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Gemeinsames Gebet am Grab. Foto: Lemken
Schulte Staade-Stiftung lud zu einem stimmungsvollen Gedenken ein

Gedenktag für Prälat Richard Schulte Staade

Vier Jahre nach dem Tod von Prälat Richard Schulte Staade fand in Kevelaer ein besonderes Gedenken statt.

Hubert Lemken, Gregor Kauling und Dominik Pichler (v. l.) stehen vor der restaurierten Kreuzigungsgruppe mit dem Grab von Richard Schulte Staade auf dem Kevelaerer Friedhof. Foto: Bischöfliche Pressestelle / Christian Breuer
Jahresamt für Richard Schulte Staade in der Marienbasilika

Kreuzigungsgruppe in neuem Glanz

Bewährtes erhalten und Zukunft gestalten – das sind die Ziele der Schulte Staade-Stiftung, die der 2020 verstorbene, frühere Wallfahrtsrektor noch zu seinen Lebzeiten eingerichtet hatte.

Schulte Staade-Stiftung hat die Arbeit aufgenommen

Am 13. Januar 2020 verstarb der frühere Wallfahrtsrektor und Ehrenbürger Kevelaers, Richard Schulte Staade. Am Samstag, 30. Januar, wird nun ab 18.30 Uhr in der Vorabendmesse das Jahresamt für Schulte Staade gefeiert.

Schulte Staade habe Kevelaer „über Jahrzehnte geprägt und er war ein Mann, der wirklich etwas zu sagen hatte und viel für die Stadt getan hat“, blickt Bürgermeister Dr. Dominik Pichler zurück. Er gehört dem Vorstand der Schulte Staade-Stiftung an, die sich in den vergangenen Monaten intensiv mit der Ordnung des Nachlasses des ehemaligen Wallfahrtsrektors befasst hat.

„Wir mussten den Besitz erst sichten, Vermögen zu Geld machen und noch offene Rechnungen abwarten“, erläutert Pichler. Nun sei ein Stiftungsvermögen – „sechsstellig, aber noch keine halbe Million“ – zusammengekommen. In der aktuellen Zinssituation könne man damit jedoch keine großen Sprünge machen und hoffe daher auf weitere Spenden.

Schulte Staades Amtsnachfolger Pfarrer Gregor Kauling ist ebenfalls Mitglied des Stiftungsvorstands: „Die Stiftung ist ein Vermächtnis an die Kirche und die Stadt“, erklärt Kauling. Zweck der Stiftung, die eine kirchliche Stiftung bürgerlichen Rechts ist, sind „die Förderung kirchlicher Zwecke im Marienwallfahrtsort Kevelaer und die Verschönerung des Ortes“.

Hubert Lemken, gewähltes Vorstandsmitglied, führt aus, was das bedeutet: „Dazu gehören zum Beispiel die Verschönerung des Kreuzweges, die Ausgestaltung öffentlicher Gebäude oder Plätze, die Pflege und Restaurierung der Kunstschätze und des Inventars der Basilika und auch die Pflege des kirchlichen Liedgutes und des Chorgesangs.“ Damit bleibt sich der Stifter treu, dem schon zu Lebzeiten vereinzelt vorgeworfen wurde, sich in finanzieller Sicht mehr auf Kunstschätze als auf die Seelsorge zu konzentrieren.

Ein erstes Projekt hat der Stiftungsvorstand bereits beschlossen: die Restaurierung eines Grabmals. „Wenn einmal mehr Geld da ist, werden wir sicher auch Projekte machen, von denen Menschen profitieren“, versichert Pichler.

Informationen gibt es bei den Vorstandsmitgliedern sowie dem Stiftungsbeauftragten des Bistums Münster, Christian Meyer, unter der Mailadresse meyer-c@bistum-muenster.de. Das Spendenkonto hat die IBAN DE77 4006 0265 0010 1290 00. In den Schriftenständen der Pfarrei liegt zudem ab sofort ein Informationsflyer aus.

