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Planungsstopp für Plümpe-Platz?

Die Grüne Stadtratsfraktion Kevelaer fordert einen sofortigen Stopp der Planungen zur Umgestaltung des Peter-Plümpe-Platzes. Die Verwaltung soll dazu klären, ob Fördergelder geschoben werden können. Denn der Planungsstopp soll „bis auf weiteres“ erfolgen und die Weiterentwicklung des Platzes nicht ad acta gelegt werden, schreibt Fraktionssprecher Ulrich Hünerbein-Ahlers: „Dabei geht es meiner Fraktion ausdrücklich nicht darum, die Umgestaltung des Peter-Plümpe-Platzes „zu kippen“, sondern vor dem Hintergrund der durch die Corona-Krise bedingten, ungewissen Situation im Land und in der Stadt, Zeit zu gewinnen. Erst wenn Klarheit über die finanzielle Perspektive und die nächsten Haushalte für die Stadt besteht, kann an der Planung weitergearbeitet werden.“

In der Begründung der Fraktion heißt es unter anderem: „Die Coronakrise birgt für den Haushalt der Stadt unkalkulierbare Risiken.Die Gewerbesteuereinnahmen brechen weg, der Kämmerer beschreibt in der Fraktionsvorsitzenden-Runde am 24.03.2020 die Auswirkungen auf den Haushalt als katastrophal. Auch die Förderkulisse des Landes scheint nicht berechenbar. Das Land stellt z.B. allein 25 Milliarden Euro als Soforthilfe für die Unternehmen zur Verfügung.

Auch wenn es sich um investive Ausgaben der Stadt handeln würde, kommen auf die Stadt Kevelaer und ihre Bürger:innen in naher Zukunft weit aus wichtigere und einschneidende Probleme zu, deren Behandlung große Anstrengungen und vor allem viel Geld erfordern wird.“

Vor diesem Hintergrund sei es nach Auffassung der Grünen „völlig unangebracht“, sich mit der Planung eines Platzes zu beschäftigen und dafür viel Steuergeld auszugeben. Die kommende, „unvermeidbare Verschuldung der Stadt“ sei auf in Minimum zu begrenzen und nicht durch „vermeidbare, im Augenblick nicht mit Priorität verknüpfte Projekte zu erhöhen“, schreibt Hühnerbein-Ahlers.

Er plädiert stattdessen für die Unterstützung der Wirtschaft. Gewerbetreibende, Solo-Selbstständige und Kleinunternehmer sollten finanziell unterstützt und vor der Pleite bewahrt werden. „Damit werden Arbeitsplätze gesichert und Steuergelder werden sinnvoll ausgegeben.“

Die „Umgestaltung des Peter-Plümpe-Platzes soll nicht ausgesetzt werden“, findet dagegen die CDU. Zwar müsse man sich die Frage „angesichts der Corona-Krise und der kürzlich verhängten Haushaltssperre sicherlich stellen“, doch „in einer Phase, in der noch gar nicht absehbar ist, wo wir bei Beendung des Shutdown finanziell stehen“, hält die CDU-Fraktion im Rat der Wallfahrtstadt Kevelaer diesen Schritt für das „falsche Signal“.

CDU: Umgestaltung stärkt auch den Einzelhandel

Dazu der CDU-Fraktionsvorsitzende Mario Maaßen: „Bei der Umgestaltung des Peter-Plümpe-Platzes als eines der zentralen Projekte des Integrierten Handlungskonzeptes geht es nicht einfach nur um eine Verschönerungsmaßnahme. Ziel ist es, den jetzigen Platz funktional und optisch aufzuwerten und damit den Parkplatz in der Stadtmitte in das Gesamtkonzept der Innenstadt zu integrieren. Das stärkt auch den Tourismusstandort Kevelaer und damit den Einzelhandel in der Innenstadt, der aktuell in eine Zukunft mit vielen Fragezeichen blickt“.

Das Projekt Peter-Plümpe-Platz befinde sich derzeit in der Planungsphase für den Gestaltungswettbewerb, erinnert Maaßen. „Die Eingaben der Einzelhändler und Anlieger insbesondere der Anna- und Busmannstraße an die Politik sind dabei für die CDU planungsrelevant.“ Hier stehen derzeit insbesondere die Verkehrsführung und die Anzahl der Parkplätze im Verkehrsbereich des umgestalteten Platzes in der Diskussion. Allerdings hat die CDU schon in der letzten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung klargestellt, dass eine für den motorisierten Individualverkehr stillgelegte Innenstadt für sie nicht in Frage kommt.

Wenn der Rat den Auftrag für den Gestaltungswettbewerb erteilt habe, werde einige Zeit vergehen, bis Ergebnisse vorliegen. In eben dieser Zeit könne auch der Förderantrag fristgerecht vorbereitet werden. „Erst wenn dieser Punkt erreicht ist und wir wissen, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie für unsere Stadt und alle ihre Menschen mit sich gebracht hat, muss entschieden werden, ob die Umgestaltung durchgeführt oder aufgeschoben werden soll. Jetzt gilt es zunächst, die aktuelle Krise gemeinsam gesundheitlich, aber auch beruflich sicher durchzustehen. Was danach kommt, sollte man auch dann entscheiden“, so Maaßen.

Auf dem Weg zu einem neuen Platz

Auf der Grundlage des Beschlusses zum Peter-Plümpe-Platz, den der Rat Ende März fassen soll, kann dann ein Planungswettbewerb ausgelobt werden, der bis zum Jahresende abgeschlossen sein soll. In der ersten Jahreshälfte 2021 soll dann vom Wettebewerbsgewinner ein Entwurf ausgearbeitet, im September 2021 dann der Förderantrag eingereicht werden.

