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Die jahreshauptversammlung fand im Vereinslokal „Goldener Löwe“ statt. Foto: privat
Jahreshauptversammlung des Fördervereins „DenkMal-Grabmal“

Spenden sind dringend erforderlich

Der Vorsitzende Ernst Koppers begrüßte am 03. Mai 2023 im Vereinslokal „Goldener Löwe“ die erschienenen Mitglieder. Er ging in seinem Tätigkeitsbericht auf die Schwerpunkte des vergangenen Jahres ein.

An ihm nagte der Zahn der Zeit

Die Stadt Kevelaer ist künstlerisch durch Friedrich Stummel in einmaliger Weise geprägt. So hat er mit der Ausgestaltung der Gnadenkapelle und großer Teile der Basilika sein Lebenswerk geschaffen. In der Marienstadt hat er lange mit seiner Frau Helene und seinen vier Kindern gelebt. Hier hat er seine eigene Kunstschule gegründet und hier fand er auch seine letzte Ruhestätte.
Genau gegenüber der Firma „Derix“, mit der er schon zu Lebzeiten eng verbunden war und dort auch sein Atelier hatte, fand er auf dem Friedhof neben der 14. Kreuzwegstation seine letzte Ruhe. Das Christusmosaik mit den ins Lateinische übersetzten Worten Jesu: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben“ ist seit dem Jahr 2016 allerdings nicht mehr an Ort und Stelle. Es ist zurzeit zur Restaurierung bei „Derix“.
Wann das Mosaik genau entstand, kann Michael Heymann, Geschäftsführer des Unternehmens (Werkstätten für Glasmalerei, Mosaik und Restaurierungen), nicht genau bestimmen. Es scheint aber auf jeden Fall vor dem Tod Stummels im September 1919 entstanden zu sein. Es sei eine typisch neogotische Darstellung im typischen Nazarener-Stil von handwerklich hohem Wert und zeige Christus als Pantokrator mit goldenem Gewand und Segensgestus. Auch echtes Blattgold sei eingeschmolzen.
Notwendig wurde die Restaurierung durch den korrodierenden Metallrahmen und die eingelegten Querstreben, die dem Mosaik die Stabilität gaben. Durch das Rosten dehnte sich das Eisen, das Mosaik brach und die Steinchen fielen heraus. „Hier hat einfach der Zahn der Zeit genagt“, erklärt Heymann. Um weiteren Schaden zu verhindern, wurde das Mosaik 2016 vom Grabmal abgenommen, von einem Experten aus Münster, Dr. Karrenbrock begutachtet und fachgerecht in der Firma gelagert, bis offiziell der Auftrag der Restaurierung durch die Pfarrei St. Marien erteilt wurde.
Ernst Koppers vom Kirchenvorstand begleitet die Restaurierung von Anfang an. Ihm war es auch als Erstem aufgefallen, dass das Mosaik Risse bekam. So hatte er den Kirchenvorstand darüber informiert, der das Mosaik kurzfristig durch „Derix“ sichern ließ. Von der Pfarrei St. Marien wurde ein eigenes Stummel-Spendenkonto eingerichtet und ein Flyer erstellt, der über das Stummel-Denkmal auf dem Kevelaerer Friedhof und die notwendige Restaurierung informiert.
Ohne Stummel sähe Kevelaer heute anders aus, ist sich Ernst Koppers sicher: „Er war durch seinen Kontakt mit dem Kalkarer Kaplan hierhergekommen. Stummel hatte eine Vision mit diesem Marienwallfahrtsort. Er hat zahlreiche Künstler hierhin gelockt. Er erkannte, welches Potenzial der Ort hat. Er gründete seine eigene Kunstschule, brachte Künstler nach Kevelaer. Er war eigentlich der erste Wirtschaftsförderer von Kevelaer.“
Am 16. September jährt sich der Todestag des großen Künstlers zum 100. Mal. In der Firma wird intensiv daran gearbeitet, dass das Mosaik bis dahin fertig ist. Aber es ist noch eine Menge zu tun. „Das Mosaik besteht aus etwa 12.000 bis 15.000 einzelnen Steinen“, erklärt Heymann. „Viele Flächen sind zum Glück erhalten, aber es gibt viele Bruchstellen und die Übergänge müssen wir mühsam originalgetreu ergänzen.“
In einem Raum, wo das Mosaik lagert, sieht man das Ausmaß des Schadens. An manchen Stellen des Mosaiks, etwa in der Gesichtspartie, muss mühsam Stein für Stein zusammengesucht werden oder Steine in der genau entsprechenden Farbe und im passenden Zuschnitt eingefügt werden. Monika Rühl übernimmt diese anstrengende Sisyphusarbeit. Die gelernte Grafikdesignerin war nach einem Praktikum als Quereinsteigerin ganz bei der Firma eingestiegen und arbeitet nun als Glasmalerin und Mosaizistin. Aktuell allerdings arbeitet sie Tag für Tag an dem Christusmosaik.
Schon als Kind habe sie viel gepuzzelt. Damals wusste sie nicht, wofür das später mal gut sein kann. Nun hat sie ein Riesenpuzzel vor sich, muss mühsam herausgebrochene Steine auf einem originalgetreuen Ausdruck des unbeschädigten Mosaiks einfügen, gebrochene Steine mit dem Diamantschleifer herausschleifen und originalgetreu ersetzen. Dazu muss neues Glas im identischen Farbton gegossen und anschließend möglichst passend gebrochen werden, damit der neue Stein eingefügt werden kann. Es ist auf jeden Fall eine Menge Arbeit. Damit diese Arbeit aber von Dauer ist, wird die Firma jetzt rostfreien Edelstahl als Träger, frostsicheren Kleber und ein stabiles neues Betonbett verwenden.
Würdigung zum 100. Todestag
Im Mai 2017 wurde bereits die Dachhaut erneuert, um weitere Witterungsschäden zu verhindern. Der durch Witterungseinflüsse herausgeplatzte Fugenmörtel wird in Kürze erneuert. Eine Grabeinfassung, passend zum Denkmal, ist bei einem Kevelaerer Steinmetz in Arbeit. Anlässlich des 100. Todestages wird es rund um den 16. September auch einen offiziellen Akt der Würdigung geben. Nähere Einzelheiten werden noch bekannt gegeben.