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Spende an den SKF Laden

Anfang des Jahres ist der Kindersecondhandladen KuK des SkF von einer Straßenseite zur anderen in ein neues Ladenlokal an der Amsterdamer Straße 25 umgezogen. Jetzt überreichten Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Kevelaer in Begleitung ihrer Lehrerin Saskia Reinkens einen wahren Schatz: selbst gesammelte Baby- und Kinderkleidung an Sandra Nöllen.
Sie nahm stellvertretend für das ehrenamtliche Team die Kleidungsstücke voll Freude entgegen. Es sind Spenden wie diese und der ehrenamtliche Einsatz von mehr als 20 Kevelaerer Frauen, die diesen Laden möglich machen.
Aktuell fehlen Kinderwagen und Bettchen, deshalb bittet das Team des KuK die Bevölkerung, insbesondere gut erhaltene Kinderwagen, Bettchen und Kinderhochstühle zu spenden. Die Spender werden gebeten, die Sachspenden während der Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag und Freitag von 9  bis 12 Uhr sowie Dienstag und Donnerstag von 14 bis 17 Uhr vorbeizubringen, Telefon: 02832/97 84 50-0 während der Öffnungszeiten, sonst 02821-7513-10.
Den Kindersecondhandladen KuK des Sozialdienstes katholischer Frauen e.V. im Kreis Kleve (SkF) gibt es seit 15 Jahren. Hier wird auf rund 130 Quadratmetern ein reichhaltiges Angebot rund um das Kind zu niedrigen Preisen angeboten – von Umstandskleidung und Babyausstattung über Kinderkleidung bis hin zu Spielsachen, Kinderwagen und Kinderbetten.
Das Konzept, gespendete und gut erhaltene Kleidung und Kinderzubehör nicht zu verschenken, sondern zu niedrigen Preisen anzubieten, hat sich bewährt. So können die Kund*innen und ihre Kinder auswählen und nur die Dinge kaufen, die sie auch wirklich haben möchten.

Mit Biss durch die Ausbildung

„Ich probier‘s mal“, dachte sich Gina Hanenberg, bevor sie 2017 ihre Ausbildung zur Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk Fleischerei in der Kevelaerer Landmetzgerei von Daniel Bos begann. „Das war mehr ein Zufall“, macht die 20-jährige Kevelaererin deutlich, dass die Ausbildungsstelle nicht direkt aus eigener Initiative zustande kam.

Daniel Bos erzählt, dass er Ginas Familie kenne und Gina zudem vorab gelegentlich im Laden ausgeholfen und während ihres Fachabis ein Praktikum in der Metzgerei absolviert habe. Dadurch habe die damalige Schülerin „einen Fuß in die Tür gesetzt.“ „Ich habe da ein paar Nächte drüber geschlafen“, verdeutlicht die 20-Jährige, dass die Entscheidung für sie keineswegs sofort klar gewesen sei.

Hervorragende Leistungen

Nach ihrem Fachabi im Bereich Ernährung an der Liebfrauenschule in Geldern im Jahr 2017 und dem anschließenden Beginn der Ausbildung ging dann jedoch alles schneller als gedacht. Während sich alle Beteiligten auf eine Ausbildungsdauer von rund drei Jahren eingestellt hatten, waren Ginas Leistungen sowohl in der Schule als auch im Betrieb so gut, dass vor allem Ausbilder Daniel Bos eine Ausbildungsverkürzung in die Wege leitete.

Die Anträge wurden an den offiziellen Stellen angenommen. So verkürzte Gina ihre Ausbildung von drei Jahren auf ein Jahr und neun Monate. Ende Juni legte sie ihre Prüfung ab. Das Ergebnis: ein Durchschnitt von 1,5 und somit die Jahresbestleistung 2019 im Bereich der Fleischer-Innung des Kreises Kleve. Gina habe immer „100 Prozent gegeben“, betont Bos. Es habe in der Zeit nie Probleme gegeben. Dass auch er als Ausbilder stolz auf diese Leistung ist, macht der Metzgerei-Inhaber sehr deutlich.

„Das hängt natürlich mit der Arbeitsstätte und dem Chef zusammen“, scherzt Bos. Dass er dies selbst jedoch nicht so ernst nimmt, wird schnell deutlich. „Das Lob gebührt eigentlich den Verkäuferinnen“, betont er, dass er seinem Team hinter der Theke sehr dankbar für die gute Begleitung der Auszubildenden ist.