Grundsätzlich

Grundsätzlich favorisiere die Verwaltung „keines der Konzepte in Gänze“, heißt es in der Vorlage bezüglich der fünf vorgestellten Varianten. Die Varianten 1 und 5 (Beibehaltung des Status Quo und die Idee eines „Bürgerparks“) schließt die Verwaltung allerdings – anders als es in der 2. Bürgerversammlung als Bürgerwunsch zum Ausdruck kam – aus. Einerseits stünden in der ersteren Version die Aufwendungen „in keinem Verhältnis zum Ergebnis“, andererseits könne der Peter-Plümpe-Platz den „vielfältigen Ansprüchen“ unterschiedlicher Nutzungsgruppen in der von den Bürgern durchaus positiv gesehenen Variante 5 nicht genügen und solle daher „nicht auf eine Parklandschaft reduziert werden“, schreibt die Verwaltung.

Derzeit wird das Areal vornehmlich als Parkplatz genutzt. Foto: Nick

Parken und Verkehr

Die Teilung des Peter-Plümpe-Platzes in einen nördlichen und einen südlichen Teil, und die damit einhergehende Reduzierung der Zahl der Parkplätze wie sie die Varianten 2, 3 und 4 vorsehen, begrüßt die Verwaltung auch angesichts des Verkehrsgutachtens. Dieses hatte ergeben, dass die reduzierte Anzahl ausreiche.

„Die Sperrung der Busmannstraße ab der Annastraße für den Kfz-Durchgangsverkehr (mit Ausnahme von Rettungs- und Versorgungsfahrzeugen) ist in allen Varianten enthalten und wird von der Verwaltung unterstützt“, heißt es in den Empfehlungen weiter. Dafür plädiert man für die „Aufrüstung“ an anderer Stelle: „Für den Radverkehr sollten attraktive und sichere Abstellanlagen berücksichtigt werden.“ Außerdem hat der Gestaltungsbeirat darauf hingewiesen, dass die Parkplatzflächen „im Sinne eines Platzes, auf dem auch geparkt werden kann“ ansprechend gestaltet und auch durch Grünstrukturen getrennt werden könnten.

Der in der Vergangenheit oft diskutierte Durchstich von der Marktstraße zur Bury-St. Edmunds-Straße, wie er zum Erstaunen vieler Ausschussmitglieder auch in dem Verkehrsgutachten berücksichtigt wurde, ist derzeit für die Verwaltung kein Thema. Ein solches Vorhaben und eine alternative Verkehrsführung zur Marktstraße hänge „von der zukünftigen Situation des REWE-Marktes ab“ und könne daher „nicht kurzfristig gefällt werden“. Andererseits verbaue man sich mit der Beibehaltung der bisherigen Verkehrsführung auch nichts: „Eine entsprechende Vorentwurfsplanung aus dem Wettbewerb könnte mit der späteren Planungskonkretisierung angepasst werden, wenn das noch zu erarbeitende Verkehrskonzept oder noch ausstehende Entwicklungen zu dem Ergebnis führen, den Durchstich zu realisieren.“ Sprich: Auch eine Steuerung des Verkehrs mit einer Einbahnstraßenregelung bliebe möglich.

Tiefgarage

Die Idee einer Tiefgagrage sei aufgrund des hohen Grundwasserspiegels wirtschaftlich nicht realisierbar, so habe es das entsprechende Gutachten bereits 2018 ergeben, schreibt die Verwaltung. Einzig in Zusammenhang mit einer Bebauung des Platzes sieht sie Chancen, was jedoch nur der Deckung des zusätzlich durch das Gebäude entstehenden Bedarfs dienen könne. „Aus Sicht der Verwaltung stellt eine Tiefgarage zur Deckung eines öffentlichen Stellplatzbedarfs keine Lösung dar, die weiterverfolgt werden sollte.“

Die Tiefgarage unter der Sparkasse sei im Übrigen in den Entwürfen zu berücksichtigen und „aufrecht zu erhalten“. „Vorstellbar ist lediglich, die Einfahrtsrampe in anderer Lage neu zu errichten, soweit sie nicht angemessen in die Planung integriert werden kann.“

Pilger- und Touristenbusse

Beim Thema Pilger- und Touristenankunft holt die Verwaltung weit aus: „Die Wallfahrtsstadt Kevelaer wird seit Jahrhunderten durch die Wallfahrt geprägt. Auch heute noch kommen viele Gruppen traditionell zum Pilgern nach Kevelaer, in den letzten Jahrzehnten vor allem mit dem Reisebus.“ In diesem Zusammenhang fällt sehr häufig das Wort „Willkommenskultur“. Seitens der Kirche werde darauf Wert gelegt, dass die Pilgergruppen auch weiterhin über die Hauptstraße zum Wallfahrtszentum einziehen, stellt man außerdem fest. Auch wenn sehr häufig der Wunsch geäußert worden sei, die Pilgerankunft zu verlegen, „steht objektiv keine Fläche in relativer Nähe zum Hauptstraßeneingang zur Verfügung, die für eine Mindestanzahl an Bussen ausreichend groß ist (nach Auskunft der Abteilung Marketing für fünf Reisebusse) und keine erheblichen Störungen im Verkehrsfluss oder für die ansässige Gastronomie darstellt“, heißt es hier. Der Europaplatz sei sowohl vom Erscheinungsbild, als auch von der Ausstattung mit Unterstand und Toiletten, als auch „von der Qualität der Wegeverbindung zur Innenstadt nicht als Ankunftsort für Buspilger geeignet.“ Eine Alternative zur Pilgerankunft am Peter-Plümpe-Platz gebe es deshalb aus Sicht der Verwaltung nicht. Daher rät man zu einem „Aufstellstreifen“ entlang der Marktstraße, der ausreichend Platz für fünf Reisebusse biete.

