Beiträge

„Der Wunsch zur Mitarbeit im Pfarreirat ist da“

Zwei Jahre sind vergangenen, seit im Bistum Münster die Pfarreiräte gewählt worden sind, zwei weitere Jahre dauert die Amtszeit noch. Für das Kreisdekanat Kleve Grund genug, die Ehrenamtler zu einem Schulungstag in das Hotel „Klostergarten“ einzuladen. Rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem ganzen Kreisgebiet waren dieser Einladung gefolgt.

Dabei ging es neben einem Vortrag über die aktuellen Entwicklungen im Bistum Münster insbesondere um den Erfahrungs- und Gedankenaustauch. Die Teilnehmer sprachen über gelungene und gescheiterte Projekte, diskutierten über die Pastoralpläne, die in allen Pfarreien aufgestellt werden, und hatten auch die Gelegenheit, ihre Wünsche und Sorgen zu äußern.

Patrick de Vries, Geschäftsführer des Kreisdekanats, betonte: „Das Kreisdekanat hat eine wichtige Funktion als Bindeglied zwischen den örtlichen Pfarreien und dem Bistum, daher ist es gut, dass hier viele wichtige Themen angesprochen werden. Zudem ist die Halbzeit für die Pfarreiräte eine gute Gelegenheit für uns als Kreisdekanat. Hier können wir besprechen, welche Maßnahmen und Schulungen noch gewünscht werden. Eines zeigen mir die Teilnehmerzahl und das Engagement hier deutlich: Der Wunsch zur Mitarbeit im Pfarreirat ist da.“

Die Bereitschaft zur Mitarbeit wurde bei drei Arbeitsgruppen am Nachmittag besonders deutlich. Engagiert diskutierten die Teilnehmer mit Andreas Fritsch, Leiter des Strategiebereichs Pastoralentwicklung im Bistum Münster, über die Möglichkeiten und Chancen einer geteilten Leitung von Pfarreien. Pastoralreferent Michael Beermann aus Kleve erörterte einen Raum weiter, wie zeitlich befristete Projekte sinnvoll geplant und umgesetzt werden können.

Und bei dem Workshop von Simone Althoff vom Regionalbüro West in Xanten ging es darum, wie man die Messdienerarbeit so gestalten kann, dass der Dienst am Altar auch weiterhin attraktiv bleibt für Jugendliche.

Kreisdechant Johannes Mecking lobte den offenen Austausch. „Es ist deutlich zu merken, das dringend etwas passieren muss. Wir müssen den Mut haben, Dinge auf den Weg zu bringen, dabei kommt es auf die Pfarreien vor Ort an. Es ist schön zu sehen, mit welchem Engagement die Menschen hier dabei sind.“

Schön und mit Schwung

An einer alten Kreidetafel vollzog Museumspädagogin Indra Peters den letzten feinen Schwung. „Das ist ein großes F“, machte sie den 18 Teilnehmern des Sütterlin-Workshops deutlich, die sich auf den historischen alten Schulbänken im ersten Stock versammelt hatten.

„Meine Mutter hat das gerne geschrieben – und ich habe zuletzt „Der kleine Prinz“ auf Sütterlin gelesen“, freute sich Helen Wouters auf die kommenden zweieinhalb Übungsstunden in der historischen Schulklasse.

Bevor es für die Anwesenden selbst in „medias res“ ging, erläuterte die Pädagogin in einem kurzen Abriss die Historie der 1911 im Auftrag des preußischen Kultur- und Schulministeriums von Ludwig Sütterlin entwickelte Ausgangsschrift, die 1915 dort eingeführt wurde, die deutsche Kurrentschrift in den 1920er Jahren ablöste und deutsche Volksschrift wurde, ehe sie die Nazis 1941 verboten. Als Schönschreibschrift tauchte sie dann nach dem Krieg wieder in den Schulen auf.

Koordination, Konzentration und Motorik

Dabei ging sie auch darauf ein, dass Sütterlin für den Übergang von der Spitzfeder zur Kugelspitzfeder mit gesorgt hat, die Buchstabenformen vereinfacht, die die Ober- und Unterlängen verringerte und die relativ breiten Buchstaben aufrecht stellte. „Vor allem sind da Koordination, Konzentration und Motorik gefragt.“

Gerade deshalb sei es eine tolle Schrift, weil sie den Schreiber fordert, und eine wichtige Kulturschrift, die es zu erhalten gilt.

Anhand einer Seite mit den entsprechenden Buchstaben und einer entsprechenden „Notenseite“ konnten sich die Anwesenden dann in der Umsetzung der Schrift selbst versuchen. Peters ging dabei durch die Reihen, setzte sich bei dem einen oder anderen dazu, gab Tipps. „Das mit dem Bogen ist, als würden man Tennis spielen“, meinte sie einmal scherzhaft.

Gabriele Pichmann machte wie die anderen schwungvolle Bewegungen mit ihrer Hand, war ganz intensiv dabei. „Das mit dem r, mit dem Bogen“, machte ihr etwas Probleme. „Aber es macht mir Spaß – das werde ich zu Hause weiter üben. Ich bin ja lernfähig“, war die 67-Jährige für sich sicher. „Ich hab zu Hause ein altes Kochbuch, aber das konnte ich nicht lesen“, sagte die Senioren, die diese Schrift noch in der Schule als „Schönschrift“ kennengelernt hatte.

Die elfjährige Frida aus Kervenheim zeigte richtiggehendes Talent. „Das ist für mich das dritte Mal hier – das macht einfach Spaß“, fing sie später an, „König Drosselbart“ auf Sütterlin niederzuschreiben.

Irmgard Ripkens saß in der ersten Reihe in der Bank neben ihrer Enkelin, staunte und ließ sich sogar beraten: „Ich als Oma nerve sie manchmal, aber nur manchmal“, hatte sie mit dem Wort „Holz“ ein bisschen „Arbeit“.

Die 13-jährige Meike aus Kevelaer merkte, dass so zu schreiben aufwendiger war, als es die heutige Schrift ist. „Diese ganzen Bögen und Kanten zu malen, das ist sehr anstrengend. Und die Hand muss so gerade sein und die Finger muss man ganz starr halten. Die haben damals bestimmt auch geschimpft“, meinte sie spontan.

Und Josef Meuser fühlte sich selbst in die eigene Schulzeit zurückversetzt, „In der Grundschule habe ich das noch kennengelernt, aber mit 56 Jahren ist es schon eine ganze Zeit her und ich möchte es jetzt auffrischen“, sagte er. Ihm gefiel auch das Ambiente mit der alten Kreidetafel und den alten Tischen dazu sehr. „In der fünften Klasse habe ich an so einem Tisch gesessen.“

Die Sütterlin-Schreibwerkstatt soll ab jetzt einmal im Quartal stattfinden. Die nächste Werkstatt soll es laut Indra Peters im Rahmen der Kreiskulturtage im Museum am 16. Mai geben.