effizienzhaus-Förderung zu erreichen, die im Idealfall 40% betragen kann?

Der erste Schritt ist dabei immer die Erfassung des Ist-Zustands durch den Energieberater. Dabei werden nicht nur die Schwachstellen identifiziert, sondern die Grundlagen gelegt um zu beurteilen, welche Maßnahmen am effektivsten und welche wirtschaftlich am effizientesten sind. Zwar handelt es sich dabei um Schätzkosten, doch auch diese geben eine gute Orientierung. Häufig gilt: Heizungstausch und Dachdämmung sind die Maßnahmen, die sich am schnellsten amortisieren. „Wärme steigt nach oben“, benennt van Lipzig den Hauptgrund, weshalb das Dach wichtiger ist als die Kellerdecke. Weiterer Vorteil: Eine gute Dachdämmung schützt auch vor Hitze im Sommer.

Als günstige Wanddämmung kommt besonders bei Gebäuden aus den 1950er- bis 1970er-Jahren eine eingeblasene Dämmung zwischen den zwei Schalen der Außenwand in Frage. Sie erreicht nicht die Wirkung einer Außendämmung, erzielt aber mit kleinem (Kosten-)Aufwand einen großen Effekt. Ansonsten gilt: Außendämmungen sind Innendämmungen vorzuziehen, weil erstere zugleich Wärmebrücken entschärfen können.

Bei Sanierungsarbeiten die Schimmelgefahr beachten

Fenstersanierungen amortisieren sich oft erst nach 35 bis 40 Jahren – sofern man nicht die „Sowieso-Kosten“ berücksichtigt. Denn wenn Fenster altersbedingt eh ausgetauscht werden müssen, sind die Mehrkosten für energetisch besonders gute Fenster eher klein. Einen großen Effekt haben hier zudem auch Rolllädenkästen hinsichtlich der Luftdichtigkeit. Ein weiterer Tip des Energieberaters: Im Winterhalbjahr bei klirrender Kälte die Rollläden ungenutzter Räume gerne auch mal tagsüber geschlossen lassen, das spart Brennstoff. Achtung: Wer Fenster saniert, sollte am besten auch die Wanddämmung angehen, denn bei einer Unterschreitung des Taupunktes an Bauteilen der Gebäudehülle fällt Feuchtigkeit aus und es droht Schimmel. Ist das Fester der kälteste Punkt im Zimmer, wird es beschlagen und man kann durch Heizen und Lüften gegensteuern. Ist die unsanierte Wand der kälteste Punkt, fällt die meist nicht auf und der Schimmel blüht.

Überhaupt ändert eine umfangreiche energetische Sanierung die Lüftungssituation. Um Probleme zu vermeiden, gehört deshalb auch ein Lüftungskonzept dazu. Aber damit sind wir wieder beim Anfang dieses Textes: Es gibt eben gute Gründe, weshalb der Bund als Fördermittelgeber sanierungswilligen Hauseigentümern Energieberater empfiehlt und die Beratung großzügig bezuschusst.

Waldbrandgefahr im Frühjahr beachten

Die Waldbrände der vergangenen Tage bei Gummersbach und im Naturschutzgebiet de Meinweg in den Niederlanden haben bereits gezeigt, welche Gefahren die Trockenheit für den Wald birgt. Bereits eine weggeworfene Zigarette oder ein unachtsam geparktes Auto können einen Großbrand auslösen. Aufgrund der derzeitigen Kontaktbeschränkungen bietet sich der Wald für viele Menschen als Ausflugsziel an. Die hohen Waldbesucherzahlen bedeuten gleichzeitig ein erhöhtes Waldbrandrisiko. Das Regionalforstamt Niederrhein hat eine Übersicht zusammengestellt, an welche Regeln Waldbesucher sich zur Minimierung des Waldbrandrisikos halten sollten:

1) Einhalten des gesetzlichen Rauchverbots (1. März bis 31. Oktober; 2) Kein Feuer / Grillen im und am Wald (100 Meter Mindestabstand); 3) Freihalten der Waldzufahrten für die Feuerwehr; 4) PKW nicht im hohen Gras abstellen, da die Abwärme des Fahrzeugs ausreicht, um das darunter liegende Gras in Brand zu setzen; 5) Keine Zigaretten aus dem Fahrzeug werfen.

