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Förderantrag zurückgezogen

Die Stadt hat den Ende des vergangenen Jahres gestellten Förderantrag zum Umbau des Forums Pax Christi zurückgezogen. Hintergrund ist die Feststellung der Bezirksregierung, dass nur die Hälfte der Umbaukosten gefördert werden sollten. Damit aber sei der Eigenanteil, den Stadt und Kirche zu gleichen Teilen tragen wollten, zu hoch. „Es ist daher entschieden worden, den Förderantrag für dieses Teilprojekt zurückzuziehen“, schreibt Franz Heckens von der Abteilung Stadtplanung der Wallfahrtsstadt Kevelaer im aktuellen Newsletter zur „Stadtkernerneuerung“.
Es hätte eines der zukunftsweisenden Projekte der Stadtkernerneuerung in Kevelaer werden sollen: „Eine so zentrale Lokalität mit open-air-Charakter und Überdachung ist eine ganz besondere Einrichtung, die für die verschiedensten Zwecke genutzt werden könnte“, so Heckens. Der Umbau sollte die Möglichkeit schaffen, das Forum auch für unterschiedlichste kulturelle Veranstaltungen nutzen zu können. Darauf hatten sich die Beteiligten nach intensiven und teils kontroversen Diskussionen im vergangenen Jahr geeinigt und im Konsens eine gemeinsame Entwurfsplanung erstellt. Diese war die Grundlage für den Förderantrag.

Die Bezirksregierung kam nun zu dem Schluss, dass das Forum weiterhin ein kirchlich genutzter Raum bleiben und nur zur Hälfte für kulturelle Zwecke genutzt werden würde. Daher könne auch nur die Hälfte der Umbaukosten gefördert werden.

Damit hatten die Antragsteller offensichtlich nicht gerechnet. Denn sowohl Kirche als auch Stadt hatten angegeben, Mittel für den Eigenanteil, der je zur Hälfte von ihnen getragen werden sollte, eingeplant zu haben. Der nun von der Düsseldorfer Behörde veranschlagte „deutlich höhere Eigenanteil“ ließ die Beteiligten vor den Umbauplänen zurückschrecken. „Mit den vorhandenen Mitteln ist ein Umbau in der geplanten Art nicht zu finanzieren“, lautet das Fazit im aktuellen Newsletter.

Große Enttäuschung

Die Enttäuschung über die Einschätzung der Bezirksregierung ist in Kevelaer groß, hatten sich doch in der jüngsten Vergangenheit erst, beispielsweise mit der Initiative für den Kevelaerer Krippenmarkt, interessante Perspektiven für eine „erweiterte“ Nutzung des Forum Pax Christi und das Umfeld entwickelt. Ob diese und andere Nutzungen eventuell auch ohne die Umbaumaßnahmen, die in erster Linie eine flexible Bestuhlung und eine optische Abtrennung des Kreuzweges vorsahen, sinnvoll umzusetzen sind, ist fraglich. Festzuhalten bleibt zunächst, dass damit eines der Vorzeigeprojekte des Stadtumbaus – zumal eines, das nach zähem Ringen eine hohe Akzeptanz innerhalb der Wallfahrtsstadt erlangt hat, – an fehlender Finanzierungsbereitschaft scheitert.

Hauptstraße feiert Abschluss der Bauarbeiten

Jetzt ist es bald soweit: Der erste Teil der Hauptstraße wird in den nächsten Tagen fertiggestellt. Wenn die Absperrungen geräumt sind, wird der Blick frei auf den gesamten neuen ersten Teilabschnitt von der Annastraße bis zum Kapellenplatz. Und so, wie die Bautätigkeit begonnen wurde, wird auch zum Abschluss eingeladen: zu Grillwürstchen und Getränken.
Das Team der Stadtkernerneuerung lädt am Donnerstag, 23. August, zwischen 17 und 19 Uhr zum „Abgrillen für den ersten Bauabschnitt“ ein. Wie im Januar, aber hoffentlich bei besserem Wetter, erwarten die Organisatoren die hungrigen und durstigen Gäste bei der Metzgerei Moeselagen in der Mitte der Hauptstraße. Die Einladung gilt vor allem für die Besucher, Bewohner und Geschäftsleute der Hauptstraße, die besonders unter der Baustelle gelitten haben.
Alle dürfen mitfeiern, so plant zum Beispiel das Museum am Museumseingang einen Info-Stand.

Zeitkapsel auf der Hauptstraße eingesetzt

 

Die Bauarbeiten des ersten Abschnitts auf der Hauptstraße stehen kurz vor ihrem Abschluss.

