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Irgendwann ist ja auch fertig

Für einen großen Überraschungseffekt sorgte am vergangenen Freitag die Kuchenaktion der Stadt und der Werbegemeinschaft an der Hauptstraßen-Baustelle. Gemeinsam mit ein paar Helfern verteilten Franz Heckens von der Stadtplanung und Sandra Kimm-Hamacher von der Wirtschaftsförderung in den Läden und draußen bei den Besuchern der Stadt „Maulwurftorte“ plus eine kleine Bonuskarte für Einkäufe. Die Cafés Nederkorn, Platzer und Heilen hatten die Kuchen zur Verfügung gestellt – und in der Stunde der Aktion kam immer wieder ein Blech nach dem anderen nach. „Die Geschäftsleute haben was auszuhalten. Wir bemühen uns, das für alle erträglich zu machen. Auch mit positiven Aktionen wie diesen“, unterstrich Franz Heckens.
Eine Art „Bergfest“
„Das ist eben so eine Art „Bergfest“, das war für Mitte der Bauzeit geplant“, sagte der Vorsitzende der Werbegemeinschaft, Norbert Heckens. „Auch die Besucher müssen hier so viel einstecken, da ist so´ne Aktion einfach förderlich“, machte er deutlich.
„Es wird sicher alles schön – es sieht hinten ja schon schön aus“, verwies er auf den Abschnitt, der jetzt schon erkennbar ist. „Wir freuen uns, wenn es fertig ist“, erläuterte der Unternehmer. Dem konnte sich die SPD-Politikerin Irene Vonscheidt nur anschließen. „Denn wir haben dazu ja auch Ja gesagt, weil wir die Notwendigkeit dazu sahen.“
Die Besucher der Hauptstraße jedenfalls nahmen das Ganze überwiegend positiv an. „Eine wunderbare Aktion“, zeigte Gyöngyike Denker Verständnis für die Maßnahme. „Das Problem sind auch die Steine. Ich bin einmal mit hochhackigen Schuhen gelaufen, schon waren die kaputt.“ In eine ähnliche Richtung dachte auch ihre Tochter Luciana: „Wenn die Kinder hier mal hinfallen, da schlagen die sich direkt was auf.“
Frank Lohmann, der sich gerade ein T-Shirt gekauft hatte, fand, dass „es zu viel auf einmal“ ist, was an Baumaßnahmen gleichzeitig läuft. „Wember Straße, Alte Weezer Straße, überall“ passiere etwas. „Dass was getan wird, das ist okay“, war seine Meinung.
Die Gäste von außerhalb zeigten sich insgesamt sehr tolerant. „Wenn wir Kuchen kriegen, stört uns das nicht“; lachte der Niederländer Hans van Gaal. „Für die Geschäfte ist das sicher ein Problem, aber wenn es schön wird“, sah Christiane Kropff aus Wijchem den Gedanken dahinter.
Der gebürtige Engländer Keith Heald hat 20 Jahre in Kevelaer gelebt, war zum Treffen mit alten Freunden und seinem Sohn Philipp für ein verlängertes Wochenende da. „Es wird ja einen Grund geben“, zitierte er ein englisches Sprichwort: „We used to drive on the left side of the road – now we drive what is left on the road.“ Was sinngemäß heißt: „Wir waren es gewohnt, auf der linken Straßenseite zu fahren – jetzt fahren wir auf dem, was davon noch übrig ist.“
Immer wieder schön
Monika und Norbert Olinger aus Dormagen-Zons ließen sich gar nicht kirre machen von der Baustelle. „Wir sind heute 50 Jahre verheiratet und haben unseren Bummeltag in Kevelaer – es ist immer wieder schön.“ Und das frischvermählte Paar Alexander und Stefanie aus Kleve profitierte in besonderer Weise von der Aktion. Die beiden wollten nach ihrem Steak im „Alt Derp“ mit ihren beiden Kindern eigentlich Kuchen essen gehen. Das konnten sie jetzt nahe der Hauptstraßen-Baustelle kostenlos tun.
Caféchef Heinz Platzer kritisierte, dass „in der Presse negativ über die Hauptstraße geredet wird- aber nie darüber, dass jeder Laden zu erreichen ist.“ Er nahm die Hofffnung aus einem Gespräch mit Bürgermeister Pichler vom Vortag mit, „dass das hier Anfang August fertig ist.“
Ins selbe Horn stieß der Kollege Udo Holtmann vom „Café Nederkorn“. Er „würde sich freuen, wenn die Zusage eingehalten wird, dass das Anfang August fertig wird. Wir tun alles, um das zu unterstützen.“

