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Die ersten Abiturienten waren vor 60 Jahren reif

Vor 60 Jahren „bauten“ erstmals Eleven ihr „Abi“ am Kevelaerer Gymnasium. 18 Knaben und acht Mädchen wurde damals erstmals in Kevelaer der höchste Schulabschluss in Deutschland zuerkannt und damit die allgemeine Hochschulreife bescheinigt. Was heute umgangssprachlich so einfach daherkommt, war ehedem noch eine sehr ernstzunehmende Hürde im Lebenslauf der Jugendlichen Absolventen des hochangesehenen Bildungsweges. Aber auch für eine Schule kam es damals noch einer Auszeichnung gleich, eine Abiturprüfung durchführen zu können. Und so feiert man am Kevelaerer Gymnasium mit der damaligen Abiturientia, den heutigen Schülerinnen und Schülern sowie dem Lehrkörper und der Elternschaft in diesem Jahr auch die Erlaubnis, sich „Höhere Anstalt“ nennen zu dürfen.

Neben den Treffen und Feierlichkeiten, die sich konkret auf dieses Jubiläum beziehen, sind aber auch weitere Projekte aus dem Schulleben des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums (wie es übrigens ebenfalls seit 60 Jahren heißt) ins Jubeljahr mit einbezogen worden.

Das beginnt mit einer Ausstellung (ab dem 13. März in der Sparkasse, gesonderter Bericht folgt), in der die Kunst AG unter dem Titel „Skizzen“ Aquarelle und Zeichnungen zeigt. In derselben Woche sollen in Zusammenarbeit mit der Klimaschutzbeauftragten der Stadt und dem NuK-Achterhoek 59 Bäume auf dem Schulgelände gepflanzt werden, der 60. kommt dann beim abschließenden Schulfest hinzu. Außerdem sind zwei Schulbesuche ehemaliger Abiturienten geplant, ein Workshop und eine Krimilesung mit der Autorin Sandra Aslund (Abijahrgang 1996) in Kooperation mit der Bücherstube Aengenheyster und „Magie im Klassenzimmer“ mit Zauberer Tobias Velmer (Abijahrgang 1997). Mitte Mai gibt‘s ein gemeinsames Frühstück der Goldjubilare mit der Aktuellen Abiturientia der Q2, Mitte Juni gibt‘s ein großes Ehemaligentreffen der Abitur-Jahrgänge 1960 bis 2019.

Daran schließt sich die Festwoche vom 22 bis 26. Juni an. Hier sind ein Sponsorenlauf und eine Sportolympiade geplant (22. Juni), ein Sozialer Tag (23. Juni), ein ökumenischer Festgottesdienst als Open-Air-Gottesdienst mit Weihbischof Rolf Lohmann (24. Juni) sowie das Schulfest (25. Juni, 14 bis 18 Uhr). Mit der Ausgabe der aktuellen Zeugnisse des Abiturjahrgangs schließt sich der Kreis der Jubelfeiern.

Die einzelnen Veranstaltungen befinden sich derzeit im Planungsstadium und werden von Vertreterinnen und Vertretern der Schüler- und Lehrer- sowie der Elternschaft gemeinsam vorbereitet.

Das Gymnasium in Kevelaer
1959 erfolgte die Erweiterung des „altsprachlichen Progymnasiums mit neusprachlichem Zweig“ zur Vollanstalt (Sexta bis Abitur).

1960 erfolgte die erste Reifeprüfung. Die Schule erhält damals den Namen „Kardinal-von-Galen-Gymansium“.

Das erst fünf Jahre zuvor fertiggestellte Städtische Gymnasium (heute Begegnungsstätte neben dem Bühnenhaus) ist viel zu klein, es herrscht eklatanter Raummangel, was zu „Wanderklassen“ führt, die teils in Noträumen wie Kellern oder Dachböden unterrichtet werden. 1970 schreibt die Stadt einen Architekturwettbewerb für ein Schulzentrum auf der Hüls aus, in welches das Gymnasium 1978 einzieht.

Der derzeitige Schulleiter Karl Hagedorn wird mit Ablauf des aktuellen Schuljahres in den Ruhestand gehen.

Die Jugend hat wieder viel geforscht

88 Forschungsarbeiten wurden von 346 Jugendlichen in den letzten Monaten erstellt. Teilweise zu Hause, teils in der Schule oder in eigens eingerichteten Laboren. „Auf die Jury kommt am Wettbewerbstag wieder eine Menge Arbeit zu. Denn die unabhängigen Experten müssen am 3. März entscheiden, wer erste, zweite und dritte Plätze belegt“, sagt Dr. Thomas Zöllner. Der Wettbewerbsleiter freut sich über die große Beteiligung im Jahr 2020 und dass der niederrheinische Wettbewerb wieder der größte Regionalwettbewerb Deutschlands ist.

