Beiträge

Eine umtriebige Kunstseele

Mit einem Tuch säubert Antje Witzler die kleine Vitrine, in die sie ihren Schmuck ein paar Minuten später hineinlegen wird. „Wir sind noch mitten in den Vorbereitungen“, macht sie eine kurze Pause und setzt sich mit Atelierinhaberin Bettina Hachmann an einen flachen Tisch. „Das Faible für kreative Kunst, das kommt von der Mutter“, gesteht die 58-Jährige, die vom kommenden Freitag an bis Sonntag und an dem Wochenende darauf zusammen mit der Bildhauerin Lisa Lepper und der Zeichnerin Trix Rijpkema ihre jeweiligen Kunstwerke zeigen wird.

Schon früh zeigte sich bei der kleinen Antje sowas wie eine handwerkliche Begabung. „Ich habe immer gebastelt, mit Glasperlen herumgefrickelt und für die Puppen meiner Schwester Möbel gebaut.“ Bedingt durch den Job des Vaters, der als Bauingenieur immer wieder woanders arbeitet, zog die Familie häufig um. „Ich war von Kind an eine Vagabundin“, bestätigt sie. Aber sie entdeckte immer wieder Neues auf ihrem Lebensweg, blieb in Bewegung.

Mit 15 Jahren kam die junge Antje an den Niederrhein. Sie lebte in Niederzier, Krefeld und Wetten. „Ich habe es überall geschafft, mir innerhalb von kürzester Zeit ein Nest zu bauen. Ich wohne gerne“, sagt sie. Bei Herbert Kürvers machte sie in Kevelaer ein Praktikum, entdeckte ihre Begabung für die Goldschmiederei. Bei Christa Lörcks in Xanten lernte Witzler, wie man eigenständige Sachen entwirft und war zwei Jahre Gesellin in Nürnberg.
In Idar-Oberstein ließ sie sich zusätzlich zur Edelstein- und Diamant-Gutachterin ausbilden, erlernte in Hanau in der „Zeichenakademie“, die aber nur so heißt, alle Goldschmiedetechniken und machte 1989 in Münster ihren Goldschmiede-Meister. Mit einem Freund eröffnete sie für ein Jahr einen Laden in Moers, ging dann im Streit und landete schließlich auf der Venloer Straße in Kevelaer. „Da wurde ein Laden frei, dann ein Künstlerhaus gebaut.“

Nach einigen weiteren Stationen in Kevelaer hat sie seit ein paar Jahren auf der Alten Wember Straße ihre „Heimat“ gefunden. Sie sei eine „Praktikerin“ und eher eine „Handwerkerin“, lautet ihre Selbsteinschätzung, was die künstlerische Arbeit betrifft. „Kontraste schaffen“ und „Grüppchen bilden“, das sind ihre Leitmotive bei der Gestaltung – sodass ein riesiger Fisch mit glänzenden Kanten zu einer feingliedrigen Kette gehört oder Sachen aus der Natur neu verarbeitet werden.

„Upcycling“ sei für sie ein wichtiges Thema, sagt Witzler. Und sie stelle mit ihrer Arbeit immer wieder den Wertebegriff in Frage. „Kieselstein statt Brilliant“ ist ihr Credo. Bettina Hachmann freut sich, dass Wetzler mit dabei ist. „Sie kombiniert immer ganz toll, ihre Seele ist Kunst.“

Mit dem Gitarristen Frank Schoppmann und dem Kontrabassisten Heribert Reul wird die passionierte Saxofonistin Witzler beim Kunstsalon am Samstag, 9. November, ab circa 14 Uhr auch Improvisationsmusik darbieten. Und am Samstag darauf wird sie mit Dirk Wenzel und Johanna Hachmann Jazz zum Besten geben.