Wo der Weg für die frisch gebackene Fleischereifachverkäuferin hingeht, weiß sie noch nicht genau. „Erstmal bleibe ich noch hier“, erzählt die 20-Jährige, die aktuell noch bei ihren Eltern wohnt. Irgendwann soll es dann aber auch woanders hingehen. „Ich werde auf jeden Fall in diesem Bereich bleiben“, macht sie deutlich, dass sich auch der weitere Berufsweg in einer Fleischerei abspielen soll.

Einbruch in Kervenheimer Schule

In der Zeit zwischen Dienstag, 16. Juli 2019, 16.00 Uhr, und Mittwoch, 17. Juli 2019, 7.30 Uhr, hebelten unbekannte Täter an der Straße Et Everdonk ein Fenster an einer Schule auf. Die Täter kletterten in das Gebäude und brachen dort mehrere Türen auf. Sie durchsuchten sämtliche Räume nach Wertgegenständen und entwendeten eine Geldkassette.
Hinweise zu verdächtigen Personen bitte an die Kripo Goch unter Tel. 02823-1080.

Für eine saubere Umwelt

Nach und nach verließen die Schüler ihre Klassenräume, um sich auf dem Schulhof zu versammeln. Valdrin Qajani von der Schülervertretung erläuterte den Impuls, der die Schüler bei der Müllsammlungsaktion angetrieben hatte: „Wir wollten zeigen, dass wir nicht die Schule schwänzen müssen, um etwas zu tun.“
Er finde es gut, dass die Schule und Lehrkräfte bei der Aktion mitziehen: „Das ist ein starkes Zeichen von Lehrern und Schülern. Denn wir sind als Schule gemeinsam dabei.“ Vor dem Abmarsch tranken die Lehrer in ihrem Konferenzzimmer noch eine Tasse Kaffee und studierten die Streckenliste, die für die Aktion angefertigt wurde.
Jens Auerbach hatte von Seiten der Lehrer an der Aktion mitgewirkt. „An ‚Fridays for future‘ kamen die Schüler nicht vorbei, waren bei den Demos nachmittags in Kleve.“ Sie hatten den Vorschlag einer „nachhaltigen Schule“ aufgebracht. „Und da das nicht so kurzfristig hinzukriegen war, entstand dann die Idee, so eine naheliegende Sache zu machen.“
Die Klimaschutzmanagerin der Stadt, Dr. Nina Jordan, verteilte unter den Kids Müllbeutel und freute sich über das Engagement. „Bei 700 Leuten hatte selbst ich Probleme, so viele Strecken zu kreieren.“ Jordan hatte insgesamt 21 Strecken zusammengestellt, auf denen sich die in Gruppen aufgeteilten Schüler bewegten.
Ein starkes Signal
„Die Haltung der Schulleitung zu ‚Fridays for future‘ ist ja bekannt – dass es da keine Befreiung gibt“, unterstrich Karl Hagedorn. Das sei auch von den Schülern so akzeptiert worden, erklärte der Schulleiter. „Dann kam aber der Antrag in der Schulkonferenz, diese Müllaktion zu machen.“ Und auch dazu hatte Hagedorn eine klare Meinung: „Ich finde das gut. Entscheidend ist, zu dem Klima-Thema Stellung zu nehmen. Die Schüler werden aktiv und setzen was konkret um.“
Und so machten sich 700 Schüler mit ihren Lehren zu Fuß auf den Weg entlang der verschiedenen Strecken. Sie liefen unter anderem über die Busmannstraße, über Keylaer, entlang des „Prinzenhofes“, entlang der Niersbrücke und über den Byfangsweg.
Lehrer Marcel Robens wanderte mit seiner Klasse 6a die Strecke vom Spervertsweg zur Twistedener Straße und von da aus bis zur Wember Straße. „Wir haben unser Leben gelebt, aber was ist mit unseren Kindern?“, machte er deutlich, warum er die Aktivität der Kids mit trug.
Teilweise hatten die Schüler eigene Zangen mitgebracht, sammelten mit Handschuhen und Eimern aus den Feldern und Wegen den Müll auf. „Ihh, eine gefüllte Hundekottüte“, rief die elfjährige Jette, nachdem sie die Tüte in einem Gebüsch fand und warf sie in eine der beiden blauen Mülltüten. „Da denken sich die Leute nicht wirklich was bei“, meinte die Schülerin.
Auf dem Weg fanden sich eine McDonalds-Packung, massenhaft Zigarettenstummel und viele Plastikflaschen. „Was man so findet, ist schon krass“, sagte die zwölfjährige Lea und nahm im Maisfeld einen zurückgelassenen Fliegenfänger mit.
So wird man „Müllionär“
Auf der Twistedener Straße kreuzte die Klasse 6a den Weg der 7b mit Lehrer Matthias Lauks. „Das ist wie im Rhein, da kommen auch die ganzen Wracks hoch“, staunten er und seine Schüler nicht schlecht, was sich alles in dem ausgetrockneten Graben fand. „Wenn ich pro Kilo einen Zehner kriegen würde, wäre ich Müllionär“, schmunzelte der 13-jährige Moritz, während er den Sack mit Styropor, Flaschen und anderen Utensilien trug.
Auch Matthias Schuba und die stellvertretende Schulleiterin Christina Diehr waren ob der Funde überrascht. „Jägermeister gab‘s und Pizzapackungen. Auch Kaugummipapier ist weit vorn“, berichtete Schuba. „Und die Zigarettenstummel, die sind giftig und umweltschädlich“, fand er es bedenklich, „dass an der Bushaltestelle kein Mülleimer war.“ Da gebe es eh einen Mangel.
Am Ende kamen alle Gruppen wieder auf dem Schulhof zusammen, legten dort die Müllsäcke ab, die der Betriebshof später abholen würde. Ein besonderes Objekt hatte die elfjährige Mia entdeckt, eine Gasflasche. „Die lag an der Bushaltestelle vor der Turnhalle“, sagte sie.
Langfristig soll das „Nachhaltigkeits“-Konzept am KvGG im Laufe des kommenden (Schul-)Jahres entwickelt werden. Und in Planung ist bereits im Jahr 2020 ein komplett „plastikfreies“ Schulfest. „Das allein aber ist schon eine echte Herausforderung“, machte Konrektorin Christina Diehr deutlich, dass bis dahin noch viel zu tun sei.