Waldboden und Laub sind ausgetrocknet

Zum Teil könne trotz gleicher Witterungsbedingungen die Waldbrandgefahr lokal unterschiedlich ausgeprägt sein, teilt das Regionalforstamt Niederrhein mit. Die Brandanfälligkeit von Wäldern hänge zudem davon ab, was unter den Bäumen steht. Hohes Gras wachse dort, wo Licht an den Waldboden kommt. Das sei vor allem der Fall, wenn durch vergangene Stürme zahlreiche Bäume im Wald umgeworfen wurden oder auf freien Flächen, wo viele neue Bäume gepflanzt wurden. Meist entstünden Waldbrände als Bodenfeuer. Da jetzt im Frühjahr die Sonne fast ungehindert durch die noch recht wenig belaubten Bäume auf den Waldboden scheinen kann, könnten sich trockene Pflanzen, Gräser oder auch Laub besonders leicht entflammen. „Das frische Frühjahrsgrün der Bäume und Sträucher täuscht über die derzeitige Waldbrandgefahr hinweg. Der obere Waldboden sowie darauf liegende Äste und Laub sind völlig ausgetrocknet,“ erklärt Falk Stefan, Mitarbeiter im Regionalforstamt Niederrhein.

Die hohe Zahl der Waldbesucher in Nordrhein-Westfalen könne beim Thema Waldbrand aber gleichzeitig auch von Vorteil sein, sagen die Experten. Denn durch die vielen Waldbesucher  würden die meisten Brände entdeckt. Daher bittet das Regionalforstamt Niederrhein, wenn es zu einem Brand kommen sollte: 1) Löschen Sie kleine Entstehungsbrände, wenn es Ihnen gefahrlos möglich ist; 2) Melden Sie Brände über Tel. 112 (dies gilt auch für gelöschte Brände, um ein Wiederentfachen zu vermeiden); 3) Verlassen Sie den Gefahrenort auf kürzestem Wege.

Weihbischof Lohmann unterstützt Online-Streik von „Fridays for Future“

Auch wenn große Demonstrationen aufgrund der aktuellen Kontaktbeschränkungen nicht durchgeführt werden, bleibt die Bewegung „Fridays for Future“ aktiv und hat für den heutigen Freitag, 24. April 2020, zu einem Online-Streik aufgerufen. Weihbischof Rolf Lohmann unterstützt als Umweltbischof das anhaltende Engagement der Demonstranten. „Es ist wichtig, auch während der Corona-Krise deutlich zu machen, dass die Rettung der Umwelt und damit die Bewahrung der Schöpfung nach wie vor auf der Agenda stehen. Klimaschutz ist noch immer ein wichtiges Thema, das uns alle angeht“, betont Lohmann.

Auch wenn sie eine große Belastung für die Menschen sei, habe doch gerade die Pandemie gezeigt, welche Gefahren die Globalisierung mit sich bringen kann. Es sei aber auch deutlich geworden, dass die Menschen aufeinander angewiesen sind. „Die Erfahrungen der vergangenen Wochen zeigen uns, wie wichtig diese Solidarität ist, nicht nur im eigenen Land, sondern weltweit“, sagt Lohmann. Diese Solidarität dürfe aber nach der Corona-Krise nicht einfach wieder im Sande verlaufen, sondern müsse langfristig für den gemeinsamen Klimaschutz gelten.

Hoffnung auf positive Entwicklungen über die Krise hinaus

Dass es möglich ist, auch selbst effektiv mit kleinen Maßnahmen die Umweltverschmutzung einzudämmen, hätten die vergangenen Wochen bewiesen, sagt Lohmann. „Viele Menschen arbeiten nun aus dem Home-Office und müssen nicht mehr jede Woche hunderte Kilometer zu ihrem Büro pendeln. Und es funktioniert. Und viele Besprechungen können nun doch per Videochat geführt werden, ohne dass einzelne Mitarbeiter dazu extra eingeflogen werden müssen“, verdeutlicht der Umweltbischof. Er hofft, „dass dieses Verhalten auch nach der Krise Schule macht und auf unnötige Fahrten und Flüge künftig verzichtet wird.“

Als Zeichen seiner Solidarität hat sich der Weihbischof als Unterstützer auf der Seite der „Fridays for Future“-Bewegung angemeldet. Schon bei der großen Demonstration in Kleve im September des vergangenen Jahres hatte er auf dem Podium das Wort ergriffen. Damals hatte er aus der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus zitiert: „Wir müssen wieder spüren, dass wir einander brauchen, dass wir eine Verantwortung für die anderen und für die Welt haben und dass es sich lohnt, gut und ehrlich zu sein.“ Dieses Zitat, sagt Weihbischof Lohmann nun, „ist heute noch genauso aktuell. Denn es gilt sowohl für unser Handeln in der Corona-Krise als auch für unsere Verpflichtung, das Klima zu schützen und die Schöpfung zu wahren.“