Das Jahresamt für Richard Schulte Staade am Samstag, 30. Januar, ist ab 18.30 Uhr zu sehen beim Fernsehsender EWTN und online auf www.wallfahrt-kevelaer.de sowie www.domradio.de.

Sein letzter irdischer Weg

Sogar in der Antonius-Kirche stand für einige eine Leinwand zur Verfügung, und die Basilika war so voller Menschen, dass einige in dem hinterem Bereich stehen musssten. Das Bedürfnis der Kevelaerer, „ihren“ früheren Wallfahrtsrektor Richard Schulte Staade auf seinem „letzten irdischen Weg“, wie es Weihbischof Stefan Zekorn in seiner Predigt später formulierte, zu begleiten, war immens.

Auch zahlreiche Kevelaerer Vereine versammelten sich vor der Basilika, um dem Ehrenbürger der Stadt in der Kirche und später auf dem Weg zum Friedhof die letzte Ehre zu erweisen. „Wo soll man anfangen?“, fragte Michael Kalcker von der Seb und beschrieb ihn angesichts seiner vielen Verdienste als „entscheidende Persönlichkeit für Kevelaer“.

Raphael Freiherr von Loe, verband mit ihm zahlreiche bewegende Erinnerungen. „Er hat mich zur Firmung geführt, hat eine wunderbare Festpredigt zu 600 Jahren Kapelle auf Schloss Wissen gehalten. Es gab spirituell wunderbare Erlebnisse mit ihm.“ 

Bewegendes Abendgebet am Freitag

Am Vorabend der Beerdigung hatte es in der Basilika bereits ein bewegendes Abendgebet gegeben, bei dem der Männergesangsverein zum Gedenken an Schulte Staade seine Stimmen erklingen ließ.

Der amtierende Wallfahrtsrektor Gregor Kauling hatte an diesem Abend bereits davon gesprochen, dass Schulte Staade eine integrierende Persönlichkeit besaß, die „die Menschen nicht zu sich geführt hat, sondern zu Gott und der Mutter Gottes.“

Am Samstagvormittag kamen zu den vielen Kevelaerern noch die zahlreichen kirchlichen Würdenträger. Aus dem Bistum Münster waren unter anderem der frühere Niederrhein-Weihbischof Wilfried Theising und Schulte Staades damaliger Nachfolger Stefan Zekorn anwesend.

Auch Bischöfe aus den Niederlanden, Belgien und Luxemburg sowie Gäste aus der Politik – so wie die frühere Bundesministerin Barbara Hendricks – und der Gesellschaft wollten von dem Gottesmann Abschied nehmen.

Der Münsteraner Weihbischof Stefan Zekorn zelebrierte dann zusammen mit dem emeritierten Bischof aus Rotterdam, Adrianus van Luyn, und dem Roermonder Bischof Harrie Smeets das feierliche Pontifikalrequiem.

Ein Mann tiefer Marienfrömmigkeit – und ein Netzwerker

Richard Schulte Staade war vieles“, zählte Stefan Zekorn dann in seiner Predigt die vielen Funktionen und Interessensgebiete des Verstorbenen auf, der an diesem Tag 88 Jahre alt geworden wäre. „Ehrenbürger, Ehrenpräses, Kuratoriumsvorsitzender, 30 Jahre Mitglied des Priesterrates und des Bistums, Organisator, Pilger, Reiseleiter, Gastgeber, Liturgiegestalter, Bauherr, Antiquitätensammler, Musikliebhaber…. und diese Reihe ließe sich mühelos noch fortsetzen.“ Und er erinnerte an die Besuche von Johannes Paul II. und Mutter Teresa, die ohne Schulte Staade nicht zustande gekommen wären.