Grubi, Mutter und Kind
Auch Baustellenmaulwurf Grubi war an dem Tag aktiv – nicht nur dass er bei der Zubereitung der Torten mal mit reinschaute. Er besuchte auch „Mutter und Kind“ an der Busmannstraße, wo mit Mitteln aus dem Hof-und Fassadenprogramm die Fassade neugestaltet und das Obergeschoss ausgebaut wurde. Das Programm kann jeder Hauseigentümer im Satzungsbereich für Maßnahmen an Fassaden in Anspruch nehmen. Im Rahmen des 45. Laden-Geburtstages wurde dort auch eine Kinder-Schminkaktion angeboten.

Der Kapellenplatz ist die Hölle

Mit ein paar Minuten Verspätung eröffnete der Kevelaerer Bürgermeister Dominik Pichler am Samstagvormittag am Luxemburger Platz offiziell den „Tag der Städtebauförderung“, zu denen sich einige Bürger und das Team der Stadterneuerung aus Verwaltung und Planungsbüro versammelt hatten.
Zunächst mal sei es ein bundesweiter Tag, aber es sei auch wichtig, hier Infos über die Kevelaerer Stadtentwicklung zu geben, sagte Franz Heckens von der Planungsabteilung der Stadt. „Wir wollen möglichst jeden Bürger erreichen“, hieß das in der Diktion des Bürgermeisters, der drei seiner Kinder mit zum Baustellen-Maulwurf „Grubi“ gebracht hatte.
An und nahe einem Pavillon konnten sich Interessierte über den aktuellen Planungsstand in Sachen Hauptstraße, Johannes-Stalenus-Platz und Kapellenplatz informieren. „Ich erhoffe mir mehr Barrierefreiheit“, machte Liesel Borman vom Seniorenbeirat ihre Erwartungen deutlich, „für Sehbehinderte ist es hier sehr schlecht“. Und Mechthild Jansen hätte „es besser gefunden, Fragen am Mikro für alle zu stellen und zu beantworten.“ Das Thema gehe schließlich alle an.
Für das beauftragte Planungsbüro IPW Wallenhorst stellte sich deren Projektleiterin und stellvertretende Abteilungsleiterin für Freiraumplanung, Stephanie Janning, anhand der Vorentwurfsplanung den Fragen der Bürger zum Kapellenplatz und ging mit ihnen einige Bereiche ab. Dabei hatte sie allerdings keinen leichten Stand – gerade in Bezug auf die Frage nach dem Erhalt der Bäume im Bereich Luxemburger Platz / Petrus-Canisius-Haus und Kapellenplatz. Zwar sei der Baumgutachter am Vortag nochmal in der Stadt unterwegs gewesen, aber das endgültige Gutachten liege noch nicht vor.
So konnte sie wenig Konkretes und Neues mitteilen, nur sagen, dass es eben den einen oder anderen Baum gebe, der, auch wenn er gesund aussehe, wohl nicht überleben könne. Und es sei schwierig zu händeln, weil viele Wurzelwerke der Bäume miteinander verflochten seien. Man pflanze aber sicher ganz viele nach.
Das Kopfsteinpflaster solle aber erhalten bleiben, glatter geschliffen werden und die Fläche insgesamt wegen des Gefälles begradigt. Definitiv „ist aber nix,“ außer ihrer Beschreibung des Status quo: „Hier mit dem Rollstuhl fahren – das ist die Hölle.“
Gegenwind in Sachen Bäume
Zu den Bäumen bekam sie für ihre Aussagen von den Bürgern viel Gegenwind und grundsätzliche Kritik. „Bäume sind unsere Lebensader“, meinte Anke Dahmen-Wassenberg. „Sie tun so, als wäre das schon entschieden“, war ihr Eindruck. „Kevelaer hat ausgesprochenen Charme, das sollte auch so bleiben“, fand Johanna Sprenger und sprach sich für den Erhalt des Pflasters aus. „Ein paar Bäume abholzen, aber doch nicht alle“, war ihr Credo. „Da geht‘s um Atmosphäre – und um den Klimawandel.“ An der Hauptstraßen-Baustelle hingen Luftballons, wurde Live-Musik gespielt. Mitarbeiter der Verwaltung informierten über die Planung dort. „Viele haben gefragt, wie es mit dem Pflaster und den Lampen laufen soll“, erzählte Norbert de Ryck. „Aber man freut sich, dass es gemacht wird.“ Mit Sand, einem Fahrzeug des städtischen Betriebshofs und jeder Menge Baustellen-Spielzeug wurde der Mechelner Platz zur Kinderbaustelle. Museumspädagogin Indra Peters bot am Museum einen Workshop für Kinder an und bemalte mit den Kids Fliesen, die als Mosaik im Museum gezeigt werden sollen. „Es ist wichtig, das Thema ins Gedächtnis zu rufen“, meinte Museumsdirektor Burkhard Schwering. Den Neubau am Mechelner Platz, den verfolge man „mit größter Aufmerksamkeit.“

