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Durch Hypnose zur Gelassenheit?

Ich befinde mich am Strand, laufe durchs Wasser. Irgendwann gelange ich an einen Wasserfall. Umgeben von ruhiger Natur wasche ich dort all meine Probleme, all das, was mich belastet, von mir ab. Es fließt einen Bach hinunter und ich bin losgelöst von all dem… Das jedenfalls passierte in meinen Gedanken, als ich kürzlich meine erste Hypnose erlebte. Eingeladen hatte mich der Kevelaerer Hypnotiseur Thomas Ammich. In seiner Praxis auf Keylaer beschäftigt er sich vor allem mit der Tiefenentspannung unter Hypnose. Genau das sollte auch ich erfahren – eine Tiefenentspannung und das Lösen von Blockaden. Zugegeben: Alternativen Techniken wie der Hypnose stehe ich offen gegenüber, beschäftige mich privat viel mit alternativen Behandlungsmethoden und würde bei psychischen Schwierigkeiten immer eine Hypnose oder ähnliche Technik irgendwelchen schulmedizinischen Beruhigungspillen vorziehen. Doch „Entspannung“ ist für mich ein großes Wort. Denn zugegebenermaßen ist es bei mir vor allem leicht, mich aus der Entspannung herauszuholen. Daher schwang eine gewisse Skepsis mit, ob denn eine Hypnose mich impulsiven, aufbrausenden Menschen tatsächlich in eine Tiefenentspannung versetzen kann.

Nachdem abgeklärt wurde, ob keine Krankheiten, Schwangerschaft oder Ähnliches vorliegt, ging es los. Zur Einleitung sorgte Ammich dafür, dass sich jeder einzelne Körperteil entspannt. Und tatsächlich stellte ich fest, dass die jeweils angesprochenen Körperteile in dem Moment schwer wurden, es ein wenig kribbelte und sich eine Wärme breitmachte. Dieses starke Empfinden sei typisch, wenn man bereits Erfahrungen zum Beispiel mit Autogenem Training habe, erklärte Ammich im Anschluss. Das habe ich. Wie ich später erfuhr, dauerte die Einleitung bei mir verhältnismäßig lange. „Man merkt da vielleicht auch deinen Beruf“, deutete Ammich die etwas kritische Haltung an. Während der Einleitung beobachte er bei den Klienten vor allem die Augen. Auch wenn diese geschlossen sind, könne man gut erkennen, ob sich die Augen noch unruhig hin und her bewegen.

Keine Fernsteuerung durch den Hypnotiseur

Bereits nach der Einleitung hatte ich ein eigenartiges Gefühl in meinen Gliedmaßen. Sie fühlten sich wirklich schwer an, so, als wenn ich sie aus eigener Kraft nicht mehr anheben könnte. Gleichzeitig wusste ich genau, dass es sehr wohl ginge, wenn ich es denn wollte. Darüber sprachen Thomas Ammich und ich bereits vor der Hypnose. Er erklärte genau, dass wenn irgendetwas während der Hypnose gegen das eigene Verständnis verstoße, man als Klient direkt wach sei. Man ist die ganze Zeit Herr seiner Sinne. Bei meiner eigenen Hypnose jedenfalls kann ich dies bestätigen. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, der Hypnotiseur könnte mich „fernsteuern“, wie es in  den Medien gerne mal dargestellt wird.

Im Anschluss an die Einleitung der Hypnose arbeitete Ammich mit diversen Bildern, die sich zu einer Geschichte zusammenfügten: Ich befinde mich am Strand, laufe durchs Wasser. In meinen Gedanken entstanden Bilder. Der Strand, an dem ich mich befand, war für mich automatisch einer in Griechenland – ein Ort, an dem ich auch in diesem Sommer gerne sein möchte, um meine Großeltern zu besuchen. Schnell merkte ich, wie vielleicht auch das schon ein Teil des ganzen Prozesses war.

Mit ruhiger, langsamer Stimme führte der Hypnotiseur mich durch die Geschichte: Irgendwann gelange ich an einen Wasserfall. Umgeben von ruhiger Natur wasche ich dort all meine Probleme, all das, was mich belastet, von mir ab. Es fließt einen Bach hinunter und ich bin losgelöst von all dem. An diesem Punkt merkte ich, dass viele Gedanken in meinem Kopf kreisten. Vor allem schlimme Ereignisse aus dem Privaten der vergangenen Monate wurden präsent. Das war der Punkt der Hypnose, an dem ich abschweifte. Rückblickend kann ich nicht einmal mehr sagen, wie Ammich mich gedanklich vom Wasserfall wegführte. Das Gefühl in diesem Moment war eigenartig. Ich fühlte mich tief gefangen in meinen Gedanken und blendete temporär unbewusst sogar seine Stimme aus. Ich beschäftigte mich gedanklich intensiv mit meinen ganz persönlichen Problemen und Belastungen.

Es folgte nach einer guten halben Stunde die Ausleitung aus der Hypnose. Die ging dann überraschend schnell. Ammich forderte mich auf, nach und nach meine einzelnen Körperteile zu bewegen und schlussendlich meine Augen zu öffnen und mich zu strecken. Körperlich fühlte ich mich zweifelsohne entspannt. Mein Körper fühlte sich schwer an. Ähnlich wie nach einer stundenlangen Autofahrt tat das Strecken der Gliedmaßen wirklich gut. Während des Reflexionsgesprächs im Anschluss lag eine Art „Schleier“ der Entspannung über meinen Gedanken. In den Minuten nach der Hypnose hatte ich das Gefühl, als könnte mich erstmal nichts mehr aus der Ruhe bringen. Dennoch wies der Hypnotiseur mich darauf hin, dass es oftmals ein paar Tage dauere, bis die Entspannung sich wirklich entfaltet hat. „Na gut, mal sehen“, dachte ich mir.

Sich gedanklich zurückbesinnen

Eine gewisse Zeit spürte ich in den folgenden Tagen tatsächlich mehr Gelassenheit als sonst. In Situationen, die dieser entspannten Haltung potenziell gefährlich werden könnten, versuchte ich, mich auf die Hypnose zu besinnen. Auch das funktionierte ganz gut. Dass sich alle Gedanken rund um negative Ereignisse plötzlich in Luft auflösten, konnte ich allerdings nicht erwarten. Und spätestens an dem Tag, als Unbekannte ihren Müll bei uns im Vorgarten abluden, merkte ich, dass es bei mir persönlich auch nicht gereicht hatte, um mich in allen Situation entspannt reagieren zu lassen.

Aus Gesprächen mit dem Kevelaerer Hypnotiseur weiß ich, dass es durchaus Klienten gibt, die eine derartige Hypnose regelmäßig in Anspruch nehmen. Es ist eben keine halbe Stunde der „Wunderheilung“, in der man alles Negative vergisst und jeglichen Ärger im Anschluss von sich weisen kann. Erwartungen hatte ich keine, als ich mich auf die Hypnose eingelassen habe. Dementsprechend bin ich auch nicht enttäuscht, dass sich bei mir nach dem ersten Mal noch keine ultimative Langzeitwirkung eingestellt hat. Im Falle einer Wiederholung fiele es mir vielleicht noch leichter, mich auf diese „gedankliche Reise“ einzulassen. Meine erste Hypnose hat mir jedenfalls eine gute halbe Stunde Auszeit vom Alltag beschert und dazu angeregt, mich in nervlich aufreibenden Situationen auch mal auf Gelassenheit zu besinnen.