Als er sein Nachfolger wurde, habe er versucht, die Handlungen seines Vorgängers zu verstehen. “Da ist mir deutlich geworden, daß er die Gemeinschaft des Priesterhauses, die Pfarrei, die Wallfahrt, und seine Freunde im Grunde wie eine große geistliche Familie im Sinne des Evangeliums gesehen hat.“ Zentral seien für ihn die „vier Worte, die alle von Richard Schulte Staade“ an vielen Orten angebracht wurden und die er in seiner Anfangszeit in Kevelaer überall entdeckte, gewesen: „Mater mei memento dei“ („Mutter Gottes, gedenke meiner“). Die Gottesmutter sei „im inneren Bezirk seines Lebens“ wie die Gnadenkapelle des Wallfahrtsortes Kevelaer gewesen. Schulte Staade habe „aus einer einfachen Marienfrömmigkeit“ heraus gelebt, dazu eine tiefe Beziehung gehabt, sagte Zekorn. Für ihn sei „Maria die „consolatrix afflictorum“, „ die den Betrübten Trost spendet und einen neuen Weg im Leben eröffnet“. Dieses Gedenken habe ihn geprägt in der Pflege „einer großen Vielfalt menschlicher Beziehungen“. Schulte Staade habe „soziale Netzwerke gepflegt, lange bevor es diesen Begriff überhaupt gab“. Deswegen habe er auch „die Internationalität und die freundschaftlichen Verbindungen in die Niederlande, nach Belgien und Luxemburg“ so gepflegt, weil er die „geschwisterliche Begegnung in der Kirche“ als wichtig empfunden habe.

Fürsorglich-familiäre Zuneigung

Ungezählte Kevelaerer, Pilger, Familie und Freunde“ hätten „diese fürsorglich-familiäre Zuneigung und Zuwendung erfahren.“ Gleichzeitig sei das für manche „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht leicht“ gewesen, „weil immer zu dieser familiären Perspektive die Forderung nach einem ganz großen persönlichen Einsatz gehörte.“ Auf diese Weise habe er 31 Jahre lang die Pfarrei gestaltet und vor allem in dieser Haltung über viele Jahre junge Leute begleitet „und ihnen geholfen, ihren Lebensweg zu finden.“ In den Kontext stellte er auch die letzten Worte gegenüber Gregor Kauling am Vorabend seines Todes: „Ihr müsst die Jugend zur Mutter Gottes führen und das Unsichtbare sichtbar machen.“ Deshalb habe Schulte Staade die Kevelaerer Kirchenliturgie so gestaltet, „dass das Sakrale, die geheimnisvolle Gegenwart des unsichtbaren Gottes ein bisschen sichtbar wird.“ Die Worte „Selig sind, die bei Dir wohnen“ sollte jetzt „auch für den Rektor der Wallfahrt, der selbst Pilger war, endgültig in Erfüllung gehen.“

Zum Abschluss zitierte Zekorn die Worte der Kirchenzeitung zum „25-jährigen Ortsjubiläum“ von Richard Schulte Staade: „Wir schauen in diesen Tag als Pfarrei St. Marien in großer Dankbarkeit zurück auf das segensreiche Wirken unseres Pastors. Wir erleben einen Mann Gottes, geprägt von großer Religiosität, beeindruckender Schaffenskraft und Beharrlichkeit und einem überzeugenden Stehvermögen, wenn die persönliche Überzeugung dies erfordert.“

Im Anschluss an das Requiem positionierte sich die Trauergemeinde am Priesterhaus, führte der Weg des Sarges vor das Gnadenbild. Pfarrer Gregor Kauling stimmte das „Ave Maria“, die Gemeinde das Lied „Maria breit den Mantel aus“ an. Anschließend zog die Prozession über die Hauptstraße vorbei an der St. Antonius-Kirche zum Friedhof. Dort wurde Schulte Staade beigesetzt.

Ein Macher und ein Christ

Zeitzeugen erinnerten sich am Tag der Verabschiedung an die Person Richard Schulte Staade

Im Petrus-Canisius-Haus und im Priesterhaus nutzten mehrere hundert Gäste die Gelegenheit, sich noch einmal an den Verstorbenen zu erinnern.

