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Bettina Hachmann in ihrem Kunstatelier im Schloss Wissen. Fotos: gee
Bettina Hachmann betreibt ihr Atelier seit über 20 Jahren im Schloss Wissen

Erinnerndes, Vergangenes und Neues

Zur Jubiläumsfeier am Samstag, 13. April 2024, und am Sonntag, 14. April 2024, hing dieses Bild wieder in einem ihrer Räume, die sie – dank des Hausherrn Raphaël Freiherr von Loë – nun bereits seit 20 Jahren nutzen darf.

Weihnachtsbäume selbst schlagen. Foto: vL
An den Adventswochenenden kann man im Wissener Wald ein Baum aussuchen

Weihnachtsbäume auf Schloss Wissen

Im Mittelpunkt des Interesses stand natürlich der diesjährige Weihnachtsbaum, der in einer großen Schonung schon darauf wartete, geschlagen zu werden.

In kleinen Gruppen wurden die Besucherinnen und Besucher am Samstag durch die große Biogasanlage geführt. Fotos: nick
Die Biogasanlage am Schloss Wissen produziert Strom und Wärme - und versorgt auch Kevelaer

Wo Millionen Mitarbeiter arbeiten

So ist das bei den Pionieren: Oft zeigt erst ein Blick zurück, ob man eine Erfolgs- oder einfach nur eine weitere Geschichte geschrieben hat. Im Falle der Biogasanlage am Schloss Wissen – genauer betrachtet gehört dieser Betrieb zum Gutshof und nicht zum Schloss – war vor 20 Jahren längst nicht klar, wo die sprichwörtliche Reise hingehen würde.

Das Parkfest auf Schloss Wissen war gut besucht. Fotos: gee
Die Besucherinnen und Besucher des Parkfests auf Schloss Wissen staunten, schlemmten und stöberten

Schloss Wissen ist immer eine Reise wert

Das Wetter am vergangenen Sonntag zum diesjährigen Parkfest konnte sich sehen lassen. So wie auch viele attraktive Kunstwerke, die es zu entdecken galt.

Am Sonntag ist Parkfestaf Schloss Wissen. Foto: privat
Neue und bekannte Attraktionen machen einen Besuch auf dem Schloss lohnenswert

Sonntag ist Parkfest auf Wissen

Wenn man dem Freiherrn von Loë so zuhört, wenn dieser über Schloss Wissen spricht, teilt man seine Begeisterung für das historische Gemäuer gern und schnell. 

Der Freiherr verspricht wieder exklusive Führungen

Parkfest auf Schloss Wissen am Sonntag

Am kommenden Sonntag, 10. Juli, wird das beliebte Parkfest auf Schloss Wissen wieder in gewohnter Form stattfinden.

An den kommenden Adventswochenenden lädt Raphaël Freiherr von Loë ein

Bäume schlagen im Wissener Wald

Selbst entdeckt, selbst geschlagen – das ist wieder das Motto an den kommenden beiden Adventswochenenden im Wissener Wald.

Krankenbruderschaft Rhein Maas lädt zum Tag des offenen Parks nach Wissen

Spaziergang im Spätsommer im Schlosspark

Erstmalig lädt die Krankenbruderschaft Rhein Maas im Spätsommer nach Schloss Wissen ein: Zwar wird es auch in diesem Jahr kein Parkfest der gewohnten Art geben, wohl aber einen Tag des offenen Parks am 19. September 2021.

Den richtigen Baum fürs Fest gefunden

Auch wenn die Aufenthaltsqualität eine andere war als sonst, kam das erste Baumschlagen-Wochenende am Schloss Wissen bei den Besuchern sehr gut an. Auf dem Weg zum Gelände konnte man schon zahlreiche Fahrzeuge entlang des Weges parken sehen. Mike Christ aus Duisburg war gerade angekommen und zog sich am Kofferraum noch die Stiefel an. Das Sägewerkzeug hatte der 37-Jährige selber mitgebracht. Ein paar Meter weiter trug Ben Müller seinen Baum bereits zurück zum Wagen. „Wir haben ein schmales Exemplar geholt. Dieses Jahr haben wir gesagt, das Auto ist nicht so groß“, scherzte der Neusser. „Es ist sehr entspannt, es ist ja alles im Freien. Die Leute tragen Maske, die Kinder können auf der Freifläche herumspringen. Man fühlt sich da ganz sicher.“

Tatsächlich hatten die Verantwortlichen mit Flatterband Sicherheitskorridore und ein Einbahnstraßen-System hergestellt, auf dem sich die Besucher in dem Waldstück bewegen konnten. Am Eingang genoss die Walbeckerin Fiona Zimmer mit ihrem Freund und einem Bekannten einen Glühwein. „Wir trinken erst, damit die Bäume nachher schöner sind“, lachte die 28-Jährige. „Wir kommen jedes Jahr, das ist Tradition. Es ist einfach das Feeling und so ein bisschen Weihnachten einläuten.“ 

Auf der Gegenseite kam ihnen die Wettener Familie Eickens mit zwei Bäumen entgegen. „Wir machen das jedes Jahr, sonst auch mit Stockbrotbacken und Glühweintrinken“, erzählte Sebastian Eickens. 40 Minuten brauche man schon, „bis man den perfekten Baum ausgesucht hat“, versicherte er. Was ein perfekter Baum ist, beschrieb seine Frau Natascha: „Der muss buschig sein, die Spitze nicht zu kahl.“ Ihre Kinder Sophie und Samuel wussten schon, wohin die Bäume kommen. „Einer kommt nach draußen und einer ins Wohnzimmer.“

Kein kulinarisches Dorf

Das Baumschlagen auf Schloss Wissen ist traditionell eine Familiensache.