Bürgermeister Dominik Pichler, Mitglieder der IG-Hauptstraße, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Stadtwerke und interessierte Bürger und Bürgerinnen versammelten sich am Samstagmittag vor der Metzgerei Moeselagen und der ehemaligen Apotheke, um eine Zeitkapsel in den Boden der Straße einzulassen. Grubi, das Baustellenmaskottchen, war natürlich auch mit von der Partie. Der Inhalt der Kapsel dokumentiert die Baupläne, die Zeit der Bauarbeiten und die Aktionen der Geschäftsleute. Natürlich darf dabei ein Pressespiegel mit den Artikeln, die Planungen und Auswahlverfahren, aber auch Kritik und Hindernisse bei der Ausführung dokumentieren, nicht fehlen. Das alles wurde in einer dicht verschlossenen Kapsel als Dokument für nachfolgende Generationen in den Boden eingelassen.

Fotos: Nick

Eine Frage des Charakters

Dass der Mechelner Platz vorerst nicht umgebaut wird, war zu Beginn der Sitzung am vergangenen Dienstagabend noch eine echte, wenn auch nicht mehr ganz taufrische Nachricht gewesen. Auf die Ausschreibung sei kein einziges Angebot eingereicht worden, meldete Franz Heckens. Eine erneute Ausschreibung könne nicht vor Herbst erfolgen, sodass sich der Baubeginn erheblich verzögere, „wenn wir denn ein Angebot bekommen“, erklärte er. Doch da sei man guten Mutes. Zudem „bemühen wir uns um eine Zwischenlösung“ für die Nutzung des Platzes.
Die folgende Diskussion um die Kevelaerer Plätze mit kirchlicher Nutzung wurde zunächst von der allgemein als frohe Botschaft angesehenen Nachricht überstrahlt, dass der Kirchenvorstand von St. Marien Zugeständnisse bei der Außengastronomie am Kapellenplatz signalisiert habe. „Eine Reihe Tische“ solle dort aufgestellt werden dürfen. Was den umstrittenen Luxemburger Platz betreffe, solle dort die Außengastronomie „noch großflächiger“ erlaubt werden, führte Thomas Selders von St. Marien aus.
Bürgermeister Dominik Pichler bemühte sich noch, die beiden Punkte Außengastronomie und Gestaltung des Luxemburger Platzes auseinander zu halten. „Außengastronomie zulassen, dagegen habe ich nix“, sagte er. Doch beim „Streitpunkt Luxemburger Platz“ stehe er „für andere Planungen nicht zur Verfügung“, erklärte er. Er fühle sich an sein Wort von vor fünf Wochen gebunden.
Heinz-Josef van Aaken (KBV) forderte mit Blick auf den Luxemburger Platz, man solle „jetzt nicht an jedem Einzelstück rumdoktern“, die Bürger hätten sich klar für den Erhalt der Bäume ausgesprochen; er sehe die Plätze als „Ensemble“, „dazu gehört auch der Bewuchs und die gewachsene Struktur“.
Horst Blumenkemper (SPD) geht davon aus, „dass nur Bäume beseitigt werden, die krank sind“. Der „Charakter der Innenstadt“ müsse erhalten bleiben, man solle „nicht vom Gestaltungsbeirat abweichen und langsam zu Potte kommen“.
Willi Gerats (FDP) verwies ebenfalls auf das Statement des Gestaltungsbeirates zum Erhalt der „natürlichen Kathedrale“ auf dem Luxemburger Platz. Der Gestaltungsbeirat habe zudem eine Empfehlung ausgesprochen, „die in dem vom Rat beschlossenen Integrierten Handlungskonzept aus 2015 fast gleichlautend wiederzufinden ist.“ In den Vorgaben des IHK heiße es bezüglich des Maßnahmenkataloges Kapellenplatz: „Es sind Anpassungsmaßnahmen bei der Pflasterung, Entwässerung, Technik und Beleuchtung zu überprüfen und gegebenenfalls umzusetzen.“ Zudem gelte es, den „dichten und unregelmäßigen Baumbestand als Grundlage für das Erscheinungsbild beizubehalten und damit den Gesamtcharakter zu erhalten“.
Die FDP meldete zudem noch bei laufender Sitzung über „facebook“, die Planungen für die Umgestaltung des Kapellenplatzes seien vorerst gestoppt worden. Der Planungsstopp habe „massive Auswirkungen“, hieß es dort: „Da die Planung des Kapellenplatzes Teil des ,Integrierten Handungskonzeptes‘ (IHK) ist, und nicht mehrere Planungen parallel betrieben werden können, verschieben sich die Planungen zum Peter-Plümpe-Platz weiter ins Ungewisse.“ Nach Ansicht der Freien Demokraten sei „spätestens hiermit der Versuch gescheitert, die Stadtplanung durch interne Kräfte zu stärken, auch die Einstellungen und Umbesetzungen auf Sachbearbeiter-Ebene zeigen sich nicht als ausreichend.“
Der Ausschussvorsitzende Michael Kamps überließ in der Sache dem Kevelaerer Ortsvorsteher und St. Marien-Vorstandsmitglied Dr. Edmund Bercker das Schlusswort. Bercker merkte an, die Frage „Was wollen die Pilger?“ sei noch nicht gestellt worden. Zudem warb er um Verständnis für die Situation der Kirchengemeinde. Mit dem plötzlichen „Personalwechsel“ habe es „ein Jahr Stillstand“ gegeben. „Geben Sie dem Pfarrer und der Gemeinde die Zeit, das neu anzupacken“, schloss er.

