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Sie hat zumindest die höchste Hausnummer in Kevelaer

Die Wember Straße

In lockerer Reihenfolge stellt KB-Autor Wilfried Schotten (WiScho) in einer Serie Straßennamen in Kevelaer und den Ortschaften vor. Dabei geht es nicht allein um den Namen der Straße und dessen Entstehung, sondern auch um so manche interessante Besonderheit, die sich am Straßenrand findet – oder einstmals befunden hat.

...einst Heide und Feld, heute eine ruhige Wohngegend

Kevelaer, deine Straßen: Der Heykampring…

In lockerer Reihenfolge stellt KB-Autor Wilfried Schotten (WiScho) in einer Serie Straßennamen in Kevelaer und den Ortschaften vor. Dabei geht es nicht allein um den Namen der Straße und dessen Entstehung, sondern auch um so manche interessante Besonderheit, die sich am Straßenrand findet – oder einstmals befunden hat.

...bot auch Platz für eine lange Backsteinmauer und einen Kindergarten

Die kurze Schulstraße…

In lockerer Reihenfolge stellt KB-Autor Wilfried Schotten (WiScho) in einer Serie Straßennamen in Kevelaer und den Ortschaften vor.

Ergänzung zur Bahnstraße 22

Zu dem Artikel „Schüler zeigen Bilder im ‚Kunst-Schau-Fenster‘ (KB 19, 7. Mai) kann KB-Autor Wilfried Schotten „eine kleine Ergänzung liefern, die sich auf diese Hausnummer bezieht.

Mein Vater Josef besaß in den 1920er- und 1930er-Jahren in Köln eine gutgehende Firma für Tapeten und Dekorationen. Zwei Geschäftshäuser wurden im WK II ausgebombt, wobei er 1942 auch seine erste Frau verlor. So verschlug es ihn 1943 nach Kevelaer.

Dort – auf der Bahnstraße 22 – gründete er wieder ein Geschäft für Tapeten, Lacke, Farben. Allerdings verlegte er selbiges schon früh in den 50ern an die Hauptstraße 21 (heute Kocken), ein paar Jahre später erfolgte der Umzug zur Hauptstraße 38 (Anna Dickmann).

Leider existiert meines Wissens kein Foto von dem damaligen Ladenlokal.
Aber das aktuelle ist auch gut anzusehen, oder?“

Foto: WiScho, 2013

Zweierlei Löwen an der Busmannstraße

In der Höhe des ersten oder auch zweiten Stockwerks unserer Häuserfassaden sind ganz interessante Dinge zu finden, zu denen ich als „Hans guck in die Luft“ hin und wieder aufschaue, eine „gehobene“ Kopfhaltung, die sich manchmal wirklich lohnt. Der „Goldene Löwe“ z.B. an der Amsterdamer Straße wurde fast bis zu ihrem Tod in 1980 von Margarethe Aengenheyster als uneingeschränkte Chefin mit zweien ihrer Töchter geleitet. Und sie bildet die gedankliche Brücke zu einem weiteren Löwen. Den finde ich an der Busmannstraße rechts neben dem Eingang zur LuGa.

Die älteren Kevelaerer erinnern sich noch an die Drogerie Ambaum in diesem Gebäude. Über seinem Eingang wacht ebenfalls eine Löwenfigur und dazu, ein paar Meter höher, ein entsprechender Kopf. Diese Drogerie gehörte um 1900 herum einem anderen Inhaber namens Leukers. Hier haben wir endlich die erwähnte Brücke:

Er war der Vater der obigen Chefin, die später einen gewissen Gerhard Aengenheyster heiratete. Leukers soll angeblich und unbewiesen die Löwenfigur über seinem Drogerieeingang von Hand angefertigt haben. Es wäre plausibel, dass die beiden Löwenkörper von Amsterdamer und Busmannstraße etwas miteinander zu tun hatten, leider ist dies nicht belegbar.

