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Hier gibt es einen Ort der Trauer

„Wir haben uns gefreut auf dich, suchten Namen für dich aus. Wir haben über Ultraschall Bilder angesehen von deinem winzigen Körper. Ich habe gewartet, dass ich dich spüre. Doch du gingst, bevor du geboren wurdest. Wir haben nie in deine Augen schauen können. Wir legen dich nun in die Barmherzigkeit Gottes.“
Diese Gedanken stellte Rita Schmitz-Fiedler an den Beginn des ökumenischen Trauergottesdienstes für „stillgeborene“ Kinder. Kinder, die empfangen wurden, aber nie das Licht der Welt erblicken konnten. Für Rita Schmitz-Fiedler, Birgit Vos, Claudia Verhaegh und Gertrud Selders aus dem Pfarrgemeinderat St. Marien stand schon vor einigen Jahren fest, dass auch diese ungeborenen Kinder, wie klein sie auch sein mögen, eine würdige Bestattung verdient haben. Alle betroffenen Eltern, Geschwister oder Großeltern solleneinen Ort der Trauer erhalten.
Im Oktober 2012 fand die erste gemeinsame Beisetzungsfeier der stillgeborenen Kinder mit einem Gewicht unter 500 Gramm statt. Bei Gewicht darüber bekommen die Kinder eigene Grabstellen.
Engelsstatue am Grab
Im März 2015 weihte Pfarrer Ulrich Terlinden das gemeinsame Kindergrabfeld mit einer über zwei Meter hohen weißen Engelstatue aus der Werkstatt des Kevelaerer Steinmetz und Bildhauermeisters Wendel Wollweber ein. Der Engel steht vor einer halboffenen Tür, aus der das goldene Licht des Himmel strömt. Neben ihm der Wunsch: „Ins Paradies mögen Engel euch geleiten.“ Betroffene Eltern erhalten noch im Krankenhaus einen Flyer mit näheren Informationen über diese Möglichkeit der Bestattung ihres während der Schwangerschaft verstorbenen Kindes.
Die Pfarrei St. Marien stellt den Platz auf dem Kindergräberfeld kostenlos zur Verfügung. Es fallen auch sonst keinerlei Kosten für die betroffenen Eltern an. Alle Initiativen sind ehrenamtlicher Art. Durch Sr. Hildegard und das Vorbereitungsteam wird die Clemenskapelle für die Trauerfeier würdig vorbereitet. Blumenschmuck wird durch die Firmen Aymans, Clahsen, Holtappels und Petzchen bereitgestellt. Die Mitarbeiter des Friedhofs sorgen mit großem Engagement für die Pflege der Grabstelle. Marion Piegenschke spendet Kerzen mit einem Engelmotiv für die betroffenen Familien und die Firma Kamps führt ehrenamtlich die Beerdigung durch und stellt den kleinen Sarg und Mitarbeiter zur Verfügung. Auch das
Bestattungsunternehmen Willems unterstützt die Trauerfeier.
Nun fand erneut eine solche Beisetzungsfeier „stillgeborener „Kinder in der Clemenskapelle statt. Vor dem Altar stand neben Blumen und Kerzen auch ein kleiner weißer Sarg. Mit leisem Orgelspiel von Romano Giefer erklang eine passende Umformulierung eines bekannten Kinderliedes: „Weißt du, wieviel Kinder gehen still und leise von der Welt? Weißt du wieviel Eltern sehen traurig auf zum Sternenzelt? Ihre Kinder, ihre Tränen, ihre Trauer und ihr Sehnen sind in Gottes guter Hand.“
„Gott ist das Leben. Er schenke das Leben in Fülle in seinem Himmel auch ihren Kindern“, sagte Pfarrer Michael Wolf in seiner Ansprache. „Mögen Sie sich trösten in der Zuversicht, dass der Himmel offensteht für Ihre Kinder und für uns alle.“ Am Ende ging die versammelte Gemeinde hinter Kreuz und Sarg in Prozession zur Grabstelle.
„Du warst ein Kind der Hoffnung, der Freude, des Lebens. Du bleibt Kind deiner Eltern, doch du bist ein Kind der Sehnsucht, das zum Kind der Trauer wurde. Du hast den Sonnenglanz und die Mondsichel nie gesehen, du hast nicht in die leuchtenden Augen deiner Eltern geschaut. Nun siehst du das Licht, das strahlende, wärmende Licht der Liebe Gottes. Auch du wohnst im Hause Gottes, wo viele Wohnungen sind.“ Mit diesen tiefen Worten endete die Beerdigungsfeier und das Vorbereitungstem überreichte den betroffenen Eltern eine Gedenkkarte, das ein Stück der Seide enthält, in das auch ihre Kinder im Sarg gehüllt sind, und selbst gestaltete Kerzen.
Alle konnten noch in Stille Abschied nehmen von den so früh verstorbenen Jungen und Mädchen. Auch einige Geschwisterkinder waren da, wie Johanna und Moritz, die mit großen weißen Rosen für ihr ungeborenes Schwesterchen Klara, die im 4. Monat im Mutterleib starb, Abschied nahmen. Alle betroffenen Familien haben nun eine würdigen Ort der Trauer, wo sie ihr Kind, das ihnen so früh genommen ist, ganz der Liebe Gottes anempfehlen können.