Beiträge

Proben für den Ernstfall

Nach und nach luden die sechs Aktiven der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft DLRG ihr umfangreiches Equipment mit Schlauch, Flaschen und Masken nahe des Tauchstandortes an einem Gewässer aus, an dem sie den Ernstfall proben wollen.
Bastian Melzer war einer der sechs Aktiven. „Ich bin Mitglied seit meiner Geburt 1995“, lachte der kräftige, junge Mann, während er einen Eimer mit einem Seil trug.
Der frühere Hilfsbetreuer ist bei dieser Übung als Signalmann eingesetzt. „Der Signalmann steht draußen, ist über das Signalseil mit dem Taucher verbunden und gibt ihm an, in welche Richtung er tauchen muss“, erklärte er.
Nina Uehlenbruck, Koordinatorin und Leiterin der Mannschaft DLAG Kevelaer an diesem Einsatzort, half ihm beim Ankleiden der Weste: „Wir haben Vorschriften, die wir einhalten müssen – und die lauten nunmal: nicht ohne Rettungsweste am Wasser stehen.Und es ist gut, dass wir zwei Leinenführer haben, die „frisch“ ihre Prüfung dafür absolviert haben – und hier direkt üben können.“
An diesem Tag ging es um eine Rettungsübung, „die wir so in der Konstellation noch nicht gemacht haben“, gestand sie. „Die Bergung eines verunfallten Einsatztauchers“ stand auf dem Programm.
„Ein Taucher wird ins Wasser geschickt als ,Opfer‘, und zwei Taucher gehen hinterher“, lautete das Szenario. „Wie kann man einen Taucher am besten aus der Tiefe langsam hochbringen und auch wieder zurück an Land ?“, war die Frage. Eine angedeutete Herz-Lungen-Massage sollte folgen.
Beim Ausfüllen der diversen Papiere zeigte Nina Uehlenbruck sich „froh, dass wir bislang von Einsätzen dieser Art verschont geblieben sind, wo doch viele Leute sicher auch ,illegal‘ irgendwo ins Wasser gehen. Das ist natürlich potenziell gefährlich.“ Solche regelmäßigen Übungen seien nötig. „Wir müssen im Rahmen der gesetzlichen Unfallversicherung 300 Minuten und zehn Tauchgänge mindestens nachweisen. Aber wir machen zur eigenen Sicherheit auch mehr.“

Ab geht es in die Tiefe
Bernd Thyssen legte an seinem Neoprenanzug mit Hilfe seines Leinenmannes letzte Hand an und prüfte nochmal alle Funktionen. „Sind alle Knoten richtig, sind genug bar in der Flasche, funktionieren die Atemregler ? Die eigene „Liste“ muss abgearbeitet werden, bevor es ins Wasser geht“, meinte der 48-jährige erfahrene Taucher, der mit Jochen Hegner zusammen den „Retter“ machte.
Matthias Kulcke ging als „Opfer“ in die Tiefe – mit 12 Kilo Blei und gut 25 bis 30 Kilo Equipment eine echte Herausforderung. „Das Blei ist nötig, damit wir überhaupt sinken können.“ „Die Zeichen zwischen Taucher und Leinenführer müssen sitzen – wenn dann noch der Einsatzstress dazukommt. Das minimiert man nur über die Routine“, sagte er, bevor er abtauchte und nur noch Sauerstoffblasen im Wasser zu sehen waren. Die anderen folgten ihm „angeleint“ nach – ein paar Minuten später kam Herr Kulcke wieder auf den Rücken liegend an die Wasseroberfläche, die beiden Rettungstaucher an der rechten und linken Seite.
„Erfahrung ist schon wichtig, weil nicht jeder Tümpel gleich ist“, meinte Winne Stelzer, seit 1978 selbst Taucher und Tauchlehrer. „Es gibt viele stressige und traurige Momente – wie zuletzt in Kleve“, erinnerte er sich an den ertrunkenen Flüchtling 2017.
Am Ende der Übung kam das Trio wohlbehalten an Land. „Gut war die Kommunikation, das ‚Abrodeln‘ und Anziehen, das zu verinnerlichen ist wichtig“, zog Frau Uehlenbruck ein positives Fazit aus diesem Einsatz.
Aber das Fiepen in Matthias Kulckes Ohr ließ darauf schließen, „dass sie darauf achten müssen, schön langsam aufzutauchen.“ Denn die Dekompression durch Stickstoff sei schnell passiert. „Und dann muss man schnell in die Druckkammer.“
Im schlimmsten Fall könne sogar die Lunge platzen, „weil sie in der Tiefe komprimiert wird.“ Am Ende der Übung konnte die Einsatzleiterin aber eines zur allgemeinem Beruhigung definitiv sagen: „Wir sind präpariert.“