Toiletten

Das integrierte Handlungskonzept sieht im Zusammenhang mit der Umgestaltung des Platzes eine Maßnahme zum Thema „Toilettenanlage und Wetterschutz“ vor. Dies solle idealerweise in Kombination mit der Busankunft erfolgen. Zu der Idee eines entsprechenden Pavillons habe sich allerdings der Gestaltungsbeirat negativ geäußert.

Bebauung

Eine Bebauung hält die Verwaltung für durchaus sinnvoll, da „der Platz durch Gebäude gegliedert oder in den Randbereichen gefasst werden“ könne. Allerdings sieht man in Anbetracht der Förderfristen und der Umgestaltung des Platzes wenig Chancen für eine Realisierung. Denn neben dem städtebaulichen Aspekt müsse man zunächst eine sinnvolle und realisierbare Nutzung sowie einen Investor finden. Zudem müsse ein Neubau „sinnvollerweise vor der Neugestaltung des Platzes errichtet worden sein“ – ein massives Ausschlusskriterium für den Neubau. Dennoch hatte sich der Gestaltungsbeirat für eine räumliche Trennung des Platzes in einen nördlichen und einen südlichen Bereich ausgesprochen. Der Vorsitzende des Gestaltungsbeirates, Professor Pesch, wolle „ein solches Element vorab genauer auf Dimensionierung, architektonische Aspekte und realisierbare Nutzungen untersuchen“ und die Ergebnisse noch im Februar vorlegen.

Grünanlage

Die Grünanlage nördlich des Rathauses mit dem wertvollen Baumbestand soll, dem Rat des Gestaltungsbeirates folgend, erhalten und aufgewertet werden.

Wasserspiel

Außer der Variante 1 sehen alle Konzepte ein Wasserspiel vor. Die Verwaltung sieht darin eine gute Möglichkeit, thematisch auf den Solegarten St. Jakob hinzuweisen.

Vorplatz altes Rathaus

Weitgehend Einigkeit herrscht darin, den Platz vor dem alten Rathaus attraktiv und ohne Fahrzeugverkehr zu gestalten. In den Dimensionen gibt es unterschiedliche Ansätze; der Gestaltungsbeirat hat darauf hingeweisen, der Platz solle nicht zu klein und nicht zu eng vom Verkehr umschlossen sein.

Kirmes

Zur Bedeutung der Kirmes stellt die Verwaltung fest, dass dieses „gesellschaftliche Ereignis“ „nicht ohne Schaden“ aus der Innenstadt verlagert werden kann. Die Durchführbarkeit der Kirmes soll daher aus Sicht der Verwaltung bei der Neuplanung berücksichtigt werden, zumal dann auch weitere Nutzungen, etwa das Stadtfest oder der Martinsumzug möglich seien. Mit dem Schachaustellerverband habe man bereits die erforderliche Anzahl von Großfahrgeschäften und den Platz für ein Festzelt abgestimmt. Die Größenangaben für die wesentlichen Kirmeselemente will die Verwaltung noch definieren.

Alter Markt

Die Fläche der Marktstraße zwischen Roermonder Platz und Rathaus werde „in allen fünf Nutzungs- und Strukturvarianten gleichbehandelt. Im Wesentlichen soll der Bereich nördlich der Verkehrsfläche attraktiv gestalten und für Gastronomie und Stadtmöblierung vorgesehen sein. Die bisherige strikte Trennung zur Fahrbahnfläche soll aufgehoben und durch eine Baumreihe ersetzt werden.”

Karl-Dingermann-Platz

Der Karl-Dingermann-Platz wird in den Nutzungs- und Strukturkonzepten nicht thematisiert. Die Umgestaltung der Marktstraße bis zum St. Klara-Platz sollte aber den angrenzenden Platzbereich mit der Bushaltestelle berücksichtigen.

Abschließend schlägt die Verwaltung in der von Bereichsleiter Ludger Holla gezeichneten Vorlage vor, über die Grundstruktur (Verbleib Parkplatz, Teilung des Platzes oder Bürgerpark) und anschließend über die kommentierten Elemente getrennt zu beschließen.

Viel Platz für viele Varianten

Wenn es eines Beweises bedürfte, wie hoch die Anforderungen an die Funktionen des Peter-Plümpe-Platzes und wie unterschiedlich die Auffassungen zur Neugestaltung sind, die 2. Bürgerkonferenz am Montagabend im Bühnenhaus belegte das alles neuerlich. Eingeladen waren „alle Bürgerinnen und Bürger, die sich in die Planungsüberlegungen einbringen wollen“. Und einige Kommentare und Beiträge gab es im zweiten Teil des Abends dann tatsächlich.

Ob das den reichlich vertretenen Politikern eine ausreichende Grundlage für ein Meinungsbild liefern wird, bleibt abzuwarten. Überraschend war an diesem Abend zumindest, dass sich viele der Anwesenden mit der bislang eher als nicht realisierbar geltenden Variante eines „Bürgerparks“ anfreuden konnten.

Dr. Sven Wörmer vom beauftragten Planungsbüro stellte die fünf Strukturvarianten vor und fasste die Kommentare des Gestaltungsbeirates zusammen. Auch der Verkehrsgutachter Marc Thum erläuterte bei der 2. Bürgerkonferenz einige Ergebnisse seines Gutachtens. Foto: Nick

Zu Beginn stellte Dr. Sven Wörmer vom Büro Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen aus Köln, das den Beteiligungsprozess moderiert und die Ergebnisse zusammengetragen hat, die fünf verschiedenen Nutzungs- und Strukturkonzepte vor, die aus den Vorschlägen der Bürger entwickelt worden waren. Wörmer fasste auch die Kommentare des Gestaltungsbeirates zusammmen. Marc Stuhm vom Büro „stadtVerkehr“, das die verkehrlichen Auswirkungen der Varianten untersuchte, stellte die jeweiligen Ergebnisse ebenfalls kurz vor. Dass sich auch bei dieser Veranstaltung kein einheitliches Meinungsbild ergeben würde, war ohnehin klar – dass sich aber die Variante „Bürgerpark“ an diesem Abend aus Sicht der Bürger als mögliche Alternative herausstellen sollte, darf durchaus als Überraschung gewertet werden. Schließlich hatte der Gestaltungsbeirat diese Idee zwar als „radikale Lösung“ und „großen Wurf“ gelobt, die Durchführbarkeit aber angesichts des kompletten Wegfalls der Parkplätze und der Veranstaltungen (Markt, Kirmes, Stadtfest, etc.) aber stark angezweifelt.