Siehe auch: https://www.kevelaerer-blatt.de/zukunft-der-plaetze-bleibt-weiter-offen/

Zukunft der Plätze bleibt weiter offen

Die Verärgerung war Bürgermeister Dominik Pichler deutlich anzumerken: Gerade einmal anderthalb Tage vor der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses hatte der Kirchenvorstand von St. Marien den Ratsfraktionen eine Stellungnahme zur Vorentwurfsplanung zum Kapellenplatz zukommen lassen. Darin lässt der Kirchenvorstand die Zukunft des eingeschlossenen Luxemburger Platzes völlig offen. Thomas Selders, der in der Sitzung die Kirchengemeinde den „sehr frischen Standpunkt“ des Vorstands vertrat, sagte, es gehe darum, eine „neue Vision für den Platz“ zu finden, „ein Ziel für den Platz zu definieren“ oder eine „bessere Idee für den Platz“ zu haben. Deshalb ziehe man hier die „Reißleine“, sagte er.
Das kam bei den Grünen und der CDU gut an. Paul Schaffers (CDU) begrüßte, dass die „Grundlagen komplett neu erarbeitet werden“ sollten für diesen „hochsensiblen kirchlichen Bereich“. Wolfgang Röhr (Grüne) hatte die Stellungnahme der Kirchengemeinde „mit Freude und Zustimmung zur Kenntnis genommen“, sagte aber auch: „Wir sollten darauf bestehen, die Bäume im Wesentlichen zu erhalten.“
Damit traf er genau die Kritik des Bürgermeisters: Der erinnerte die Politiker daran, dass man vor fünf Wochen gemeinsam ein eindeutiges Statement zum Erhalt der Bäume abgegeben hatte und zeigte sich verärgert über die „Halbwertszeit“ politischer Zusagen. „Wieso soll ich mir Gedanken machen, wie es ohne Bäume aussieht, wenn ich die Bäume erhalten will?“, fragte er. In ihren Stellungnahmen nach der Sitzung des Gestaltungsbeirates und der Bürgerversammlung hätten sich alle für die weitestgehende Erhaltung des Baumbestandes ausgesprochen. „Dazu stehe ich nach wie vor“, machte Pichler klar, und deshalb bedürfe es keiner Planung in andere Richtungen.
Doch auch der Hinweis von Franz Heckens aus dem Verwaltungsbereich Stadtplanung, die planerischen Spielräume für den Luxemburger Platz seien bei Erhalt der Bäume „marginal“ und eine Aufschiebung eines Beschlusses zeitlich, planerisch und finanziell aufwendig, konnte die Mehrheit der Ausschussmitglieder nicht umstimmen: Sie folgten nach anderthalbstündiger Diskussion der Forderung Schaffers zu erneuten Gesprächen mit dem Kirchenvorstand und einer völlig neuen Planung zum Luxemburger Platz.