Der berühmte Düsseldorfer Bildhauer Bert Gerresheim, der viel mit Richard Schulte Staade in Kevelaer zusammen gearbeitet hat und mit ihm befreundet war, sagte: „Er war ein Mensch, der etwas von Kultur verstand und ein guter Christ. Er war außer dem Kardinal in Köln mein bester und verständnisbereitester Auftraggeber. Man konnte alle Dinge besprechen, man wurde nicht gegängelt und man behielt die künstlerische Freiheit, auch wenn man natürlich auch mal Grenzen aufgezeigt bekam. Das war eine Gnade des Himmels, dieser Mann:“

Der Kevelaerer Ortsvorsteher Edmund Bercker dachte spontan „an eine schöne Reise, nachdem er im Ruhestand war, nach Süddeutschland zu Wallfahrtsorten, die ich ganz gut kenne.“ Für ihn sei es „eine Freude“ gewesen, „mit so einer Persönlichkeit zusammengearbeitet zu haben. Er war ein Manager in Sachen Gottes, insbesondere der Mutter Gottes, und wusste, was er wollte. Das kleinste Gnadenbild der Welt hat sein Leben und meins bestimmt.“

Der emeritierte Bischof von Aachen, Heinrich Mussinghoff, erinnerte sich daran, dass er mit Schulte Staade „um die gleiche Zeit Domvikar in Münster“ geworden sei. Als Bischof sei er häufig mit Gruppen in Kevelaer gewesen und habe einen „großen Gastgeber“ erlebt. „ Er war ein frommer Mensch – nicht im Sinne einer Bilderbuchfrömmigkeit, sondern zupackend, dem Menschen zugewandt und sehr stark in der Marienverehrung verwurzelt.“

Auch die  Rheinberger Unternehmerin Christiane Underberg hatte eine ganz persönlichen Draht zu dem Prälaten „von Jugend aus über meine Familie.“ Schulte Staade sei „so eine herausragende Persönlichkeit in der Breite seiner Talente und Fähigkeiten und mit einer charakterlichen Stärke und Persönlichkeit. Davon hätte ich gerne noch mehr von auf dieser Erde.“

Bürgermeister Dominik Pichler räumte dem Ereignis fast sowas wie historische Bedeutung ein: „Ich habe eben auf dem Rückweg zu David Burau gesagt, dass wir eine Beerdigung in dieser Größenordnung in Kevelaer in den nächsten 50 Jahren sicher nicht mehr sehen werden.“ Richard Schulte Staade „war Pastor, als ich nach Kevelaer zog 1983. Irgendwann verließ ich Kevelaer, um zu studieren und das Referendariat zu machen. Als ich 2005 wiederkam, war er immer noch Pastor in St. Marien.“ All das drücke schon die Dauer seines Wirkens aus. Er sei „nicht nur Seelsorger, sondern auch ein Macher“ gewesen, der „baulich für die Wallfahrt und für die Stadt“ viel bewirkt habe. „Das ist der Grund, warum heute auch von sehr vielen Vereinen und Bürgern Abschied genommen wurde, die ihn als charismatischen Macher und frommen Geistlichen auch konfessionsübergreifend wahrgenommen haben. Er war nicht nur für die Katholiken da und stand nicht nur für den Kapellenplatz.“

„Er hat in der Stadt Spuren hinterlassen“

Wohl jeder Kevelaerer kannte Richard Schulte Staade. Und viele Mitbürger haben den ehemaligen Wallfahrtsrektor über all die Jahre begleitet. Im KB würdigen einige von ihnen nochmal das Leben und Wirken des Ehrenbürgers der Stadt Kevelaer.

„Richard Schulte Staade war einer meiner Vorgänger im Amt des Wallfahrtsrektors in Kevelaer. Seine Verdienste um die Wallfahrt sind kaum zu ermessen, seine Ideen und Erneuerungen wirken bis heute nach“, würdigt Weihbischof Rolf Lohmann den Verstorbenen. „Ich bin dankbar für die vielen Begegnungen mit ihm.“

Weihbischof Rolf Lohmann würdigt den Verstorbenen.

