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Handy, Alkohol und Drogen

Einmal im Jahr veranstaltet Ruth Tröschkes, Jugendhilfeplanerin der Wallfahrtsstadt Kevelaer, eine Informationsveranstaltung mit der Diakonie im Kirchenkreis Kleve. Im Forum der Öffentlichen Begegnungsstätte berichtete nun der Diplomsozialarbeiter, Familientherapeut und Suchtberater Stephan Gnoß einigen interessierten Eltern über Suchtgefahren für Kinder, sei es in Bezug auf digitale Medien, Alkohol oder Drogen.
Seit 18 Jahren ist Stephan Gnoß in dem Thema tätig, berät Eltern oder an Schulen im ganzen Südkreis. Auch an der Kevelaerer Gesamtschule macht er regelmäßig Schülerprojekte. Oft bekomme er Anrufe von Eltern, die klagen, dass durch übermäßigen Handy-, Spiele- oder Computerkonsum ihr Familienleben nicht mehr gut funktioniere.
„Heute sind alle Ihre Kinder online, Sie können dieser Entwicklung nicht mehr ausweichen. Aber Sie allein stellen für Ihre Kinder die Regeln auf, die Sie auch kontrollieren müssen. Diskutieren Sie nie mit Ihren Kindern über die Regeln, sonst haben Sie schon verloren“, stellte er klar.
Bildschirm als bester Freund
Mittlerweile gebe es in ganz Deutschland etwa 500.000 spielsuchtgefährdete Jugendliche, oft sei der Bildschirm ihr bester Freund, direkte soziale Kontakte würden für Betroffene zunehmend uninteressant. Teils habe Stephan Gnoß schon mit 16-Jährigen zu tun, die 17 bis 19 Stunden täglich zocken.
Viele Spiele wie Fortnite und noch viel stärker Grand Theft Auto seien problematisch, da es in ihnen um Gewalt gehe, in anderen lauerten versteckte Geldfallen (Clash of clans, Fortnite), manche setzten eine lange Spielzeit voraus, um Erfolg zu haben (Clash of clans) oder verfügten über einen rauen Umgangston (League of Legions).
Bei Messengerdiensten und Sozialen Medien gab er zu bedenken: „Diese Datenkraken wissen bald alles über Sie und Ihre Kinder, verwenden die Daten für ihre Zwecke oder verkaufen sie weiter. Sie werden bald gläsern, alle Ihre Vorlieben sind den Diensten bekannt, so dass Sie oft nur noch gezielt Werbung erhalten. Bei WhatsApp, das offiziell erst ab 16 Jahren ist, haben Sie oder Ihre Kinder zudem bei der Anmeldung automatisch Ihr Einverständnis gegeben, dass all Ihre Fotos verwertet werden dürfen.“
Er gab den Eltern zu bedenken, dass die wissenschaftlich empfohlene Bildschirmzeit in Bezug auf Fernseher, Computer und Handy zusammen für Kinder und Jugendliche nur rund fünf Minuten pro Lebensjahr täglich betrage. Auch sollte es möglichst Tage ganz ohne Bildschirmnutzung geben.
Er warnte vor Gefahren des Internets in Form von Cybermobbing und Cybergrooming. Oft würden Erwachsene sich gezielt über soziale Netzwerke Kindern nähern, häufig mit sexuellen Absichten oder Erpressungsplänen. Er empfahl, die Handys der Kinder nicht als deren privates Tagebuch zu sehen, sondern regelmäßig zu kontrollieren und bei Verdacht einen Screenshot zu erstellen, Kontakte zu blockieren und bei der Polizei Anzeige zu erstatten.
„Wird pornografisches Material auf dem Handy Ihres Kindes gefunden, haften Sie als Eltern und sind strafrechtlich dafür verantwortlich“, erklärte er den Eltern. Handys empfahl er für Kinder erst ab der weiterführenden Schule und dann auch nur zeitlich beschränkt. Die Kinder sollten sinnvollen und verantwortungsvollen Umgang mit den Medien lernen und in den Eltern darin auch ein Vorbild haben.
Ein weiteres akutes Suchtproblem für Jugendliche sei Alkohol. Offiziell erlaubt ab 16 (Wein, Bier, Sekt) bzw. 18 Jahren (Hochprozentiges) sei Alkohol keinfalls eine weiche, sondern eine harte Droge, die auf das Nervensystem wirkt und die von Jugendlichen nur langsam abgebaut werden kann und oft unterschätzt wird. Deutschland sei eine „Alkoholproblemnation“ mit einer „gestörten Trinkkultur“.
Werbung steigert Konsum
Während in anderen Ländern Alkohol nur in Maßen zum Essen getrunken werde, gehöre Alkohol hier für viele zu Partys einfach dazu; auch die Alkoholindustrie würde Unmengen für Werbung ausgeben, etwa bei Fußballspielen, und starke Bewerbung würde automatisch auch zu höherem Alkoholkonsum führen.
Näher ging Gnoß auch auf Shisha-Rauchen und Drogen ein. „Seien Sie als Eltern nicht Freunde oder Partner Ihrer Kinder. Sie dürfen Sie auch ruhig fordern und ihnen Grenzen setzen. Geben Sie Ihren Kindern Zuwendung und Liebe, aber auch Orientierung, Regeln und seien Sie selbst ihnen ein Vorbild“, gab er allen Gästen mit auf den Weg.