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Kein Abschluss ohne Anschluss

Auch während der aktuellen Corona-Pandemie brauchen Jugendliche Angebote aus der freien Wirtschaft, im Rahmen von Praktika oder Erkundungstagen einen ersten Einblick in Berufsfelder zu erhalten, damit sie später eine fundierte Entscheidung für ihre Berufswahl treffen können.

An den weiterführenden Schulen in NRW gibt es hierzu die Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule-Beruf“, kurz KAoA. Der Kreis Kleve, bei dem die Kommunale Koordinierungsstelle KAoA tätig ist, hat nun ein einfaches Online-Formular entwickelt, mit dem Unternehmen ihr grundsätzliches Interesse an solchen Erkundungstagen oder Praktika mitteilen können. Diese Informationen sind dann in einem Online-Verzeichnis für interessierte Jugendliche abrufbar. So können interessierte Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Schülerinnen und Schüler zusammenfinden.

Einfaches Online-Formular

Jugendliche erhalten über die KAoA-Initiative ab der 8. Jahrgangsstufe Unterstützung bei der beruflichen Orientierung. Zwei zentrale Elemente sind hierbei eintägige Berufsfelderkundungen – ähnlich einem Tagespraktikum – sowie mehrwöchige Betriebspraktika. Hier können die Jugendliche in das Arbeitsleben „hineinschnuppern“ und erste praktische Erfahrungen sammeln.

In der Jahrgangsstufe 8 soll jede Schülerin und jeder Schüler drei Berufsfelderkundungen in verschiedenen Bereichen machen. Diese Erfahrungen sollen helfen, sich für das „richtige“ mehrwöchige Schülerbetriebspraktikum zu entscheiden. Dazu braucht es Betriebe aus möglichst vielen Branchen, die bereit sind, dem potenziellen Nachwuchs erste praktische Einblicke zu ermöglichen. Landrätin Silke Gorißen appelliert an die Unternehmerinnen und Unternehmer, die Jugendlichen bei diesem Prozess der beruflichen Orientierung zu unterstützen. „Ich freue mich, wenn Sie Plätze für Berufsfelderkundungen und Praktika zur Verfügung stellen. Vielleicht lernen Sie so Ihren nächsten Auszubildenden kennen, der Ihnen später helfen kann, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Die Bereitstellung solcher Plätze ist nicht davon abhängig, ob Ihr Unternehmen ausbildet – jedes Angebot ist herzlich willkommen!“

Interessierte Betriebe, die bereit sind, Berufsfelderkundungen und Praktika durchzuführen, können dies über ein einfaches Online-Formular mitteilen. In vier kurzen Schritten wird dieses Formular ausgefüllt und an die Kommunale Koordinierungsstelle KAoA übermittelt. Alternativ kann es auch in Papierform ausgefüllt und an den Kreis Kleve gesandt werden.

Die Daten werden dann in einem Verzeichnis gespeichert, das – ebenso wie das Online-Formular – über die KAoA-Internetseite abrufbar ist. So können sich die Jugendlichen einen Überblick über die anbietenden Unternehmen sowie die entsprechenden Berufsfelder machen und bei Interesse direkt Kontakt mit den Betrieben aufnehmen.

Die KAoA-Homepage ist unter www.kaoa.kreis-kleve.de oder über die Homepage des Kreises Kleve (www.kreis-kleve.de / Suchbegriff: KAoA) erreichbar. Fragen beantwortet die Kommunale Koodinierungsstelle KAoA unter Telefon: 02821/ 85-625 oder per Mail: kaoa@kreis-kleve.de.

“Planlos durch die Bildungs-Galaxis”

Die NRW-Landesregierung hat angekündigt, die Schüler wegen der Corona-Pandemie zwei Tage früher in die Weihnachtsferien zu schicken – und angesichts der Infektionen wird wieder über die Halbierung der Klassen und Digitalunterricht diskutiert. Wie stehen Lehrer, Eltern und Schüler in Kevelaer dazu?

Christina Diehr, stellvertretende Schulleiterin des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums:
„Jeder Tag Unterricht ist ein guter und wichtiger Tag für die Schüler. Wir sind alle bemüht, möglichst viel Präsenzunterricht zu machen. Wenn die Verkürzung um zwei Tage hilft, dass die Familien zusammen feiern können, werden wir das von schulischer Seite gerne unterstützen. Viele Sachen wie Exkursionen, der Hochschultag in Münster, Klassenfahrten sind ja gestrichen. Selten hat ein Jahrgang soviel Unterricht am Stück gehabt. Wir werden den Schülern für diese zwei ausfallenden Schultage natürlich Aufgaben mitgeben. Geteilter Unterricht, das hört sich immer so leicht an, ist im Detail aber sehr diffizil. Und zu sagen, wir streamen aus dem Unterricht für die andere Hälfte – dann brechen hier alle Leitungen zusammen.“

Christoph Feldmann, Rektor der Gesamtschule:
„Ich denke, dass das eine sinnvolle Entscheidung ist vor dem Hintergrund der Infektionszahlen. Das kann ich nachvollziehen. Ich bin nicht in der Situation, so was entscheiden zu können oder zu dürfen. Da fühle ich mich als der falsche Ansprechpartner. Das ist halt für uns alle eine Herausforderung, mit der Situation umzugehen, und das versucht wird, bei allen Unwägbarkeiten alles zu realisieren. Was keiner mehr möchte, ist, dass es einen kompletten Lockdown wie in Österreich gibt. Wir müssen mit der Situation umgehen. Da nutzt es mir auch nich , die Entscheidung permanent zu hinterfragen. Mit zwei Tagen Unterricht in den Karnevalstagen haben wir einen adäquaten Ausgleich.“

Vadrin Qajani, 18-jähriger Schüler der Q2 des KvGG und Schülersprecher:
„Natürlich sind dann Ferien, aber bei der Q 2 zählt jeder Tag. Es sind ja im Sommer einige Tage weggefallen. Wenn man das vernünftig betrachtet, hat in der Q1 ein Quartal gefehlt. Das muss man im Unterricht wiederholen. Und vor allem in den Abiturfächern fehlt das. Die Schüler halten sich so strikt wie möglich an die Regeln. Wir ziehen im Schulgebäude Masken auf,  in den unteren Stufen wie in der Oberstufe. Der Abstand wird gehalten. Es gibt auch Ausnahmefälle, aber unsere Schule geht da sehr pflichtbewusst mit um. Geteilte Klassen führen natürlich dazu, dass weniger Leute in der Klasse sind und Aerosole herumfliegen. Aber dann sind Schultage wieder gekürzt, und alles läuft über einen längeren Zeitraum. Wenn man normale Stunden hat, kriegt man mehr Sachen besprochen. Das ist reines Abwägen. Das ist eine individuelle Meinung, die man sich da ausbilden muss.“ Luftfilter könnten sehr hilfreich sein. In Arztpraxen hat man das schon eingeführt. Jede Kleinigkeit, die das Infektionsgeschehen eindämmt, lohnt sich. Und jede Schule damit auszustatten ist in der Abwägung billiger als die Auswirkungen und der Effekt der Pandemie.“