Siehe auch: https://www.kevelaerer-blatt.de/eine-frage-des-charakters/

NuK will „grundlos Bäume pflanzen“

Die Mitglieder des Vereins „Natur und Kultur im Achterhoek“ (NuK) hatten „jüngst eine sehr emotional geführte Debatte über Bäume verfolgen dürfen. Für uns war es sehr interessant, dies zu beobachten, weil alle so heftig reagiert haben und mit Feuereifer dabei waren. Das war gut, weil die Politik unmittelbar die Stimmung in der Bevölkerung erfahren konnte“, schreibt Matthias David vom Vorstand.
Und weiter: „Wir vom NuK beobachten aber nicht nur die Bäume in der Stadtmitte, wir werfen immer einen Blick auf das Ganze. Dabei fällt es auf, dass der Streitwert für Bäume in dieser Auseinandersetzung stark an das Erscheinungsbild und dem direkten Nutzen (z.B. Schatten) in der Stadtmitte gekoppelt ist. Anders lässt sich nicht erklären, warum kein Aufschrei durch die Reihen geht, wenn ein Sturm 100 Bäume im gesamten Stadtgebiet und den umliegenden Ortschaften darnieder gelegt hat und es keinen kümmert.“
Der Ruf nach einer Wiederaufforstung ertöne immer nur, wenn man Verluste durch Baumaßnahmen oder Baumfrevel erlebe, nie beim Verlust durch Naturgewalten. Während in der Stadt nun 5 Bäume wegen einer Krankheit fallen müssten, sei im Umfeld von Kevelaer „vermutlich die 10-fache Anzahl“ gefallen. Diskutiert worden sei über eine Entscheidung, die noch gar nicht gefallen sei. Passiert sei aber bisher eigentlich noch gar nichts. „Das würden wir nun gerne ändern“, schreibt Matthias David.
„Wir würden gerne grundlos Bäume pflanzen!“
Der NuK werfe „1000 Euro in den Topf und macht den Anfang. Von diesen 1000 Euro kaufen wir Bäume und suchen dafür Stellen, wo wir sie im Stadtgebiet und den umliegenden Dörfern pflanzen dürfen. Wir wissen von vielen Firmen und Organisationen, dass sie auch etwas für die Natur tun wollen und fordern alle auf, diesen Topf zu füllen und mitzumachen. Einfach so, grundlos!“
Zum Hintergrund dieser Aktion schreibt David: „Fast immer haben die großen Naturschutzprojekte, von denen wir in der Vergangenheit gelesen haben einen Ausgleichscharakter. Heißt also: Wenn ich hier eine Fläche überbaue, muss ich einen Ausgleich schaffen (siehe OW1 / Niers bei Te Gesselen). Das Gleiche mit den Bäumen in der Innenstadt. Fällen wir Bäume, kommen neue, als Ausgleich. Wir nennen so etwas gerne „Makulatur-Naturschutz“. Es findet also kein Zuwachs statt. Niemand forstet die Sturmschäden auf ,oder jene Bäume, die entlang der Straßen durch Unfälle geschädigt werden. Um einfach einmal einen Zuwachs zu generieren, wollen wir völlig grundlos Bäume pflanzen.
Wir sollten sie Zukunftsbäume nennen, weil sie nicht für uns gedacht sind, sondern für unserer Kinder und Enkel. Hätten unsere Vorfahren nicht so gedacht, sähe es heute vielerorts trostlos aus.“
Der NuK fragt: Wer macht mit? Welche Firma oder welcher Verein oder welche Organisation stockt unsere 1000 Euro auf? Bitte mit dem NuK Kontakt aufnehmen: info@nuk-achterhoek.de. Wir übernehmen gerne die Koordination der Aktion.“

Nicht einfach

Uuuups – da scheint jemand Kevelaer mit einer einfachen Stadt verwechselt zu haben. Aber Kevelaer ist nicht nur unverwechselbar. Die Wallfahrtsstadt kann auch ganz schön kompliziert sein.
In dieser Woche durften wir erleben, wie unterschiedlich Blicke von außen auf Kevelaer sein können. Eine paar Planer, denen man durchaus den Blick über den Rand ihres Reißbretts hinaus unterstellen darf, haben uns gezeigt, wie der Kapellen- und die umliegenden Plätze aussehen würden, wenn man diese nach „Schema F“ überplant. Man nehme alle greifbaren Vorschriften, alle möglichen Anforderungen und ein bisschen Beteiligung und mixe das alles zu einem Cocktail – der am Ende meiner Auffassung nach keinem schmecken wird.
Die andere Außen-Sicht war die der Mitglieder des Gestaltungsbeirates. Die waren erst einmal völlig begeistert vom Status-Quo – und würden vielleicht sogar gerne vieles so lassen wie es ist. Was Volkes Stimme, die ja oftmals recht kräftig erschallen kann, recht nahe kommen dürfte.
Wir sind also wieder einmal mittendrin in einer Diskussion, deren Ergebnis schließlich ganz dicke Bretter bohren soll. Denn – machen wir uns nichts vor – Kevelaer steht vor einer der massivsten Umgestaltungen einer Stadt, die wir persönlich miterleben werden. Und da sind nun mal – das habe ich an dieser Stelle schon geäußert und tue es immer wieder gerne – Ideen gefragt und nicht Interessen.
Einfach machen wir uns diese Diskussion nicht. Auch diejenigen im Rathaus nicht, denen das oftmals unterstellt wird. Ich selbst stehe nicht im Verdacht, mich an jeden kranken Baum zu ketten, bis dieser sein Leben freiwillig aushaucht. Ich komme aber aus dem Ruhrgebiet und ich weiß, wie geschundene Landschaften und zubetonierte Innenstädte aussehen. Vielleicht habe ich Kevelaer ja auch zu lieben gelernt, weil die Wallfahrtsstadt – nicht nur wegen der Wallfahrt – anders ist. Ich werde nicht müde, es zu betonen: Es lohnt sich, über die Unverwechselbarkeit zu diskutieren und an dieser zu arbeiten.
Dazu gehört in der Diskussion um die öffentlichen Plätze meiner Meinung nach auch, für Bäume zu kämpfen und gegen den Ausverkauf des Charmes einer unverwechselbaren Stadt.