„Ich habe fast 30 Jahre mit Pastor Schulte Staade in seiner Zeit als Wallfahrtsrektor zusammengearbeitet und Höhepunkte der Stadt aus nächster Nähe mit ihm erlebt“, erinnert sich Marianne Heutgens. Die Wallfahrtsführerin, arbeitete fast 30 Jahre in der Stadtverwaltung. „Auch als Stadtführerin kann ich sagen: Kevelaer würde ohne ihn anders aussehen und trägt seine Handschrift. Überall in der Wallfahrt und in der Stadt hat er seine Spuren hinterlassen. Besuche wie die von Mutter Teresa und Papst Johannes Paul II. wären ohne ihn wohl kaum zustande gekommen. Er war ein hervorragender Geschäftsmann, Organisator und Kunstkenner. Für viele Kunstwerke fand er geeignete Sponsoren und zahlte oft den Rest aus seiner eigenen Tasche. Zuletzt konnte ich auch einige Pilgerfahrten mit ihm unternehmen. Über 40 Jahre lang konnte ich viele Höhen und Tiefen mit ihm erleben. Für mich war er ein ganz großer Mann. Ich bin unendlich traurig über seinen Tod.“

Marianne Heutgens, Stadt- und Wallfahrtsführerin, arbeitete fast 30 Jahre in der Stadtverwaltung Kevelaer.

„Richard Schulte Staade habe ich schon als jungen Kaplan in Coesfeld vor etwa 40 Jahren kennengelernt“, sagt Werner Börsting von der Medjugorje-Pilgervereinigung Regina Pacis Kevelaer. „Seit 2007, nach seiner Pensionierung, begleitete er Pilgerfahrten nach Medjugorje. Er war ein großer Medjugorjefreund und Muttergottesverehrer. Auch meine Frau und ich begleiten seit 2002 jährlich Pilgerfahrten nach Medjugorje. Seit 2010 wirkte Pastor Schulte Staade als Vorsitzender in unserer Medjugorje-Vereinigung Regina Pacis Kevelaer mit und nahm unter anderem jedes Jahr am Jugendfestival in Medjugorje teil, wo er täglich mehrere Stunden als Beichtvater wirkte. Noch im letzten August war er mit uns in Medjugorje. Diese Pilgerreise erfüllte ihn mit großer Freude und Dankbarkeit. Durch unsere gemeinsamen Pilgerreisen hat sich eine schöne Freundschaft entwickelt. Die Gespräche mit ihm, wo er von seinem Gottvertrauen Zeugnis gab, werden uns sehr fehlen.“

Werner Börsting von der Medjugorje-Pilgervereinigung Regina Pacis Kevelaer.

“Ein Großer ist gegangen”, schreibt Bürgermeister Dr. Dominik Pichler. “Der Ehrenbürger der Stadt Kevelaer besuchte bis kurz vor seinem Tod Veranstaltungen, soweit sein Gesundheitszustand es zuließ, und behielt seinen wachen Geist bis zuletzt. Für mich unvergessen bleibt sein Auftritt bei der Feier zum 375jährigen Wallfahrtsjubiläum, bei dem er sämtliche Zuhörer völlig in seinen Bann zog. Ich fand ihn schon früher beeindruckend. Daran hat sich bis zuletzt nichts geändert. Ruhe in Frieden!”

„Für viele hatte Richard Schulte Staade den Ruf als durchsetzungsstarker Manager der Wallfahrt“, fügt der ehemalige Bürgermeister Dr. Axel Stibi an. „Das war er ganz sicher auch. Er hat für Kevelaer viel gemacht und geleistet. Er hatte aber auch eine tiefgläubige Ader. Das Bild, wie er ganz still und in sich gekehrt in der Gnadenkapelle betete, hat sich mir tief eingeprägt. In meiner Zeit der Zusammenarbeit mit ihm kamen wir immer gut klar. Auch nach seinem Weggang aus Kevelaer brach er die Verbindung zu Kevelaer nie ab und kam oft zu wichtigen Veranstaltungen angereist. Er hatte wirklich eine ausgeprägte Verbundenheit zur Stadt. Sein Tod ist ein großer Verlust für Kevelaer.“

Der ehemalige Bürgermeister Dr. Axel Stibi.