Mehtap Grandt, Vorsitzende der Schulpflegschaft der Gesamtschule:
„Die Umsetzung für uns als Elternvertreter ist bedenklich. Das ist eine Hauruckaktion von Ministerin Gebauer und der Landesregierung, die nicht durchdacht ist. Da wird unterschwellig vermittelt, dass dafür zwei Tage des Karnevalsbereichs geopfert werden – was den Nachklang hat, dass vielleicht doch im Ganzen so versucht wird, die Karnevalstage in die Schulpflicht reinzudrücken. Und die Eltern sind dann arbeiten und die Kinder auf sich allein gestellt. Wenn Kinder in der OGS sind oder in Mittagsbetreuung und das weitergeführt werden müsste, dann wäre der Vorschlag ja eh schon hinfällig. Und das Zeitmanagement wird nicht berücksichtigt in einem eh schon sehr kurzen Schulhalbjahr. Die vergangenen Monate sind nicht konstruktiv genutzt worden, um die angekündigte zweite Welle zu nutzen, Konzepte zu finden, mit den Schulen in Abstimmung zu gehen, um eine umsetzbare, fachlich und sachlich bestimmte Lösung herzustellen. Schulen, die Konzepte erarbeitet haben, werden abgewiesen, wie Solingen mit dem Schichtmodell.
Und es gibt ein ständiges Hin und Her – geteilt, dann wieder zusammen, Maskenpflicht,    dann wieder aufgehoben – dass die Schulleitung versucht hat, mit guten Konzepten abzufangen. Von oben herab nach unten wurde eine Umsetzung versäumt. Die Landesregierung wirft Entscheidungen raus und lässt die Schulen alleine, weil sie ihnen die Umsetzung überlässt. Es geht da planlos durch die Bildungs-Galaxis. Es ist die Frage, inwieweit geteilter Unterricht leistbar und umsetzbar ist. Es wäre von Vorteil, wenn es kleinere Lerngruppen gäbe. Dann hätte man nicht die Lüftungsproblematik, dass Kinder mit Jacken sitzen und frieren müssen. Aber das geht nur, wenn das “go” von der Regierung käme und die personelle Situation das zulassen würde. Auch wenn die Schulträger für Luftfilter die Entscheidungen träfen, ist es nicht damit getan, weil dann ja Lieferungen dieses Jahr noch ankommen müssen. Da hätte man viel, viel früher darüber diskutieren und das abhandeln sollen. Man hat dann keinen direkten Effekt.”

Delia Sprenger, Mitglied im Vorstand der Schulpflegschaft der Gesamtschule:
„Das ist über das Knie gebrochen. Im Sommer hieß es immer, dass Schüler und Kinder keine Infektionsherde sind, aber jetzt sollen sie zur Sicherheit nach Hause – um sich dann, wenn die Eltern arbeiten müssen, trotzdem mit Freunden zu treffen. Bis zu einem gewissen Alter kann man das steuern, aber an weiterführenden Schulen hast du nicht mehr so den Einfluss. Wir wünschen uns alle Normalität, aber die Schulschließung am 21.12 ist Kokolores und am Thema vorbei. Da grätscht man den Lehrern auch ins Zeitmanagement. Das, was mich unfassbar ärgert, ist, dass die Lehrer und Schulen versuchen, alles    aufzufangen, und dann immer wieder absaufen. Solingen fanden wir mutig. Viele haben ja Lehrermangel auch wegen dem Aspekt Risikogruppe. Und wenn die Kinder nicht mehr zur Schule kommen, weil keine Busse mehr fahren, und dann wird sowas ausgebremst, ist das eine Vollkatastrofe. Seit den Sommerferien haben alle Kinder eine eigene Schul-Email, Noolde und so weiter. Die Schule hat sich in großen Schritten nach vorne bewegt. Aber Klassenteilung wäre nur sinnvoll, wenn so wirklich Unterricht stattfinden kann. Da sind wir noch nicht. Luftaustauscher wären eine sinnvolle Idee. In Neukirchen-Vluyn schafft man sie an. Das kann sich natürlich nicht jede Stadt leisten. Aber die ziehen alle möglichen Keime aus der Luft. Da sehen wir einen Mehrwert auch für die Zeit nach der Pandemie.

Andrea Foitzik, Schulpflegschaftsvorsitzende am KvGG:
„Ich denke, die Eltern am KvGG sehen das mit den zwei Tagen ambivalent. Auf der einen Seite haben sie das Interesse, dass bei dem vielen ausgefallenen Unterricht lange Präsenz stattfindet. Da sind die Eltern am KvGG eher dafür, noch zwei Tage länger Unterricht zu haben – auch wenn man sieht, dass es für untere Klassen Betreuungsprobleme gibt, wenn Schüler zuhause bleiben. Und die Abiturienten, die vorher Quartalsende haben – die müssen Klausuren durchkriegen und mündliche Noten bekommen. Alle Familien haben ein Interesse, Weihnachten möglichst infektionsunbelastet zu haben. Aber es ist  im Moment zu früh, sich über das Infektionsgeschehen an Weihnachten Gedanken zu machen. Das ist frühestens in zwei Wochen möglich. Gerade gehen die Zahlen runter, so dass ich hoffe, dass Schulen möglichst lange offen bleiben. Wir haben am KvGG Programme wie „noodle“ und Internetplattformen, aber die Schüler profitieren schon vom Präsenzunterricht. Eine klare, stringente Linie seitens der Politik ist immer gut, aber wir sind gerade in einer Pandemie, die wir noch nicht gehabt haben. Da gibt es so viele Faktoren, die zu beachten sind. Man muss frühzeitig reagieren, aber auch den Trend abwarten und Ruhe bewahren. Abstand halten halte ich für sinnvoll, Masken tragen auch. Hybrid-Unterricht ist auch möglich, das ist aber mit den Lehrerkapazitäten und den Digitalmöglichkeiten vorsichtig zu beurteilen, auch inwieweit die Schüler sich hinsetzen und das dann machen. Ich sehe das an meinem Kind, das noch in der Schule ist, da lässt digital die Motivation schon nach. Wenn alle Stricke reißen, ist das eine Option. Die Schulen sind auf einen möglichen zweiten Lock-down besser vorbereitet als im Frühjahr. Die Schulen versuchen da, das Bestmögliche aus der Situation rauszuholen.“

Die Gespräche führte Alexander Florié-Albrecht.

