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Gemeinsam lernen in Zeiten von Corona

Die Schulen in NRW sollen zu einem Regelbetrieb zurückkehren und das mit Maskenpflicht. NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat angekündigt, dass zunächst bis zum 31. August an allen Schulen eine Maskenpflicht auf dem Schulgelände gelten soll. Diese umfasst für Schülerinnen und Schüler ab Klasse 5 grundsätzlich auch die Zeit des Unterrichts. Aus „pädagogisch sinnvollen“ oder aus „gesundheitlichen Gründen“ soll man die Masken mal kurz absetzen können.

Die stellvertretende Schulleiterin des Kardinal-von Galen-Gymnasiums (KvGG), Christina Diehr, begrüßt die getroffenen Regelungen. „Es ist organisatorisch erstmal die einfachste Lösung, wenn alle Masken tragen. Die Frage ist, wie es sein wird, wenn es richtig heiß wird?“

Gut findet Diehr, dass jetzt „eindeutige Regelungen für drei Wochen gelten, um zu gucken, wie das Infektionsgeschenen und wie der Unterricht verlaufen.“ Eine gewisse Unsicherheit bestehe noch, was das Ermessen des Lehrers betrifft, im Unterricht im Einzelfall die Masken nicht zu tragen. „Ich hoffe, dass es da noch eine genauere Erklärung für die Ausnahmen gibt.“

Mit dem Einsetzen der Differenzierungskurse ab achter und neunter Klasse käme es aber verstärkt zu gemischten Gruppen. Das war vor den Sommerferein nicht mehr der Fall. „Die Folge war, dass Differenzierungskurse in Bio, Chemie oder Mathe nicht mehr zu machen waren“, erinnert sich Diehr. Teilweise konnten Kurse dann nur mit halben Gruppen unterrrichtet werden. Dazu käme jetzt das Raumproblem, was entstehe, wenn in einem Raum nur eine Gruppe sein dürfte, aber immer neue Kurse kämen. Es sei denn, man reinige den Raum jedesmal. Diese ganzen Faktoren fielen jetzt weg.

Gymnasium setzt auch auf Ersatzmasken

„Wir sind froh, dass wir jetzt eine andere Situation haben“, sagt Diehr. Denn auch wenn die technischen Errungenschaften große Fortschritte gemacht hätten, „den Präsenzunterricht können sie nicht ersetzen.“

Natürlich gälten Verhaltensregeln wie Hygiene, Desinfektion und Abstand weiter. Sicher könne man im Unterricht den Abstand so nicht aufrechterhalten. „Wenn Gebauer gesagt hätte, macht 1,50 Meter Abstand, hätten wir das gemacht“, sagt Diehr – mit den entsprechenden Konsequenzen, Klassen von 30 Schülern in drei Gruppen aufzuteilen. Auf jeden Fall werde man den Eltern die Empfehlung mitgeben, ihren Kinder Ersatzmasken mitzugeben.

Das Schuljahr sei komplett geplant. Es gebe die Kollegen, die der Risikogruppe angehören. „Für sie stellen wir einen Extraraum zur Verfügung, weil das Lehrerzimmer nicht so groß ist.“ Und mit Pausenaufsichten sei das auch nicht optimal.

Sollte ein zweiter Lockdown kommen, werde man auf den Plan B zurückgreifen. „Es lief ganz gut, dass wir auf der Homepage den Schülern Material zur Verfügung stellten, viele Kollegen Videokonferenzen abgehalten haben. Wir vereinheitlichen das jetzt durch ein Lernmanagement-System. Es wird noch nicht zum Start perfekt laufen. Aber wir hoffen, es im Falle des Lockdowns hochfahren zu können .“

In Sachen möglicher „Online-Beschulung“ bei Einschränkungen sei Kevelaer dabei, im Zuge des Digitalpakts Geräte anzuschaffen für die Schüler, deren Eltern sich ein Tablet nicht leisten können. „Wir haben einen Abfragebrief an die Eltern verfasst, wer Geräte benötigt. Die Stadt war schnell und hat Anträge gestellt. Da sind wir sehr gut dran und gut aufgestellt. Der Schulausschuss legt die Mengen fest, gibt den Betrag und die werden dann angeschafft.“

Die Lehrerin ist skeptisch, ob man alle Schüler zum neuen Schuljahr einmal durchtesten sollte: „Ob man da nicht an die Testkapazitätsgrenze kommt? Einfach alle Schüler durchtesten, das hält relativ kurz.“ Wichtiger sei es, dass sich Kinder und Eltern an die Vorgaben halten. „Wenn Kinder und Eltern im Urlaub oder in Risikogebieten waren, dass sie sich an die 14 Tage Quarantäne halten oder sich testen lassen. Es geht nicht nur um die Gesundheit des Kindes, sondern um die Gesundheit aller. Ich gehe davon aus, dass alle Eltern und Schüler so verantwortungsvoll sind.“