Das ältere Foto zeigt die Folgen eines Brandes in 1981. Heute beherbergt das Gebäude eine gute Einkaufsquelle für modische Accessoires.

Die Geschichte eines Traditionshauses in Kevelaer

Kevelaer und seine Straßen und Häuser. So manche haben eine lange Geschichte zu erzählen. Das KB stellt heute die Hauptstraße 36 vor:

Fast täglich laufen wir an der Adresse Hauptstraße 36 vorbei oder treten dort ein, um Kosmetikartikel, Schreibwaren oder andere Dinge des täglichen Bedarfs zu kaufen. Wenn man in die Vergangenheit blickt, kommen einem die 17 Jahre „bei Müller“ vor, als seien es gerade mal sieben oder noch weniger. Die Rede ist vom ehemaligen Kölner Hof, seit 2003 vom Konzern Müller in Pacht und Beschlag genommen.Doch wie sah es hier früher aus?

Kevelaer vor 150 Jahren – wir schreiben das Jahr 1870: An der Hauptstraße liest man Namen von Pilgergaststätten, die manchem Kevelaerer Bürger auch im Jahr 2020 noch in Erinnerung sind, z.B.: „Zum Bürgerhaus“, „Zur Windmühle“, „Zum St. Antonius“…

Nur in Kevelaer-spezifischen Geschichtsbüchern finden wir weitere Namen, die sonst längst vergessen wären. Viele der dazu gehörenden Gebäude existieren heute noch, dienen aber einem anderen Zweck als der gastlichen Aufnahme von Pilgern: „Zum Blauen Kreuz“ – „Zum Pelikan“. Unser Augenmerk soll sich auf zwei vergangene Namen richten, die für ein und dasselbe Gebäude standen.

Dazu gehen wir 30 Jahre weiter in das Jahr 1900: „Zum Kranen“ nannte sich an der Hauptstraße 36 eine Gaststätte um die Wende des vorigen Jahrhunderts; Personen namens „Mathias Brüx und später Johan Vanhaef“ waren die Eigentümer. (zit.: R. Plötz „700 Jahre Kevelaer; Das Lesebuch Bd. I“).

Schon 1906 hatte das Gebäude einen anderen Namen, wurde fortan bekannt als „Kölner Hof“, eine Bezeichnung, die sich bis in die 1970er-Jahre halten sollte.
Weitere 30 Jahre später erfolgte der erste größere Umbau, wodurch das Gebäude mehrere attraktive Balkone erhielt (Foto 1936).

Was nun bis 1978 geschah, ist eine schier unglaubliche Abfolge von verschiedensten Nutzern und Besitzern, die in den Räumlichkeiten des „Kölner Hof“ ihren Tätigkeiten und Geschäften nachgingen.

Die folgende Liste ist wahrscheinlich nicht ganz vollständig; die korrekte Reihenfolge einzuhalten mag „ganz alten“ Kevelaerern vorbehalten bleiben:
Ab 1940 ist für mehr als ein Jahrzehnt die Sester Brauerei die Besitzerin, deren Firmengebäude auf dem Hoogeweg standen, wo auch gebraut wurde.

Englische Soldaten unterhielten im „Kölner Hof“ eine Art „officers‘ mess“; der Kindergarten St. Antonius war ab 1953 zeitweilig mit Gruppen dort vertreten. Auch die Hotellerie versuchte ein Revival, einmal mit dem „Hotel Europa“ 1968, danach mit einem chinesischen Restaurant. Nicht zu vergessen die Deutsche Bank, die hier kurzzeitig eine Filiale unterhielt, bevor sie an der Hauptstraße ein paar Hausnummern weiter Richtung Basilika in die Räumlichkeiten des ehemaligen Kaiser’s Kaffee-Geschäftes einzog.