Jugend forscht, Deutschlands bekanntester Wettbewerb für Naturwissenschaften und Technik, wird zum 25. Mal von der Unternehmerschaft Niederrhein ausgetragen. 
Dr. Ralf Wimmer, bei der Unternehmerschaft Niederrhein als Patenbeauftragter verantwortlich für die Vorbereitung und den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung, freut sich über die große Beteiligung und das Interesse, das Jugend forscht nach wie vor am Niederrhein weckt. „Wir wollen mit der Ausrichtung von Jugend forscht dazu beitragen, dass sich Jugendliche mit den unendlich vielen spannenden naturwissenschaftlichen Phänomen beschäftigen und dass es sich lohnt, genauer hinzuschauen und nachzufragen. Zahlreiche Projekte sind so innovativ und neuartig, dass sie bereits im Vorfeld Patente angemeldet haben“, sagt der Ingenieur. Viele Arbeiten sind als Gruppenbeitrag erarbeitet worden. 72 Wettbewerbsbeiträge wurden von Einzelkämpfern erarbeitet; 73 Arbeiten sind im Tandem entstanden und 43 Arbeiten wurden in Dreierteams entwickelt. 

Einen Blick auf die Arbeiten werfen

„Mit der Ausstellung der Wettbewerbsbeiträge am 3. März im Seidenweberhaus und im benachbarten Theater der Stadt Krefeld können wir wieder am Nachmittag einem breiten Publikum den Blick auf die Arbeiten ermöglichen. Wir finden hier optimale Bedingungen, und das in unmittelbarer Nachbarschaft unseres Verbandshauses am Ostwall“, so Dr. Wimmer.

Die Wettbewerbsbeiträge werden in den beiden Alterssparten Schüler experimentieren (Teilnehmer bis 14 Jahre) und Jugend forscht (Teilnehmer von 15 bis 21 Jahre) eingeteilt. Traditionell am stärksten vertreten sind beim niederrheinischen Wettbewerb Beiträge aus den Fachbereichen Biologie (57 Arbeiten), Chemie (45) und Technik (23). Es folgen die Bereiche Physik (21), Arbeitswelt (16), Mathematik/Informatik (15) und Geo- und Raumwissenschaften (11).

Aus dem gesamten Verbandsgebiet der Unternehmerschaft Niederrhein beteiligen sich in diesem Jahr 47 Schulen. Besonders stark vertreten sind die Schulen aus dem Kreis Viersen (65 Wettbewerbsbeiträge) und den Städten Mönchengladbach (27) und Krefeld (19). Ebenfalls beteiligt sind Schulen aus dem Kreis Heinsberg (12), aus dem Rhein-Kreis Neuss (29) sowie aus den Kreisen Kleve (12) und Wesel (20). Die Wettbewerbsarbeiten können am Dienstag 3. März 2020, von 14 bis 16 Uhr im Seidenweberhaus und im Theater, Theaterplatz, in Krefeld besichtigt werden.

Aus dem Kreis Kleve dabei sind: die städtische Realschule Kalkar mit sieben Wettbewerbsbeiträgen, das Berufskolleg des Kreises Kleve (zwei Beiträge) sowie das Berufskolleg Geldern, die Städtische Gesamtschule Emmerich am Rhein und die Leni-Valk-Realschule Goch mit jeweils einer Arbeit.

Verantwortung für das „Nie wieder“ übernehmen

44 Schüler des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums haben vor Kurzem das KZ Auschwitz besucht. Auf einem Dokumentationsabend in der Schule erhielten Besucher nun aus erster Hand Eindrücke der Schüler und viele Hintergrundinformationen. Erstmals fand die Veranstaltung im ersten Stock statt. Auch die Konzeption mit verschiedenen Räumen, in denen man sich über Aspekte der Reise informieren konnte, war so noch nicht zu sehen gewesen. „Diese Nicht-Unruhe war von den Schülern so gewünscht“, machte die langjährige Reise-Organisatorin, Stefanie Kröselberg, deutlich. Man sollte die Möglichkeit haben, alles für sich zu betrachten „und die Emotionalität zu spüren, die in vielen Schülern vorhanden war.“

Sie selbst habe einen besonderen Moment gehabt, als sie mit einer Schülerin einen „Mutter-Tochter“ – Text des Schriftstellers Elie Wesel nahe der Deportationsgleise gelesen habe. Dieser Moment war später auch in den filmischen Eindrücken vom Lager in einem der Schulräume zu sehen. Für die „Einstimmung“ auf das Thema trugen Luise Quick und Charlotte Rossmann die Titelmelodie des Filmklassikers „Schindlers Liste“ vor. Die beiden Moderatorinnen Athena Riegel und Wichard Koch führten durch den Abend.

Eva Weyl möchte das Gedenken wachhalten

„Es ist wichtig, aufeinander Acht zu geben und darauf zu achten, damit sowas nie wieder mehr passiert“, sagte Athena Riegel später auch im Film, der ein Interview mit der Überlebenden Eva Weyl und den Schülern mit den Eindrücken über ihre Reise zeigte. Weyl selbst war extra für den Abend gekommen und zeigte sich „der Schule gegenüber dankbar“, das Gedenken immer wieder wach zu halten. Und sie dankte für die Möglichkeit, mit ihrer Lebensgeschichte an die Zeit des Dritten Reiches zu erinnern und mittlerweile rund 75.000 junge Leute erreicht zu haben.