Die Gesamtschule Kevelaer präsentiert sich digital

In Corona-Zeiten ist vieles anders – auch die Art und Weise, wie sich Eltern über den möglichen zukünftigen Schulstandort für ihre Kinder erkundigen können. Die Gesamtschule Kevelaer ist in dieser Beziehung jetzt einen neuen Weg gegangen und hat auf ihrer Internetseite einen „virtuellen Tag der offenen Tür“ ins Netz gestellt.

„Der ist seit dem Wochenende auf der Homepage, stellt die wichtigsten Aspekte der Schule dar“, erläutert Schulleiter Christoph Feldmann. „Wir hätten ja sonst am 14. November unseren offiziellen ‚Tag der offenen Tür‘ gehabt.“ Da dieser aber aufgrund der Pandemie-Situation so wie sonst nicht durchführbar ist, hatte man sich überlegt, wie man in der aktuellen Lage die Schule, ihre Struktur und Aktivitäten bekannt machen kann.

„Zum einen gibt es eine Broschüre für alle Eltern. Dann geben wir im Dezember / Januar individuelle Beratungstermine an, damit man sich umfassend über die Gesamtschule informieren kann.“ Und als besonderen Service kommen jetzt die Videoclips unter dem Titel „Leben.Miteinander.Gestalten“ hinzu.

Zugute kam der Schule dabei, dass mit Simone Kaczmarz eine Lehrerin an der Schule tätig ist, die früher Mediengestalterin war und das nötige Rüstzeug dafür mitgebracht habe. Entsprechend konnte man die Filme selbst fertigstellen. „Das war aber auch sehr zeitaufwendig. Ich habe eineinhalb Wochen gedreht zwischen den Unterrichtsstunden – dazu kam noch der Schnitt“, sagt Kaczmarz, die aber viel Freude an dieser Form der Arbeit gefunden hatte. „Wenn man die Möglichkeit hat zu zeigen, welche tollen Menschen da arbeiten und wieviel Spaß es macht. Da kann man sicher auch ein anders Bild vermitteln“, meinte die frühere Community-Managerin für eine Online-Spielseite.

Die Clips sind zwischen vier bis sieben Minuten lang. „Man wird da durch die einzelnen Abteilungen geführt“, erklärt der Schulleiter. „Die didaktische Leitung sagt was zu den Bereichen, die Leiter der Klassen 5 bis 10 erklären was, der Beratungsleiter der Oberstufe spricht über die Abläufe in der Stufe.“ Und es gibt kleinere Filme, die sich mit den AGs der Schule und der Schulsozialarbeit befassen. „Die Idee war, so ein breites Bild der Schule zu erhalten“, sagt Schulleiter Feldmann. Einige Videos zeigen mehr die inhaltliche Seite, andere mehr bildliche Elemente, wenn es um die Arbeitsgemeinschaften an der Schule geht. „Man kann da sicher einen guten Eindruck erhalten.“

Das Ganze soll keine coronabedingte „Einmal-Geschichte“ bleiben. „Ich glaube, das werden wir auch weiterhin pflegen“, meint Christoph Feldmann. Das muss man dann ja auch aktualisieren – zumal in den Videos aufgrund der Situation alle Schüler mit Maske zu sehen sind. „Wir werden das beibehalten, im Vorfeld solche Erklärvideos im Netz zu präsentieren.“

Und die erste Resonanz, die die Schule bislang auf das Angebot erhalten hat, ist positiv, sagt Feldmann. „Das Thema kam bei den Eltern, die sich erkundigt haben, gut an. Das freut uns.

Zu Corona-Zeiten in Berlin

Auch in diesem Jahr begann für viele junge Leute ein neues Kapitel in ihrem Leben: Ob Studium, Ausbildung oder freiwilliges soziales Jahr, sie mussten eine Entscheidung treffen, wie es für sie weitergehen sollte. Und dazu gehörte auch die Entscheidung, in welcher Stadt die kommenden Jahre verbracht werden. Einige Kevelaerer entschieden sich schon in der Vergangenheit für Münster, Düsseldorf oder Aachen. Auch in der Heimat zu bleiben, ist eine reizvolle Alternative für junge Leute. Doch besonders in diesem Jahr haben sich viele für eine bestimmte Stadt entschieden – Berlin. Und das trotz oder auch vor allem wegen der Entfernung zum Niederrhein. Für den ersten Auszug von zu Hause ein großer Schritt.

Luise Quick entschied sich schon vor langer Zeit für Berlin als Wahlheimat nach dem Abitur. Die 18-Jährige kenne die Stadt, da sie bereits in ihrer Kindheit oft dort gewesen sei. „Der Kontrast zu Kevelaer hat mich schon immer beeindruckt. Mich fasziniert es einfach, dass Berlin so vielseitig ist. Es gibt einmal den Teil der Stadt mit Hochhäusern und Sehenswürdigkeiten, dann aber auch die kleinen Stadtteile, die sehr abwechslungsreich sind. Durch die ganzen Parks und Grünflächen gibt es schöne Rückzugsorte innerhalb der Hauptstadt.“ Sie hat ihr Chemie-Studium an der Freien Universität Berlin zum Wintersemester begonnen.

Jede Sorte Mensch

Auch Maria Perau hat sich nach einem Au-Pair Jahr in Neuseeland für ein Studium in Berlin entschieden. Sie studiert Sozialwissenschaften an der Humboldt Universität. „In Berlin sind die Leute super vielfältig. Man trifft so viele Menschen und kann sich aussuchen, wen man um sich haben möchte. Es gibt quasi jede Sorte Mensch“, findet die 19-Jährige. Berlin habe ein gewisses Maß an Anonymität, was einem die Möglichkeit gebe, sich neu zu erfinden. Außerdem gefalle ihr die Humboldt Universität sehr gut, was ebenfalls zu ihrer Entscheidung beigetragen habe.

