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Dreifach gehopft

Nicht ohne Grund steht Deutschland im Ruf, ein „Land der Biere“ zu sein und so war einst auch in unserer Region die Vielfalt an Brauereien eine große. Dass davon nicht viel übrig ist, braucht kaum erwähnt zu werden, wenn in der Nachbarschaft eine der wenigen noch verbliebenen Traditionsmarken ums Überleben kämpft.
Doch schon seit einiger Zeit entwickelt sich allerorten wieder etwas in der Fläche, dem Willen zu Individualität und Regionalität sei Dank, und so hat auch der Trend „Craft Beer“ in Kevelaer Fuß gefasst. Die Veranstalter des Twistedener „Hopfenfestes“ wollen genau diesen aufstrebenden Brauern eine Plattform geben. Also ist am nächsten Wochenende nichts uniformes à la „Eifelbrause“ im Ausschank, sondern handwerklich gebrauter Gerstensaft von Jürgen Molderings („Kävelse Craft Beer“), Jürgen Bey („Kelderhorst“) und der in Geldern ansässigen „fleuther Micro Brauerei“.
Steht man vor dem Brau-Equipment von Jürgen Bey, ist auch sofort klar, warum das Twistedener „Hopfenfest“ für ihn ein besonderes Event ist, denn an Massenproduktion ist mit dem kleinen Braukessel nicht zu denken. Etwa 20 Liter Bier werden hier pro Woche gebraut – es ist eben eine Mischung aus Hobby und Nebenerwerb für den Softwareentwickler.
Die idyllische Lage seiner „Mini-Brauerei“, das urige Etikett auf den Flaschen und auch der Name „Kelderhorst“ bilden ein stimmiges Ganzes. Der Name „Kelderhorst“ erinnert an die einst in Kapellen bestehende Brauerei mit ihrem Eiskeller, eine Tradition, an die man gern anknüpfen möchte. Mit „Kelder“ bezeichnet der Niederrheiner den Keller und der „Horst“ ist nicht nur das Nest, sondern auch die wallartige mit Eis vermengte Anschüttung um den Keller, die im Sommer die nötige Kühle lieferte.
Im kleinen Rahmen
Seit April 2014 ist Jürgen Bey als Brauer aktiv und hat in der Zeit nicht nur viel experimentiert, sondern sich auch einen festen Kundenstamm erarbeitet. Möchte man in den Genuss seiner Biere kommen, ist direkter Kontakt notwendig, denn verkauft wird nur im kleinen Rahmen, vornehmlich an private Kunden. In Twisteden wird er mit seinem hellen „Achterhoeker Export“ und dem „Achterhoeker Brownie“ vertreten sein, ein dunkles Bier mit delikaten Schokoladen- und Kaffeenoten.
„Kävelse Urald“
Zweiter Lokalmatador in Sachen Braukunst ist auf Kevelaerer Gebiet Thomas Molderings mit seinem „Kävelse Craft Beer“. Nicht nur an seinem Kiosk und in ausgewählten Geschäften sind seine Kreationen zu bekommen, sondern auch auf den einschlägigen Events, wie dem „Kevelaerer Krippenmarkt“ oder dem hiesigen „Street Food Market“. So klangvolle Namen wie „Kävelse Urald“, „Bleyksken häll“ oder „Niersgrond“ werden dann auch in Twisteden zu hören sein.
In der Nachbarstadt Geldern gehen Oliver und Sylvana Westphal mit ihrer „fleuther“ Micro-Brauerei ähnliche Wege. Die Biere der 2016 gegründeten Brauerei finden sich in ausgewählten Geschäften und in der Gastronomie der Region. Überhaupt suchen die beiden eine größere Öffentlichkeit und nehmen regelmäßig an überregionalen Messen und Events teil. Getreu dem Firmenmotto „Eins für dich, eins für mich“ werden Oliver und Sylvana Westphal ihre Bierbegeisterung mit den Gästen in Twisteden teilen, sei es beim „Pilsener EINS“ oder dem „1420er Eichental“, einem North England Brown Ale – ihre neueste Kreation.
Letzlich ist es das Gleiche wie mit dem „Schreiben über Musik“ oder dem „Reden über das Essen“: All das kann das eigene selbstgebildete Urteil nicht ersetzen. Die Brauer und die Twistedener Veranstalter freuen sich über einen Besuch in gleichem Maße und man frönt nicht nur dem Genuss, sondern verhält sich dabei auch noch nachhaltig: Bier aus der Region fährt nicht erst hunderte Kilometer spazieren, bevor es getrunken wird.