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500 Jahre Thesenanschlag Martin Luthers

Ein Jahr lang hat die Evangelische Kirche in Deutschland den Anschlag der 95 Thesen von Martin Luther an die Schlosskirche zu Wittenberg gefeiert. Die Thesen richteten sich damals gegen den Ablasshandel der katholischen Kirche, also das Freikaufen von Sünde, das Luther ablehnte, weil nur Gott – und das aus reiner Gnade, so Luther – die Sünden wegnehmen konnte. In der Folge kam es zur Reformation und Kirchenspaltung. Es wurde die Evangelische Kirche gegründet.
Am 31. Oktober jeden Jahres feiern die evangelischen Christen in ganz Deutschland den „Reformationstag“. Weil sich der 31. Oktober 1517 zum 500. Mal jährt, ist in diesem Jahr, nicht wie sonst, nur in einigen Bundesländern (Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) gesetzlicher Feiertag.
Auch die Evangelische Kirchengemeinde Kevelaer feiert in einem Festgottesdienst mit Pfarrerin Karin Dembek diesen Anlass und kann dazu einen besonderen Gast begrüßen. Als Rektor der Wallfahrt in Kevelaer und Domkapitular von Münster hatte Rolf Lohmann im Vorjahr bereits zugesagt. Nach der Ernennung zum Weihbischof von Münster, für die Region Niederrhein und Titularbischof der Diözese Gor im heutigen Tunesien, steht er auch weiter zu seinem Versprechen und hat sich trotz anderer Aufgaben, die auf ihn gewartet hätten, den Tag freigehalten. Unter den Leitworten: „Vielfalt und Einigkeit im Geist“ wird er in der Jesus-Christus-Kirche die Predigt halten.
Im Festgottesdienst wird es noch weitere Besonderheiten geben. Der Kirchenchor der Ev. Kirchengemeinde Kevelaer, unter der Leitung von Tom Löwenthal wird Lieder aus 5 Jahrhunderten vortragen. Außerdem hat der Chorleiter und Dirigent zu dem Jubiläums-Motto „Vergnügt, erlöst, befreit“ eine eigene Vertonung geschrieben. Die Vertonung, die durch die Rheinische Landeskirche freigegeben wurde, war ihm `zu gesetzt´ und so setzte er ihm eine holländische Version entgegen. „Der Psalm von Hanns Dieter Hüsch muss auch vergnügt, erlöst, befreit klingen“, so Löwenthal. Die Orgel beim Festgottesdienst wird Godehard Töllen aus Geldern spielen.
Im Anschluss an den Gottesdienst findet im Gemeindesaal ein Empfang statt, der ohne Festreden Raum für Begegnung geben soll. Zu diesem Empfang hat Weihbischof Rolf Lohmann ebenfalls zugesagt. Im Ausschank wird es Einbecker Bier geben, das Bier, das Luther nach dem selbstgebrauten seiner „Frau Katherin von Bora, Doktorin Lutherin zu Wittenberg“ am besten schmeckte und hochgelobt wurde.
Für Pfarrerin Karin Dembek war es ein ereignisreiches und erfolgreiches Festjahr. Der Eröffnungsgottesdienst mit der Predigt von Bürgermeister Dr. Dominik Pichler im letzten Jahr, zahlreiche weitere Gottesdienste und die Arbeit mit den Konfirmanden zum Thema, das Gemeindefest mit dem Anschlag der Thesen (Verbesserungsvorschläge für die Gemeindearbeit) von Kevelaerer Gemeindegliedern und einige Gesprächsabende (unter anderem „Kloster, Ehebett und Kinderzimmer“) interessierte deutlich mehr Menschen als sonst und ließ sie an den Veranstaltungen teilnehmen.
„Das Festjahr hat uns dazu ermuntert, noch dialogfähiger im Bezug auf die Gemeindearbeit und Gottesdienste zu werden. Zielgruppenorientierte Gottesdienste und Veranstaltungen sprechen natürlich auch ein breiteres Spektrum an,“ so Dembek, „aber egal wie das Gemeindeleben in Zukunft aussehen wird, es muss gewährleistet bleiben, dass wir den christlichen Glauben und die Botschaft von der Freiheit eines Christenmenschen unters Volk bringen können.“

Evangelische Kirchengemeinde feiert 500. Geburtstag

Die evangelische Kirche feiert ihren 500. Geburtstag. Grund genug, ein großes Fest mit der ganzen Gemeinde zu feiern. Die Evangelische Kirchengemeinde Kevelaer lädt deshalb für Sonntag, 2. Juli, ab 11 Uhr zu einem großen Familienfest ein. Florian Hankwitz, Pfarrer im Probedienst und der stellvertretende Vorsitzende des Presbyteriums Pakal Janssen stellten das Programm für den Tag vor.
„Hier stehe ich und kann nicht anders“ hatte Luther vor dem Reichstag in Worms geantwortet, als er aufgefordert wurde, seine 95 Thesen zur Erneuerung der Kirche zu widerrufen, die er an die Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen hatte. Unter diesem Motto wird der Gottesdienst stehen, mit dem das Fest eröffnet werden soll. Als Erklärung, wozu diese Thesen dienen sollten, hatte Luther diese mit der Aufforderung überschrieben: „Aus Liebe zur Wahrheit und in dem Bestreben, diese zu ergründen, soll in Wittenberg unter dem Vorsitz des ehrwürdigen Vaters Martin Luther, Magisters der freien Künste und der heiligen Theologie sowie deren ordentlicher Professor daselbst, über die folgenden Sätze disputiert werden. Deshalb bittet er die, die nicht anwesend sein und mündlich mit uns debattieren können, dieses in Abwesenheit schriftlich zu tun. Im Namen unseres Herrn Jesu Christi, Amen.“
Luther war damals 34 Jahre alt. Die Kirchengemeinde Kevelaer hat alle 34-jährigen Gemeindeglieder angeschrieben und sie gebeten, Kritik und Gedanken zur heutigen Situation in der Kirche zu äußern. Auch die Jugendlichen der Gemeinde sind aufgefordert, ihre Meinung zur Situation in der Kirche, die sich immer wieder erneuern soll, zu veröffentlichen. So wird es die Möglichkeit geben, dass sie ihre „Thesen“ an eine Türe anschlagen können.
„Ein feste Burg ist unser Gott“ oder „Nun freut euch, lieben Christen g’mein“ werden nur einige  der zahlreichen Luther-Lieder sein, die bei einem offenen Singen erklingen werden. Passend zum Mittelalter wird es Märchenerzählungen zur vollen Stunde für Kinder geben. Kaffee, Kuchen, Spanferkel vom Grill und mittelalterliches Bier werden für das leibliche Wohl sorgen. Sackhüpfen und Stelzenlaufen sowie andere alte Kinderspiele ergänzen das Angebot für kleine und große Leute.
Ein „Ehrengast“ hat sich für das Sommerfest auch angesagt. Ein fast lebensgroßer Martin Luther von Playmobil wird anwesend sein. Damit das Reformationsjubiläum-Familienfest auch gemeindeüberschreitende Wirkung hat, werden Wünsche an Gott und „Mutmachworte“ an die Finder bei einer Luftballon-Aktion in den Himmel geschickt.