Schulleiter Karl Hagedorn dankte den Schülern für ihre Arbeit. „Das ist ein Moment der Besinnung“, meinte er später. „Weil wir halt heute wieder Strömungen haben, die Geschichte negieren und verharmlosen wollen.“ Wie betroffen die Schüler tatsächlich waren, verdeutlichte der Poetry Slam von Maria Gretkowski, der die Gefühle der Menschen damals zu beschreiben versuchte. „Jeden Tag kommen mehr Frauen, Kinder, Unschuldige. Den Nazis ist es egal. Die Nazis sehen eine Schuld in denen, die nicht in ihre Ordnung passen. In eine Ordnung, in die ich nicht passe, weil ich Jüdin bin, in die behinderte und kranke Menschen nicht passen. Und wo jeder, der nicht passt, elendige Qualen ertragen muss.“

Schüler bauten eine Stehzelle nach

Dort gab es eine ganz breite Palette an Information und Dingen: von dem Projekt „Schule ohne Rassismus“ über das Interview mit Eva Weyl und den an der Fahrt teilnehmenden Schülern, filmischen Eindrücken der Fahrt und Infos über die Konzentrationslager Theresienstadt und Auschwitz/Birkenau hin bis zu einem Raum mit Infos und betroffen machenden Zeichnungen der Kinder von Auschwitz mit Schüler-Kommentaren. Für großen Eindruck sorgte die Stehzelle, die die Schüler nachgebaut hatten, um nachvollziehbar zu machen, wie es war, wenn man in dem Lager zu dritt oder viert umgeben von Holzwänden auf engstem Raum Stunden verbringen musste.

In einem Klassenraum hatten die Schüler auch die „rechten Bewegungen“ dokumentiert, darunter Plakate der NPD und AfD, der Darstellung anti-muslimischer und rassistischer Äußerungen von Politikern wie Gauland und Höcke. „Das ist erschreckend“, fand Tobias Basten. „Als Schornsteinfeger trifft man schon Wohnungen an, wo nationalsozialistische Dinge hängen“, erzählte er. Seine 17-jährige Tochter Lisa war nach Auschwitz mitgefahren.„Das waren Eindrücke, die kein Geschichtsbuch vermitteln kann. Ich empfinde keine Schuld persönlich, aber die Verantwortung für das „Nie wieder.“

Nur durch Glück die Nazi-Zeit überlebt

Zum wiederholten Male erzählte die Zeitzeugin Eva Weyl den Neuntklässlern des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums unlängst von ihrer Zeit im Lager Westerbork in den Niederlanden. Sie besucht etwa 50 Schulen pro Jahr, um die Jugendlichen über die grausame Nazi-Zeit zu informieren.

Weyl wurde 1935 als Tochter zweier deutscher Eltern in Arnheim (NL) geboren. Beide Elternteile waren Juden, ihr Vater lebte im Gegensatz zu ihrer Mutter streng gläubig.
Die 84-Jährige leitete ihren Vortrag mit einem kurzen Comic ein, in dem sie veranschaulichte, wie unwissend viele junge Leute heutzutage sind.

Bevor sie anfing, ihre persönliche Geschichte zu erzählen, betonte sie, dass die heutige Generation für alledies nicht verantwortlich sei. Sie appellierte aber an die Leute: „Man kann nur lernen, wenn man weiß, was passiert ist“.

Ihr Urgroßvater gründete das erste Kaufhaus in Kleve, welches er an zwei seiner Söhne (einer der Großvater von Eva Weyl) übergab. Dies wurde ihnen durch die Regierung Anfang der 30er-Jahre abgenommen. Zu der Zeit wurden die Nürnberger Rassengesetze aufgestellt und Juden als „Untermenschen“ bezeichnet. Ende 1935 entschied ihr Vater nach Arnheim zu ziehen, von wo aus Weyl zusammen mit ihren Eltern im Januar 1942 im nächstgelegene Übergangslager Westerbork untergebracht wurde.

Westerbork war das erste deutsche Lager, das es in den Niederlanden gab. Ausnahmsweise hatten die We­yls zwei Tage Vorbereitungszeit. Vor dem Einzug hatte Eva Weyls Mutter die Knöpfe in ihrem Mantel mit stoffüberzogenen Rohdiamanten ersetzt. Einen dieser Diamanten trägt Eva Weyl heute noch als Ring täglich bei sich.

Im Lager musste sich jeder Jude registrieren lassen und bekam ein „J“ in den Reisepass, womit es unmöglich war, in manche Länder auszureisen. Im Lager selber wurde den Juden eine „Scheinwelt“ von dem Lagerleiter Albert Konrad Gemmeker vorgespielt, erzählte Weyl.

Gemmeker wollte die Juden mit genug Essen, Arbeit und Einrichtungen wie einem Krankenhaus und einer Schule ruhig halten, damit sie von dort aus mit dem Zug nach Ausschwitz gebracht werden konnten.

Das Leben im Lager glich dem in einem normalen Dorf

Das Leben im Lager glich dem in einem normalen Dorf, weil es einen Bürgermeister, einen Spielplatz, ein Theater und sogar eine Kartoffelsuppenmaschine gab. Des Weiteren durften die Insassen alle zehn Tage duschen, Briefe verschicken und erhalten und sogar zum Geburtstag Pfannkuchen machen. Gemmeker wollte Gerüchte über die Ermordung der Juden im Osten vermeiden.

Die Unwissenden konnten sich so einen „industrialisierten Mord“ gar nicht vorstellen. Allerdings drangen die Gerüchte immer wieder zu den Leuten und manche nahmen sich aus Angst das Leben. Eva Weyl und andere Kinder wurden im Unwissen gehalten.