Hauptstraße bis August Baustelle

Der Zeitplan für die Erneuerung der Hauptstraße kann nicht eingehalten werden. Das teilte die Stadt Kevelaer jetzt mit. Statt bis Ende Juni dauert der erste Bauabschnitt nun voraussichtlich bis in den August.
Das habe mehrere Ursachen: Zum einen haben Schlechtwetterzeiten zu einer Verzögerung geführt. Bei den Bauarbeiten hat sich aber auch herausgestellt, dass die Verhältnisse im Boden nicht immer so sind, wie es nach den Plänen zu erwarten war. So gibt es deutlich mehr Hausanschlüsse, die es nach den Leitungsplänen eigentlich gar nicht geben dürfte. Diese unbekannten Leitungen sind in langwieriger Handarbeit freizulegen. Außerdem muss mit einer Kamerabefahrung festgestellt werden, ob die Anschlüsse überhaupt noch in Betrieb und daher an den neuen Kanal anzuschließen sind. Ähnliches gilt für die Leitungen der Versorgungsträger. Wenn der Trassenauskunftsplan beispielsweise der Telekom eine einzelne Leitung ausweist, im Boden dann aber ein Achterpaket angetroffen wird, ergeben sich daraus unvorhersehbare Mehrarbeiten.
Der Zeitverlust könne nicht mehr aufgeholt werden, bedauert die Stadt. In den beengten Verhältnissen können nicht mehr Arbeiter sinnvoll eingesetzt werden. In dieser und der nächsten Woche wird aber zeitweise bis 22 Uhr gearbeitet, wenn die Seitenbereiche vor den Geschäften aufgenommen werden müssen. Außerdem wird der zweite Teil bis zur Annastraße in zwei kürzeren Abschnitten saniert. Dadurch muss nicht ständig und zeitaufwendig eine Oberfläche hergestellt werden, die für Rettungsfahrzeuge befahrbar ist.
Ab Anfang Mai wird der Teil der Hauptstraße bis zur Annastraße in Angriff genommen. Auch da geht es zunächst um den Kanalbau. Ab Mitte Mai beginnen aber schon ab dem Kapellenplatz die Straßenbauarbeiten, also die Herstellung der Oberfläche mit dem neuen Pflaster. So, wie die Pflasterarbeiten fortschreiten, können dann Teile der Hauptstraße wieder freigegeben werden. Zur Beleuchtung werden dann aber möglicherweise zunächst Provisorien eingebaut, je nach dem, wann die neuen Leuchten geliefert werden.