Schüler bauen mit Tischler Vogelnistkästen

„Wenn wir etwas für die Natur tun wollen, müssen wir es vor Ort anpacken“, mit dieser Motivation griffen die Lehrkräfte Frank Maubach und Klaus Mohn gemeinsam mit Schülern der Jahrgangsstufen 7 und 8 der Gesamtschule Kevelaer-Weeze das Motto der aktuellen Ausschreibung des Fachverbands der Tischler NRW sowie der Natur- und Umweltschutzakademie NRW – „Der frühe Vogel“ – auf.
Im Rahmen der Projekttage realisierten sie in Kooperation mit der Kevelaerer Tischlerei Holzbau und Holztechnik van Aaken den Bau von Vogelnistkästen. Stolze 38 Nisthilfen konnten die zehn Schülerinnen und Schüler nach drei Tagen auf dem Schulfest präsentieren.
Techniklehrer Frank Maubach zeigte sich dankbar für das Angebot von Firmeninhaber Heinz-Josef van Aaken, der sich mit Freude bereit erklärt hatte, Material und Arbeitsstunden für das Projekt einzusetzen.
Das Erleben der praktischen Arbeit in Schule und Tischlerei, gepaart mit dem Wissen um aktiven Naturschutz begeisterte die Schüler, die sowohl allein als auch im Team arbeiteten und dabei das Zuschneiden, Feilen, Schleifen und Verschrauben von Holz sowie den abschließenden Anstrich der Werkstücke erlernten. In Zusammenarbeit mit der Natur- und Umweltschutzakademie NRW sind die Vogelnistkästen speziell für Meisen ausgelegt und bereichern demnächst den Schulgarten.
Die Teilnehmer der Gesamtschule Kevelaer-Weeze sind sich sicher, dass sie auch im nächsten Jahr dem Ruf des frühen Vogels folgen werden und sich mit ihren Lehrern und dem Tischler Heinz-Josef van Aaken an ihrer Seite für Umwelt, Artenschutz und Nachhaltigkeit engagieren werden.