Greta Binn hat sich gegen ein Studium entschieden und zog bereits Ende August nach Berlin, um ihr freiwilliges ökologisches Jahr zu absolvieren. Sie arbeitet derzeit 40 Stunden die Woche in einem Kindergarten. „Nach meinem Abi und zwölf Jahren Schule hatte ich keine Lust, direkt zu studieren. Deshalb habe ich mich für ein FÖJ in Berlin entschieden, um aus Kevelaer raus zu kommen und etwas Neues zu sehen“, erzählt die 18-Jährige. Auch sie war bereits in ihrer Kindheit oft in der Metropole, da sie Verwandte in Berlin hat.

Nicht zu viele Kontakte

Mit fast vier Millionen Einwohnern ist Berlin die größte Stadt Deutschlands. Dadurch auch eines der ersten Risikogebiete. „Das macht es schwieriger, Freunde und Familie wiederzusehen“, so Greta Binn. Sie achte in Zeiten von Corona darauf, nicht zu viele soziale Kontakte zu haben.

Trotzdem waren die Auswirkungen des Virus erstmal nicht überall präsent. Als sich Ende September die Fallzahlen innerhalb mehrerer Tage verdoppelten, war von Einschränkungen erstmal nichts zu spüren. Im Gegenteil, es schien so, als wäre Corona nicht existent. Menschen vergaßen immer häufiger, ihre Maske richtig aufzusetzen. „Es ist erschreckend zu sehen, dass sich manche nicht an die Regeln halten, vor allem junge Leute“, sagt Luise Quick. Zwar gäbe es sinnvolle Maßnahmen, doch scheitere es oftmals an der Umsetzung.

Abstände zu Personen wurden kleiner und immer mehr Leute versammelten sich in Parks, Bars und Cafés – und das trotz vierstelliger Zahl der Corona-Fälle. Ab dem 10. Oktober gab es dann neue Regeln vom Bundesministerium. Eine nächtliche Sperrstunde von 23 bis 6 Uhr wurde ausgesprochen. Während dieser Stunden mussten Geschäfte, Restaurants und Bars geschlossen bleiben. Im Freien durften sich nur noch fünf Personen oder Menschen aus zwei Haushalten aufhalten. Es gab Personenbegrenzungen für private Partys und Veranstaltungen. Doch auch mit den neuen Regelungen stiegen die Zahlen immer weiter in die Höhe.

Als ab dem 2. November dann der zweite Lockdown ausgesprochen wurde, war die Zahl bei fast 20.000 Fällen innerhalb der Metropole. Seitdem sind immer mehr Maßnahmen in Kraft getreten und Corona scheint in den Köpfen der Berliner angekommen zu sein. „Man wird noch vorsichtiger, als man eh schon war“, findet Luise Quick. Doch durch die große Distanz zur Heimat ist die Gefährdung von Risikogruppen in der Familie ausgeschlossen.

Innerhalb Berlins sind die meisten Orte nur mit Bahn oder Bus zu erreichen. Dadurch gehört das Tragen von Masken zum Tag dazu. Mehrere Straßen sind nur begehbar, wenn man sich schützt, da der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Polizisten kontrollieren, ob man sich an die Regeln hält. Bei einem Verstoß kann eine Geldstrafe von mindestens 50 Euro fällig sein.

Alles online

Maria Perau vor der Humboldt-Uni. Foto: aer

Und auch im Uni-Alltag hat Corona seine Spuren hinterlassen. Bis auf einige Ausnahmen findet alles online statt, was für Erstsemestler einige Schwierigkeiten mit sich bringt. Alleine in einer großen Stadt, acht Stunden von Freunden und Familie entfernt. Durch das Ausfallen vieler Erstis-Veranstaltungen ist es schwieriger, Anschluss zu finden. „Für mich fällt sehr viel aus. Meine Fachschaft hatte eine Erstisfahrt geplant, Partys und Treffen. Es ist einfach ein anderes Gefühl, alles online zu machen“, so Maria Perau. Es sei ein heftiger Einstieg für sie als Ersti. „Es ist viel leichter für die Leute, die in höheren Semestern sind. Ich kann bei Fragen nicht zu meinen Dozenten gehen und mich mit Kommilitonen vernetzen. Wenn man den ganzen Tag vorm Laptop sitzt, kommt das typische Unileben gar nicht auf.“

Luise Quick sieht es ähnlich. „Es ist auf jeden Fall schwieriger, aber nicht unmöglich. Wir haben das Glück, mit Technik aufgewachsen zu sein, die es uns ermöglicht, Leute auf Abstand kennenzulernen.“ Sie konnte bereits durch einen online Vorkurs einige Kommilitonen treffen.

Zofia Keszka ging schon im vergangenen Jahr nach Berlin, um Jura zu studieren. Ihr habe damals geholfen, sich mit anderen Studenten auszutauschen, vor allem durch Barabende, gemeinsame Mittagessen und später Besuche von Weihnachtsmärkten. So habe sie erste Kontakte und Freundschaften knüpfen können, die noch heute eine große Rolle in ihrem Alltag spielen. „Auch das Zuhören im Hörsaal ist nicht zu vergleichen mit einer Vorlesung über Zoom.“ Sie findet es sehr schade, dass den diesjährigen Erstis diese Möglichkeit genommen wird. „Ich weiß noch genau, wie unsicher ich mich gefühlt habe, in einer großen Stadt wie Berlin anzukommen und erstmal niemanden zu kennen.“

Vorteile der sozialen Netzwerke

Durch das Kontaktverbot, was einem erlaubt, sich mit maximal zehn Personen aus zwei Haushalten zu treffen, ist es also erstmal nicht möglich, sich mit kleinen Gruppen im Café zu treffen. Nun heißt es also, Fokus auf Vorlesungen und Seminare zu setzen. Einen Austausch über WhatsApp oder Facebook-Gruppen gibt es nämlich. Und auch wenn es wahrscheinlich etwas länger dauert, werden sich schon Freunde finden.

Die vier freuen sich auf jeden Fall auf ihre Zeit in Berlin und all die Erfahrungen, die sie sammeln werden. Und wie lange sie in der Metropole leben wollen, wissen sie noch nicht. Auch wenn es nicht unvorstellbar ist, irgendwann wieder nach Kevelaer zu ziehen, ist es momentan nicht in Planung für die Zukunft. Aber man könne nie wissen, wie es in ein paar Jahren aussieht.

Kunstkalender des Gymnasiums ist erschienen

Nach 2016 und 2018 erscheint am Kevelaerer Kardinal-von-Galen-Gymnasium auch nun wieder ein Kunstkalender für das kommende Jahr. Diesmal hat die Kunst- AG einen attraktiven Wandkalender gestaltet, der passend zu allen zwölf Monaten einen großformatigen Kunstdruck auf 250g-Papier zeigt.