Gartenarbeiten auf der grünen Wiese gestartet

Kevelaer. Bürgermeister Dominik Pichler sprach angesichts des Nieselregens und der starken Windböen von „bestem Nordseewetter“, als er am Dienstagnachmittag gemeinsam mit der Landtagsabgeordneten Margret Voßeler und dem Architekten Peter Grund einen der drei Spaten auf der Hüls-Wiese zum Stich ansetzte. Ein wenig salziger soll die Luft dort noch werden, wenn das Gradierwerk fertig ist, dessen Baubeginn der Spatenstich markierte.
Das Gradierwerk sei nur ein „Modul“ des Sole- und Pilgerparks, der nach diversen „Arbeitstiteln“ jetzt, da die ersten Arbeiten begonnen haben, auch einen offiziellen Namen tragen darf, sagte Pichler: „Solegarten St. Jakob“ soll das EU-Förderprojekt künftig heißen. Der Name setzt sich aus zweien der insgesamt 80 Vorschläge zusammen, die eine fünfköpfige Jury bewertet hatte, der Bürgermeister Dr. Dominik Pichler, Wallfahrtsrektor Gregor Kauling, Martina Baumgärtner (Geschäftsführerin Niederrhein Tourismus e.V.), Jan Kobernuß (Geschäftsführer ift-Freizeit-und Tourismusberatung GmbH) und Sandra Kimm-Hamacher (Projektmanagerin Wallfahrtsstadt Kevelaer) angehörten. Die beiden Einreicher der Einzelvorschläge werden an den Eröffnungsfeierlichkeiten teilnehmen und als Dank für ihre Vorschläge einen Gutschein für eine Fahrt mit dem Heißluftballon „Aufsteiger“ erhalten.
Gesund an Leib und Seele
Durch seinen eigenen Namen erhalte das Park-Projekt auf der Hüls-Wiese seine eigene „Persönlichkeit“, so Kimm-Hamacher. Eigenschaften wie Natürlichkeit, Lebendigkeit, Erlebbarkeit, Attraktivität, Neugierde, Einzigartigkeit und Familienfreundlichkeit charakterisierten die Elemente, die der Besucher erleben werde, wenn die Bauarbeiten beendet seien.
Auch das Leitthema „Gesund an Leib und Seele“ finde sich im Namen „Solegarten St. Jakob“ wieder. Sole stehe hierbei für „Gesundheit am Leib“ und St. Jakob als Schutzheiliger für die Pilgerschaft, für Menschen die wandern und „Gesundheit für die Seele“ suchen. Der niederrheinische Jakobsweg führt an der Wallfahrtsstadt Kevelaer vorbei. „Da liegt es nahe, einen Besuch am Kapellenplatz mit einem Aufenthalt im Solegarten St. Jakob zu verbinden“, setzt die Projektmanagerin große Hoffnungen in den „Solegarten St. Jakob“.
„Bis zum späten Frühjahr 2019“ soll das Gradierwerk nach Auskunft der städtischen Projektmanagerin fertiggestellt sein und dann den „Brückenschlag zum Kernthema der Wallfahrtsstadt Kevelaer“ schaffen. „Während der Bauphase finden regelmäßig Gästeführungen für interessierte Besucher an der Baustelle statt“, kündigte Kimm-Hamacher an.
Parallel zum Gradierwerk wird mit der Errichtung des Informationsgebäudes begonnen. 2019 sollen dann die Arbeiten an den Außenanlagen anlaufen. Hier sind unter anderem ein Kräuter- und Bibelgarten, ein Boule- und ein Beachvolleyballfeld sowie Kneipp-Anlagen und ein Barfußpfad vorgesehen.
Ende 2019 soll das gesamte Projekt fertiggestellt sein. Es hat ein finanzielles Gesamtvolumen von rund 2,3 Mio Euro. Gefördert wird es vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und dem Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen.

Gestaltungsbeirat nimmt seine Arbeit auf

Kevelaer. In der vergangenen Woche hat sich erstmals in Kevelaer ein Gestaltungsbeirat aus fünf unabhängigen, nicht in Kevelaer ansässigen Experten konstituiert. Das Kevelaerer Blatt sprach mit dem frisch gewählten Beiratsvorsitzenden Prof. Dr. Franz Pesch.

Herr Dr. Pesch, was genau soll der Gestaltungsbeirat machen?
Der Gestaltungsbeirat arbeitet gemeinsam mit Politik, Verwaltung, Bauherren und Architekten an der Fortentwicklung der Baukultur in Kevelaer. Gebäude und Freiräume, die das Stadtbild zukünftig prägen, werden dem Beirat vorgestellt und besprochen.
Die Bauherrenschaft und beauftragte Architekten erhalten von den Beiräten Hinweise zur Verbesserung der Gestaltqualität. Diese Empfehlungen werden im Gespräch entwickelt und in einer Empfehlung schriftlich festgehalten. Der Beirat stellt Fachkenntnis und Erfahrung als kollegialen Rat zur Verfügung.