Eine Schule – viele Gesichter

Mit spannenden Projekten, viel Unterhaltung und guter Musik luden die Mitarbeiter und Schüler der Gesamtschule Kevelaer-Weeze auf den Schulhof in Kevelaer ein, um das fünfjährige Bestehen der Schule zu feiern.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung, die unter dem Motto „Eine Schule – viele Gesichter“ stattfand, standen die Projektergebnisse, die die Schüler aller Jahrgangsstufen wenige Tage zuvor gemeinsam erarbeitet hatten.
Unter den Projekten befand sich unter anderem eine Zirkusvorstellung, die in der Zweifachturnhalle am Nachmittag aufgeführt wurde. Die Schüler zeigten Menschenpyramiden, Trampolinkünste und Turnakrobatik. Viele junge und alte Zuschauer hatten sich in der Turnhalle versammelt, um die Vorstellung zu sehen.
Deutscher, aber kein Nazi
Im Eingangsbereich der Halle war ein Projekt ausgestellt, das zum Nachdenken anregte. Bilder von Schülern, die einen Zettel in den Händen hielten, waren an eine Pinnwand geheftet. Auf den Zetteln hatten die Schüler verschiedene Vorurteile notiert wie: „Ich bin zwar Deutscher, aber kein Nazi“, „Ich habe Tattoos, bin aber nicht kriminell“ oder „Ich komme aus Rumänien, aber bin keine Zigeunerin.“
Auf der anderen Seite der Pinnwände wurden die Projektergebnisse der neunten Klassen präsentiert. Dieser Jahrgang hatte sich mit dem Thema „Holocaust“ beschäftigt. Verschiedene Plakate unter anderem mit Informationen zum Thema „Anne Frank“ oder zum Film „Der Junge im gestreiften Pyjama“ wurden angefertigt. Außerdem hatten die Schüler vorab die Möglichkeit, an einem Zeitzeugengespräch teilzunehmen. Hier ermöglichte Barbara Baratie vom „Unternehmerinnen Forum Niederrhein“ der Schule, Heimatsucher einzuladen. Zu diesen Gesprächen hatten die Schüler ihre Gedanken auf einem Plakat zusammengefasst.
In der Turnhalle wurden außerdem die Siegerklassen eines Plakatwettbewerbs der Caritas gekürt, in dem es darum ging, ein Plakat zu entwerfen, das auf die Angebote der Caritas-Beratungsstelle aufmerksam macht. Für den ersten Platz erhielt die Klasse 6e einen Gutschein über einen Kletterausflug zum Eyller See in Höhe von 150 Euro. Die zweitplatzierte Klasse 7c bekam einen Zuschuss zur Klassenkasse in Höhe von 50 Euro. Für den dritten Platz erhielt die Klasse 5f einen Zuschuss von 25 Euro zur Klassenkasse. Ein weiteres Projekt wurde auf dem Schulhof dokumentiert.
Einige Schüler hatten den von der Haupt- und Realschule übernommenen Schulgarten gepflastert und hergerichtet. Mit Hilfe der nötigen Materialen und Utensilien, die den Schülern zur Verfügung gestellt wurden, schafften sie es in wenigen Tagen, den Schulgarten in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Hierzu wurden unter anderem 21 Tonnen Schotter und 12 Zementsäcke verarbeitet.
Freude und Herzblut
„Ich finde, es herrscht hier eine sehr entspannte Atmosphäre“, zeigte sich der stellvertretende Schulleiter, Christoph Feldmann, zufrieden mit dem Schulfest. Er war begeistert von der „Freude, dem Interesse und dem Herzblut“, mit dem die Schüler aller Stufen an den Projekten gearbeitet hatten. Auch über die Hilfsbereitschaft der Eltern und des Lehrerkollegiums war Feldmann sehr dankbar: „Um so ein Fest zu organisieren, müssen alle mit anpacken.“
„Es läuft“, lachte Ilka Oelrichs aus dem Lehrerkollegium. Sie war erleichtert, dass es allen Gästen gut zu gefallen schien. Oelrichs hatte die Organisation des Festes mit den Projekten eng begleitet. Sie habe den Eindruck, „dass es den Kindern sehr gut gefallen hat“, das Fest in Form von verschiedenen jahrgangsübergreifenden Projekten vorzubereiten.
Auch die didaktische Leiterin der Schule, Martina Boudewins, war glücklich über die positive Resonanz: „Ich bin froh, dass wir uns so präsentieren können.“ Und nachdem man viel daran gearbeitet habe, habe man sich „ein schönes Fest verdient“, fügte sie hinzu.