Dabei handelt es sich um Abbildungen von Acrylmalereien, Aquarellen und Farbstiftzeichnungen der Kunst AG-Mitglieder aus den Klassen und Stufen 8 bis Q2 unter der Leitung des Kunstpädagogen Paul Wans, die in diesem Jahr entstanden sind. Der Kunstkalender ist ab sofort für 10 Euro im Sekretariat der Schule oder auch in der Kevelaerer „Bücherstube im Centrum“, Hauptstraße 48/50, erhältlich. Ein eventueller Überschuss geht an den Förderverein der Schule. (42 x 30 cm; 13 Farbdrucke mit Titelblatt und Rückpappe; hochwertiger Qualitätsdruck matt; Foliendeckblatt aus Hart-PVC glasklar; Metallspirale als Wire-O-Bindung.)

Auf dem Foto: Die KvGG Kunst- AG im Kevelaerer Museum; für den Fotografen fünf Sekunden ohne Masken: (li. v. vorne n. hi.) Antonia Sachtleber, Inja Klocke, Alessia Baumgart, Anna Bousart, Pia Waerder, Lynn Hendricks; (re. v. v. n. hi.) Lena Verheyen, Zozan Ayhan, Viola Molderings, Lina Jakomin, Meike Heymings, Johanna Putzek und Paul Wans.

Foto: KvGG

St. Martin ritt allein umher

In Coronazeiten wurden auch die Martinszüge abgesagt. Doch die Schulen, Kindergärten und Martinskomitees ließen sich davon nicht beirren: Notfalls reitet der Heilige Mann eben alleine durch die Stadt und besucht danach die Kinder.

So bekamen die Kinder der Antonius- und der Hubertus-Grundschule Besuch von St. Martin. Gespannte Vorfreude war zu spüren, als sich die erste Hälfte der insgesamt 450 Schüler der Antonius-Grundschule im Klassenverbund mit Abstand auf dem Schulhof versammelten.

In der Hand trugen die Kinder jeweils die von ihnen und ihrer Klasse gestaltete Laterne mit dem entsprechenden Motiv. Der Vorsitzende des Kevelaerer Martinskomitees, Bernd Pool, beobachtete die Szenerie. „Wir wollten vor allem, dass in diesen Zeiten das Brauchtum St. Martin lebendig bleibt. Deswegen gibt es ja auch diese ganzen Aktionen drumrum.“

Der Schulrektor begrüßte dann nicht im stimmungsvollen Abendlicht, sondern bei strahlender Sonne alle Kinder, die ihre Lichter gemeinsam hochhielten. „Ich freue mich, dass ihr jetzt hier seid und finde es toll, was für wunderschöne Laternen ihr gebastelt habt.“ Anschließend wendeten sich die Augen der Kinder auf die Erscheinung auf dem Pferd, dass flankiert von zwei Dienern im besonderen Gewand auf den Schulhof kam.

St. Martin selber war von der Lampenvielfalt begeistert. Er lobte die Kinder und tröstete sie, weil es diesmal eben anders sei als sonst. Und natürlich ließ er sich nicht die szenische Aufführung „seiner“ Geschichte entgehen, die die Schüler der Klasse 4a vorbereitet hatten.

Dabei machte die Erzählerin die Bedeutung der Geschichte deutlich: „Teilen bedeutet hier, immer zu tun, was nötig ist. Wenn wir danach handeln , dann können wir jeden Tag vieles teilen. Wir müssen uns nur bemühen, zu erkennen, was unsere Mitmenschen nötig haben. Dann bist Du auch ein kleiner Sankt Martin.“

Alle Grundschüler bekamen danach in den Klassen Weckmänner und Martinstüten. Sie verlebten einen gemeinsamen Martinstag in der Schule mit Basteln und Frühstücken unter strengen Auflagen.

Nach seinem Besuch passierte der Heilige Mann auf seinem Pferd die Wochenmarkt-Stände und ritt über die Hauptstraße und die Basilika, reichte einzelnen Passanten kleine Präsente und bewegte sich dann Richtung Hubertus-Grundschule.

Mit ihren selbstgebastelten Laternen erwarteten die Schüler im Klassenverbund auf dem Schulhof den St. Martin.

Dort warteten schon die Kinder auf dem mit Hütchen und Bodenkennzeichnungen nach Klassen klar abgegrenzten Schulhof. Die Kinder waren am Morgen in eine mit Lichterketten beleuchteten Schule gekommen. „Wir wollten ihnen ein Gefühl von Feierlichkeit verschaffen, das Gemeinschaftsgefühl stärken“, erklärte Konrektorin Anke Batke. Die selbstgebastelten Lampen der Kinder standen als kleine Laternenausstellung auf den Fenstersimsen der Schulflure.

„Ihr dürft nicht singen, habt den blöden Mundschutz vorm Gesicht. Da müssen wir jetzt durch“, meinte Pastoralreferent Bastian Rütten, der eine kleine Morgenandacht gestaltete. Statt lautem Gesang gab es entsprechend der Auflagen Martinsmusik vom Band. „Das ist soviel anders“, fand er den passenden Ton zwischen religiös und kindorientiert-locker. Aber ich freue mich, dass wir hier als Schulgemeinschaft ein bisschen St. Martin feiern und uns erinnern, wer St. Martin für uns gewesen ist“, sagte er.

St. Martin selber konnte auf dem Schulhof aufgrund der Größe des Platzes sogar eine kleine Runde absolvieren. Er sah zudem zu, wie auch hier die Klasse 4a die Martinsgeschichte nachstellte. Nachdem er auch hier sein Bedauern für die Umstände zum Ausdruck gebracht hatte, wünschte er den Kindern von Herzen alles Gute, bevor er mit dem Martinslied vom Band verabschiedet wurde. Anschließend verteilten die Klassenlehrerinnen mit Hilfe von Kinder nder Klasse die Martinstüten in der jeweiligen Klasse.

3D-Grafik des SARS-CoV-2-Virions (Grafik: Public Domain)

Die 7-Tage-Inzidenz im Kreis Kleve liegt bei 115,5

Am heutigen Mittwoch, 4. November 2020, liegen dem Kreisgesundheitsamt insgesamt 2.049 labordiagnostisch bestätigte Corona-Infektionen seit Beginn der Corona-Pandemie vor. Von den 2.049 Indexfällen sind 104 in Bedburg-Hau, 243 in Emmerich am Rhein, 343 in Geldern, 227 in Goch, 56 in Issum, 62 in Kalkar, 64 in Kerken, 183 in der Wallfahrtsstadt Kevelaer, 309 in Kleve, 71 in Kranenburg, 122 in Rees, 32 in Rheurdt, 105 in Straelen, 41 in Uedem, 27 in Wachtendonk und 60 in Weeze.

