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Die Angst vor dem Wolf nehmen

Entspannt stand Jos de Bruin mit seinem Lederhut und einer Tasse Kaffee nahe der Gehege vor der Schar Interessierter, die an diesem Morgen gekommen waren. „Hallo zusammen“; begrüßte er die Gäste. „Ich wollte mich mal informieren, wie ich mich verhalten soll, wenn ich einem in freier Wildbahn begegne“, erläuterte die Baerlerin Elisabeth Abel, während sie den Ausführungen des Wolfshüters lauschte.

Mitten im Geschehen, aber etwas abseits machte Adnan Köse mit seiner Fotokamera schon mal ein paar Bilder, während ein Tier nahe der Gruppe umherlief und sich sogar streicheln ließ. „Heute machen wir Aufnahmen vom Wolfsseminar“, verriet der Dinslakener Regisseur, der sich auch auf diesem Weg mit der Thematik vertraut machte, über die er in den kommenden Wochen dokumentarisch eine Geschichte erzählen wollte.

„Ich komme aus einer Bauernfamilie, habe ein Herz für Wölfe und Hunde“, erläuterte der 49-jährige Filmemacher, der schon mehrere Spielfilme und Dokumentationen – zuletzt über die Duisburger MSV-Legende Bernard „Ennatz“ Dietz – gemacht hat, seine ganz persönliche Motivation. „Ich habe mich mit dem Thema und der Geschichte von Jos beschäftigt. Jos und die Gabi Steegmann, die mit ihm hier zusammen arbeitet, machen eine tollen Job. Das sind Charaktere – und die will ich kennenlernen.“

„Ich bring da mein Equpment und eine kleine Mannschaft mit rein. Kamera und Schnitt, das mache ich alles alleine“, erläuterte er seinen Plan, „die beiden erzählen zu lassen, die Gehege kennenzulernen, wie die konkrete Arbeit aussieht und viel Wissen darüber mitzunehmen – auch, um den Leuten die Ängste zu nehmen.“ Dazu wolle er noch Experten wie Peter Malzbender vom Nabu einbinden und so das Thema fundiert aufarbeiten. Wann der Film dann rauskommen werde, könne er noch nicht sagen.

Eine ausführliche Doku-Aufklärung brauche es dringend, freute sich Jos de Bruin über den Ansatz Köses. „Es gibt so viel Hetze gegen den Wolf“, bedauerte der 55-Jährige, der sich seit mehr als einem Vierteljahrhundert mit den Tieren beschäftigt. „Das war 1994, als ich meinen ersten Wolf privat aufgenommen habe“, erinnerte sich der gebürtige Niederländer gerne an die Anfänge, wo er noch zu dem berühmten Wolfsmenschen Werner Freund ging und später in Holland auf einem Bauernhof Tiere hielt, bis der Platz dafür nicht mehr reichte.

Seit fünfzehn Jahren arbeitet und lebt er in Sonsbeck auf der Schwarzen Straße. Aktuell hat er vor Ort elf Tiere, dazu kommen noch zwei in einen Wildpark in Haltern am See. „Die Verbundenheit, die man hat, das kann man nicht erklären“, beschreibt Gabi Steegmann, die seit drei Jahren die Wölfe mit betreut, ihre Faszination für die Tiere. „Wir haben hier 150 Jahre lang keine Wölfe gehabt, 20 Jahre in der Lausitz und jetzt auch 20 Rudel in Niedersachsen.“ De Bruin versteht daher schon, warum es für viele Menschen am Niederrhein noch schwierig ist, damit umzugehen. „Das ist das „Rotkäppchen“-Syndrom“, meint der Wolfsexperte.

Natürlich müsse man wissen, wie man mit den Tieren umgeht – schließlich handelt es sich um Wild- und Raubtiere, die aber in letzter Konsequenz nicht gefährlicher sind als andere Wildtiere auch. „Und natürlich tötet der Wolf Tiere, aber er jagt viel alte und schwache Tiere und Jungtiere. Zumeist nimmt er die Schwächeren raus.“ Mit konsequenten Maßnahmen könne man zum Beispiel Schafbestände auch schützen – durch dauerhaft laufende Stromzäune, die ihm die Jagd auf die Tiere abgewöhnen. „Man muss es ihm einfach nicht einfach machen.“