Im Übergangslager lebte Eva Weyl zusammen mit ihren Eltern in überfüllten Baracken. In der Spitze lebten in dem halben Quadratkilometer großen Lager 17.000 Juden. Durch seine Kon­trolle über die Entscheidung, wer „auf Transport“ mit dem Zug nach Ausschwitz gebracht wurde, habe sich Gemmeker wie „der König vom Lager“ gefühlt.

Montagnachts um 24 Uhr wurden immer die Listen mit den Namen der Personen vorgelesen, die am Dienstag mit dem Zug abtransportieret werden würden. Dabei starb jedes Mal ein Zehntel der Insassen, da es zu wenig Platz in den Viehwagons gab.

Der Aufenthalt der Familie Weyl wurde aber immer wieder verlängert, da ihr Vater eine wichtige Arbeitsstelle in der Administration des Lagers hatte, sodass die Familie „vorübergehend bevorzugt war“. Das hieß, dass sie nicht abtransportiert werden durften und sogar eine eigene Zweizimmerwohnung bekommen hatten.

Zwar wurde die Familie später dennoch auf die Liste zum Abtransport gesetzt, doch wurde das Lager am 12. April 1945 bei einem Luftangriff der Kanadier attackiert, weil diese dachten, dass das Lager aufgrund des großen Schornsteins eine Fabrik sei. In dem Chaos verschwand die Liste mit den .1500 Namen derer, die am folgenden Tag abtransportiert werden sollten. Dadurch wurde Weyls Familie nicht nach Ausschwitz gebracht: „Der Schornstein hat unser Leben gerettet.“ Seit dem Tag trinkt ihre Familie jedes Jahr am 12. April „auf das Leben“.

Zwei Tage vor Kriegsende floh Gemmeker, wurde jedoch gefasst. Später wurde Gemmeker zu nur zehn Jahren Haft verurteilt, da er behauptete, er habe nicht gewusst, dass die Juden in Auschwitz umgebracht wurden und man ihm das Gegenteil zu der Zeit noch nicht nachweisen konnte. Er wurde aber als Schreibtischmörder bezeichnet, weil er rund 80.000 Juden in den Tod geschickt hat.

Die Weyls zogen nach dem Krieg nach Amsterdam und ihnen wurden Pakete mit Kleidung und amerikanischen Zigaretten zugeschickt, die sie auf dem Schwarzmarkt verkauften, um wieder an Geld zu kommen. 1950 verbrachte Eva Weyl ihre Ferien bei ihrem Großvater in Freiburg, wo sie sich in einen Jungen namens Fritz verliebte. Ihr Großvater verbat ihr die Beziehung, da der Vater des Jungen einer der größten Nazis in Freiburg war.

Immer erst denken und dann handeln

Daraufhin habe sie als damals 15-Jährige gefragt: „Was kann der Fritz denn dafür, was sein Vater getan hat?“ Dies übertrug Weyl auf die Generation der Schüler und betonte: „Ihr seid nicht für die Vergangenheit verantwortlich, jedoch für die Zukunft. Also immer erst denken und dann handeln“.

Seit über zehn Jahren hält Eva Weyl Vorträge an vielen Schulen, ab und zu gemeinsam mit der Enkelin Gemmekers. Diese habe eine Zeit lang Schuldgefühle wegen ihres Großvaters gehabt. Heute sind die beiden Frauen gute Freundinnen.

Zum Schluss zeigte Weyl ein Video, in dem die Enkelin durch die Villa ihres Großvaters Gemmeker läuft und entsetzt über die Taten ist, die ihr Großvater begangen hat. Auf die Frage hin, ob Weyl sich jemals gewünscht habe, nicht jüdisch zu sein, antwortete sie: „Früher nein, heute ja, da es meiner Familie viel Leid erspart hätte.“ Mit ihren Vorträgen will sie Jugendliche zu „Zweitzeugen“ zu machen, damit diese Geschichte nicht in Vergessenheit gerät und sich nicht nochmal wiederholt.

Maja Zymelka und Kai Stassen

Am Montag fällt die Schule aus

Aufgrund der Sturmwarnung des Deutschen Wetterdienst hat der Schulträger auch aufgrund des Hinweises des Schulministeriums den Unterricht an den Kevelaerer Schulen für Montag, 10. Februar 2020, abgesagt. Bürgermeister Dr. Dominik Pichler: „ Wir können die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler aufgrund der Orkanwarnung auf dem Schulweg und auf dem Schulgelände nicht sicherstellen. Die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler geht vor. Deshalb ist diese Entscheidung folgerichtig und zum jetzigen Zeitpunkt vor dem bevorstehenden Wochenende notwendig.”

Leseratten und Bücherwürmer willkommen

Die Schülerinnen und Schüler der Städt. Kath. Grundschule in Wetten haben Grund zur Freude, besonders die Leseratten. Vor kurzem übergab der Verein Context e. V. Schulleiterin Anna Molderings (stellvertretend für das Kollegium) eine Bücherspende im Wert von 500 Euro.

Als gemeinnütziger Verein, der als freier Träger in der Kinder- und Jugendhilfe tätig ist, hatte Context e. V. Spendengelder erhalten. Diese Mittel möchte der Verein, gemäß seiner Satzung, für einen gemeinnützigen Zweck einsetzen. So entstand die Idee der Bücherspende für Grundschulen. Die angesprochenen Schulen in den Kreisen Kleve und Wesel waren aufgerufen, eine Auflistung des gewünschten Lesematerials an den Verein zu schicken. Um den Rest kümmerte sich Context e. V..