Was versprechen sich Politik und Verwaltung von Ihrer Arbeit?
Die immer wieder gelobte Schönheit unserer historischen Städte geht zurück auf die Verwendung regionaler Materialien, eine hervorragende Handwerkskultur und ein gemeinsames Verständnis von gutem Bauen. Diese gemeinsame Grundhaltung gibt es heute nicht mehr. Baumaterialien werden quer durch die Welt transportiert, Gestaltmerkmale werden zu Versatzstücken, Kunststoffe ersetzen natürliche Materialien. Ein toskanisches Haus kann man heute auch im Rheinland antreffen. Baukultur meint hingegen Bauen im Einklang mit dem Ort.
Wir Beiräte wollen dazu beitragen, Gestaltqualität zu erhalten, wo es sich um die Modernisierung des Bestands handelt, und weiter zu entwickeln, wo sich Neubauten im Stadtbild zeigen. Haus für Haus soll sich das Stadtbild in Kevelaer positiv entwickeln.

Haben Sie auch Veto-Rechte oder sind Sie nur empfehlend tätig?
Gestaltungsbeiräte sind empfehlende Gremien. Wir wollen mit unserer Kritik und unseren Anregungen überzeugen. Selbstverständlich vertrauen wir darauf, dass die Politik und Verwaltung diese Arbeit unterstützen. Deswegen werden die Projekte auch in Anwesenheit der Entscheidungsträger besprochen.
Gemeinsam wollen wir dem Missverständnis vorbeugen, dass Beiräte autoritäre Geschmacksurteile fällen. Gutes Bauen folgt klar bestimmbaren Kriterien, die der Beirat in einer offenen Diskussion auf die vorgelegten Planungen anwendet. Wichtig ist dabei der Diskurs aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf Gebäude und Quartier: Städtebau, Architektur und Freiraum müssen als Einheit gesehen werden.

Wenn Sie auf andere Kommunen blicken – folgt die Politik Empfehlungen aus Gestaltungsbeiräten?
Ich blicke auf überwiegend positive Erfahrungen zurück. Nicht selten sagen uns auch Architekturkollegen, wie sehr ihnen die Empfehlungen geholfen haben.

Gelegentlich gibt es die Befürchtung, dass strenge Vorgaben hinsichtlich der baulichen Gestaltung Investoren abschrecken.
Natürlich wird eine zusätzliche Instanz auf dem Weg zum Bauantrag immer auch ein wenig kritisch betrachtet. Meine Erfahrungen sprechen jedoch eine gegenteilige Sprache. Gestaltqualität macht die Gebäude unabhängig vom schnell wechselnden Zeitgeist, spart nicht selten auch Kosten ein und erhöht die Nutzungsdauer. Unsere Beratung zielt also im besten Sinne des Wortes auf nachhaltiges Bauen.

Haben Sie für Bauherren einen Tipp für eine erfolgreiche Zusammenarbeit?
Eine Botschaft möchte ich allen Architekturkollegen am Ort, vor allem aber auch den Bauherren und Investoren vermitteln: Legen Sie Ihre Pläne in einem möglichst frühen Stadium vor, um mit dem Beirat ins Gespräch zu kommen. Dann werden die Empfehlungen zum Teil der Entwurfsarbeit. Aufwendige Umplanungen bereits fertiger Pläne können so vermieden werden und die Zusammenarbeit mit dem Beirat wird zum kreativen Dialog um die beste architektonische Lösung …

Sie wurden zum Vorsitzenden des Gestaltungsbeirates gewählt. Wie gut kennen Sie Kevelaer bereits?
Im Jahre 2015 habe ich gemeinsam mit einem Kollegen einen Workshop zu einem Einzelhandelsprojekt am Antwerpener Platz moderiert. Dabei habe ich die Wallfahrtsstadt mehrfach besucht und erforscht. Aber das war nur ein Einstieg. Durch die gemeinsame Besichtigung der Baugrundstücke müssen wir Beiräte Kevelaer noch viel genauer kennenlernen und den Geist des Ortes verstehen.

Welche positiven oder negativen Eindrücke haben Sie spontan beim Gedanken an Kevelaer?
Gut, die Bedeutung als Wallfahrtsstadt ist das erste, was jedem Fremden einfällt. Ich habe bei meinen bisherigen Besuchen die kleinstädtisch urbane Atmosphäre schätzen gelernt. Diese entspringt nicht nur der historischen Bausubstanz, sondern auch den gut geschnittenen Stadträumen. Kevelaer zeichnet sich durch einen menschlichen Maßstab und eine besondere Identität aus, die es zu bewahren gilt.