An diesem Abend erhielt die dritte Strukturvariante (Nord-Süd-Teilung, Wegfall der Hälfte der Parkplätze und Beibehaltung einer Pilgerankunft am Peter-Plümpe-Platz) den meisten Zuspruch. Diese Variante erhält laut Gutachter auf dem südlichen Teil des Platzes eine ausreichende Anzahl Parkplätze, Veranstaltungen könnten stattfinden, die Pilgerankunft läge im Bereich des an den Platz angrenzenden Teils der Marktstraße. Und natürlich würde – wie bei allen Strukturkonzepten – der Platz vor dem Alten Rathaus aufgewertet.

An einzelnen Tischen konnten Bürger, Politiker und Vertreter von Interessengemeinschaften die fünf vorgestellten Strukturvarianten diskutieren und ihre Kommentare zu den Vorschlägen abgeben. Foto: nick

Die weiteren Schritte zur Umgestaltung
Der Ball liegt jetzt wieder im Feld der gewählten Ratsvertreter der Wallfahrtsstadt:
Am 5. März wird das Thema im Stadtentwicklungsausschuss diskutiert (öffentliche Sitzung, 18.30 Uhr im Ratssaal). Der Ausschuss soll dann eine Empfehlung abgeben, die in der Ratssitzung am 31. März (18.30 Uhr, ebenfalls öffentlich, Ratssaal) gegebenenfalls diskutiert und beschlossen werden soll. Hier soll entschieden werden, welche Variante, ggf. mit Änderungen, für die spätere Umgestaltung weiter ausgearbeitet werden soll.

Für den Planungsprozess wird ein städtebaulicher Wettbewerb durchgeführt, bei dem mehrere Büros Entwürfe auf der Basis des Ratsbeschlusses erarbeiten. Daraus wählt dann eine noch zu bildende Wettbewerbsjury das beste Ergebnis.

Informationen im Internet
www.kevelaer-stadtkernerneuerung.de/umbaumassnahmen/peter-pluempe-platz.html

Wird die Sondernutzungssatzung aufgeweicht?

Politik, Verwaltung und Gestaltungsbeirat waren sich mal einig: Die 2018 beschlossene Sondernutzungssatzung sollte dem Wildwuchs von Kundenstoppern und Warenpräsentationen in der Kevelaerer Innenstadt Einhalt gebieten. Nun rudert die Politik auf Druck des Einzelhandels zurück: Der neuerlichen Empfehlung der Verwaltung und des Gestaltungsbeirates zum Trotz meldete die CDU im Stadtentwicklungsausschuss jetzt Beratungsbedarf an. Man wolle noch einmal mit dem Führungsgremium des entsprechenden Handlungsfeldes des neuen Wirtschafts- und Verkehrsvereins reden, erklärte Fraktionschef Paul Schaffers.

Die Einzelhändler hatten eine Aufweichung der Sondernutzungssatzung gefordert, weil sie befürchten, sollte die Satzung irgendwann tastächlich angewandt werden, würde ihnen dadurch die Existenzgrundlage entzogen (das KB berichtete). Die Christdemokraten mochten daher dem Verwaltungsvorschlag einer Beschlussfassung gemäß der strengen Satzung nicht folgen. „Wir wollen Kontakt mit dem Antragsteller aufnehmen“, sagte Paul Schaffers und meldete „Beratungsbedarf“ an.

Dem allgemein üblichen Procedere, die Beschlussfassung in die nächste Sitzung zu schieben, schlossen sich die anderen Fraktionen mehr oder weniger begeistert an. Heinz-Josef van Aaken (KBV) setzt auf die Kaufleute: „Wir haben Leute im neuen Wirtschafts- und Verkehrsverein, die das schon hinbekommen.“ „Kein Vertrauen in die Geschäftsleute“ hat Wolfgang Röhr (Grüne). „Wir sind der Meinung: Die Dinger stören“, sagte er angesichts der zahlreichen Kundenstopper, Markisen und Warenpräsentationen. Aber da die Anwendung der Satzung als Zugeständnis an die Händler an der Hauptstraße wegen des dortigen Umbaus ohnehin bislang noch nie kontrolliert wurde, könne man jetzt „auch noch ein paar Wochen warten“.
Bürgermeister Dominik Pichler erinnerte abschließend noch einmal an das einstimmige Votum des Gestaltungsbeirates in dieser Sache und an die Worte des Vorsitzenden Franz Pesch: „Die Leute kommen nicht wegen der Kundenstopper in die Innenstadt.“ Die Beschlussfassung wurde einstimmig in die kommende Sitzung verschoben.

Ruhend und fließend…

Breiten Raum nahm in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung die Vorstellung des Verkehrsgutachtens ein, das die Auswirkungen der aus der Bürgerbeiteiligung resultierenden fünf Strukturvarianten zur Umgestaltung des Peter-Plümpe-Platzes bezüglich des fließenden und ruhenden Verkehrs bewertet. Grundlage waren Erhebungen in der Innenstadt an einem Donnerstag und einem Freitag, sowie eine Haushaltsbefragung. Außerdem wurden in allen Varianten die Parkplätze im Umfeld (bis 400 m) einbezogen an den Straßenflanken im unmittelbaren Umfeld (Annastraße, Busmannstraße, Marktstraße) herausgenommen.