Mit Vollgas durch die Ausbildung

Wenn Marcel Behet ein Buch in seinen Händen hält, dann schaut er als erstes auf die Verarbeitung. Hat es eine Fadenheftung oder ist es geleimt, und wie ist wohl die Buchdecke angebracht? Der junge Mann lacht. „Ja, das stimmt wohl. Obwohl mir persönlich eine 0/8/15 Bindung ja am besten gefällt“, fügt er mit Augenzwinkern hinzu.

Marcel Behet aus Twisteden hat gerade erst seine Prüfung als Medientechnologe Druckverarbeitung (Buchbinder) bestanden. Und das mit der Note „sehr gut“. Außerdem erhielt er am vergangenen Wochenende beim traditionellen Gautschfest als Klassenbester, ebenfalls mit der Note sehr gut, sein Abschlusszeugnis des Berufskollegs Ost der Stadt Essen. Eine beeindruckende Leistung, die nicht nur ihn selbst stolz macht, sondern auch seine Ausbilder Peter Schlebusch, Mario Scholten und Ludger Simmes von der Buchmanufaktur Kevelaer.

Den Schritt nicht bereut

Der frisch gebackene Medientechnologe ist für das 2012 gegründete Unternehmen der erste Auszubildende in diesem Bereich. „Marcel hat uns alle überrascht und seine erst junge Laufbahn ist für uns eine besondere Geschichte“, beschreibt Peter Schlebusch die gemeinsame Ausbildungszeit mit dem 21-Jährigen. An die Anfangszeit erinnern sich Ausbilder wie auch der Auszubildende selbst noch sehr gut – zierten doch Gedankenfalten so manche Stirn. Dennoch gehen Ausbildungsunternehmen und Berufsschule mit dem Auszubildenden einen Schritt, den sie später nicht bereuen sollten.

Angefangen hat alles mit einem Praktikum, das Marcel Behet während seiner Hauptschulzeit in der Kevelaerer Buchmanufaktur absolviert. 2015 macht er seinen Hauptschulabschluss, knüpft daran in Geldern ein Berufsgrundschuljahr an. „Danach war für mich klar: Jetzt ist erst mal Schluss mit Schule“, gesteht Marcel Behet, der sich für einen Teilzeitjob in der Buchmanufaktur bewirbt.

Hierbei lernt der junge Mann jeden Bereich des Unternehmens kennen, wird zu einem kollegialen Mitarbeiter. Eigentlich ist er mit diesem Zustand auch recht zufrieden. Bis die Geschäftsleitung auf ihn zu kommt und ihm eine Ausbildungsstelle anbietet. „Ich war mir unsicher, ob ich das schaffen würde“, erklärt Behet seine Bedenken. Nach kurzer Zeit aber und Vorstellung im Berufskolleg Essen stimmt Behet einer Ausbildung zu, entwickelt von diesem Zeitpunkt an den Ehrgeiz, dieses Ziel zu schaffen.

Ohne Bauchschmerzen arbeiten

Schon nach kurzer Zeit überrascht er alle Beteiligten (Ausbilder, Kollegen und Eltern) mit seiner Entwicklung. „Es ging schon steil nach oben“, beschreibt Marcel Behet seine Ausbildung. Die Entwicklung führt er auf seine drei Ausbilder in der Buchmanufaktur, seine Fachlehrerin Sabine Berg in Essen und auf die Unterstützung seiner Eltern zurück. „Sie alle haben mir das Vertrauen und den Respekt entgegengebracht. Ich konnte ohne Bauchschmerzen arbeiten“, so der Medientechnologe, der zwischendurch seinen Führerschein machte.

Auf Antrag und Grund seiner hervorragenden Schulnoten, erhält er von der IHK eine Ausbildungsverkürzung. In der Schule wie auch im Unternehmen zeigt der junge Mann Eigeninitiative, bringt Ideen ein und berät mit seinem unvergleichlichen Fachwissen. Für seine Entwicklung, seine hervorragend bestandene Prüfung zum Medientechnologen Druckverarbeitung, hat Marcel Behet eine plausible und auch logische Erklärung: „Wenn man etwas sehr gerne macht, dann fällt es einem nicht schwer, etwas dafür zu tun.“