Wie geht es nun weiter mit der Arbeit des Gestaltungsbeirats? Stehen bereits konkrete Projekte auf Ihrer To-Do-Liste?
Bisher gab es zunächst die konstituierende Sitzung, in der uns erste Eindrücke von Geschichte und Gegenwart Kevelaers vermittelt wurden. In den nächsten Sitzungen wollen wir uns in Abstimmung mit der Verwaltung mit mehreren öffentlichen Räumen beschäftigen, dem Ensemble im Umfeld der Basilika zum Beispiel, aber auch mit der Zukunft des Peter-Plümpe-Platzes.
Interview: Björn Lohmann

Verena Möller von der Kevelaerer Stadtplanung berichtet: „Aus unserer Sicht war es ein sehr konstruktives erstes Treffen, in dem sich alle Beteiligte kennenlernen und über die Rahmenbedingungen und Ziele der gemeinsamen Arbeit austauschen konnten. […] Wir blicken sehr optimistisch auf die künftige Zusammenarbeit und die anstehenden gestalterischen und städtebaulichen Herausforderungen in der Stadt.“

Belebt „Bol & Greuel“ die LuGa wieder?

Kevelaer. Michael Bol (57), Mitinhaber des Therapiezentrums Bol & Greuel in der Luxemburger Galerie (LuGa), hat seine Erweiterungs- und Umbaupläne der KB-Redaktion vorgestellt. Seit Langem suchen die Inhaber Michael Bol und Mario Greuel nach Möglichkeiten, ihr Therapiezen­trum in Kevelaer zu erweitern.
Bereits seit 2009 waren sie mit dem damaligen Bürgermeister Dr. Axel Stibi im Gespräch über Optionen auf der Hüls. „Ich hatte damals einen Investor aus meiner Familie mit dabei, der daran interessiert war, auf der Hüls zu bauen“, sagt Michael Bol. Aber wie so oft in Kevelaer habe das nicht funktioniert: „Alle reden nur, und wenn es dann daran geht, Kompromisse und Lösungen zu finden, bewegte sich nichts.“
Erst Pläne für die Hüls
Auch unter Bürgermeister Dr. Dominik Pichler lief es nicht nach den Wünschen von Bol und Greuel: „Nachdem klar war, dass der Investor Zevens das Hotel auf der Hüls baut, wollten wir nebenan ein Objekt für Gesundheit und Fitness errichten. Das hätte sich auch in das Gesamtkonzept des Soleparks eingefügt und wäre eine sinnvolle Abrundung des städtischen Mottos ,Gesund an Leib und Seele‘ gewesen. Leider wurde uns dies nicht ermöglicht.“ Eine Option hätte es lediglich auf der gegenüberliegenden Seite am Hoogemittagsweg gegeben, „aber die erschien uns von der Lage nicht so geeignet für unser Vorhaben“. „Auch die zuletzt von der Stadt Kevelaer angebotene Möglichkeit, die Turnhalle an der Jahnstraße zu nutzen, habe nicht gelingen können, da die Substanz zu schlecht und die zu erwartenden Auflagen wegen des Denkmalschutzes einfach zu teuer geworden wären,“ führt Bol weiter aus.
Jetzt gibt es eine Einigung mit Werner Helmus jr., dem Inhaber der LuGa, sodass das Therapiezentrum umgebaut und erweitert werden kann. Geplant ist, bis Ende 2018, spätestens jedoch Anfang 2019 die Fläche für Fitness und Therapie auf 1200 Quadratmeter zu erweitern.