Abseits grüner Bäume und roter Punkte

Dass grüne Bäume und rote Punkte einen Großteil der Sitzung des Gestaltungsbeirates einnehmen würden, hatten manche im Vorhinein vermutet. Ein wenig gerieten die anderen, nicht minder wichtigen Themen der Sitzung, ob der emotionalen Diskussion um die Planungen zum Kapellenplatz und seiner Umgebung in den Hintergrund. Dennoch: Auch diese Punkte arbeitete die Expertengruppe des Beirates routiniert, aber nicht ohne die erforderliche Empathie ab.
Beim Rundgang erlebten die Beiratsmitglieder die Komplexität der Baustelle auf der Hauptstraße am eigenen Leib. Der Hinweg vom Rathaus zum Kapellenplatz bot zunächst ein Bild geschäftigen (aber leider zu wenig geschäftlichen) Treibens. Der Beweis, wie fleißig die Bauarbeiter waren und wie schwierig die Geschäfte zu erreichen sind, folgte auf dem Fuße: Der gleiche Weg stand in entgegengesetzter Richtung leider nicht mehr zur Verfügung, weil dort nun abgesperrt war. Das bot jedoch „Stadtführer“ Ludger Holla die Möglichkeit, auf Gestaltungen hinzuweisen, die im Laufe der Sitzung noch wichtig werden würden, wie etwa die Gestaltung des Durchgangs am Museum. Eckpunkte des Rundgangs waren die großen Plätze des Stadtkerns, Roermonder Platz, Kapellenplatz Mechelner Platz, Luxemburger Platz, Johannes-Stalenus-Platz sowie Peter-Plümpe-Platz.
Zurück im Rathaus beschäftigten sich die Beiratsmitglieder zunächst mit dem „Masterplan historischer Stadtkern und öffentlicher Raum“ (das KB berichtete). Helmut Hardt erläuterte den Plan seines Kevelaerer Planungsbüros „StadtUmBau“ und erntete viel Zustimmung für seine ausführliche und fundierte Arbeit.
Peter-Plümpe-Platz
Franz Heckens erläuterte danach die seitens der Stadtverwaltung geplante „Vorgehensweise Peter-Plümpe-Platz“. Zusammengefasst sieht diese so aus: Bis zum Herbst des laufenden Jahres erfolgt die Grundlagenermittlung mit verschiedenen Gruppen wie etwa Verwaltung, Politik und Bürgern zu den verscheidenen Themen, wie etwa der Nutzungsänderung und die Verkehrsgestaltung. Unterstützt werden soll das durch ein Moderationsbüro, eine entsprechende Ausschreibung erfolgt in diesem Monat. Bis März soll die „Entwicklung eines Nutzungskonzeptes mit Raumidee“, erfolgen, eine „Zielformulierung seitens der Verwaltung mit der Politik“. Im Herbst 2019 soll eine teuropaweite Ausschreibung für den Planungsauftrag erfolgen. Ob es eine Mehrfachbeauftragung oder ein Wettbewerbsverfahren geben soll, wird in diesem Zusammenhang noch zu klären sein. Nachdem die Planung beauftragt wurde, sollen bis zum Frühjahr 2020 in einem von externen Beratern betreuten Verfahren verschiedene Vorentwürfe entwickelt werden. Bis zum Herbst 2020 soll der endgültige Entwurf erarbeitet werden, für den dann im Dezember 2020 der Förderantrag gestellt werden kann.
Letzter Tagesordnungspunkt nach der Diskussion um die Entwicklung des Kapellenplatzes war dann schließlich die „Sondernutzungssatzung“ für die Kevelaerer Innenstadt.
Sondernutzungssatzung
Bereichsleiter Ludger Holla stellte einen Entwurf vor, der bei den Beiratsmitgliedern gut ankam. Die Satzung regelt – teils recht restriktiv – die Nutzung des öffentlichen Raumes in der Innenstadt, etwa zu den Themen Verkauf und Bewirtung. Besonders lobten die Mitglieder des Gestaltungsbeirates, dass der Entwurf etwa in den Bereichen der Außenreklame, der Verlagerung der Ausstellungsfläche auf die Straße und der sogenannten „Kundenstopper“ restriktive Maßnahmen vorsieht.