Mit der Rikscha in den Ruhestand

Es war eine besondere Überraschung, die Bernarde Vos im Rahmen der Abschlussfeier der Viertklässler der St. Antonius-Grundschule erleben durfte. Die 4d-Grundschüler hatten sich anlässlich des bevorstehenden Ausscheidens der Pädagogin nach 31 Dienstjahren überlegt, was sie ihrer Lehrerin zu diesem Abschied Gutes tun können.
Ihr Idee: Da Bernarde Vos oft den langen Arbeitsweg von Wetten zur Arbeit mit dem Fahrrad bewältigte, habe sie es doch verdient, einmal gefahren zu werden.
Also wurde eine Rikscha gemietet und genauso wie die eigenen Fahrrädern festlich geschmückt. Zuerst wurde Bernarde Vos‘ langjährige Teampartnerin Anja Hölzle abgeholt, ehe es laut klingelnd nach Wetten ging. Als die gesamte Klasse jubelnd auf den Hof fuhr, machte die Lehrerin große Augen.
Mit Süßigkeiten und Getränken versorgt, wurden die beiden Lehrerinnen, eskortiert von ihrer bunten Patrouille, zurück nach Kevelaer gefahren. Nach einer Stärkung an der Eisdiele gab es eine Ehrenrunde vorbei an Kapellenplatz, Busmannstraße und Marktstraße auf den Schulhof, wo der Tross von den Eltern jubelnd empfangen wurden.
Nach einem Piratenmusical boten die Lehrerinnen (beide begeisterte Chorsängerinnen) den Kindern ein zweistimmiges musikalisches Repertoire. Anschließend wurde den beiden Lehrerinnen in einer „Talkshow “ nochmal so richtig auf den Zahn gefühlt, ehe die Kinder ihrerseits ein letztes Ständchen brachten. Dieses Lied hatten sie heimlich ohne die Hilfe ihrer Eltern einstudiert.
Und so endete ein besonderer Tag, an dem Eltern und Kinder ihre Wertschätzung für eine Lehrerin mit Herz gezeigt hatten, die ihre persönliche Rührung und Freude über diese Art des Abschieds nicht verbergen konnte.

„Niemals geht man so ganz“

Schon beim Betreten des Foyers im Schulzentrum war spürbar, dass etwas anders ist als sonst: keine Schüler zu sehen, sentimentale Musik und die Stimmung bedrückt. Die Vertreter der Städtischen Realschule sowie der Gemeinschaftshauptschule Kevelaer und einige Kevelaerer Bürger und Persönlichkeiten waren zusammengekommen, um die Schließung der beiden Schulen feierlich zu begehen.

Mit einem Blick auf die Uhr, die kurz nach zwölf zeigte, eröffnete der Bürgermeister der Stadt Kevelaer, Dr. Dominik Pichler, seine Rede mit den Worten: „Für die Schule ist es zwölf.“ Die Schließung der beiden Schulen sei ein Einschnitt, der jedoch politisch gewollt war. Man verabschiede nun zwei „Kinder“. Wenngleich dies sicherlich kein fröhlicher Anlass ist, lohnt sich ein Blick in die Zukunft. „Wir freuen uns auf das nachwachsende Kind ‚Gesamtschule‘“, so Pichler.

„Niemals geht man so ganz, irgendwas von uns bleibt hier“, machte Renate Timmermann, Leitung der Hauptschule, mit den Worten von Trude Herr klar, dass der Abschied schwerfällt und die Schulleiter sicherlich ihre Spuren hinterlassen werden. Sie bedankte sich gemeinsam mit Tobias Jaschke, kommissarischer Schulleiter der Realschule, bei allen Kollegen und bei den anwesenden Gästen, die diesen Schritt gemeinsam mit ihnen gehen.

Den emotionalen Höhepunkt der Veranstaltung bildete die symbolische Schlüsselübergabe an den Bürgermeister. Sichtlich gerührt übergaben beide Schulleiter dem Bürgermeister die großen Schlüssel.