„Pastor Schulte Staade hat mich 1992 zum Jubiläumsjahr 350 Jahre Kevelaer-Wallfahrt in sein Team geholt“, sagt Dr. Rainer Killich, seit 1992 Generalsekretär der Wallfahrt Kevelaer und lange Zeit die “rechte Hand“ von Schulte Staade als Wallfahrtsrektor. „Wir kannten uns schon lange, aber dennoch war das sicher ein Vertrauensvorschuss von ihm, zumal ich von Anfang an sehr eigenverantwortlich arbeiten durfte. Die Situationen, in denen wir uns mal deutlich uneinig waren, gab es auch, lassen sich in 14 gemeinsamen Arbeitsjahren aber an einer Hand abzählen. Pastor Schulte Staades Wirken in Kevelaer auf den Bereich der Wallfahrt zu reduzieren, würde nicht der Realität entsprechen. Das Priesterhaus als Pilger- und Exerzitienhaus hat er entscheidend geprägt. Und bei unseren Planungen der Wallfahrt hat er immer wieder in seiner ihm eigenen Art zu mir gesagt: Doktor, wir müssen bei allem, was wir hier tun, immer unsere Pfarrgemeinde im Blick haben. Bei mir bleibt ganz persönlich eine große Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit.“

„Als heutiger Wallfahrtsrektor von Kevelaer berührt mich der Tod unseres langjährigen Pastors Richard Schulte Staade“, äußert sich Domkapitular Gregor Kauling zum Tod von Schulte Staade. „Ich freue mich, dass er der Einladung gefolgt ist, seinen Lebensabend in Kevelaer in der Nähe der Consolatrix Afflictorum zu verbringen. Er hat die Liebe zur Muttergottes durch seine Verkündigung in Wort und Bild mit Leben gefüllt. Diese gelebte Liebe und Leidenschaft wirkt bis heute segensreich weiter.“

Leben ohne Grenzen

Einen Nachruf auf Richard Schulte Staade schrieb Domkapitular Gregor Kauling,
Pfarrer und Wallfahrtsrektor St. Marien Kevelaer:

Unser langjähriger Pastor und Wallfahrtsrektor Prälat Richard Schulte Staade ist am 13. Januar im Frieden Christi verstorben. Domkapitular em. Schulte Staade wurde am 25. Januar 1932 in Essen-Werden geboren, dort, wo der Hl. Liudger, der Gründer unseres Bistums Münster, seine letzte Ruhestätte fand, empfing er am 27. Januar 1932 die Taufe.

Aufgewachsen ist er in Lüdinghausen und erlernte dort das Handwerk des Landwirts auf dem elterlichen Hof. Aktivitäten in der kirchlichen Jugendarbeit und positive Erfahrungen mit der Benediktiner-Abtei Gerleve führten dazu, dass er sich entschied, Priester zu werden. Nach seinem Studium der Philosophie und Theologie in Münster und München folgte eine Zeit als Diakon in London und Birmingham. Schließlich wurde Richard Schulte Staade am 21. Juni 1963 in Münster zum Priester geweiht.

Stationen seiner Tätigkeit als Kaplan waren Bocholt, Coesfeld und Wesel. Anschließend war er als Domvikar am Dom in Münster, in der Jugend- und Studentenseelsorge tätig.

Im Jahre 1974 wurde er zum leitenden Pfarrer und Wallfahrtsrektor an der Marienbasilika in Kevelaer ernannt. 32 segensreiche Jahre sollten folgen. Mit einer immensen Leidenschaft und Liebe für seine Aufgabe hat er sich dafür eingesetzt, Menschen zum Gnadenbild der Trösterin der Betrübten zu führen. In ihm vereinte sich ein offenes Herz für die Sorgen und Nöte des Menschen von heute, mit einem wachen Verstand.