Mitglieder des Gestaltungsbeirates (stimmberechtigt):
Michael Arns
Ragnhild Klußmann
Prof. Dr. Franz Pesch
Friederike Proff
Eckehard Wienstroer
(nicht stimmberechtigt): Hiltrud Lintelto

Das Kevelaerer Blatt wird die Mitglieder des Gestaltungsbeirates in einer der kommenden Ausgaben vorstellen.

Verwaltung und Politik (nicht stimmberechtigt):
Dr. Dominik Pichler, Bürgermeister
Ludger Holla, Fachbereichsleiter
Verena Möller, Stadtplanerin
Franz Heckens, Stadtverwaltung
Michael Kamps, Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung
Paul Schaffers, CDU
Horst Blumenkemper, SPD
Heinz-Josef van Aaken, KBV
Ulrich Hünerbein-Ahlers, Grüne
Wilhelm Gerats, FDP

Eine Stadt sieht rot

Die Bandbreite der Reaktionen im Gestaltungsbeirat reichte von Erstaunen bis Entsetzen: Hatten die Mitglieder bei ihrem Rundgang durch die Kevelaerer Innenstadt gerade noch die in frisches Grün gekleideten Bäume bewundert, am Kapellenplatz beinahe ehrfürchtig etwas von „einmalig in Deutschland“ geflüstert und die Baumriesen am Luxemburger Platz als „Kathedrale der Natur“ bezeichnet, verschlug es ihnen im Ratssaal die Sprache. Da sahen sie buchstäblich „rot“. Auf dem Plan, den Stephanie Janning von der Wallenhorster „IPW Ingenieurplanung GmbH“ vorstellte, waren diejenigen Bäume auf den Plätzen rot eingezeichnet, die laut „kumulierender Bewertung“ des Planungsbüros gefällt werden sollten. Das waren fast die Hälfte der Bäume auf dem Kapellenplatz, auf dem Johannes- Stalenus- und dem Luxemburger Platz gar alle. Mit einem solchen Kahlschlag hatte in der Runde niemand gerechnet.
Entsprechend harsch fielen die Kommentare zu den Entwürfen der Wallenhorster in der anschließenden Diskussion aus. „Lieblosigkeit“ und „mangelnde Sensibilität“ waren noch die zurückhaltenden Bewertungen der Gestaltungs-Experten; manche sprachen gar von „mutwilliger Zerstörung“.
Stephanie Janning beeilte sich zu erklären, dass die vorgestellten Pläne quasi nur ein „worst case“-Szenario seien und die Kirche als Besitzerin weiter Teile der Flächen Vorgaben gemacht habe, bestimmte Bäume zu fällen, weil sie zu nahe an kirchlichen Gebäuden stünden und dort Schäden oder Mehrarbeit verursachten.
Aber da war der GAU bezüglich der Vorstellung schon nicht mehr abzuwenden. In Bausch und Bogen zerpflückten die Mitglieder des Gestaltungsbeirates den Entwurf, von der wahllosen Aufstellung von Spielgeräten über die fragwürdigen Methoden der Kanalsanierungen bis hin zur Frage, ob eine neue Pflasterung möglich und tatsächlich erforderlich sei. Dass sich Kirche und Politik im Nachgang mit dem Thema befassen würden, war zu erwarten.
Reaktionen aus Kirche, Politik und Verwaltung
Als erster reagierte der Wallfahrtsrektor und Pfarrer von St. Marien, Gregor Kauling: Die Pfarrei befinde sich „in einem intensiven Abwägungsprozess im Hinblick auf die sich an die Gestaltung der Plätze stellenden Erfordernisse. Argumente, welche von unterschiedlichen Personenkreisen in Kirche und Gesellschaft vorgetragen werden, können miteinander abgewogen werden“, erklärte der studierte Stadtplaner und nannte Themen wie „Baumgutachten, Barrierefreiheit, Aufenthaltsqualität, Notwendigkeit von Kanalarbeiten, etc.“
„Erst im Herbst“ solle das Planungsbüro einen Vorentwurf vorlegen, erläuterte er als 1. Vorsitzender im Namen des Kirchenvorstandes von St. Marien. Die Pfarrei stelle klar, „dass es auch noch keine verbindlichen Entscheidungen über den Umgang mit auf diesen Plätzen befindlichen Bäumen gibt.“
Angesichts mahnender Stimmen aus der Bevölkerung und einem entsprechenden Kommentar im Kevelaerer Blatt reagierten Politik und Verwaltung am Dienstagnachmittag. Da kann man schon von einer „Chefsache“ sprechen: Bürgermeister Dr. Dominik Pichler versandte die Pressemitteilung vom eigenen E-Mail-Account: „Die Fraktionen der CDU, SPD, KBV und der Grünen sind sich mit der Verwaltungsspitze einig, dass es einen Kahlschlag am Kapellenplatz und an den benachbarten Plätzen nicht geben soll“, heißt es darin.
Und weiter: „Die Fraktionsberatungen am Montag ergaben, dass die vier Fraktionen dem Votum ihrer Vertreter im Gestaltungsbeirat folgen wollen. Demnach soll die im Gestaltungsbeirat vorgestellte Planungsidee, die unter anderem die Fällung von mehr als der Hälfte der vorhandenen Bäume vorsah, nicht realisiert werden. Auf Nachfrage teilte Bürgermeister Dominik Pichler den Fraktionen mit, dass er bereits in der vergangenen Woche veranlasst hat, dass das Planungsbüro an einer nur minimal in die Platzstruktur eingreifenden Lösung arbeiten soll.“
Für die fünf vom Baumgutachter als schwer geschädigt eingestuften Bäume kommt allerdings jede Hilfe zu spät. Eine Linde vor dem Petrus-Canisius-Haus soll noch in dieser Woche gefällt werden. Allerdings sind Ersatzpflanzungen vorgesehen, „um den Charakter des Platzes auf Dauer erhalten zu können.“