1978 rollten die Bagger dem Kölner Hof zu Leibe mit dem Auftrag, den größten Teil des Gebäudes bis zum Parkplatz Annastraße einzureißen. Somit gelangte der Lebensmittelmarkt von Josef Timte von seinem provisorischen Standort endgültig hinüber zum neuen KaufCenter an der Gelderner Straße. Kevelaer bekam im selben Jahr mit dem neu zu errichtenden Bau für das kommende Kaufring-Haus eine zweite Großbaustelle. Am Kapellenplatz war mit dem „Heidelberger Fass“ ein weiteres Traditionshaus weitgehend abgerissen worden, um dort das Petrus-Canisius-Haus nebst Forum-Pax-Christi entstehen zu lassen.

Zurück zur Hauptstraße 36 und zurück zu den Abrissarbeiten der Jahre 1978/79:
Arbeiter der Firma Willems fanden statt des heutzutage gebräuchlichen Kupferzylinders eine Flasche, die in einer Wand eingemauert war. Sie enthielt einen Grundrissplan und eine Botschaft aus dem Jahr 1909, ausgestellt vom damaligen Besitzer Josef Tomberg, der Folgendes festhielt:

„Heute, den 6. Dezember 1909 St. Nikolaustag, unter der Regierung Kaiser Wilhelm II., dessen Reichskanzler von Bethmann-Hohlweg (Hollweg, Anm. d. Red.), unter dem Pontifikat Pius des X., des Bischofs von Münster Hermann Dingelstädt (Dingelstad, Anm. d. Red.), der Regierungspräsident von Schalemann-Lieser (verm. Schorlemer-Lieser, Anm. d. Red.), des Landvaters van Nell, des Bürgermeisters Marx, des Prälaten Brocks, des Gemeindebaurates van Essen, wurde der Grundstein zum Neubau des Kölner Hofes gelegt.

Der Neubau ist entworfen von Architekt Hötschler, Crefeld, ausgeführt von der Firma Hoymann-Hoyer, Kevelaer. Mit dem Abbruch des alten Hauses wurde am 4. November 1909 begonnen. Die großen baulichen Änderungen waren mit der Konzessionsübertragung verknüpft, die von meinem Schwiegervater auf mich übertragen wurde.

Der Finder dieser Urkunde kann selbige behalten in unserem Gedenken. Kevelaer,6. Dezember 1909. Josef Tomberg und Frau, geb. Boes, Josef Tomberg, 28 Jahre, kleine Tomberg Franz 4 Jahre, Josef 1 ½ Jahre.“

Es wurde Oktober 1979, bis eine gewisse Anny Greiner stolz verkünden konnte, dass „ihr“ neues Kaufring-Haus und seine restaurierte Fassade einen schönen Anblick darboten. Es war nicht aufgefallen, dass nach den Malerarbeiten am Giebel ein alter Spruch in verstümmelter Form übriggeblieben war:

„Lasst zum Bau Gedeih verliehn, jetzt, Herr beschützt und Segen.“
Dieser Spruch in seiner seltsamen Form blieb bis zum Jahr 2003 erhalten; es hat ihn fast keiner bemerkt. (Foto 1992)

Wir alle wissen, dass die Kaufring-Kette mit Hauptsitz in Düsseldorf von 2002 an nicht mehr existieren konnte, die Filialen in verschiedenen Städten aufgelöst werden mussten. Dieses passierte leider auch der engagierten Frau Greiner (+ 2003) und dem Haus an der Hauptstraße.

Ein guter Spruch

So war es, wie anfangs beschrieben, dem Müller-Konzern als nächstem Pächter vorbehalten, die Fassade in 2003 ein weiteres Mal zu restaurieren, wobei auch gleich der entstellte Satz wieder in seine ursprüngliche Form gebracht wurde: „Du hast dem Bau Gedeih’n verlieh‘n, jetzt, Herr, beschütz und segne ihn.“ (Foto 2004)

Ein guter Spruch, dem wir uns vom Kävels Bläche gerne anschließen und dem altehrwürdigen Gebäude noch viele Jahrzehnte des Gedeihens wünschen.