Sein Durchsetzungswille öffnete den Ort Kevelaer für die Begegnung mit Menschen aus den unterschiedlichen Regionen Deutschlands und des benachbarten Auslands. Seine enorme menschliche Weite und die Liebe zum Leben haben seine Gastfreundschaft beflügelt.
Alle, die Richard Schulte Staade kennenlernen durften, spürten bereits in den ersten Augenblicken des Kontaktes sein ehrliches Interesse am Gegenüber. Viele junge Menschen konnten durch ihn eine intensive geistliche Begleitung erfahren. Manche von ihnen führte dieser Weg ins Priesteramt. Er war ein begeisterter Priester, mit einer tiefen Frömmigkeit, gepaart mit einem starken Verstand und einer gesunden Theologie.

Die Besuche des Hl. Papstes Johannes Paul II. und der Hl. Mutter Teresa in Kevelaer im Jahre 1987 wären ohne Prälat Richard Schulte Staade nie denkbar gewesen. Sein Ideenreichtum hat der Stadt Kevelaer und der Wallfahrt wesentliche Impulse geschenkt, die bis heute nachhaltig präsent sind. Prälat Schulte Staade zeichnete eine gewisse Schläue, gepaart mit einer münsterländischen Sturheit und einem verschmitzten Humor aus.

Er war ein Mensch mit Ecken und Kanten, der es nicht jedem recht gemacht hat, eben ein echtes Original. In allem ging es Richard Schulte Staade immer um den Menschen und seinen Weg zu Gott. In einem Ort, wie Kevelaer, in dem viele alte Traditionen und Ansprüche auf der Tagesordnung stehen, ist es ihm gelungen, den Spagat zwischen Bewahren und Erneuern zu leben. Die Akquise von wertiger Kunst aus unterschiedlicher Zeit ist ein beredtes Zeugnis dafür. Was von ihm und seiner Zeit bleiben wird, ist die sichere Gewissheit, dass die bedrückten und belasteten Menschen dieser Zeit eine Heimat haben bei Maria, die die Not des Menschen kennt.

Eines seiner letzten Worte war, dass wir gerufen sind, die Jugend zur Muttergottes zu führen und dass „Unsichtbare sichtbar zu machen“. In diesem Auftrag stehen wir täglich in der Wallfahrtsseelsorge, eine dankbare Aufgabe. Dass der Geburtstag von Pastor Richard Schulte Staade nun auch der Beerdigungstag ist, spricht vom Leben ohne Grenzen.
Consolatrix afflictorum – ora pro nobis!

 

Kevelaer trauert um Richard Schulte Staade

Die Wallfahrtsstadt trauert um Richard Schulte Staade. Der langjährige Rektor der Wallfahrt verstarb kurz vor seinem 88 Geburtstag. Er ist „in das Haus des Vaters heimgegangen“, teilte Domkapitular Gregor Kauling mit.

Richard Schulte Staade hatte eine eher untypische Vorbereitung auf den Priesterberuf hinter sich. Auf dem elterlichen Bauernhof in Lüdinghausen aufgewachsen (geboren am 25. Januar 1932), war seine bäuerliche Laufbahn eigentlich vorgezeichnet. Doch der junge Landwirt sattelte um, machte sein Abitur und begann 1957 mit dem Studium der Theologie und Kunstgeschichte. 1963 empfing er die Priesterweihe.
Kurze Zeit Kaplan
Nach kurzer Zeit als Kaplan wurde Richard Schulte Staade Bezirksvikar für das Bischöfliche Kommissariat Niederrhein in Wesel und wechselte 1971 als Domvikar ins Generalvikariat Münster, wo er sich besonders um die Erwachsenen- und Familienseelsorge kümmerte.