Diese Blumen werden nicht verwelken

Das Wahrzeichen der Landfrauen ist die Biene. Diese emsigen und stets regen Insekten tummeln sich gerne in Scharen zwischen großen und kleinen Blüten. In unseren Gärten, am Wegesrand oder auf heimischen Wildblumenwiesen fühlen sie sich wohl. So war es eine Idee des Landesverbandes, die einzelnen Landfrauenortsverbände aus ganz Nordrhein-Westfalen an der Gestaltung einer großen Blumenwiese der besonderen Art anlässlich der Landesgartenschau 2020 in Kamp-Lintfort zu beteiligen. Ein saisonunabhängiges, witterungsbeständiges, buntes und vielfältiges Blütenmeer war das Ziel. Auch wenn es zu Coronazeiten nicht möglich ist, sich in Scharen zu tummeln, sind viele Ortsverbände dieser Idee gefolgt und haben sie mit Idealismus, Kreativität sowie Liebe zum Detail umgesetzt.

Auf dem Gelände der Landesgartenschau stehen nun seit dem 7. April, wie auf einer Wildblumenwiese verstreut, viele unterschiedliche mannshohe bzw. frauhohe Blumenskulpturen. Gefertigt wurden sie in dafür leer geräumten Garagen oder vielleicht sogar in den Wohnzimmern der Rheinischen Landfrauen. „Wir hatten überhaupt keine Vorgabe, außer der Standfestigkeit, und ich bin total begeistert, wie verschieden die Arbeiten ausgefallen sind. Abgesprochen haben wir uns nicht und dennoch ist keine einzige Blume wie die andere“, erklärt Margit Ermers, Vorsitzende des Ortsverbandes Kevelaer. Mehr als 50 unterschiedliche florale Kunstwerke aus den jeweiligen Ortsverbänden schmücken nun die ausgewählte Wiese auf dem Gelände. Ob aus Blech, PET-Flaschen, Fahrradspeichen oder Hufeisen, der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt. „Eine Blume ist sogar gestrickt“, sagt Margit Ermers.

Backformen als Blütenblätter

Mit Anita Peters, ebenfalls im Vorstand des Ortsverbandes Kevelaer ehrenamtlich tätig, brachte sie die Blumenskulptur am vereinbarten Abgabetermin Richtung Kamp-Lintfort. Anita Peters bastelt gerne mit Holz oder anderen Alltagsmaterialien. In ihrer Werkstatt befindet sich so mancher Gegenstand, der unter ihrer Bearbeitung ein anderes Aussehen erhält. So auch die gebrauchten Backformen, die nun an der heruntergefallenen Astgabel vom Birnbaum, versehen mit leuchtenden Farben, als Blütenblätter eine neue Bestimmung erhielten.

„Hier wird ständig etwas neu geboren“, sagt Anita Peters und meint damit nicht nur die Arbeit in der Werkstatt, sondern auch die Arbeit mit ihren Tieren, ob Schafe, Hunde oder das an diesem Morgen neugeborene Ponyfohlen. Etwas Neues auszuprobieren und zu schaffen, mache ihr einfach Spaß und da Backformen im geheimen ebenfalls ein Wahrzeichen der Landfrauen seien, sei schnell klar gewesen, dass sie diese verarbeiten werde. Die Backformenblütenblume ist gut gelungen und leuchtet nun zwischen den anderen Kunstgewächsen im Blütenmeer.

Gepflügt werden kann die Wiese nicht, denn sie steht felsenfest an ihrem Platz, wo sie geduldig auf viele Besucher wartet. Gut, dass sie witterungsbeständig und saisonunabhängig ist. So wird sie getrost die verspätete Eröffnung der Landesgartenausstellung überstanden haben.