Den Hinweis aus dem NRW-Gesundheitsministerium, „dass sich unsere Mitarbeiter und die an Kindertagesstätten freiwillig testen lassen können“, nehme sie gerne auf. „Ich würde das dann auch mal machen.“

Gesamtschule kennt die Situation schon

Für Christoph Feldmann sind Abstand, Maskenpflicht und Hygienemaßnahmen nichts Neues. „Unsere Erfahrungen vor den Ferien hatten wir schon. Maskengebot hatten wir auf dem Schulgelände“, sagt der Schulleiter der Gesamtschule. Jetzt gäbe es die erweiterte Regelung. „Von daher ist das eine neue Situation.“

Angesichts der Notwendigkeit, auch die Bildungsziele mit den Schülern erreichen zu wollen und der Belastung für die Eltern, könne er „nachvollziehen, dass wir eine verantwortungsvolle Normalität erreichen wollen. Das ist schon eine klare Anweisung. Man weiß, worauf es hinauslaufen soll.“ Regelbetrieb in der Schule, das sieht er aber schon als eine Herausforderung. „Das wird ganz anders jetzt sein, weil viel mehr Schüler aufeinandertreffen werden.“

Darüber hinaus bewegt ihn natürlich die Maskenpflicht. „Die spannende Frage wird sein: Wie es ist, wenn Schüler den ganzen Tag die Maske aufhaben, wie sich der Alltag da gestaltet? Das wird für die Schüler ungewohnt und kann belastend sein.“

Die weiteren Regeln treffen auf sein Wohlwollen. „Wir haben Basisuntericht, Kursangebote. Es ist aber so, dass die Infektionsketten nachvollziehbar sein müssen. So gibt es die klare Anwesenheit in Klassen, die nachvollziehbar sein muss, feste Sitzplätze. Darauf sind wir vorbereitet.“ Es gebe Settings, „wo die Masken abgesetzt werden können. Aber sie muss formal getragen werden . Es ist im Sinne des Infektionsschutzes und der Situation geschuldet.“

Desinfektionsspender nutzen, Hände waschen, das Sich-nicht-mehr-die Hand-geben, die Reinigung der Gebäude, all das gelte an der Schule natürlich weiter. „Das ist zu einer Selbstverständlichkeit geworden.“ Wie sich das Ganze entwickelt insgesamt, das wisse niemand. „Abstand zu halten ist da nicht mehr möglich. Da müssen wir gucken.“

Wenn eine Infektion auftritt, seien die Gesundheitsämter am Zug, wie mit den Klassen, Kursen und Jahrgangsstufen umgegangen werde. „Das wird dann im Einzelfall geprüft. Da gibt es klare Verfahren, die durchlaufen werden. Der Gesundheitsschutz steht da an erster Stelle für alle Schülerinnen und Schüler.“

Man werde „an die Vernunft appellieren“, aber Sorgen mache ihm das eigentlich nicht. „Im Lockdown haben wir sehr verantwortungsvolle Schüler erlebt, wie sie auf die Regeln eingegangen sind. Da muss ich sie loben.“ Das gelte auch für das Tragen der Masken. „Jeder kennt den Ernst der Lage und weiß, dass es um den Gesundheitsschutz geht.“

Von knapp 100 Lehrern der Schule seien tatsächlich nicht viele in der Risikogrupe, sagt Feldmann: „Wir haben ein recht junges Kollegium“, geht er von vielleicht zehn Prozent an Betroffenen aus. „Die sind nicht aus dem Schuldienst raus. Sie können viel zu Hause tun. Es geht darum, den Kontakt mit Infizierten möglichst zu meiden.“ Ob man auch die Risikogrupen-Lehrer separat trennen muss? „Wir haben mehrere Lehrerzimmer im Gebäude verteilt, da stellt sich die Frage nicht so sehr.“

Einen flächendeckenden Test für die rund 1.000 Schüler hält auch Feldmann für wenig aussagekräftig: „Ich bin kein Gesundheitsexperte. Ein Test sagt aber nur was über eine momentane Situation aus, die kann sich am nächsten Tag ja geändert haben.“

Ähnlich sieht er dies für sich und seine Kollegen: „Eine Testung ist punktuell da, hat aber genauso punktuell nur Aussagekraft. Aber ich bin froh, dass es eine Möglichkeit gibt. Dass da ein unbürokratischer Weg besteht, Testungen vorzunehmen, ist eine starke Beruhigung.“

Was den Bildungsstand der Schüler angehe, habe er bisher keine Spaltung feststellen können, so der Pädagoge. „Wir haben mit jedem Schüler Kontakt aufgenommen und versucht, Lücken zu schließen, haben nachgearbeitet. Die Lehrer haben sich intensiv bemüht, Kontakt zu halten und das in gutem Ausmaß.“