Das Lehrerkollegium und die Schüler der Wettener Grundschule freuen sich über die Gabe. Schulleiterin Anna Molderings ist begeistert: „Die Bücher sind eine echte Bereicherung für unsere lesebegeisterten Schüler.“ Auch das Context-Team zeigt sich glücklich und zufrieden. Nicole Wagener und Sascha Labohm sind sich nach der Übergabe einig: „Die Freude der Kinder bestätigt uns, die richtige Entscheidung zur Verwendung der Spendengelder getroffen zu haben.“

Context e. V. ist als gemeinnütziger Verein in der freien Kinder- und Jugendhilfe tätig. Der Verein ist, gemäß § 75 SGB VIII, anerkannter Träger des Landesjugendamtes (Landschaftsverband Rheinland) und des Landes NRW (Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen).

Schwerpunkt der Arbeit ist die Vermittlung und Betreuung von Kindern in geeignete Familien, wenn diese in ihren Herkunftsfamilien nicht mehr leben können. Wer Kindern ein sicheres und liebevolles zu Hause geben möchte, findet auf der Homepage des Vereins weitere Informationen www.context-ev.de .

Auf den Rücken, fertig, los!

Bunte Ballons, ein Orientierungsparcours von „Myokraft“, Stände mit Einschulungstüten, Ranzen-Zubehör und natürlich eine ganze Reihe von Schulranzen boten im Verkaufsraum von Mercedes Herbrand den Rahmen des Ranzentages. Von zehn Uhr an herrschte ein Riesenansturm auf die Auslage der Firma Giesen-Handick, die die Börse ausrichtete. „Zweimal waren wir bei ‚Bol‘, zweimal jetzt bei Herbrand“, kam Geschäftsführer Frank Neumann mit dem Kassieren an diesem Vormittag kaum nach. „Das läuft hier super heute.“

In dem Gewusel von Kindern, die mit ihren Eltern zum Ranzenkauf gekommen waren, behielten Monika Jordan und ihre Kollegen den Überblick. Seit 48 Jahren sei sie im Betrieb, da habe sich in Sachen Entwicklung der klassischen Schultasche bis heute eine Menge getan, meinte die erfahrene Verkäuferin. „Ich hab‘ auch noch den kleinen Lederanzen verkauft. Dann wurden sie größer, runder, eckiger – und im Laufe der Zeit kamen noch Rücken- und Schulterpolster dazu. Das sind mittlerweile richtige Ergo-Bags.“ Viele Ranzen würden vom Eigengewicht auch leichter, „weil die Kinder viel mehr mit zur Schule bringen müssen“, ergänzte eine ihrer Kolleginnen. Und mit Hilfe von „Klettis“ als Zusatz-Accessoire könne man heute auch die Optik und somit das Motto des Ranzen verändern.

Ranzen gibt es in allen möglichen Farben und Formen…

Der Sitz sei das Wesentliche, meinte Frank Neumann in einer kurzen Pause, weil es ansonsten ja zu Druckstellen kommen kann. „Wichtig ist, dass der Ranzen eng anliegt. Diese Kastenform so wie früher gibt es nicht mehr, da sind die Anforderungen gestiegen“, machte er deutlich. „Und dass eben alle leuchten, fluoreszierend sind“ sei zur Sicherheit der Kinder im Straßenverkehr von Bedeutung.

Der Ranzen im Test

Die Twistedenerin Nadine Simmes suchte für ihren sechsjährigen Mika nach was Vernünftigem. „Der hier war erste Wahl, man kann da den Rücken verstellen.“ Ihr Sohn präsentierte dabei stolz seinen neuen zukünftigen Schulbegleiter. „Wir hatten noch einen viereckigen ‚Scout‘“, erinnerte sich Nadine Simmes an ihre eigene Kindheit. Melanie Wolf-Kaja war extra aus Sonsbeck gekommen. „Die Info hing bei uns im Kindergarten aus“, sagte sie und schaute auch darauf, dass der Ranzen gut passt. „Die Kids fahren ja auch Bus, müssen damit laufen.“

Anne Sogbo war für „Myokraft“ vor Ort, beriet die Eltern und lief mit einigen Kindern mit dem ausgewählten Schulranzen einen Parcours mit kleinen Hüten und einem Seil ab, um den Sitz zu testen. „Tut Dir das weh?“, fragte sie einen Jungen, mit dem sie durch den Parcours ging. „Das Gewicht ist nicht wichtig, sondern die Passform. Jedes Kind hat einen individuellen Rücken“, meinte sie. In dem Fall war der Ergo-Bag zu hoch am Nacken, so dass die Gefahr bestand, dass der Ranzen beim Laufen gegen den Kopf stößt. „Der hier sitzt perfekt“, lautete das Urteil beim nächsten Ranzen.