Umfangreiche Flurbereinigung für den OW 1-Fortbau

In Winnekendonk informierten die Bezirksregierung gemeinsam mit dem Landesbetrieb Straßenbau NRW über den Bau der Ortsumgehung Winnekendonk L 486 (den zweiten Bauabschnitt der OW 1)und die geplante Flurbereinigung. Von den Maßnahmen betroffene Eigentümer, Pächter und interessierte Bürger aus Winnekendonk waren der Einladung der Bezirksregierung Düsseldorf gefolgt.
Im Mittelpunkt stand in der Öffentlichen Begegnungsstätte dabei die vorgesehene Ortsumgehung Winnkendonk und das dafür vorgesehene Flurbereinigungsverfahren für den hierfür berührten Bereich östlich der K 33 zwischen Winnekendonk und Wetten.
Sieben Jahre nicht miteinander gesprochen
„Das ist ein informeller Termin. Wir wollen mit Ihnen ins Gespräch kommen, nachdem wir sieben Jahre lang nicht mit Ihnen gesprochen haben“, begrüßte Ralph Marten, bei der Düsseldorfer Bezirksregierung zuständig für ländliche Entwicklung und Bodenwesen, die Zuhörer.
2010 sei er selbst bei der Erörterung der Ortsumgehung mit dabeigewesen. Das Projekt sei nach dem Erörterungstermin damals „stecken geblieben“, bevor es jetzt 2017 „wundersamerweise wieder etwas Tempo bekommen hat.“
Man wolle jetzt unabhängig von dem Detailfortschritt der Straßenplanung besprechen, wie es mit der Flurbereinigung laufen soll. Dazu habe er in den letzten Monaten bereits diverse Gespräche mit der Stadt, der Landwirtschaft, mit der Kammer und dem Verband geführt. Er glaube, da „was Vernünftiges auf die Beine zu stellen.“
Im Anschluss daran erläuterte Heinz-Gerd Brewald von der Regionalniederlassung Niederrhein des Landesbetriebs Straßenbau in Wesel, wo die Entwurfsplanung und der Planfeststellungsentwurf entstanden ist, die Historie des Verfahrens und den aktuellen Stand.
„Das Projekt hat durch die Bildung der neuen Landesregierung einen neuen Schub bekommen“, skizzierte er nochmal das Procedere der Vergangenheit – vom Planfeststellungsverfahren 2009 über die Erörterung im Oktober 2010 bis zu den Planungsänderungen 2011. Der Planfeststellungsbeschluss werde jetzt für Ende 2018 erwartet.
Man rede hier von einer Strecke von rund 5,3 Kilometern mit einem erwarteten Verkehr von rund 10 000 bis 15 000 Fahrzeugen pro Tag und einem Querschnitt von elf Metern inklusive Bankett.
Darin vorgesehen sei ein höhenfreier Knotenpunkt im Bereich L468n/B9 – die Anschlussrampe im höhenfreien Knoten mit der B 9 sei bereits im ersten Abschnitt gebaut worden. Dazu kämen drei höhengleiche Knotenpunkte im Bereich K 30, K 33 und L 362 und ein fünfarmiger Kreisverkehr an der L 362 plus weitere fünf Ingenieurbauwerke. Das Wirtschaftswegenetz werde der neuen L 486 n angepasst.