Blumen statt Schotter in Kevelaers Gärten

Auch in Kevelaer beschäftigen sich interessierte Bürger mit dem Thema Insektensterben. So überlegt der „Runde Tisch für ein insektenfreundliches Kevelaer“, was die Kevelaerer vor Ort dagegen tun können. Am meisten stehen dabei die Aktivitäten der Kommune im Fokus der Öffentlichkeit, die unter anderem die Bewirtschaftung ihrer Flächen ökologischer gestaltet und auf zahlreichen Flächen insektenfreundliche Blumenmischungen ausgesät und einheimische Sträucher angepflanzt hat. Doch ein großer Anteil der Fläche Kevelaers entfällt naturgemäß auf private Gärten. Hier hat sich ein Trend breitgemacht, der es Insekten noch schwieriger macht, Lebensräume und Nahrung zu finden: (Vor-)Gärten, die hauptsächlich aus Split oder Schotter bestehen. Dafür läuft aktuell ein Wettbewerb, bei dem ein Schottergarten in eine blühende und pflegeleichte Oase für Insekten verwandelt werden soll.

Die Schottergärten sollen vermeintlich pflegeleicht sein, werden aber oft nach einigen Jahren pflegeintensiv: Hier sammeln sich durch den Wind kleine Mengen an Erde und Pflanzensamen an, die mit der Zeit zu größeren Pflanzen werden. Ein Kreislauf entsteht, wenn dann zu Pestiziden gegriffen wird, um die „Unkräuter“ zu beseitigen. Wenn von vornherein ein naturnaher Garten angelegt werden würde, hätten „Unkräuter“ bzw. Wildkräuter kaum Chancen, sich auszubreiten.

Schritt für Schritt zum Naturgarten

Mittlerweile gibt es Blumensamenmischungen, die im eigenen Garten, auch als Inseln im Schotter, heimisch werden. Auch Balkone können zur Artenvielfalt beitragen, indem z.B. insektenfreundliche Blüten und Kräuter ausgewählt und bis nach der Blüte stehen gelassen werden. Grundsätzlich gilt: Einfach wachsen lassen ist ein Weg zum Naturgarten. Viele Menschen scheinen jedoch einen „ordentlichen“ Garten zu bevorzugen. Um sich an das Aussehen naturnaher Gärten zu gewöhnen, könnte zunächst ein Bereich gezielt sich selbst überlassen werden. Auch den Rasen weniger oft mähen bzw. nicht so kurz mähen oder einzelne Bereiche bis zur Blüte stehen lassen, sind Optionen, die der Tierwelt zugutekommen. Natürlich kann man auch gezielt Stauden und Sträucher für Insekten anpflanzen. 

Weitere Tipps und Hinweise finden Sie unter www.kevelaer.de/vorgarten. Auf dieser Seite können Sie sich auch für den Wettbewerb bewerben. Einsendeschluss ist der 27. April 2020. Auskunft erteilt Nina Jordan unter Tel. 02832-122740 und klimaschutz@kevelaer.de.

Was kann jeder von uns zum Klimaschutz beitragen?

„Klimaschutz beginnt im Kopf.“ Mit diesen Worten schloss Dr. Nina Jordan in der vergangenen Woche die Podiumsdebatte zum Thema Klimaschutz in der Öffentlichen Begegnungsstätte Kevelaer. Jeder müsse für sich zunächst umdenken und entscheiden, was er/sie persönlich zum Klimaschutz beitragen kann. Viele Anregungen dazu gaben an diesem Abend die Teilnehmer der Debatte, die vom Kevelaerer Blatt mitorganisiert wurde: Björn Lohmann, Chefredakteur des KB, berichtete über Ökostrom und Erdwärme; Nina Jordan, Klimaschutzmanagerin der Stadt Kevelaer, sprach über ihr beinahe plastikfreies Leben; Eckehard Lüdke vom ADFC Kreis Kleve erzählte vom Leben ohne Auto und Veronika Hartmann, Fridays for Future Kevelaer, gab Anregungen zum veganen Leben. Der Podiumsdiskussion voraus ging eine Vorführung des Films „Tomorrow“ – der letzte Film der Klimaschutz-Filmreihe der Stadt Kevelaer.

Die gut 30 Gäste der Veranstaltung rund um den Klimaschutz schauten zwei Stunden lang gebannt auf die Leinwand. Sie schauten dabei zu, wie Cyril und Mélanie durch zehn Länder reisen – auf der Suche nach Menschen, die etwas in der Welt bewegen, nach alternativen wirtschaftlichen und sozialen Systemen. Der Film soll vor allem eines: Mut machen. Es wird kein mahnender Zeigefinger erhoben, der Fokus nicht auf Missstände gelegt. Experten berichten von Möglichkeiten, die Welt ein wenig besser zu machen. So erfährt der Zuschauer unter anderem von Projekten zur biologischen Landwirtschaft in England und Amerika, der „Zero-Waste-Politik“ in San Francisco und einer französischen Firma, die Briefumschläge herstellt und dabei eigene Energie erzeugt, auf Chemie verzichtet und selbst das verbrauchte Wasser wiederverwertet.