Die Veerterin Caroline Hengstermann und ihr fünfjähriger Sohn gingen mit einem neuen Ranzen und einer Tasche nach Hause. Dass das Ganze dann so um die 300 Euro kostet, das sei halt so. „Augen zu und durch“, meinte die 33-Jährige, die mit der Beratung sehr zufrieden war. „Die gucken wirklich zum Wohl des Kindes.“ Und ihr Sohn war mit seinem „Weltall“-Ranzen total zufrieden, „weil er so weich ist am Kopf und weil er am schönsten ist.“

Im gemeinsamen Kampf gegen die Stereotype

Stolz präsentierten die 16 beteiligten Schüler der Gesamtschule Kevelaer gemeinsam mit ihrer Spanischlehrerin Caroline Hendricks das Schild mit dem Signet „Erasmus+ – Strategische Schulpartnerschaft 2019 bis 2021!“ Die Initiative, gemeinsam mit der „IES Estuaria“ im spanischen Huelva eine Schulpartnerschaft zu gründen, ging dabei von der jungen Lehrerin aus, die in der Schule hospitierte. „Die Schule ist ähnlich aufgestellt wie hier. Das ist auch eine Mittelschule mit Stufen von fünf bis zehn, das Kollegium hat mich gut aufgenommen.“ Da entstand neben der Hospitation die Idee, zusammen einen Antrag zu stellen, um an einem „Erasmus+“-Projekt teilzunehmen. „Das ist ein von der EU gefördertes Programm, das sich auf die allgemeine und die berufliche Bildung bezieht, um im Rahmen der EU die Toleranz und interkulturelle Kompetenzen zu fördern. Das ist für die Schüler eine super Gelegenheit, da was mitzubekommen.“

Der Titel des Projekts war schnell gefunden: „Eine Teenagervision von Deutschland und Spanien. Geht es nur um Bratwurst und Stierkampf?“ Oder auf Englisch: „A teenager´s vision of Germany and Spain, is it all about sausages and bullfighting?“. Das Ziel sei es, „Stereotypen über den jeweils anderen abzubauen“, erklärte Hendricks. Insgesamt hat die Gesamtschule Kevelaer mit ihrer Partnerschule über zwei Jahre eine Förderung von 64.000 Euro bekommen, die unter beiden Schulen aufgeteilt wird. Alle anfallenden Kosten – Reisekosten für die Schüler und Lehrer sowie Sachkosten für Veranstaltungen und Material – werden vom EU-Programm „Erasmus+“ übernommen.

Für das Projekt und die Reise nach Spanien holte sich Hendricks ihre Kolleginnen Verena Jansen, Dagmar Koberg und Sarah Putzke dazu. „Es hingen hier Plakate, Frau Hendricks hatte dazu im Unterricht auch was gesagt. Dann mussten wir eine Bewerbung auf Englisch schreiben“, erzählte die 15-jährige Joyce. Denn die „Verkehrssprache“ vor Ort war hauptsächlich Englisch. „Dann wurde immer weiter geguckt, du durftest nicht schlecht sein in der Schule.“ Denn schließlich sollte man ja auch fähig sein, den verpassten Lernstoff nachzuholen.

In der Stierkampfarena flossen die Tränen

Insgesamt gab es um die 30 Bewerbungen, von denen dann am Ende 16 Schüler und Schülerinnen ausgewählt wurden. „Wir hatten sowohl in Spanien als auch in Deutschland das gleiche Bewerbungsformular“, erläuterte Hendricks. In der Woche im Oktober konnten die 16 Kevelaerer Jugendlichen jedenfalls eine Menge erleben. Unter anderem besuchten sie die Stierkampfarena von Sevilla. „Das ging schon ans Herz, obwohl da nur Fotos von den Kämpfen zu sehen waren. Aber alleine schon die ausgestopften Tiere zu sehen, das war nicht so schön“, meinte die 15-jährige Joyce. „Und man hat gemerkt, dass das Tierquälerei ist, dass die danach umgebracht werden“, ergänzte die gleichaltrige Lara. „Es gab Einzelne, die das echt mochten, was viele unverständlich fanden.“ Da flossen dann auch bei manchen schon mal die Tränen.

Stolz nahmen die Schüler aus Kevelaer die Plakette für das Projekt entgegen. Foto: AF

Interessant war auch der Besuch eines Naturparks, weniger schön aber die Nähe zur eigenen Metzgerei. Auf positive Resonanz stieß das Flamencotanzen. „Das hat viel Spaß gemacht. Es waren vier Schritte, wir haben immer mal den Partner gewechselt“, erzählte die 15-jährige Lara. „Es war relativ kompliziert, weil die Schrittfolge schnell hintereinander kam, um dann zur Musik einzusteigen.“ Aber sie packten das alle ganz gut. Lara fand „die Schiffe von Christopher Kolumbus“ in dem Museum in Huelva „am besten. „Da geht man in einen Raum, schaut einen Film darüber, und da findet man die nachgebauten Schiffe. Da war noch ein See und Palmen, das war sehr schön.“

Im normalen Schulunterricht waren die Schüler nicht – da war nur kurzes Hineinschauen angesagt. Ähnlich wird man das bei dem Besuch der spanischen Schüler handhaben. Erstaunt waren die Schüler darüber, dass die spanischen Schüler ihre Lehrer mit Vornamen ansprechen und nicht bei der Begrüßung aufstehen. „Und sie haben eine so grelle Schulglocke, das ist schlimmer als der Feueralarm hier. Das war unangenehm“, erinnerte sich Joyce. Damit die Schüler ihre Erinnerungen nicht vergessen, hatte die Schule ein Büchlein als eine Art „Guidebook“ vorbereitet – mit den Tagen, was man wann sehen würde und gezielten Fragen dazu.