Darauf war der ehemalige Wallfahrtsrektor besonders stolz: Der Besuch von Papst Johannes Paul II 1987 in Kevelaer.
Foto: KB-Archiv

Im Herbst 1974 berief Bischof Heinrich Tenhumberg Schulte Staade zum Nachfolger von Johannes Oomen als Wallfahrtsrektor. Der Übergang musste zügig erfolgen, denn Oomens Gesundheit verschlechterte sich von Tag zu Tag. Im November 1974 gab der Nachfolger von Heinrich Maria Janssen seine Ämter in Kevelaer auf. Als „Feuerwehrmann“ sprang Schulte Staade ein und regelte laufende Aufgaben, bis er Ende Januar 1975 als Pfarrer von St. Marien und Rektor der Kirchen am Kapellenplatz offiziell eingeführt wurde. Er sollte es 31 Jahre lang bleiben.

Richard Schulte Staade wiederbelebte den Katholischen Kaufmännischen Verein (KKV), gründete mit Dr. German Rovira den Internationalen Mariologischen Arbeitskreis (IMAK), erweiterte das Angebot um neue Formen der Wallfahrt (die der Motorradfahrer), gestaltete den Papstbesuch zu einem Jahrhundertereignis, das Kevelaer den größten Besucherstrom aller Zeiten bescherte, bereicherte das Kapellen-Ensemble um die orthodoxe St.-Johannes-Kapelle und baute damit die Verbindungen zur Ostkirche aus.

Nach seiner Verabschiedung als Wallfahrtsrektor im Jahre 2006 wohnte er in Wesel im Haus seiner Cousine und konnte sich endlich ausgiebig seinem Hobby, dem Gärtnern, widmen. Er machte aus dem Garten einen reinen Blumengarten mit 400 verschiedenen Sträuchern und Blumensorten. Eine Auszeichnung gab es dafür zwar nicht. Davon hatte er allerdings zuvor schon reichliche erhalten: Für seine Verdienste erhielt der Verstorbene zahlreiche Ehrentitel.

1982 wurde er Ehrendomkapitular in Münster, 1992 Ehrendomkapitular an der Kathedralkirche in Luxemburg und im selben Jahr päpstlicher Ehrenprälat. Zudem war er Ehrendomherr in den Bistümern Roermond (Niederlande) und Presov (Slowakei). Die Stadt Kevelaer ernannte Schulte Staade 2002 zum Ehrenbürger.

Hinzu kamen zahlreiche Ehrenmitgliedschaften, auch in Kevelaerer Organisationen. Seine letzte Auszeichnung erhielt Schulte Staade erst vor wenigen Wochen. Auf ihrem Königsgalaball kürten ihn die Sebastianus-Schützen zum Ehrenpräses, eine Auszeichnung, die die Schützenvereinigung seit ihrer Gründung 1635 bislang noch nicht vergeben hatte. Trotz gesundheitlicher Beeinträchtigung hatte es sich der ehemalige Wallfahrtsrektor damals nicht nehmen lassen, an dem Königsgalaball teilzunehmen. Schließlich war er vor rund anderthalb Jahren nach Kevelaer zurückgekehrt und verbrachte seinen Lebensabend im Deutschordens-Wohnstift St. Marien. Dem KB vertraute er damals an: „Kevelaer ist meine Heimat geworden und ich bin wieder zu Hause.“

Abschied nehmen

Ab Donnerstag, 16. Januar: liegt jeweils von 9 bis 18 Uhr ein Kondolenzbuch in der Basilika aus.

Freitag, 17. Januar: 18.30 Uhr Gedenkamt mit Weihbischof Lohmann in der Basilika.

Samstag, 18. Januar: 9 bis 15 Uhr Gelegenheit zur Verabschiedung am offenen Sarg in der Friedhofskapelle, Römerstraße.

Freitag, 24. Januar: 9 bis 19 Uhr Gelegenheit zur Verabschiedung am geschlossenen Sarg in der Basilika; 19.30 Uhr Gebet für den Verstorbenen in der Basilika.

Samstag, 25. Januar: 11 Uhr Pontifikalrequiem in der Basilika. Anschließend erfolgt die Segensfeier in der Basilika und die Prozession mit dem Verstorbenen zum Friedhof an der Römerstraße. Dort findet die Beisetzung statt.

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Das letzte KB-Interview führes Doris de Boer im Oktober 2018
https://www.kevelaerer-blatt.de/13