120 Minuten prall gefüllt mit Informationen bot der Film an diesem Abend – Szenen aus Frankreich, Dänemark, Island, England und einigen weiteren Ländern bekamen die Zuschauer zu sehen. Dass die Anwesenden von einigen Projekten durchaus überzeugt waren, wurde in der anschließenden Gesprächsrunde deutlich. Und wenn in Todmorden (England) eine Initiative daran arbeitet, das „Urban Farming“ zu perfektionieren und in San Francisco bereits 80 Prozent des Abfalls recycelt werden, dann ist daran sicherlich nichts auszusetzen. Doch wo können wir selbst  anfangen? Was können wir Kevelaerer hier vor Ort machen, um unseren Teil zum Klimaschutz beizutragen? Diese Frage stand an diesem Abend im Mittelpunkt der Podiumsdebatte.

Eckehard Lüdke trägt schon seit vielen Jahren einen Teil bei. Er lebt weitestgehend autofrei, nutzt sein Fahrrad. Ein eigenes Auto besitzt er nicht mehr und wenn er doch mal eins benötigt, dann nutzt er Car-Sharing Angebote. „Es gibt bei jedem Menschen andere Mobilitätsbedürfnisse“, stellte der 1. Vorsitzende des ADFC Kreis Kleve klar. Er selbst sei einfach damit groß geworden, das Fahrrad als Fortbewegungsmittel zu nutzen. Die Vorteile liegen für ihn klar auf der Hand: „Es ist sehr umweltfreundlich und ausgesprochen preiswert.“ Bei schweren Transporten, die auf dem Rad nicht möglich sind, nutze er in der Regel den Lieferdienst eines Unternehmens. Und was er bei schlechtem Wetter macht? „Bei Regen habe ich mir den Spruch angewöhnt: Es ist nur Wasser.“ Da sei vieles Gewöhnungssache.

Idee: Lastenräder zum Leihen für die Bürger

Dass das Fahrrad oft eine echte Alternative zu öffentlichen Verkehrsmitteln von Kevelaer aus ist, da waren sich viele der Anwesenden einig. Vor allem die Zugverbindungen seien unzuverlässig. Was die Personenbeförderung innerhalb Kevelaers und der Ortschaften betrifft, äußerte eine Besucherin Kritik: „Gibt es einen Sinn, dass große Schulbusse am Nachmittag relativ leer durch die Gegend fahren?“ Endgültig beantwortet werden konnte diese Frage nicht. Es stand im Raum, bei den zuständigen Stellen der Stadt nachzufragen, ob es allgemein die Möglichkeit gäbe, die Schulbusse unter bestimmten Umständen auch für andere Bürger nutzbar zu machen.

Vor allem aber sei wichtig, dass der ÖPNV in der Gegend verbessert werden würde. Denn viele Schüler, die regelmäßig mit ausfallenden und verspäteten Zügen kämpfen müssen, würden sich die Einstellung aneignen: „Hoffentlich ist das für mich bald durch“, da ist sich Eckehard Lüdke sicher. Die Folge sei das möglichst schnelle Anschaffen eines Autos. Bezüglich der Mobilität gab es einen Vorschlag aus dem Publikum: Ein Auto für einen Ortsteil, das sich die Bürger teilen. Die Schwierigkeiten sahen die Anwesenden hier in der Anschaffung und der Organisation, denn es müsste eine zentrale Annahme- und Abgabestelle des Schlüssels geben. Etwas einfacher angesetzt kam die Idee eines Lasten-Fahrrades für die Stadt auf. Einzelne Lastenräder könnten so an verschiedenen Stellen zur Verfügung stehen für die Bürger, die ein Transportmittel für größere Besorgungen benötigen, aber trotzdem auf das Auto verzichten wollen. Die Idee stieß auf Zustimmung bei den Besuchern. Denn: „Wir gewöhnen uns das Fahrradfahren ab“, stellte eine Besucherin fest. Dass man dieser Entwicklung entgegenwirken sollte, da waren sich die Anwesenden einig.