An einer kleinen Hütte reichte Raphael Freiherr von Löe persönlich die Sägen weiter. „Wunderbar, allerbestes Wetter und die Familien nutzen das im großen Umfang.“ Er zeigte sich überrascht, „dass so viele so früh sind. Es zahlt sich aus, dass wir noch ein drittes Wochenende vorgezogen haben.“ Dass die Aktion in Coronazeiten überhaupt stattfindet, hätten ihm die Kunden, die man vor zehn Tagen angeschrieben habe, mit „begeisterten Rückläufen“ bestätigt. „Natürlich durften wir das kleine kulinarische Dorf nicht anbieten.“ Dafür gäbe es diesmal alles to-go, von Glühwein über Mandeln bis zum Wildschweingeschnetzelten.   

Gegenüber der Hütte wurden die Bäume abgemessen und eingenetzt. Der Uedemer René Derken stellte einen Baum an die Messlatte. Dort konnte man je nach Höhe den Preis erkennen. „Dass man sich den so aussuchen kann und an der frischen Luft, nicht schon eingepackt, ist halt die besondere Qualität.“

Im Baumwald legte der Walbecker Heinz Linsen mit Hilfe seiner Frau Elke an einem gut gewachsenen Exemplar Hand und Säge an. „Nicht zu hoch und er muss ins Auto passen“, war seine Wahlentscheidung pragmatisch ausgefallen. „Wir fahren regelmäßig hierher. Es ist hier einfach schön ruhig, manchmal singen die Leute sogar Weihnachtslieder“, fügte seine Frau hinzu.

Gespaltene Meinungen

Die dreiköpfige Weezer Familie van Husen musste bei ihrer Auswahl einen Grundsatzkonflikt ausräumen. „Er darf einigermaßen gleichmäßig sein und darf auch zwei Spitzen haben. Aber das sehen meine beiden Männer ganz anders“, meinte Mutter Andrea. „Ich hab lieber einen schön gewachsenen Baum mit einer Spitze“, entgegnete ihr Ehemann Reiner und Sohn Max stimmte ihm zu. Am Ende konnte sich Andrea van Husen aber durchsetzen und entschied beim Anblick eines schönen Exemplares: „Den nehmen wir jetzt.“

Das Baumschlagen findet noch an den kommenden beiden Adventswochenenden statt, jeweils freitags von 12 bis 16 Uhr und am Wochenende jeweils von 10 bis 16 Uhr. Einfach den Hinweisschildern auf der B 9 Richtung Weeze folgen.

Was was bringt, wissen in Wissen wohl erst die Urenkel

Schon im Tierreich gehört die „Eierlegende Wollmilchsau“ zu den Legenden. In der Pflanzenwelt wird man sie erst recht vergeblich suchen. Das ist die Crux, aber auch eine Chance des Waldes, meinen Raphaël Freiherr von Loë und sein Forstverwalter Frank Koch. Dass Monokulturen, wie sie nach dem Krieg aus damals naheliegenden Gründen angebaut wurden, keine dauerhafte Lösung für den Wald sind, weiß man auf Schloss Wissen schon lange. Seit mehr als einem Jahrzehnt setzt man hier auf die Durchmischung. Ob die Bäume den sich verschärfenden Klimawandel überstehen, ihn vielleicht gar bremsen können – „das wissen dann meine Urenkel“, sagt der Freiherr.

Der Wald sei „ein historisches Hobby der Eigentümer“, da macht sich Frank Koch keine Illusionen. „Ein knallharter Wirtschaftsfaktor ist er nicht.“ Schon beim jüngsten Fichtensterben habe man nicht einmal die dringenden Aufräumarbeiten  kostendeckend leisten können. Und nach drei trockenen Sommern habe nun auch der Laubwald in großen Teilen seine Belastungsgrenze erreicht. Eine großflächige Bewässerung, wie bei Stadtbäumen oder in der Landwirtschaft, sei unmöglich.

Im „Dürremonitor“ liege man „im tief violetten Bereich“, sagt Koch, der Sommerniederschlag fehlte fast völlig, der Boden sei bis in eine Tiefe von 1,80 Metern schlicht trocken. Und so ein Laubbaum mit einem Kronendurchmesser von zehn Metern ziehe normalerweise etwa 300 Liter Wasser aus dem Boden – pro Tag. Hinzu komme das, was wir Menschen als „Sonnenbrand“ auf der Haut kennen. „Rindenbrand“ heißt das bei Bäumen, entsteht bei extrem starker Sonneneinstrahlung – und ist oftmals ein Todesurteil. Doch auch das gegenteilige Phänomen ist den Wissenern schon untergekommen: Als 2016 extrem viel Niederschlag fiel, stand das Wasser auf lehmigen Böden 30 Zentimeter hoch und „die Bäume sind ertrunken“, sagt Koch.

Nur der Mischwald überlebt

Dauerhaft überleben könne letztlich nur der Mischwald, da sind sie sich sicher. „Doch alles was wir hier heute tun, ist mindestens auf Jahrzehnte angelegt“, sagt Koch. Und erst dann könne man wirklich absehen, ob sich der Einsatz gelohnt habe, sagt von Loë und meint das nicht in erster Linie finanziell. Aber nicht nur eine möglichst breite Mischung der Baumarten sei wichtig. Immer mehr rücke auch die Erkenntnis in den Fokus, dass die Entwicklung des Waldes auch eine Generationenfrage sei – eine der Baumgenerationen. Im Schatten größerer, älterer Bäume habe eben der Nachwuchs bessere Entwicklungschancen, bringt es der Freiherr auf den Punkt.

Was den Waldbesitzern bleibe, sei der Blick auf wissenschaftliche Versuche und auf die  Erfahrungen der Vorfahren – zum Glück im Wissener Wald sehr gut dokumentiert, sagt von Loë.