„Seit Monaten arbeiten wir am neuen Konzept. Der Gerätepark in den neuen größeren Räumlichkeiten wird mit zusätzlichen Trainingsmöglichkeiten ergänzt, das Kurs- und Fitnessangebot sowie die Öffnungszeiten, insbesondere an Wochenenden, werden erweitert“, schildert Bol. Alles werde hell und chic und mit einer modernen LED-Beleuchtung ausgestattet, um das Ambiente insgesamt aufzuwerten. „Wir möchten noch stärker die Bedürfnisse unserer Kunden und Patienten zufriedenstellen.“ Dazu gehören auch die Verlängerung des kostenfreien Parkens auf 2,5 Stunden und ein flexibleres Preismodell. „Aktuell probieren wir auch Wassergymnastik im sanierten Schwimmbad in der LuGa aus. Wenn wir mit den Ergebnissen zufrieden sind, wollen wir auch hier mehr Angebote bereithalten und auch weiteres Personal einstellen“, erläutert Bol.
„Das alles konnten wir nur erreichen, weil wir gemeinsam mit Werner Helmus jr. konstruktive Gespräche geführt haben und wir an die Zukunft der LuGa glauben. Allein unsere Investition wird ca. 250 000 Euro betragen“, sagt Bol, der demnächst seinen Sohn Nick (21) als Partner mit ins Unternehmen holt. Der wird sich dann stärker um die junge Kundschaft kümmern.
Flächen ab fünf Euro/qm
„Wir wollen wieder mehr Frequenz im Durchgang der LuGa erreichen. Daher wird unser Haupteingang zukünftig in der LuGa sein.“ Auch die dafür erforderliche Verlegung der angrenzenden Logopädiepraxis in die ehemaligen Räumlichkeiten der Apotheke werde dies bewirken. Dadurch würden die anderen freien Räumlichkeiten wieder interessant für potentielle Mieter, glaubt Bol.
Auch Werner Helmus ist zuversichtlich. „Wir haben vielversprechende Anfragen für die Flächen, aber das Wichtigste ist, dass alles zusammenpassen muss. Es wäre natürlich toll, wenn sich hier alles rund um Gesundheit, Fitness, Bio, oder ähnlich ansiedeln würde. Seitdem ich alleiniger Eigentümer der LuGa bin, ist das auch alles einfacher für mich geworden.“
Eigentümer investiert
Er sei nicht auf überzogene Mieten aus: „Man kann bei mir schon für fünf Euro pro Quadratmeter mieten, dafür möchte ich dann aber auch längerfristige Zusagen. Schließlich bin ich ja auch bereit, wie in diesem konkreten Vorhaben, selbst 300 000 Euro für den erforderlichen Umbau zu investieren.“ Man könne mit ihm reden, auch wenn manche Leute in Kevelaer etwas anderes sagten. „Aber es muss sich dann auch für beide Seiten irgendwie auszahlen.“ Und noch eines sagt Helmus mit Überzeugung in der Stimme: „Die Leerstände bereiten mir schon Sorgen – nicht wegen des Geldes, das kann ich wegstecken –, sondern wegen der Tatsache an sich.“