Es muss weiterhin davon ausgegangen werden, dass diese Zahlen nicht den tatsächlichen Sachstand widerspiegeln, da zum einen laufend neue Fälle gemeldet werden und zum anderen mit hoher Wahrscheinlichkeit zahlreiche unentdeckte Infizierte eine schwer zu schätzende Dunkelziffer bilden.

Von den insgesamt 2.049 bestätigten Corona-Fällen gelten 1.689 Personen als genesen; 53 Personen sind verstorben. Die fünf nun verstorbenen Personen lebten alle in Geldern in der Senioren-Residenz „Bellini / Am Nierspark“, wo es bekanntlich unlängst mehrere Coronafälle gab. Sie waren zwischen 76 und 98 Jahre alt. Im Kreisgebiet befinden sich aktuell 48 Personen im Krankenhaus.

Aktuelle Entwicklungen in Einrichtungen

Es gibt jeweils einen Corona-Indexfall in folgenden Kitas: Mäuseburg in Bedburg-Hau, Heilig-Geist in Emmerich am Rhein, I-Pünktchen in Goch und St.-Josef in Rees. Ebenfalls jeweils einen Corona-Indexfall gibt es in folgenden Schulen: Gesamtschule in Emmerich am Rhein, Liebfrauen-Grundschule in Goch, Johanna-Sebus-Grundschule in Kleve und Städtische Gesamtschule in der Wallfahrtsstadt Kevelaer. Die betroffenen Personen sowie die ermittelten Kontaktpersonen der Kategorie 1 stehen unter Quarantäne. Das Gesundheitsamt des Kreises steht im engen Kontakt zu den Einrichtungen.

7-Tage-Inzidenz

Die 7-Tage-Inzidenz entspricht der Anzahl der in den letzten sieben Tagen neu gemeldeten Fälle pro 100.000 Einwohner. Die für heute um 0.00 Uhr vom Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG) ermittelte 7-Tage-Inzidenz im Kreis Kleve liegt bei 115,5. Aktuell befinden sich insgesamt 2.372 Personen in häuslicher Quarantäne.

Sollten Sie ärztliche Hilfe oder medizinische Beratung brauchen, wenden Sie sich umgehend telefonisch an den Hausarzt oder den ärztlichen Notdienst unter Angabe der Beschwerden und Mitteilung unter Tel. 116 117.

Hoffnung auf möglichst langen Präsenzunterricht

Seit Montag dieser Woche gilt an allen weiterführenden Schulen in NRW die allgemeine Maskenpflicht in der Schule und auf dem Schulgelände – zunächst bis zum 22. Dezember. „Das läuft sehr gut an“, meint die stellvertretende Schulleiterin des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums, Christina Diehr. „Es hat sich für die ganz, ganz überwiegende Mehrheit nichts geändert, weil die allermeisten die Maske auch im Unterricht freiwillig getragen haben. Diejenigen, die es nicht wollten – das war ja eine freiwillige Sache – denen sagen wir und die Kollegen jetzt, dass sie die Maske tragen müssen.“ Auch was die Lüftung in den Schulräumen angeht, verändert sich wenig. Da arbeite man wie zuvor mit Stoßlüftung. „Es ist zwar frisch, aber noch nicht so kalt. Das ist auch festgelegt, nicht von den Schulleitern. Das wurde uns per Ministeriums-Mail mitgeteilt: alle 20 Minuten für fünf Minuten muss stoß- bzw. quergelüftet werden. Man habe den Eltern in einem Schreiben mitgeteilt, dass sie darauf achten sollen, dass die Kinder warme Kleidung mitnehmen und sich dann Schal und Mütze überziehen. „Wenn es draußen kalt wird, wird es kalt in den Räumen“, sagt Diehr. Sie sieht aber auch das Problem, wenn die Temperaturen mal deutlich zurückgehen. „Ich weiß nicht, wie wir anders vorgehen sollten.“

Das Land hat am vergangenen Donnerstag 500 Millionen Euro für die Nutzung von Lüftungssystemen versprochen. „Ich bin für alles, was uns weiterhilft, den Präsenzunterricht weiter aufrechtzuerhalten, offen“, sagt Diehr. Die Schule werde auch seit einiger Zeit „überschwemmt“ mit Angeboten für Lüftungssysteme. „Ich weiß nicht, wie ich mir das vorstellen soll – mitten in der Klasse so ein Gerät, das da steht. Und ich weiß nicht, wie laut sowas ist.“ Man werde bei der Verwaltung in der Hinsicht nochmal nachfragen, „welche Angebote es gibt und das in bestimmten Räumen ausprobieren.“
Falls es zu einer Einschränkung oder sogar Aufhebung des Präsenzunterrichts kommen sollte, sei man auf die sich dann darstellende Situation eingestellt. Man habe noch vor den Herbstferien mit den Schülern und Schülerinnen eine Schulung gemacht in einem digitalen Lernmanagement, sagt Diehr. „Das hat gut geklappt. Wir hatten sogar eine ‚moodle‘-Gruppe.“ Technisch wären sowohl das Lehrerkollegium als auch die Schüler also vorbereitet. „Das hat während des ersten Lockdowns auch geklappt.“
Technische Vorbereitung

Sie sieht eher das Problem darin, dass einige Leitungen dann überlastet wären. „Wir haben hier kein Glasfaser“, gibt sie zu bedenken. „Ich habe selber versucht, aus dem Gebäude heraus eine Konferenz zu machen, die ist zusammengebrochen. Das lag am Server vom Streaming-Dienst.“ Und was ist mit Schülern, die noch ein Endgerät brauchen? „Das ist vom KvGG her alles durch, die Bedarfsabfrage. Da gab es ein Formular der Verwaltung. Wir haben Listen erstellt, wo die Namen derjenigen stehen, die es benötigen. Die können wir an die Stadt übermitteln. Wir brauchen dann nur die Geräte.“ Wie viele es genau sind, weiß sie nicht aus dem Kopf, schätzt die Zahl aber auf 35 bis 40. Dass das seine Zeit dauert, das kann sie nachvollziehen. „Kevelaer ist da immer dran und tut“, sagt sie. Der Träger mache wirklich alles, was in seiner Macht stehe. „Wenn es einen erweiterten ‚Digitalpakt‘ gibt, dann bestellen alle wie wild Geräte. (…) Die haben sich früh um alles gekümmert. Kein Konzern kann auf einmal soviele Geräte zur Verfügung stellen. (…) Alle arbeiten mit allen Kräften daran.“ Und beim Lockdown habe man Materialien auch schon mal per Post geschickt. Familien ganz ohne Geräte gab es selten. „Da lassen wir keinen alleine. Wenn es da Probleme gibt, können sie sich bei uns melden, und das tun sie auch.“ Und zur Not könne man die Geräte, die für das Schulkollegium zur Verfügung stehen und frei sind, an die Betroffenen weitergeben. „Da werden wir auf jeden Fall eine Lösung finden.“