Kakao, American Cookies und Muffins zum Frühstück

Untergebracht waren sie in Gastfamilien – und bekamen so einen Einblick in die jeweils fremde Kultur. „Ich hab nicht so viel gesprochen, weil ich kaum was verstanden habe“, gestand die 14-jährige Magdalena. „Ich habe die ganze Zeit Spanisch gesprochen, weil ich auch zu Hause Spanisch spreche – meine Eltern kommen aus Südamerika“, ergänzte Laura. Oft lief es so, dass man mit den Schülern Englisch redete und die Eltern, die nicht Englisch konnten, mit den deutschen Kindern langsam Spanisch sprachen. Besonders die Essenskultur faszinierte die Jugendlichen. „Elf Uhr abends Abendessen ist total anders, und sie wohnen eben viel kleiner in Wohnungen“, stellte Schülerin Emilia fest. „Und es gab zum Frühstück Kakao mit zwei Löffeln Zucker, American Cookies, Muffins oder Kekse“, erzählte Lara.

Der Kontakt zu den Schülern besteht noch: Ende März werden die spanischen Schüler Kevelaer mit zwei Begleitpersonen besuchen und in Gastfamilien wohnen. „Das ist die beste Variante, weil man die Gelder dann noch anders nutzen kann. Das Kennenlernen des Alltags ist sehr wichtig. Das kann man nur durch 24-Stunden-Kontakt erfahren.“

Gemeinsam mit ihrer Spanischlehrerin und Vertretern der Schule diskutierten die Teilnehmer der Erasmus-Fahrt über ihre Erlebnisse in Spanien. Foto: AF

Über ein „e-twinning“-Programm werden in einer Projektgruppe alle Arbeitsergebnisse zusammengefasst – zum Beispiel, was es für Essen in Spanien und Deutschland gibt. Außerdem hat die Gruppe eine Art „Tourguide“ als Video für die Gäste erstellt, indem sie durch Kevelaer gegangen ist, um den spanischen Schülern einen Eindruck der Stadt zu vermitteln. Für die „Erasmus Days“ erstellten die Schüler ein Video, in dem sie typische Klischees, wie es sie über Deutschland gibt, auf die Schippe genommen haben. Das Video ist auf der Homepage der Schule unter „Internationales“ verlinkt. „Und wir wollen auch einen Jugendflyer über Kevelaer erstellen, im Rathaus verteilen und an die Gäste in Spanien zur Orientierung weitergeben.“

Projekt vielleicht bald in anderen Ländern

Im kommenden Schuljahr werden 16 neue Schüler im zweiten Förderungsjahr am selben Projekt weiter arbeiten. Langfristig will Hendricks über die zwei Jahre hinaus das Projekt fortführen – und dann auch in Zusammenarbeit mit mehreren Ländern und mehreren Partnern. „Aber je mehr Partner man hat, desto weniger Schüler gibt es dann.“ Da könnte man aber sicher auch einen zusätzlichen Antrag stellen, erläuterte der stellvertretende Schulleiter Christoph Feldmann. „Da sind wir zur Zeit dran, aber da steckt viel Arbeit und Hintergrundwissen dran, was erbracht werden muss.“ Man denke da zum Beispiel an Schulen in England, „aber da wollten so ziemlich alle hin. Und Kevelaer ist nicht der Nabel der Welt.“

Trotzdem sei das ganze Projekt „eine tolle Sache, um kulturelle Unterschiede kennenzulernen und zu erfahren, wie andere Nationen ticken“, meinte Feldmann. „Das finde ich echt super, dass sich Frau Hendricks darum gekümmert hat, das Programm hier zu installieren – und dass die Schüler das hier so annehmen.“

Vielleicht ergibt sich eine Ausweitung der Idee auf anderem Wege: die Partnerschule in Spanien hat bereits überlegt, so ein Projekt weiter mit der Kevelaerer Schule und einer ihnen bekannten Schule in Italien fortzusetzen, erzählte Hendricks. „Und es gibt viele Lehrer, die einen über die ‚e-twinning‘-Plattform anschreiben und fragen: Hätten Sie da nicht Lust, mitzumachen?“

Förderzentren liegen in ihrer Zuständigkeit

Seit Anfang Januar sind im Schulamt für den Kreis Kleve wieder alle vier Stellen in der Schulaufsicht besetzt. Die Schulamtsdirektorin Ann-Kathrin Kamber hat ihre Tätigkeit in der Nachfolge von Dominik Feyen aufgenommen und ist jetzt unter anderem auch für die Förderzentren im Kreis Kleve zuständig. Landrat Wolfgang Spreen begrüßte Ann-Kathrin Kamber in der Kreisverwaltung.

Ann-Kathrin Kamber war bislang im Schulamt für die Stadt Krefeld tätig und führte die Aufsicht unter anderem über die Themenfelder Förderschule, Hauptschule, Kein Abschluss ohne Anschluss, Externenprüfung bzw. Integration. Die wichtigen Aufgaben, die in den Förderschulen geleistet werden, sind ihr ebenso wie die Inklusionsprozesse und das Gemeinsame Lernen vertraut, da sie diese auch schon in Krefeld deutlich voranbrachte.

Die qualitativ hochwertige Arbeit in den Förderzentren des Kreises Kleve möchte sie unterstützen und durch neue Impulse erweitern. Mit den Schulamtsdirektorinnen Angelika Platzen, Birgit Pontzen und Dagmar Wintjens ist die Schulaufsicht im Kreis Kleve mit Ann-Kathrin Kamber nun wieder vollzählig.