Demzufolge sind die Auswirkungen auf den fließenden Verkehr in der Variante 1 („Status Quo +“) „geringfügig“ und eine ausreichende Parkplatzreserve sei auch zu Spitzenzeiten (11 Uhr vormittags) noch gewährleistet, erklärte Dipl.-Ing. Jean-Marc Stuhm vom Hildener Planungsbüro „stadtVerkehr“ gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Dipl.-Ing. Michaela Roudbar-Latteier.

Naturgemäß sehe das bei der Variante 5 („Bürgerpark“), welche den kompletten Wegfall der Parkplätze auf dem Peter-Plümpe-Platz vorsieht, ganz anders aus: Hier rät der Verkehrsgutachter zu „weiteren flankierenden Mobilitätsmaßnahmen“ und schlägt dazu beispielsweise die „Förderung des Rad- und Fußverkehrs im Binnenverkehr“ vor. Denn diese Variante hätte nicht nur eine signifikante Abnahme des Verkehrs auf und rund um den Platz zur Folge. Der Autoverkehr würde sich auf der Suche nach Parkplätzen auch in erheblichem Maße Richtung Nord-Osten verlagern, prognostiziert das Gutachterbüro.

Für die Varianten 2 bis 4, die alle eine Teilung des Peter-Plümpe-Platzes vorsehen und die nur den südlichen Teil vor dem neuen Rathaus als Parkfläche vorhalten, bewertet der Gutachter die Auswirkungen auf den fließenden Verkehr „insgesamt als moderat“. Auch das Parken sei laut Gutachten noch mehr oder weniger problemlos möglich, wenn man die in unmittelbarer Nähe gelegenen Parkplätze am Kauf-Center und am Bühnenhaus mit einbeziehe.

Durchstich und OW1

In diesem Zusammenhang wurde vom Gutachter interessanterweise auch untersucht, wie sich ein Durchstich von der Markt- zur Bury St. Edmunds-Straße auswirken würde – eine Idee, die zu einiger Verwirrung bei den Ratsmitgliedern führte, galt sie doch inzwischen als nicht realisierbar.

Ebenfalls interessant: Die Auswirkungen einer fertiggestellten OW 1 auf den Verkehr in der Innenstadt wären dem Gutachten zufolge „marginal“. Ein Umstand, der vielleicht einer Tatsache geschuldet ist, die bei der Befragung der Haushalte herauskam: Die überwiegende Mehrheit der befragten Kevelaerer gab an, die Innenstadt überwiegend mit dem Auto zu frequentieren. Und zwar zumeist zum Einkaufen…

Bürgerkonferenz zum Peter-Plümpe Platz

Die Stadtverwaltung hat im vergangenen Jahr mit einem umfassenden Beteiligungsprozess die Ansichten und Wünsche der Bürgerschaft zu einem neu gestalteten Peter-Plümpe-Platz eingeholt. Die vielfältigen Aussagen wurden nun in fünf Nutzungs- und Strukturvarianten zusammengetragen (das KB berichtete), zu denen Stellungnahmen eines Verkehrsplanungsbüros und des Gestaltungsbeirats vorliegen. Die Stadtverwaltung möchte nun allen Interessierten die Ergebnisse vorstellen und mit ihnen diskutieren.

Zur Bürgerkonferenz im Konzert- und Bühnenhaus am Montag, 3. Februar, um 19 Uhr (die Uhrzeit wurde geändert), sind alle Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen, die sich in die Planungsüberlegungen einbringen wollen. Das Büro Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen aus Köln, das den Beteiligungsprozess moderiert und die Ergebnisse zusammengetragen hat, wird fünf verschiedene Nutzungs- und Strukturkonzepte vorstellen. Darin sind die Anregungen aus der Bevölkerung in unterschiedlicher Zusammensetzung wiedergegeben. Um berücksichtigen zu können, wie sich die Planungskonzepte auf den Verkehr auswirken, hat das Büro „stadtVerkehr“ die Veränderungen im Verkehrsfluss und die Parkplatzsituation untersucht. Außerdem hat sich der Gestaltungsbeirat mit den Konzepten beschäftigt und aus städtebaulicher Sicht beurteilt.

Meinungsbild abgeben

Bei der Bürgerkonferenz besteht die Gelegenheit sich einzubringen, die Konzepte mit den Mitarbeitern der Wallfahrtsstadt Kevelaer, des Büros Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen, des Büros stadtVerkehr und ihren Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu besprechen und ein Meinungsbild dazu abzugeben.

Im März werden die fünf Nutzungs- und Strukturkonzepte dem Rat der Wallfahrtsstadt Kevelaer zur Beschlussfassung vorgelegt. Dann soll entschieden werden, welche der Varianten, eventuell mit Anpassungen, für den nachfolgenden Planungswettbewerb zugrunde gelegt wird.

Kein Park, kein Garnix

Zwei Themen, die für das äußere Erscheinungsbild der Stadt von zentraler Bedeutung sind, beschäftigten den Gestaltungsbeirat in seiner jüngsten Sitzung in der vergangenen Woche. Denn Kevelaer ist eben nicht nur Wallfahrtsstadt, das machte die Diskussion um das künftige Gesicht des Peter-Plümpe-Platzes und der Hauptgeschäftsstraßen im Stadtkern deutlich. Zunächst ging es um die Nutzungs- und Strukturkonzepte, in die das Kölner Stadt- und Regionalplanungsbüro Dr. Jansen die Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger gegossen hatte (das KB berichtete). Danach äußerten sich die Experten zu der vom Verkehrsverein beantragten Änderung der im Sommer 2018 vom Rat beschlossenen „Sondernutzungssatzung“ deren Umsetzung nach Auffassung der dort organisierten Kaufleute „gravierende Auswirkungen“ auf den Einzelhandel haben werde.