Die Gesamtschule sei für den Fall eines zweiten Lockdowns und möglichen Online-Unterrichts gut aufgestellt. „Wir haben Veränderungen vorgenommen. Jeder Schüler erhält eine Email-Adresse, ein Moodle-System, das den Online-Untericht noch effektiver macht.“ Und es würden ja noch „Mittel für die Schüler bereitgestellt, die einen Mangel an digitalen Endgeräten haben und es nicht finanziell stemmen können, auch für Lehrer.“

Rund 10 bis 30 Prozent der Schüler hätten nach einer beim Lockdown (nicht repräsentativen) durchgeführten Umfrage Probleme, das Gerät aus eigenen Mitteln zu beschaffen. „Viele hatten damals Handys und konnten damit die Aufgaben lesen und sehen, aber eine Bearbeitung war so nicht möglich“, berichtet er von seinen Erfahrungen. „Es fehlten Endgeräte wie Drucker.“ So wäre es für die Schüler schwierig gewesen, Aufgaben abzugeben. „Daraus ist unser Rückschluss, das ist Aufgabe des Schulträgers, der das Geld vom Land zur Verfügung hat.“ Er würde sich freuen, wenn die rund 300 betroffenen Schüler ein Endgerät bekämen. „Aber ich bin Realist.“

Grundschule freut sich auf die Schulneulinge

Helga Dückers-Jansen hat knapp eine Woche vor Schulbeginn bereits jede Menge zu organisieren. Die Rektorin der Hubertus-Grundschule wacht über Wohl und Wehe von insgesamt 210 Schülern: „Wir sind erstmals seit langer Zeit wieder dreizügig im ersten Schuljahr, haben 60 Schulneulinge.“ Für die gebe es die Einschulungsfeier am zweiten Schultag. „Wir werden das separat nach Klassen machen, den Wortgottesdienst nicht am Kapellenplatz, sondern vor Ort. Wir werden die Besucherzahl begrenzen müssen auf zwei erwachsene Begleitpersonen pro Kind.“

Wie findet sie die neuen Regelungen? „Eigentlich ist es genauso, wie wir es vor den Ferien auch gemacht haben. Wir haben es als dringende Empfehlung formuliert. Alle hatten eine Maske auf, draußen auf den Fluren, sobald sie fest am Platz saßen nicht mehr. Da ändert sich für uns faktisch nichts.“ Sicher müsse man noch in einigen Fächern umstrukturieren, „dass wir keine Klassen mischen und versuchen, Pausen versetzt zu machen.“ Alles andere wie Händewaschen, Desinfektion und Mund-Nasen-Schutz gelte halt weiter. „Der Unterricht wird möglichst nach Plan stattfinden“.

Wie gut die Kinder das mit den Masken schaffen, werde man sehen. In den zwei Schulwochen vor den Ferien seien sie „sehr gut damit umgegangen. Die Erstklässler hatten Schwierigkeiten und dachten, es geht normal wieder los. Die haben das super mit Abstand und Masken gemacht. Ich kann mir gut vorstellen, dass das so weiterlaufen wird.“ Aber es sei „sehr anstrengend, durch die Masken zu atmen.“ Kindern, die von 8 bis 16 Uhr an der Schule wären, sei das dauerhafte Tragen eigentlich nicht zuzumuten.

Auf Online vorbereitet

Was passiert, wenn Infektionen auftreten würden, wisse die Pädagogin nicht: „Es gab Verdachtsfälle in den Familien. Das war schon aufregend. Da hatten wir Kontakt zum Gesundheitsamt. Doch es gab immer grünes Licht.“

Das Thema „Online-Unterricht“ sieht sie entspannt. „Meine Lehrer haben sich in Online-Seminaren fortgebildet. Wir könnten soweit starten, da hakt es an den Endgeräten, die für Schüler angedacht wurden. Die bekommen wir frühestens zu den Herbstferien. Wir können ein Stück weiter arbeiten.“ Wie viel für ihre Schule abfällt, weiß sie noch nicht. „Das ist alles noch sehr schwammig.“

Das bisherige Lernen auf Distanz habe funktioniert. „Wir haben Kinder zu Hause mit Material versorgt.“ Digital konnten zwar nicht alle versorgt werden. „Da haben wir dann Sachen kopiert und vorbeigebracht. So würden wir auch verfahren, wenn es zu der Schließung einer Kindergruppe käme.“ Man habe die Erfahrung gemacht, „dass viele das über das Handy verfolgen konnten. Aber das ist für die Kinder auf Dauer nicht gut. Da müsste es ein anderes Endgerät wie ein Tablet schon geben.“