Landrat Wolgang Spreen wünschte Ann-Kathrin Kamber einen guten Einstieg und viel Erfolg für die schulaufsichtliche Tätigkeit.

Erzähl doch mal …

Indra Peters, Museumspädagogin im Niederrheinischen Museum Kevelaer, führte 15 Schüler der Gesamtschule Kevelaer und 15 Senioren in das historische Klassenzimmer des Museums. Sie alle sollten eine Zeitreise in die Schulzeit des 20. Jahrhunderts erleben. So wurden die Sechstklässler und Senioren von „Lehrerin Indra Peters“ direkt einmal in Jungs- und Mädchengruppen getrennt. Es folgte eine Aufstellung in Zweierreihen und ein anschließendes Gebet, bevor alle Platz nahmen und Peters ihren kleinen Exkurs in die frühere Schulzeit begann.

Zwischen Verwunderung und Erfahrung

„Nasebohren und Augen ausstechen, das war damals alles noch nicht“, meinte sie augenzwinkernd mit Blick auf die Angewohnheit vieler Schüler, ihrer Meldung mit einem möglichst langen Arm Richtung Lehrer Ausdruck zu verleihen. Und dass es früher eine Zeit gab, in der man zur Schule „durfte“, in der die Arbeit auf dem Feld die Alternative war, das verwunderte viele der Schüler. Die Senioren hingegen nickten zustimmend.

Anschließend sorgte der Stock für Aufsehen, den die Museumspädagogin hervorholte. Wofür der früher genutzt wurde, das wussten die meisten Schüler genau – aber nicht aus eigener Erfahrung, sondern zum großen Teil aus Erzählungen von Oma und Opa. Viele der Senioren konnten sich selbst noch gut an den Einsatz des Stocks erinnern und fingen sofort an, wild durcheinander von ihren Erlebnissen und Erinnerungen zu erzählen. „Immer linke Hand Innenseite“, meinte Peters und fügte erklärend hinzu, dass das so gehandhabt worden sei, weil die geschlagene Hand anschwoll und man schließlich mit der rechten Hand noch schreiben musste. Das sorgte bei vielen Schülern für eine besorgte Begutachtung ihrer eigenen Hände und wohl auch für Erleichterung, dass die Form der Züchtigung längst aus dem Schulleben verschwunden ist.

Während der kleinen Schulstunde im Museum konnte man beobachten, wie sich nebenbei immer wieder Gespräche an den Tischen zwischen Schülern und Senioren entwickelten, die jeweils gemischt nebeneinander saßen. Schüler fragten interessiert nach oder erzählten den Senioren, wie es heute in der Schule so ist. Ein Blick in einen „Strafkatalog“ aus dem Jahr 1818 rundete die Stock-Thematik schließlich ab: Zehn Schläge habe es demzufolge gegeben, wenn Jungen „sich Mädchen gegenüber schlecht“ benommen haben, erklärte Peters augenzwinkernd.

Schulhöfe durch einen Draht getrennt

Im Anschluss an den Exkurs der Museumspädagogin hatten die Schüler Gelegenheit, den Senioren Fragen zu stellen. „Warum musste man aufstehen?“, fragte einer von ihnen mit Blick auf die Tatsache, dass Schüler sich früher bei einer Wortmeldung erheben mussten. Die Senioren waren sich einig: Das hatte etwas mit Respekt zu tun. „Und wie habt ihr die Schulzeit empfunden?“, lautete die nächste Frage. Einer der Senioren hatte noch besonders die vielen Rituale in Erinnerung, die in der Schule damals zur Tagesordnung gehörten. Eine andere Dame fand deutliche Worte für ihre Schulzeit: „Sehr, sehr schlecht.“ Sie sei 1946 eingeschult worden und erinnerte sich an viel Kälte, einen Schulweg von vier Kilometern, den sie laufen musste, und vor allem war ihr der ständige Hunger in Erinnerung geblieben.

„Warum wurden Jungs und Mädchen getrennt?“, fragte ein Junge und ließ dabei spüren, dass er sich diese Geschlechtertrennung heute nicht mehr vorstellen kann. Auch hier waren sich die Senioren wieder einig: Man wollte unter anderem Ablenkung verhindern. Dass die Schulhöfe damals manchmal sogar durch einen Draht getrennt waren, sorgte für viele erschrockene Gesichter bei den Schülern. In einer Sache waren sich die meisten Schüler am Ende dann einig: Schule war früher ganz anders und deutlich strenger als heute.

Schließlich erinnerten sich die Senioren noch an ihre alte Schule auf dem Peter-Plümpe-Platz, einer der Senioren sprach den Kindern einige Sätze auf Platt vor und die Schüler machten gemeinsam mit den Senioren eine Übung im Sütterlin-Schreiben – was gar nicht so einfach ist, wie sich herausstellte. Anschließend stimmten sich alle gemeinsam – natürlich stehend neben den Tischen – mit dem Lied „Kling Glöckchen“ auf das bevorstehende Weihnachtsfest ein.

Zum Abschluss ließen die Schüler und Senioren den lehrreichen Nachmittag bei Kaffee, Saft und von der Konditorei Platzer gesponsertem Kuchen ausklingen und hatten so noch einmal die Gelegenheit, fernab der Schulatmosphäre spannende Geschichten auszutauschen.