Zum Flächenausgleich würden damit rund 44,8 Hektar an Fläche überplant – für die Straße und die Neuanlage von Wegen rund 16,7 Hektar, für die landschaftspflegerischen Maßnahmen außerhalb der Straße rund 28,1 Hektar. Davon lägen 12,3 Hektar im nahen Umfeld der Trasse – und allein 15,8 Hektar im Bereich des Niers­auenprojekts. Die Strecke werde nur an einer Stelle Lärmschutz bekommen, an der ein Gebäude betroffen sei. Eine gesundheitliche Gefährdung aufgrund von schadstoffgefährdeten Immissionen sei ausgeschlossen. Auch lufthygienisch bestünden gegen das Projekt keine Bedenken.
Als Gründe für den hohen Flächenbedarf nannte er die Verringerung der Umweltbeeinträchtigungen im Bereich der Ortsdurchfahrt Winnekendonk, die Beeinträchtigung von Wald, Gehölzen, Streuobstwiesen und landwirtschaftlichen Nutzflächen, die Zerschneidung und Beeinträchtigung von Gewässern wie der Issumer Fleuth oder der Water Forth, des Landschaftsbildes sowie der Kulturlandschaft.
Dazu komme noch der Konflikt mit den Jagdgebieten von Fledermäusen, der Verlust von Brutrevieren und Probleme für Kiebitz, Steinkauz oder Turmfalke. Auch Schutzgebiete wie das Landschaftsschutzgebiet „Issumer Fleuth“ oder das Landschaftsschutzgebiet „Kevelaerer Donkenland“ seien betroffen, die „Fleuthkuhlen“ dagegen nicht.
Straßen NRW habe das Flurbereinigungsverfahren angeregt, erläuterte Rolf Wilden von der Bezirksregierung dann ausführlich die Gesetzgebung zur Flurbereinigung, das Verfahren zur Unternehmensflurbereinigung mit Aufklärung der Eigentümer, dem Flurbereinigungsbeschluss, der Gründung einer Teilnehmergesellschaft hin bis zur Schlussfeststellung. Das könne der Erfahrung nach zehn Jahre dauern.
Er machte dabei deutlich, dass eine Flurbereinigung für den westlichen Bereich nicht nötig sei, wohl aber östlich der K 33. Im Bereich Niers bis K 33 gebe es nur einen Eigentümer, dessen Bewirtschaftungsfläche durchschnitten werde. Dahinter werde es nötig sein, den Bereich neu zu ordnen. „Wir werden das Neuordnungsgebiet neu vermessen müssen.“ Eine Abgrenzung falle da aber schwer. „Wir brauchen da aber eine Grenze, die altes und neues Kataster einschließt.“
Zur Kompensation fielen allein mit dem Niersauenprojekt Kevelaer-Binnenfeld schon knapp 16 Hektar an nötiger Ausgleichsfläche weg – blieben noch 29 übrig. Die Stadt Kevelaer habe weitere sieben Hektar in Aussicht gestellt, Strassen NRW fünf Hektar in Trassennähe.
Es fehlen noch viele Kompensationsflächen
Es gebe also noch einen Fehlbedarf, „aber ein gutes Stück ist schon da.“ Wilden gab sich zuversichtlich, da noch Flächen zu erwerben.“ Doch in dem Satz steckte auch ein kleiner Appell an die Anwesenden. „Der verbleibende Landverlust soll dabei auf mehrere Schultern verteilt werden, um Nachteile für die allgemeine Landeskultur zu vermeiden“, unterstrich Wilden.
Wenn ein Landverlust eintrete, müsse der mit den landwirtschaftlichen Berufsvertretungen und der Landwirtschaftskammer geregelt werden. „Wir sehen ja, Sie sind nicht auf Krawall gebürstet, aber wir müssen dann irgendwann mal Entscheidungen treffen, die wir durchhalten wollen“, schloss Ralph Marten nach gut eindreiviertel Stunden das Treffen.