Kontakt mit den Behörden

Diehr hat die „Hoffnung“, dass die aktuellen Einschränkungen einen Lockdown verhindern mögen – und der Präsenzuntericht so lange wie möglich bestehen bleibt. „Es ist nicht so, dass durch die Öffnung der Schulen das Infektionsgeschehen total vorangetrieben wurde“, argumentiert sie. „Die SchülerInnen tragen brav ihre Maske und es läuft.“ Natürlich wisse man nicht, was die Schüler danach machen, wo es Familienfeiern oder Partys gibt.
Jede Woche zu einem bestimmten Stichtag melde man an die Behörde, ob Präsenzunterricht stattfindet, wieviele Kollegen aufgrund des Infektionsgeschehens nicht da sind, wieviele Schüler pro Jahrgang in Quarantäne sind und positiv getestet wurden. „Bis zu den Herbstferien hatten wir recht geringe Zahlen – und keinen Corona-Fall.“ Die amtsärztlichen Quarantäne-Fälle seien vor den Ferien gering gewesen, „jetzt etwas angestiegen, aber nicht schrecklich hoch.“

Auch an der Kevelaerer Gesamtschule herrsche das Prinzip der Gelassenheit vor, sagt Schulleiter Christoph Feldmann. „Wir haben die Maskenpflicht im Unterricht wieder. Das kennen die Schüler jetzt von vorher. Ich denke, dass das eine sehr sinnvolle Maßnahme ist.“ Zuvor habe es schon den Appell gegeben, auf freiwilliger Basis die Masken zu tragen. „Das hat ganz gut funktioniert. Von daher gehe ich davon aus, dass das reibungslos weiter funktionieren wird.“ Die Zeit des Lockdowns habe man schon genutzt, um alle Lehrerinnen und Lehrer in Bezug auf Digitalisierung zu schulen. Alle Lehrkräfte seien angewiesen, Teile des Unterrichts auch online über den normalen Unterricht hinaus anzubieten. Sollten Klassen in den „Distanzunterricht“ gehen müssen, sei man notfalls vorbereitet über die Fortbildungen und die Nachqualifizierung der Schüler. „Und wir sind dabei, eine Elternschulung anzubieten, dass sie ihren Kindern eine Unterstützung bieten können, wenn sie Probleme haben beim Einloggen oder bei E-Mails.“

Was fehlende Laptops angeht, gebe es die Bedarfsanzeige der Stadt, wo die Mittel auf den Weg gebracht und die Bedarfsanfragen durchgeführt worden seien. „Die Familien, bei denen es kein digitales Endgerät gibt, konnten das anzeigen, um über die Stadt ein Leihgerät der Schule zu bekommen. Das ist auch ganz gut angenommen worden“, sagt Feldmann.

Fünf Minuten Stoßlüften

Was die Lüftungen angehe, sei die Situation ganz gut. „In jedem der Räume gibt es ein Lüftungsprotokoll.“ Neu sei die Frequenz der Lüftung. „Wir hatten sonst alle 45 Minuten getaktet. Jetzt sind es 20 Minuten, das ist vorgegeben über die letzte Schulmail, wie das zu funktionieren hat.“ Dass es für die Schüler kurzfristig dann kalt wird, sieht Feldmann als geringes Problem an. „Da gibt es fünf Minuten Stoßlüften, dann macht man die Fenster wieder zu und es wird wieder warm. Wir sind in einer Zeit, wo für jedermann Einschränkungen in irgendeiner Weise da sind. Und wenn die Konsequenz ist, dass wir damit im Präsenzunterricht bleiben können, ist jedem geholfen.“

Man werde sich weiter bemühen, „den Unterricht aufrechtzuerhalten und tatsächlich die Schülerinnen und Schüler zu Lernerfolgen zu führen.“ Dass das unter Pandemiebedingungen nicht leicht ist, sei klar. „Das hatte ich mir als Schulleiter auch anders vorgestellt. Man ist da schon Krisenmanager. Wir haben halt keine Normalität.“ Aber: „Panik bringt da nichts, wir müssen uns mit der Situation, die wir haben, auseinandersetzen und das Beste daraus machen.“ Wobei die Gesundheit aller Schüler und Lehrer natürlich an erster Stelle stehe. Wie lange der Präsenzuntericht gehen wird, sei die Aufgabe der Gesundheitsämter. „Da müssen wir abwarten.“
Keine Liefertermine

Keine Liefertermine bekannt

Was die Bereitstellung von Endgeräten betrifft, so seien „die Bestellungen raus“, bestätigte Yvonne Völkel vom Fachbereich „Schule und Sport“ der Stadt Kevelaer. Sie habe keine Informationen über Liefertermine. Die Rückmeldungen zum „Sofortaus- stattungsprogramm“ lägen teilweise vor, teilweise nicht. In Bezug auf dieses Programm sei der Maximalbedarf von 400 Geräten bestellt worden. Die Abfrage dazu habe erst drei Wochen vor den Ferien begonnen werden können, dann kamen die beiden Wochen Herbstferien, so Völkel. In Sachen Belüftungsanlagen gebe es noch keine Rückmeldung. „Das Thema ist taufrisch, da werden sich die Schulen sicher erkundigen.“

Beate Sibben von der Abteilung „Zentrale Dienste“ bestätigte, dass bereits im August die Bestellungen für die Laptops herausgegangen seien. Es gebe aber Lieferengpässe. „Die Nachfrage ist momentan so groß, dass uns das Kommunale Rechenzentrum keine Lieferzeiten nennen kann.“ Alle Kommunen wollten aktuell wegen Corona Geräte haben. Und es bestünden Probleme in der Produktionskette. Insgesamt habe Kevelaer 1.100 Endgeräte geordert. Neben dem „Sofortaus- stattungsprogramm“ für bedürftige Schüler umfasst das auch eine Förderung für Lehrer-Endgeräte und die Förderung aus dem „normalen“ Digitalpakt. Man habe erst sehen müssen, was an Förderprogrammen überhaupt auf den Weg gebracht wird und was man dann beantragen kann, begründete Sibben, warum das alles eine Zeit benötigt hat. Die Verantwortlichen hätten die Höchstzahl der Geräte, die abgreifbar sind, bestellt. Jetzt gehe es nur „um die konkrete Verteilung, die Bedarfe da zu ermitteln.“ Die Schutzhüllen lägen bereits vor, man warte nur noch auf die Geräte. Die würden nach Auftragsdatum ausgegeben. „Da haben wir keinen Einfluss mehr drauf.“ Das sei „sehr unbefriedigend für alle Parteien.“