Dr. Dominik Pichler betonte mit Blick auf die fünf Konzepte für den Peter-Plümpe-Platz, die am 3. Februar bei einer zweiten Bürgerkonferenz zum Thema (18 Uhr, Bühnenhaus) der breiten Öffentlichkeit vorgestellt und am 5. März im Stadtentwicklungsausschuss auf dem poltischen Parkett besprochen werden sollen, zunächst noch einmal, dass es sich hier um Ideen und Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger handele. Hier sei „kein einziger Gedanke der Verwaltung“ eingeflossen, so der Bürgermeister wörtlich.

Dr. Bettina Lelong vom Kölner Planungsbüro erläuterte den Mitgliedern des Gestaltungsbeirates die Grundlagen des Entstehungsprozesses: Es habe „keine Vorfestlegung“ gegeben und bestimmte Einschränkungen bezüglich der Nutzung des Platzes seien beachtet worden. Sie stellte zudem ein weiteres Mal die unterschiedlichen Beteiligungsformate (Verwaltungsrunde, Befragungen, Bürgerkonferenzen, Online-Beteiligung) sowie die fünf Konzepte kurz vor.

Völlig unter Wert

Der Vorsitzende des Gestaltungsbeirates, Prof. Dr. Franz Pesch, sieht Handlungsbedarf: Er habe sich mit Blick auf den Peter-Plümpe-Platz „von Anfang an gefragt, ob es das ist, was Sie da wollen, oder ob es da nicht weitergehen sollte“. „Meine Wahrnehmung ist, dass sich Kevelaer da völlig unter Wert verkauft.“

Sein Stellvertreter Eckehard Winstroer gab allerdings angesichts des Konzeptes „Status Quo +“ einigermaßen verwundert auch zu bedenken: „Es scheint Menschen zu geben, die die Qualität dieses Platzes lieben.“ Doch die Mitglieder des Gestaltungsbeirates waren sich mehr oder weniger einig, dass der Platz angepackt werden und nicht als „Vorratsraum für die nächste Generation“ betrachtet werden solle. Allerdings: „Wenn nicht mehr als ,Status Quo +‘ dabei herauskommt, dann schauen Sie, ob Sie nicht in der Stadt einen Punkt haben, wo Sie das Geld besser ausgeben“, empfahl Prof. Dr. Pesch.

Den weiteren Varianten, bei denen „die Eingriffsintensität höher“ sei, konnten die Experten da schon mehr abgewinnen, ebenso der Verlegung der Pilgerankunft, einer Nord-Süd-Teilung oder einer fassenden Bebauung. Letztere müsse allerdings „dem Platz was geben“, man müsse eine „sinnstiftende Nutzung für ein Gebäude finden“, etwa in Ergänzung zum Rathaus. Eine „multiple Nutzung“ des Platzes müsse aber weiterhin möglich sein, „das ist der größte Platz Kevelaers, das muss der können“, waren sich die Experten einig.

Sympathiepunkte gab‘s für die Idee eines Bürgerparks: „Die einzig konsequente Idee, da sind wir auf den Dimensionen eines Parks“, lobte Prof. Dr. Pesch. Dennoch waren die Experten einhellig der Auffassung, dass eine solch radikale Lösung nicht umgesetzt werden könne, das Thema zumindest aber aufgegriffen werden sollte. „Der Bürgerpark kann es nicht sein, der Status Quo darf es nicht sein“, fasste der Beiratsvorsitzende schließlich die Diskussion zusammen.

Ein paar Tipps gab die Expertenrunde der Kevelaerer Verwaltung dann noch mit auf den Weg: „Es braucht unbedingt noch eine fachliche Beurteilung“, forderte Michael Arns, Eckehard Winstroer riet eine „konkrete Formulierung der Grundanforderungen“ zu erarbeiten, Franz Pesch bot ein kooperatives Verfahren an, Friederike Proff riet die „Schmerzgrenzen zu definieren“, etwa bei der Anzahl der künftig erforderlichen Parkplätze.

 

Zahlreiche Besucher kamen zur öffentlichen Sitzung. Foto: nick

Bezüglich der vom Verkehrsverein beantragten Änderung der Sondernutzungssatzung blieben die Experten des Gestaltungsbeirates bei ihrer Haltung, die sie schon bei ihrer Zusammenkuft Ende Mai 2018 als fachliche Expertise formuliert hatten: Sie lehnen die von den Einzelhändlern geforderten Änderungen ab. Dies empfliehlt im Übrigen auch die Verwaltung im Beschlussentwurf ihrer Vorlage für den Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung, der am 28. Januar zusammenkommen wird. „Wir können nicht über die Gestaltungssatzung die Strukturprobleme des Handels lösen. Wir bleiben konsequent“, formulierte der Gastaltungsbeiratsvorsitzende Prof. Dr. Franz Pesch.

„Es geht um das Ortsbild“, verdeutlichte er die vom Rat 2018 beschlossene strikte Formulierung der Satzung. „Wir haben argumentiert auf die Wertigkeit des Ambientes. Der Wert ist doch die historische Innenstadt. Sie müssen als Kommune konsequent sein und vermitteln: Der Werbeträger ist der Stadtkern“, gab er dem zuständigen Bereichsleiter Ludger Holla mit auf den Weg.

Einen langen Atem forderte auch Beiratsmitglied Michael Arns und führte das Beispiel Maastricht an, wo eine solche restriktive Werbe- und Sondernutzung bereits nach zwei bis drei Jahren erfolgreich umgesetzt werden konnte und heute als Vorzeigeprojekt gilt. „Da gibt‘s für Sie keine Alternative“, sagte Arns.

