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Wie ‘ne kleine Sprechstunde

Schlaganfall und Diabetes, zwei der wohl häufigsten Gesundheitsrisiken der modernen Zeit, standen im Mittelpunkt der Beratung am Infomobil der Karl-Leisner-Kliniken.
Sechs Stunden lang standen Fachmediziner am Roermonder Platz zur Verfügung, um alle möglichen Fragen rund um die beiden Themen ausführlich zu beantworten.
„Der Ansatz ist der, die Leute für Gefäßrisiken zu sensibilisieren“, unterstrich der Oberarzt der Klinik für Innere Medizin und Interventioneller Gefäßmedizin, Ralf Kappel, und gab einer Dame den Rat: „Der erste Ansprechpartner ist immer der Hausarzt.“

Gut hundertmal im Jahr komme es allein in seiner Klinik zu einer Schlaganfall-Situation und der Notwendigkeit, eine Engstelle wie die Halsschlagader mit einem Stent zu versehen.
„Das ist auch im Vergleich mit anderen Zentren viel“, ordnete er das ein. Das sei aber nicht ausschließlich ein Problem von Menschen ganz hohen Alters. „Da sind auch Patienten dabei, die 50 oder 60 sind und bei denen Risikofaktoren dazukommen“, unterstrich der Mediziner.
„Das ist unser tägliches Brot stationär“, sprach der Chefarzt der Neurologie am Marienhospital, Dr. Klaus-Dieter Willenborg, bei „10.000 Patienten im Jahr. Das sind jeden Tag zwei bis drei Patienten mit unterschiedlichen Facetten und unterschiedlicher Schwere.“
Da gelte es auf solche Sachen wie Blutwerte zu achten, „die Blutfette zu überprüfen, einen ausgeglichenen Lebensstil zu pflegen, nicht zu rauchen und regelmäßig Vorsorge beim Hausarzt zu betreiben“, so seine Empfehlung. Und „wenn das Kribbeln kommt“, man Doppelbilder sehe oder Sprachstörungen auftreten, solle man sofort 112 anrufen.
Auch Willenborg warnte davor, das Ganze lediglich als Phänomen der demoprahischen Entwicklung abzutun, obwohl sie natürlich eine ganz wichtige Rolle spiele.

„Zehn Prozent der Betroffenen sind unter 40 Jahre alt – da spielen oft Stress oder auch schlechte Ernährung mit rein.“ Und er hatte aktuell das Beispiel eines Zeitungsreporters im Sinn, der vor Kurzem noch im Hospital gewesen sei – und kurz zuvor bei der Fußball-WM 2018 in Russland tätig gewesen war.
„Ich habe da eine Verengung, die könnte man mal überprüfen“ begrüsste ein 81-jähriger Essener, der seine Ferien in Winnekendonk verbringt, die Aktion.
Eine 88-Jährige aus Kevelaer, die nach eigener Auskunft „seit sechs Jahren Vorhofflimmern“ hat, erkundigte sich danach, „ob alles richtig ist, was ich so einnehme.“ Solche Beratungen müsse es häufiger geben, fand sie. „Es war wie eine kleine Sprechstunde“, kommentiert auch Willenborg die Aktion.

Ein Selbstversuch

Zum Selbstversuch ging es in den Innenraum des Wagens, in dem Elke Determann, Diätassistentin bei den Karl-Leisner-Kliniken, den Interessierten den Blutzuckerwert maß. Überwiegend hätten „Rentner mit Vorerkrankungen“ den Weg in das Mobil gesucht, berichtete die Fachfrau, bevor sie die Nadel ansetzte, um dem rechten Mittelfinger einen minimalen Stich zuzufügen. „Die meisten hier sagten: ich hatte schon einen Schlaganfall. Das waren Leute, die oral eingestellt werden – und die wenigsten dabei, die selber messen“, tröpfelte sie das Blut aus dem Finger auf den Messstreifen und schob diesen ins Gerät. „Und für viele war es mal etwas anderes, als nur den Nüchtern-Wert zu messen“, sagte sie und konstatierte bei ihrem „Patienten“ einen Wert von 113. „Das ist nach der Mahlzeit absolut normal“, erklärte sie. Aber: im Fall von Symptomen wie „viel Wasser lassen, Müdigkeit und Antriebsarmut, immer Durst“ den Hausarzt aufzusuchen.

