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Wor hör ek t‘hüß?

Die Resonanz war zugegeben keine riesige, die die Einladung von Museumsförderverein und Kevelaerer Blatt ausgelöst hatte, unter der Überschrift „Wer hat nen Theodor Bergmann und nen Jupp Tenhaef?“ am Vormittag des vergangenen Samstags ins hiesige Museum zu kommen und dort die eigenen Erinnerungen und Sammelstücke mit Bezug zu den beiden Heimatdichtern zu präsentieren. Und so harrte eine frohe Runde aus Mitgliedern des Fördervereins, KB-Herausgeber Rudolf Beerden, der Museumsleiterin Veronika Hebben und weiteren Freunden des ‚Kävels Platt‘ der Dinge, die da kommen würden.
„Zweite Muttersprache“
Ziel des Vormittags war es, die bekannten Bestände und die eigenen Bemühungen seitens des Museums, um neue oder nicht mehr bekannte Dokumente zu ergänzen, mit dem Ziel, diese in zukünftigen Ausstellungen und Veranstaltungen präsentieren zu können. Zumindest im Falle Tenhaefs ist sein sich in diesem Jahr zum einhundertsten Male jährender Geburtstag Anlass genug, sich von Neuem mit dem Dichter und seinem Werk auseinanderzusetzen.
Maria Groothusen war es dann schließlich, die den Vormittag buchstäblich rettete und manches Unbekannte in ihrer säuberlich sortierten Sammlung mitführte. Die langjährige Lektorin bei Butzon & Bercker spricht nicht nur als „zweite Muttersprache“ Platt, sondern hat auch über Jahrzehnte hinweg eine beachtliche Sammlung an Regionalia zusammengetragen. Tenhaef-Kenner Dr. Bernd Rolf zeigte sich jedenfalls sichtlich angetan, von zahlreichen auch ihm noch unbekannten Zeugnissen des Kevelaerer Heimatdichters. Er selbst hegt eine besondere Begeisterung für Vertonungen Tenhaefscher Texte, ist er doch selbst auch als Musiker aktiv. Als besonderen Schatz in seiner Sammlung hütet er Tonbandaufnahmen von Lesungen, die Tenhaef mit eigenen Werken einst veranstaltete.
Am Ende brachte der Vormittag also doch noch das eine oder andere zu Tage, das zukünftig einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert werden soll. Über diesen Tag hinaus gilt weiter der Aufruf an alle Hüter heimatkundlicher Schätze mit Bezug zu Theodor Bergmann oder Jupp Tenhaef, diese ihrer Ruhe in Kisten und Kartons zu entreißen. Der Förderverein und das Kevelaerer Museum freuen sich über eine Kontaktaufnahme.

Gedenkstunde für den Heimatdichter

Fast 100 Kevelaerer kamen zur Gedenkstunde zum 70. Todestag von Theodor Bergmann (29.12.1868-17.5.1948) an sein Denkmal (Bronzebüste von dem Kevelaerer Bildhauer Horsten) in die Basilikastraße. Bergmann ist als Politiker (Mitglied in der verfassungsgebenden Versammlung der Weimarer Republik, als Mitglied der Zentrumspartei 1919-1923 Mitglied im Reichstag und Gründungsmitglied der CDU Kevelaer sowie deren erster Vorsitzender), Schuhfabrikant und als Heimatdichter eng mit Kevelaer verbunden und nicht zuletzt als Dichter des Heimatliedes „Wor hör ek t‘hüß“ ein Stück Stadtgeschichte. 1910 entstand der Text, den im gleichen Jahr Gerhard Korthaus vertonte.
Spontaner Kraftakt
Mit einem spontanen Kraftakt hatte die Nachbarschaft Basilikastraße, mit ihrem Nachbarschaftsältesten Richard Hoymann, die grüne Insel um das Denkmal Bergmanns herum einen Tag zuvor noch auf Vordermann gebracht und, um ein guter „Gastgeber“ zu sein, auch noch für Getränke gesorgt. Kevelaerer-Blatt-Herausgeber Rudolf Beerden begrüßte die Gäste. Das Kevelaerer Blatt, der Förderverein des Niederrheinischen Museums für Volkskunde und Kulturgeschichte mit seinem Vorsitzenden Peter Hohl und der Kevelaerer Männer-Gesang-Verein 1896 (KMGV) mit seinem Vorsitzenden Heinz Lamers hatten im Vorfeld Überlegungen angestellt, wie das Jahr 2018 mit Blick auf viele Gedenktage, die im Bereich Heimatforschung und Mundart anfallen, zu begehen ist. Die Gedenkfeier zum 70. Todestag von Theodor Bergmann war dabei als erste Veranstaltung festgelegt worden.
Beerden teilte mit, dass es eine Besprechung bei „Lei.la“ (Leistende Landschaften) gegeben habe. Im Bereich des Projekts „Leader“, welches zur Förderung der ländlichen Entwicklung konzipiert wurde, hatte sich das KB beworben, um das vorhandene Kevelaerer-Mundart-Wörterbuch von Herbert Cürvers durch ein neues zu ergänzen. Cürvers Wörterbuch übersetzt Kävels-Platt ins Hochdeutsche. Das neue Wörterbuch soll hochdeutsch in Kävels-Platt übersetzen. Durch „Lei.la“ wurde die Idee als förderungswürdig eingestuft und es fehlt nun nur noch die Zustimmung der Bezirksregierung.
Heinz Lamers verwies noch einmal auf die vielen herausragenden Daten in diesem Jahr und führte unter anderem den 17.11. an, an dem Jupp Tenhaef, der ebenfalls ein großer Heimatdichter war, 100 Jahre alt geworden wäre. Er hatte dem KMGV in sein Jubiläumsbuch geschrieben: „… Einen weiteren Wunsch kann ich mir nicht versagen, dass der KMGV der Mundart seiner und meiner Heimatstadt einen angemessenen Platz einräumt…“ „Was wir heute machen“, fügte Lamers hinzu.
Bevor der KMGV das Heimatlied zusammen mit allen Anwesenden sang, las Lamers Bergmanns Gedicht „Kävels Platt“ „Min Modertaal es Kävels Platt…“ vor. Besonders andächtig hörten zwei Gäste der Gedenkstunde zu: Heribert Bergmann (eins von neun Kindern), Sohn von Johanna und Theodor Bergmann und seine Frau Viktoria. Sie genossen die Gedenkstunde und freuten sich, dass so die Erinnerung wachgehalten wird.
Noch lange standen die Gäste zusammen und manches Wort in Kävels Platt war zu hören.
Am 27.10.2018 wird es im Rahmen eines Familientreffens der Familie Bergmann einen Liederabend geben, den Güno van Leyen und Dr. Bernd Rolf gestalten werden. Hier wird unter anderem das Gedicht „Kävels Platt“ vertont zu hören sein.
Am 17.11.2018 werden die zwei Musiker erneut Mundartlieder vortragen, dann im Museum, wo eine Bronzetafel zur Erinnerung an Jupp Tenhaef enthüllt werden wird.