Jedes Ende ist ein Neuanfang”

Auch die zuständige Schulamtsdirektorin Angelika Platzen dankte den Kollegen und Mitarbeitern der Hauptschule, „die eine höchst engagierte Arbeit geleistet haben.“ Sie verwies auf das 50-jährige Bestehen der Hauptschule, das im vergangenen Jahr gefeiert wurde. „Den 51. Geburtstag erlebt die Hauptschule in Kevelaer nicht mehr. Die Schule geht heute.“ Das Motto „wir sind am Ziel und unsere Schule ist am Ende“ der diesjährigen Abschlussschüler der Hauptschule finde sie allerdings zu negativ. „Denn jedes Ende ist ein Neuanfang.“

Angesichts der vielen wehmütigen Worte war die Stimmung bedrückt. Es war wohl allen bewusst, dass dies das Ende bedeutet. Das Ende von 50 Jahren Gemeinschaftshauptschule Kevelaer und das Ende von über 30 Jahren Städtische Realschule Kevelaer. Um es mit den Worten von Dominik Pichler zu sagen: „Da müssen wir jetzt durch.“

The winner takes it all

Am Ende hielten die 72 erleichterten jungen Menschen auf der Bühne ihr Zeugnis in den Händen (sieben hatten nicht bestanden). Zwei Stunden zuvor war bei einigen von ihnen die Aufregung mit Händen zu greifen, als sie vor der Eingangstür des Bühnenhaus-Saales standen. „Das ist cool, aber man ist auch irgendwie nervös“, fasste John Zinn in vorderster Reihe das Gefühl aller Beteiligten ganz gut zusammen.

Gemeinsam betrat er mit den anderen den Saal, wo sie unter dem Beifall der Eltern, Angehörigen und Freunde Platz nahmen. Im Publikum applaudierte auch Miriam Koc ihrer Tochter Sinem beim Einmarsch. „Ich finde es gut, aber für mich als Mutter ist das natürlich sehr emotional.“

Tim Hendricks sorgte am Klavier für den Einstieg in die Feier, Schulleiter Karl Hagedorn begrüßte alle und erinnerte zugleich nochmal an die „schöne, aber wehmütige Feier“ zum Abschied der Haupt- und Realschule am Tag zuvor. Für die knackig-launige Rede des Vormittags sorgte einmal mehr Bürgermeister Dominik Pichler.

Die andere Seite hören

Bezugnehmend aufs ABBA-Abi­turmotto „The winner takes it all“ zitierte er ein paar Zeilen aus dem Lied. „Das Stück handelt von einer Frau, die ihren Mann an eine andere Frau verloren hat. Was soll uns das im Zusammenhang mit Ihrem Abitur sagen?“, sorgte die Bemerkung für Gelächter im Saal. Wie immer „quälte“ er auch diesen Jahrgang mit einem lateinischen Zitat, diesmal „Audiatur et altera pars“, der sinngemäß „Man höre auch die andere Seite“ bedeutet.

„Wie oft erlebt man es bei Facebook, dass jemand eine Meinung äußert über einen anderen, ohne dass die Frage gestellt wird, wie sich der Sachverhalt denn aus Sicht des anderen darstellt“, schlug Pichler den Bogen ins Heute. Das gelte auch für unkommentierte Hasskommentare im Netz. Da müsse man sich fragen, „was das Schweigen, möglicherweise sogar der Mehrheit, letztlich mit der Gesellschaft macht.“ Man könne „nicht nicht kommunizieren“, zitierte er den österreichischen Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick. 

Auch bei der „Fridays for future“-Bewegung reiche es nicht, nur kluge Ratschläge geben zu wollen oder mit der Debatte um Schulpflicht „Nebelkerzen“ zu werfen, sondern sich der Sachfrage „Klimaschutz“ zuzuwenden. Um dort eine kluge Lösung für alle hinzukriegen, bedürfe es des Austauschs von Argumenten. „Und da sind wir wieder bei „Audiatur et altera pars.“

Pichler rief die jungen Abiturienten dazu auf, ihre erworbene „Lizenz zum Denken“ immer wieder anzuwenden. „Bleiben Sie kritisch und lassen Sie sich nicht von einfachen Lösungen abspeisen.“ Er wünschte für die anstehende Abifeier, dass „niemand aufgrund des übermäßigen Genusses geistiger Getränke ein Waterloo erlebt“, man die „eine oder andere Dancing Queen“ auf der Tanzfläche findet und später beim gedanklichen „Thank you for the music“ die Erkenntnis wächst: „Money, Money, Money ist eben nicht alles im Leben.“