Wie ist der Plan?

Kevelaer/Maastricht (NL). Wer Hans Hoorn in guter Erinnerung hatte, wurde nicht enttäuscht. Im Februar hatte der Maastrichter Stadtplaner im (Un-)Ruhestand auf Einladung der Kevelaerer FDP im Goldenen Löwen seine Sicht auf die Probleme der Kevelaerer Stadtplanung in einem vielbeachteten Vortrag dargestellt (das Kevelaerer Blatt berichtete). Nun, auf heimischem Boden, wurden die Worte nicht weniger eindringlich, die Mahnungen nicht weniger intensiv.
In seinem Vortrag zu Beginn des Jahres hatte Hoorn eine allgemeine Einladung ausgesprochen, sich Maastricht anzusehen. Er sei gerne bereit, die Erfolge, aber auch die Rückschläge, bei einem Rundgang durch die Innenstadt aufzuzeigen. „Eine solche, hochrangige Einladung eines Stadtplanungsexperten kann man nicht ablehnen“, dachten sich Willi Gerats, Jan Itrich und Jürgen Hendricks von der Kevelaerer FDP. Und riefen kurzerhand zu einer Fahrt nach Maastricht auf (das KB berichtete).
Große Resonanz
Die Resonanz auf den Aufruf war groß, und so fuhren am Ende drei Gruppen mit jeweils rund 25 Teilnehmern in die niederländische Stadt. „Die Ideen aus Maastricht sind natürlich nicht 1:1 in Kevelaer umsetzbar“, ist Jürgen Hendricks bewusst, dass es sehr wohl sowohl unterschiedliche gesetzliche, kulturelle wie auch finanzielle Grenzen zweier Gemeinden dies- und jenseits der Landesgrenzen gibt.
Apropos „Jenseits“: Hans Hoorn bezog sich gleich zu Anfang seines Stadtrundganges mit den Kevelaerern auf ein Erlebnis in der Marienstadt, das ihn in seinem Vortrag inspiriert hatte: Mit der FDP-Spitze saß er beim Essen, als eine Dame die Gaststätte betrat und sagte: „Kevelaer stirbt“. Dem wollte er, damals wie heute, nicht zustimmen. Doch Kevelaer sei krank, die Innenstadt, das Herz, sei schwach. Da müsse ein „Herz-Team“ ran, sagte Hoorn, Experten müssten sich mit der Rettung beschäftigen – allerdings dürfe die Stadtverwaltung selbst dabei „das Lenkrad nicht aus der Hand geben“.
In einem mehrstündigen Rundgang zeigte Hoorn dann zunächst, wie die Stadtplaner in Maastricht mit einem satte 22 Hektar großen innerstädtischen Industrie-Gelände umgingen, das durch die Aufgabe eines keramischen Industriebetriebes frei wurde. „Man muss eine Vision entwickeln und Investoren einladen“, ist sich Hoorn sicher. In Maastricht scheint das geklappt zu haben: 1600 neue Wohnungen seien entstanden, die städtische Bibliothek wurde neu gebaut, ein Theater zog in ein altes Industriegebäude ein, ein Museum zieht heute Besucher von nah und fern an. Das alles rund 100 Meter entfernt von der historischen Altstadt – und fast völlig ohne innerstädtischen Autoverkehr. Sieben öffentliche Tiefgaragen – nach modernen Erkenntnissen und ohne „Angsträume“ in mehreren unterirdischen Etagen erbaut, unzähliche private Tiefgaragen, sowie ein Tunnel, verbannen die Autos unter die Erde. Das bietet Raum für großzügige freie Plätze, die in der Studentenstadt (120.000 Einwohner, 20.000 Studierende) nicht allen von André Rieu (aber auch) bespielt werden.
Eine weitere Tiefgarage steht gerade kurz vor der Fertigstellung: Am unter Denkmalschutz stehenden historischen Maastrichter Bahnhof werden die Fiets unter die Erde gebracht, um dieses Eingangstor – „eine der Visitenkarten einer Stadt“, und in Kevelaer aus Hoorns Sicht eher ein Anblick „wie in Rumänien“ – attraktiver zu machen.
Tiefgarage für Fietsen
Ja, es gibt auch Bausünden in Maastricht, die heute noch wie ein Stachel im Fleisch des ehemaligen Stadtplaners zu schmerzen scheinen, Architekten, die hinterlistig ihre eigenen Ziele verfolgten „und uns belogen haben“, Ideen, die die Bürger nicht verstanden oder nicht akzeptiert haben; es gibt Beispiele dafür, dass die architektonische Kultur dem Kommerz weichen musste. Auch diese Dinge zeigt Hoorn beim Rundgang auf.
Doch schnell wird beim Besuch der historischen Innenstadt mit den vielen prall und bunt gefüllten Ladenlokalen (und nur 3 Prozent Leerständen) und den Wohnungen darüber deutlich, wie positiv sich eine gelungene Stadtplanung mit Bürgerbeteiligung, einer Gestaltungssatzung mit strikten, für alle geltenden Vorgaben (etwa, was die Größe der Werbung und deren Platzierung anbetrifft) auf das Leben in einer Stadt auswirken kann. „Eine Stadt muss attraktiv sein“, sagt Hans Hoorn einfach, dann kommen die Leute auch, dann lassen sie ihr Auto stehen und zahlen freiwillig Parkgebühren. Das Angebot an die Bewohner und die Besucher muss stimmen.“ Ein einfaches Statement, und dennoch: Der Erfolg gibt den Maastrichter Stadtplanern an vielen Ecken der Stadt einfach recht.
Und am Ende nehmen die Besucher aus Kevelaer auf jeden Fall eines aus der niederländischen Stadt mit nach Hause: Kreativität – manchmal wohl auch ein wenig spitzbübisches Denken – ein langer Atem und ein gerades Rückgrat sind die Voraussetzungen für große Taten in der Stadtplanung – von ein bisschen Glück mal abgesehen.
Ach ja, und ein großer, frei denkender Demokrat ist der Niederländer auch noch: Hans Hoorn ruft die Kevelaerer Besucher dazu auf, sich einzubringen in die Planung ihrer Stadt, nachzuhaken, sich die Dinge erklären zu lassen und immer wieder einzufordern, dass die Stadt für sie geplant werde.