Zuvor hatte Ludger Holla erläutert, dass bislang noch keine Kontrollen zur Umsetzung der neuen Sondernutzungssatzung erfolgt seien, um insbesondere den Händlern auf der Hauptstraße, die durch die dortigen Umbauarbeiten Einschränkungen und Umsatzeinbußen hätten hinnehmen müssen, entgegenzukommen.

Im Antrag formuliert es Tobias Kocken, Sprecher des Handlungsfelds 2 Einzelhandel/Innenstadt und Vorstand des neuen Wirtschafts- und Verkehrsvereins der Wallfahrtsstadt Kevelaer e.V. aus Sicht der Händler so: „Unsere Besucher genießen und loben den Charme der Innenstadt mit seinen Bäumen, den schönen Fassaden – aber noch öfter hören wir lobende Worte über die tollen, individuellen Läden mit ihrem abwechslungsreichen und außergewöhnlichen Waren- und Dienstleistungsangebot.“ Die Händler befürchten, sollte die Sondernutzungssatzung tatsächlich kontrolliert werden, könnten sie ihren Lebensunterhalt nicht mehr erwirtschaften.

Klare Regeln

Nachdem die Inhalte der Satzung im Sommer vergangenen Jahres auch jenen Teil der Händler erreicht hatte, die bis dato teils nicht einmal von der Existenz „einer solchen Satzung überhaupt“ gewusst hätten, habe man sich in Gesprächen mit Holla als auch innerhalb der Straßen-, Werbe- und Interessengemeinschaften sowie im Handlungsfeld Einzelhandel/Innenstadt des neuen Wirtschafts- und Verkehrsvereins „intensiv mit der aktuellen Satzung auseinandergesetzt“. Dabei habe man durchaus auch die Gefahr gesehen, „dass Kevelaer sich ohne diesbezüglich klare Regeln zu einer der vielen, unschönen Innenstädte mit schreiend bunter Neonreklame, mit Kundenstoppern und Werbeflaggen zugestellten Laufwegen und ausufernden Warenpräsentationen mit Europaletten vor den Gebäuden entwickelt und damit seinen einzigartigen, unverwechselbaren Charakter verliert.“ Eine Vision, die übrigens nach Meinung einiger Experten dem Ist-Zustand bereits entspricht.

„Genau das wollen wir als Händler definitiv nicht, schreibt Tobias Kocken in seinem Antrag weiter. Deshalb habe man den betreffenden § 5 der Sondernutzungssatzung überarbeitet und Regeln definiert „die es uns Innenstadthändlern weiterhin ermöglichen, innerhalb klarer Grenzen sowohl Werbetafeln als auch Warenständer vor unseren Geschäften zu positionieren, aber auch den Verkehrsfluss oder gar ein- und ausziehende Pilgergruppen nicht zu behindern oder ein unschönes Bild abzugeben.“

Ideen zwischen Auto-Parkplatz und Bürger-Park

Jetzt stellte die Stadtverwaltung vor, „was Bürger sich so vorstellen können“, bezüglich der künftigen Gestaltung des Peter-Plümpe-Platzes. Bürgermeister Dominik Pichler nennt es eine „größtmögliche Spreizung“: In fünf Varianten hat das Kölner Planungsbüro Dr. Jansen Wünschen und Vorstellungen der Kevelerer Bevölkerung, der Einzelhändler, Gastronomen, Schausteller, Vereine sowie aus Verwaltung und Politik zusammengefasst.

Alles neu vor dem Alten Rathaus

Eine Gemeinsamkeit haben alle fünf Varianten, die alle nur Ideensammlungen und keinesfalls Vorentwürfe sein sollen, wie Pichler betont: Der Bereich vor dem Alten Rathaus soll in einen Vorplatz mit einer Bepflanzung verwandelt werden – da sind sich alle beteiligten Ideengeber einig. Ansonsten reichen die Vorschläge von einer weitgehenden Beibehaltung der derzeitigen Nutzung als Parkplatz, ergänzt um einige bepflanzte Kübel („Mobile Bäume“) bis hin zu einer kompletten Verwandlung der Parkplätze in eine Parklandschaft mit Grünflächen („Bürgerpark“).

Man könnte es also auch einen Spagat nennen, was da künftig auf dem Platz passieren kann. Drei der vorgestellten Varianten schlagen einen solchen sogar explizit vor: Im nördlichen Bereich soll hier entlang der Annastraße bis zur Mitte des Platzes in Höhe der Zufahrt zur Sparkassen-Tiefgarage eine Grünfläche entstehen. In einer Variante wird für den Bereich der derzeitigen kleinen Grünfläche mit dem alten Baumbestand eine „Moderne Platzbebauung“ vorgeschlagen. Eine andere schlägt im unteren Bereich, über dem die Überschrift „Parken“ prangt, eine neue Variante der „Pilgerankunft“ vor: Die Busse sollen in einer Bucht entlang der Marktstraße die Pilger in die Wallfahrtsstadt entlassen. Diese Variante sei mit allen anderen Vorschlägen kompatibel, betont man in der Stadtverwaltung. In jedem Falle würde die bisherige Zahl der Parkplätze (176) in etwa halbiert.

Erfreuliche Beteiligung

Dominik Pichler, Franz Heckens und Mara Ueltgesforth von der Stadtverwaltung sind über Umfang und Qualität der Bürgerbeteiligung „erfreut“, betonen aber auch, dass jetzt Gestaltungsbeirat, poltische Gremien und Planer gefragt sind. Zudem werden die Auswirkungen auf den Verkehr gerade untersucht. Eine weitere „Bürgerkonferenz“ wird es im kommenden Jahr aber ebenfalls geben (siehe „Termine“).