Keine Kinder mehr

Die Schüler waren stolz auf ihre Zeugnisse. Foto: AF

Für die Elternvertretung drückte Andrea Foitzik das Gefühl aus, das sicher viele an diesem Tag bewegte: „Kinder, was seid Ihr groß geworden. Kinder, wie ist die Zeit vergangen.“ Quasi gestern seien die Kinder noch „mit dem Bobbycar um die Ecke geflitzt. Jetzt zucke ich immer wieder zusammen, wenn mir einer von Euch am Steuer eines Autos entgegen- kommt.“

Die vergangenen zwölf Jahre „haben Euch geprägt und zu den Persönlichkeiten gemacht, die Ihr heute seid“, mit all den gemachten Fehlern, der Zeit, den Nerven und der Energie, die sie investiert hätten. Foitzik sprach von gewonnener „Lebenserfahrung und Reife“ sowie dem Schnuppern an der Erwachsenenwelt – mit der Lösung von Konflikten und wie Gemeinschaft gefördert wird.

„Ihr haltet heute Euer Abiturzeugnis in den Händen und dürft gehen, weggehen, weitergehen.“ Sie erinnerte an die vielen Wegbegleiter: die Eltern, „die euch buchstäblich an die Hand genommen“ haben und die ganze „Background-Arbeit“ (vom Korrekturlesen bis zum Butterbrote­schmieren) übernommen haben. Sie dankte den Lehrern, die „das nötige Wissen vermittelt“ und „die Pubertät unserer Kinder ausgehalten“ haben und dem „Mysterium Eva“ .

Zum Schluss hielt sie eine kleine Schultüte, „gefüllt mit Dingen, die Euch in Eurem Leben begleiten mögen“, hoch. Darin „enthalten“ waren Eigenschaften wie „Manieren“, „Moral“, „Respekt“, „Charakter“ oder „Verstand“. Die Aufzählung endete mit der „Liebe“: „Folgt Eurem Herzen und werdet glücklich.“

Musikalische Unterhaltung

Atousasadat Seyedian war die einzige Abiturientin, die „künstlerisch“ selbst zur Feier beitrug: Beim Song „Feeling good“ von Michael Bublé merkte man ihr die Aufregung nur kurz an. Ansonsten bewältigte sie die Aufgabe zur Begeisterung des Publikums souverän.

Als Schülervertreterin blickte Hannah Geßwein auf die diversen besonderen Erinnerungsmomente der Schüler zurück, die im Laufe der Zeit „trotz Diskrepanzen“ zusammengefunden haben, was sich in solchen Momenten wie der Literatur-Aufführung gezeigt hätte. Und sie ließ es sich nicht nehmen, die Kritik an dem nicht genehmigten „Randale-Tag“ seitens der Abiturienten klar zu formulieren.

Schulleiter Karl Hagedorn sprach zu den Abiturienten. Foto: AF

Schulleiter Karl Hagedorn quittierte die Bemerkung unter anderem mit einem „Hab ich drauf gewartet“. Er zeigte sich zuversichtlich, „dass jeder Schüler „seine Nische im Leben findet und eine erfolgreiche berufliche Karriere“ verwirklichen wird. Symbolisch dafür seien die Luftballons, die die Schüler mit ihren Wünschen hatten aufsteigen lassen.

Besondere Zeugnisvergabe

Hagedorn forderte die Schüler auf, „Werte wie Toleranz, Achtung und ihr soziales Engagement“ mitzunehmen, die sie in der Schulzeit erfahren haben und auf diese Zeit „mit vielen positiven Erinnerungen zurückzudenken.“ Man habe an der Schule zwar „auch nur mit Wasser“ gekocht, so Hagedorn, „aber wir haben gute Rezepte und kochen schmackhaft und lecker.“

Und auch die Übergabe der Abiturzeugnisse sorgte für erinnerungswürdige Momente. So stellte sich Laura-Marie Dombek nach dem Austausch mit Karl Hagedorn in die Schülerreihe und vergaß, ihr Zeugnis entgegenzunehmen. Hagedorn versprach sich bei einem Lob für eine Streitschlichterin: „Das sind die Schüler, die bei den Jüngeren den Streit stiften.“ Manuel Schulz lief zur Musik von „Löwenzahn“ auf die Bühne und Annika Schwartges verweigerte dem Direktor demonstrativ den Handschlag und ging an ihm vorbei. Am Abend folgte dann in edler Garderobe die abendliche Abifete, die die Beteiligten hoffentlich frei nach Pichler genossen haben.