Grundschule in Wetten feiert das Kartoffelfest

Das Kartoffelfest der Grundschule Wetten hat bereits eine lange Tradition. Es erinnert die Kinder an die Erntedankzeit und bereitete ihnen immer viel Freude. Damit für die Kinder der Grundschule Wetten nicht alle schulischen Veranstaltungen einfach komplett ausfallen, versucht das Kollegium, Feste nicht ganz zu streichen, sondern sie so umzugestalten, dass sie trotz Pandemie (immer im Rahmen der aktuell geltenden Hygienevorschriften für die Schule) stattfinden können. Für das Kartoffelfest in diesem Jahr bedeutete dies, dass nicht zu Beginn des Festes mit der gesamten Schule gesungen werden konnte. Auch Eltern als Helfer konnten nicht, wie in den Vorjahren, zum Fest eingeladen werden, um die von den Kindern über einem Feuer gegarten Kartoffeln zu schälen.

Daher gestaltete das Kollegium der Grundschule Wetten das traditionelle Kartoffelfest um. Das Kartoffelfest fand abwechselnd für jede Klasse auf einem Teil des großen Schulhofs statt. Es wurde eine eindrucksvolle Feuerwanne aufgestellt. Am Feuer trugen die Klassenlehrer mit den Kindern Erntedankgedichte vor oder lasen Erntedankgeschichten aus Bilderbüchern. Jedes Kind erhielt von der Lehrkraft ein – mit Brotzange, Handschuhen und Maske gereichtes – Kartoffelbrötchen.

Außerdem durften die Kinder kleine Zweige und Äste in das Feuer werfen, um es für die nachfolgenden Klassen weiter brennen zu lassen. Zur Sicherheit war, wie jedes Jahr, der Hausmeister und Feuerwehrmann, Herr Hornbergs, den ganzen Tag dabei. Somit erlebten die Schulkinder der Wettener Grundschule, trotz Pandemie, ein schönes Kartoffelfest.

St.-Martins-Aktion: Mit Laternen gegen die Einsamkeit

Ganz vertieft arbeiteten die Kids der sechsten Klasse an diesem Vormittag mit an den Laternen. „Das ist aus Transparentpapier, da kommt eine Kerze rein, aber keine echte“, klärte mich die elfjährige Shikha über die Gestaltung des Objekts auf. „Lila fand ich gut“, meinte sie zu der Farbe. Auch die zwölfjährige Jacqueline hatte ihren Spaß bei der Gestaltung. „Ich finde die Idee ganz gut“, meinte sie. Und Mitschüler Ole klärte auf, um was für eine Idee es sich handelt. „Wir schicken diese Laternen zu drei Altenheimen, damit sie halt auch was für St. Martin haben.“ Marcel Robens als Lehrer und Mitglied der Bürgerstiftung „Seid einig“ hatte die Aktion mit initiiert und durfte die Aussage des Jungen präzisieren. „Wir können alle Altenheime in Kevelaer mit Laternen beschenken.“

Er erläuterte, wie das Ganze entstanden ist: „Das kam auf bei einer Vorstandssitzung der Bürgerstiftung.“ Man habe seitens der Stiftung ja immer das Anliegen, Bürger zu unterstützen. „Wir haben im Frühjahr die ‘Tafel’ unterstützt – und als die Kirmes ausfiel, haben wir dazu aufgerufen, das Geld zu spenden oder in Lebensmittelgutscheine umzuwandeln“, nannte er Beispiele. Als es um die Frage St. Martin ging, habe man von sich aus überlegt, „wie wir wen da unterstützen können.“ Und da dachte er spontan an seinen Job als Lehrer, hatte eine Eingebung. „Es gibt in diesem Jahr so viele Menschen, die isoliert leben müssen. Wir machen in diesem Jahr bei uns die Laternen in den Klassen fünf bis sechs und schenken sie den Altenheimen.“

Gesagt, getan. Die eigene Schule zog mit, und der Gesamtschule schlug er das Projekt auch zur Umsetzung vor. „Wir versuchen eh, als weiterführende Schulen da gemeinsam Dinge zu machen. Und die Kollegen haben sofort gesagt, jawoll, machen wir mit.“ Denn die Feste seien wichtig für die Gemeinschaft, „das merken die Senioren jetzt nochmal mehr, wenn es auf Weihnachten zugeht.“ Denn sie leiden aufgrund der Einschränkungen ja besonders  unter der Corona-Situation. Und St. Martin sei halt „die klassische Einstimmung auf die Weihnachtszeit.“

Die sechste Klasse beim Basteln.

Es sei wichtig, „dass wir den Slogan „Kevelaer hält zusammen“ weiter fortsetzen. Wir wollten den Charakter des Teilens von St. Martin da stärken. Und es ist Zeit, ein Zeichen zu setzen, dass wir an die Älteren denken.“ Und so bastelten die Kids am letzten Schultag und können in den Ferien zu Hause weiter machen.

Musikvereine machen mit

Ergänzend dazu fragte Stefan Jansen, der Vorsitzende der Bürgerstiftung und zugleich auch beim Spielmannszug der Feuerwehr aktiv, bei seinen Leuten und den anderen Musikvereinen an, ob man so eine Aktion wie ein paar Monate zuvor, als die Musikvereine alle vor den Altenheimen spielten, nochmal wiederholen könnte.

„Alle haben begeistert zugestimmt, so dass sie sich jetzt vor die jeweiligen Altenheime stellen und dazu Martinslieder spielen werden“, so Robens. Die Übergaben der Laternen mit Musik sollen alle möglichst zeitgleich in den einzelnen Ortschaften am 9. November stattfinden. Das Martinskomittee Winnekendonk will das gemeinsam mit den Initiatoren fünf Tage später durchführen.

Robens geht davon aus, dass bei der Erstellung der Laternen noch ein paar übrig bleiben werden. Aber auch dafür hat er schon einen Plan. „Dann beschenken wir die Demenzgruppe, das Krankenhaus und eventuell auch das Hospiz mit denen, die übrig sind.“.