Anschließend nahm Ana Gabriella Reinhold das Blutdruckgerät zur Hand. „Mit 110 zu 70 bin ich absolut mit Ihnen zufrieden“, verkündete die Assistenzärztin der Inneren Abteilung. Eine weitere beruhigende Botschaft: „Und 77 Kilo bei 179 Zentimetern ist absolut gut.“

Das Marienhospital informiert zum Thema Schlaganfall

Gesundheitsrisiken kennen, Symptome deuten, schnell reagieren – Aufklärung kann Leben retten. Das Marienhospital Kevelaer engagiert sich aktiv für die Kampagne „Herzenssache Lebenszeit“. Ziel dieser Aufklärungskampagne ist es, den Informationsstand über Ursachen, Risikofaktoren und Vorsorgeoptionen in der Bevölkerung zu verbessern und die Anzahl der Schlaganfälle und Diabeteserkrankungen zu reduzieren.
Am Samstag, 21. Juli, steht der auffällige Info-Bus von 10 bis 16 Uhr am Roermonder Platz. Dort stehen Chefarzt Dr. med. Rüdiger Kerner und Oberarzt Ralf Kappel, Klinik für Innere Medizin/Interventionelle Gefäßmedizin sowie Chefarzt Dr. med. Klaus-Dieter Willenborg, Klinik für Neurologie des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums, Marienhospital Kevelaer, am Infobus in Kevelaer für Fragen rund ums Thema Schlaganfall zur Verfügung.

Kevelaerer Fachärzte informieren vor Ort
Interessierte haben hier die Möglichkeit, im direkten Gespräch mit dem Facharzt für Neurologie oder mit dem Facharzt für Innere Medizin offene Fragen zu klären und ihr persönliches Schlaganfall- und Diabetes-Risiko testen zu lassen. Informationsmaterialien sorgen für zusätzliche Aufklärung über Risikofaktoren, darunter Vorhofflimmern, eine häufig zu spät diagnostizierte Herzrhythmusstörung.
„Unser Engagement als Klinik geht weit über die eigentliche Versorgung von Patienten hinaus“, so Chefarzt Dr. med. Klaus-Dieter Willenborg, Klinik für Neurologie des Marienhospitals Kevelaer. „Durch unsere Beratung der Menschen vor Ort möchten wir dazu beitragen, Schlaganfälle zu verhindern.“
Birgit Härtle, Projektleiterin der Aufklärungskampagne „Herzenssache Lebenszeit“ bei Boehringer Ingelheim, ergänzt: „Es ist gerade die übergreifende Zusammenarbeit von Fachärzten, Kliniken, Selbsthilfegruppen, Herstellern, Politikern und Verbänden, die unsere Aufklärungsarbeit erfolgreich macht. Nur gemeinsam können wir die Bevölkerung für die Erkrankungen Schlaganfall und Diabetes nachhaltig sensibilisieren.“
Die bundesweite Aufklärungskampagne wurde von Boehringer Ingelheim initiiert und wird in Kooperation mit den Initiatoren Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe (SDSH), Stiftung „Der herzkranke Diabetiker“ (DHD), Deutsche Stiftung für chronisch Kranke (DSCK), Deutsche Diabetes-Stiftung (DDS), Deutsche Diabetes Hilfe (diabetesDE), Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe (VDBD), Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M), Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE), Deutsche Nierenstiftung (DNS), Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK), Deutsche Herzstiftung (DHS) sowie Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) durchgeführt.

270.000 Schlaganfälle jährlich
Hierzulande erleiden nach Angaben der Organisatoren der Kampagne rund 270.000 Menschen jährlich einen Schlaganfall. Zwischen 50 und 70 Prozent aller Schlaganfall-Erkrankungen ließen sich durch gezielte Vorsorgemaßnahmen und die Förderung einer gesunden Lebensweise verhindern. Auch von der Volkskrankheit Diabetes mellitus seien viele Menschen betroffen. Bei etwa 7 bis 8 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland sei eine sogenannte Typ-2-Diabetes diagnostiziert worden. Inklusive einer Dunkelziffer von etwa 2 Mio. Menschen wird die Anzahl der Betroffenen auf 7,6 Mio. geschätzt. Deutschland gehört somit weltweit zu den zehn Ländern mit der höchsten absoluten Anzahl an Menschen mit Diabetes mellitus. Besonders verheerend sei die Tatsache, dass Diabetes ein klassischer Risikofaktor für den Schlaganfall ist: Etwa jeder fünfte Schlaganfall-Patient sei Diabetiker. „Patienten, die an Diabetes erkrankt sind und einen Schlaganfall erleiden, haben laut einer aktuellen Studie eine um bis zu 12 Jahren verkürzte Lebenserwartung.“