Pichler kann sich vorstellen, unterschiedliche Elemente aus den einzelnen Varianten zu kombinieren: „Die verschiedenen Konzepte haben alle ihre Vor- und Nachteile und alle Wünsche können sicherlich nicht erfüllt werden. Bestimmt lässt sich aber eine gute Kompromisslösung aus dem Besten der fünf Varianten finden.“

Ziel bleibe es weiterhin, auch angesichts der Fristen für die entsprechenden Förderanträge, die komplette Entwurfsplanung in 2020 fertig zu haben, so Franz Heckens. Im Rahmen des städtebaulichen Realisierungswettbewerbs, der auf dem für Ende März geplanten Ratsbeschluss fußt, sollen dann auch halbwegs belastbare Angaben zu den Kosten der Umgestaltung des Platzes erfolgen.

Termine:

16.01.2020: Gestaltungsbeirat
03.02.2020: Bürgerkonferenz, 18 Uhr, Bühnenhaus
05.03.2020: Stadtentwicklungsausschuss
31.03.2020: Rat, Beschluss
2020: Start des städtebaulichen Realisierungswettbewerbs

Informationen: www.kevelaer-stadtkernerneuerung.de

Verkehrszählungen im Stadtgebiet

Mit der Hauptstraße ist die zunächst letzte Baustelle zur Stadtkernerneuerung in Kevelaer abgeschlossen. Es geht aber mit den nächsten Schritten gleich weiter. Wenn demnächst über eine Umgestaltung des Peter-Plümpe-Platzes beraten wird, sind damit auch immer verkehrliche Fragen verbunden. Können Parkplätze verlagert werden, gibt es eine Alternative für die Pilgerbusse und welche Auswirkungen haben verkehrslenkende Maßnahmen z.B. auf der Marktstraße? Um solche Fragen beantworten zu können, wurde nun das Planungsbüro „stadtVerkehr“ aus Hilden beauftragt.
Das Planungsbüro soll zunächst Antworten auf die Verkehrsfragen geben, die sich aus den Planungsüberlegungen zum Peter-Plümpe-Platz ergeben. Zum Auftrag gehören aber auch Lösungsansätze für den Verkehr aus den Gewerbegebieten und schließlich Konzepte, um die Verkehrsflüsse in der Stadt optimieren zu können. Dabei sollen Fuß- und Radverkehr möglichst gefördert und der Autoverkehr reduziert werden.
Als Grundlage der Untersuchung wird zunächst der Verkehr im inneren Stadtgebiet gezählt. Die Zählung findet vom 11.09.2019 bis einschließlich 24.09.2019 an zahlreichen Kreuzungen und Straßenabschnitten in Kevelaer statt. Dazu werden Videokameras für die Dauer von maximal 24-Stunden an den jeweiligen Stellen installiert, um die einzelnen Fahrbewegungen zu erfassen. Bei der Auswertung des Videomaterials wird nur das jeweilige Verkehrsmittel (Fahrrad, Kraftrad, Personenkraftwagen, Lastkraftwagen) berücksichtigt. Damit der Datenschutz eingehalten werden kann, liefern die Kameras nur eine geringe Aufnahmequalität. Personen oder Nummernschilder sind daher nicht zu erkennen, sondern lediglich die Art der Fahrzeuge.
Die Ergebnisse der Verkehrszählung geben einen Überblick über die Verkehrsbelastung und die Verkehrszusammensetzung im Stadtgebiet. Daraus erstellt das Planungsbüro ein Verkehrsmodell, mit dem dann verschiedene Planungsvarianten durchgespielt werden können. Daraus lassen sich dann Maßnahmenvorschläge ableiten und es kann beurteilt werden, welche Auswirkungen verkehrslenkende Maßnahmen in der Innenstadt auf andere Straßen im weiteren Umfeld haben werden.
Weitere Informationen zum Projekt erhalten Interessierte auch bei der Stadtverwaltung Kevelaer, Abteilung Stadtplanung (Frau Ueltgesforth, Telefon 02832 122-406).

Großes Interesse am Kevelaerer Gradierwerk

Wie funktioniert eigentlich so ein Gradierwerk? Welchen Nutzen hat es für den Besucher? Wie wird es in die Infrastruktur und in die Marketingstrategien der Wallfahrtsstadt eingebunden? Und nicht zuletzt: Wann wird‘s fertig und was kostet der Spaß? Fragen gab‘s genug und viele wurden bei der ersten öffentlichen Baustellenführung im Solegarten St. Jakob auf der Hüls durch Projektleiterin Sandra Kimm-Hamacher auch beantwortet.
Das Interesse der Bürgerinnen und Bürger jedenfalls war groß, sodass man eng zusammenrücken musste, um die geballten Informationen mitzubekommen. Schließlich fand die Führung am Dienstagnachmittag bei laufenden Baustellenarbeiten statt. Momentan wird gerade der „Innenhof“ gepflastert. Das Wasser läuft schon seit einiger Zeit die Schwarzdornwände herunter und der Salzgehalt steige durch die Zugabe der Sole aus dem nur wenige Meter entfernten Bohrloch kontinuierlich und man werde den von Experten als gesundheitsförderlich angesehenen Wert bald erreichen, erläuterte die Projektleiterin.
Dann ist das Gradierwerk im Prinzip „betriebsbereit“, allerdings muss noch der Garten rundherum mit zahlreichen teils sportlichen, teils gesundheitlichen, aber auch kirchlichen Aspekten fertiggestellt werden, um dem Motto „Gesund an Leib und Seele“ Genüge zu tun. Momentan werden hier entsprechende Flächen angelegt, einige Wege sind schon erkennbar.
Auf 2,9 Millionen Euro bezifferte Kimm-Hamacher das Projektvolumen, 1,8 Millionen Euro erhalte man aus Fördermitteln. Für die interessierten Bürgerinnen und Bürger hatte sie eine gute Nachricht: Sie könnten Gradierwerk und Garten „umsonst benutzen“, schließlich sei ja vorher die Nutzung der Wiese auf der Hüls „auch umsonst“ gewesen, meinte sie augenzwinkernd.