Für wen ein autofreier Alltag nicht in Frage kommt oder wer darüber hinaus etwas zum Umweltschutz beitragen möchte, hat sich womöglich schon einmal mit dem Thema „Veganismus“ beschäftigt. Doch lässt sich diese Art der Ernährung bei uns in Kevelaer – einem Ort, der nicht übersät von hippen veganen Restaurants ist – überhaupt ausleben? Veronika Hartmann hat diesen Schritt vor gut einem Jahr gewagt. Sie habe die Missstände irgendwann nicht mehr ignorieren können und sich näher mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. Dennoch gibt sie zu: „Ich hatte nicht auf dem Schirm, dass die Ernährung so viel Einfluss auf die Umwelt nimmt.“ In ihrem Umfeld stieß sie mit ihrer Umstellung auf gemischte Reaktionen – jedoch überwiegend positiv.

Keine veganen Restaurants in Kevelaer

Den Besuchern der Debatte gab die junge Frau an diesem Abend mit auf den Weg, sich über Dokumentationen und Videos im Internet einen Überblick über das Thema zu verschaffen. Ihre Umsetzung, auch als Kevelaererin, „läuft gut“, berichtete Hartmann. „In der Schule ist das manchmal etwas schwierig“, räumte sie jedoch ein. Dort gebe es keine veganen Gerichte im Angebot und auch in den Kevelaerer Restaurants gestalte es sich schwierig, veganes Essen zu bekommen. Hartmann hat im vergangenen Jahr zur Fastenzeit mit der veganen Ernährung begonnen. „Das hat gut geklappt und dann habe ich weitergemacht“, berichtet die junge Frau, die sich in Kevelaer bei der Fridays for Future-Bewegung engagiert. Den Anwesenden empfahl sie, sich selbst eine „Challenge“ oder einen Zeitraum zu setzen. An diesem Punkt setzte Nina Jordan an und brachte die Idee auf, gemeinsam verschiedene Aktionen zu starten – zum Beispiel einen Monat vegan leben oder einen Monat auf das Auto verzichten.

Weniger laufende Kosten durch Erdwärmepumpe

Björn Lohmann, Chefredakteur des KB, lebt zwar nicht vegan, verzichtet auch nicht aufs Auto, hat für sich im Alltag aber andere Möglichkeiten gefunden, seine Belastung des Klimas zu reduzieren: Sein Auto fährt elektrisch, zu Hause nutzt er Erdwärme zum Heizen und der Strom ist zum Teil eigens produziert – bei dem restlichen Teil nutzt er Ökostrom. Vor allem die Nutzung der Erdwärme schlage sich in den Kosten nieder. Die Erdwärmepumpe sei nicht nur wartungsarm, „man spart auch bei den laufenden Kosten deutlich“, berichtet Lohmann. Ob es denn Spaß mache, solche Maßnahmen bei sich am Haus durchzuführen, lautete eine Frage. Hin und wieder freue man sich schon, wenn man merke: „Die Sonne scheint, ich produziere gerade Strom“, lachte Lohmann. An die Anwesenden appellierte er: „Wenn Sie noch keinen Ökostrom beziehen, geht ein Wechsel ganz schnell.“ Nina Jordan legte den Gästen in diesem Zuge den Beitritt in die Energiegenossenschaft ans Herz. Die Klimaschutzmanagerin der Stadt Kevelaer beschäftigt sich bereits beruflich intensiv mit dem Thema Klimaschutz. Doch auch privat verschließt Jordan nicht die Augen vor den Problemen.

„Ich versuche, plastikfrei zu leben“, erklärte sie. Die ersten 80 Prozent der Plastikeinsparung schaffe man ganz gut, danach werde es schwierig. Alles in allem liege die Schwierigkeit darin, dass es „mehr Zeit verbraucht, als mit dem Strom zu schwimmen.“ Als Tipp gab sie den Kevelaerer Bürgern, den Wochenmarkt zu nutzen – hier gebe es die meisten Produkte „fairtrade“: „Man kauft es quasi direkt vom Erzeuger.“  Allgemein versucht die Klimaschutzmanagerin, „möglichst wenig Kunststoff in jedweder Form“ zu nutzen – so macht sie zum Beispiel ihr Deo selber, achtet auf die Bestandteile ihrer Kleidung und nutzt Bienenwachstücher statt Frischhaltefolie. Auch dazu gab sie den Besuchern Tipps mit auf den Weg – vieles sei nämlich ganz einfach umzusetzen. Bei Fragen und Ideen rund um den Klimaschutz und Aktionen dazu in Kevelaer bot Nina Jordan sich als Ansprechpartnerin an – um so in der Wallfahrtsstadt vielleicht gemeinsam etwas bewirken zu können.