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Spaß mit Mama Muh und der Krähe

Die Geschichten um „Mama Muh und die Krähe“ sind als schwedisch-deutsche Zeichentrickserie zwischen 2009 und 2010 bekannt geworden und basieren auf den schwedischen Kinderbüchern von Tomas und Jujja Wieslander und Sven Nordqvist.
Die Abenteuer der quirligen Kuh Muh hat auch das WODO Puppenspiel adaptiert. Am vergangenen Samstag war das Stück im Kevelaerer Museum zu sehen.

Dort ließ Dorothee Wellfonder einige Abenteuer der quirligen Kuh und ihrer Freundin, der Krähe, lebendig werden. Statt Gras zu fressen und faul auf der Weide oder im Stall zu liegen, tanzt Mama Muh lieber, spielt Fußball mit Ballettschuhen oder frisst das Blumengeschäft der Stadt leer. Der Bauer ist sauer auf Mama Muh und will eine hohe Mauer um die Weide bauen, doch Mama Muh lässt sich nicht entmutigen und übt schon einmal Hochsprung.

Die anwesenden Kinder waren eingeladen, sich einbeinig mit der tanzenden Kuh im Kreis zu drehen oder sangen am Ende Mama Muh mit einem Lied in den Schlaf. Anschließend konnte jeder, der wollte, sich von Mama Muh verabschieden.

Dorothee Wellfonder freut sich, nach einer längeren Corona-Pause wieder auftreten zu können. Nach dem Lockdown hatte das WODO Puppenspiel schon ab Mai wieder einige Auftritte: „Wir waren das erste Theater von NRW, das Aufführungen hatte. Wir haben viel draußen gespielt und die Zuschauerzahl war stark beschränkt. Aber was geht, machen wir“, so die Puppenspielerin.

Regelmäßig ist das Figurentheater aus Mülheim im Museum zu sehen. Dieses Mal saßen die Kinder nicht wie sonst alle gemeinsam auf dem Teppich vor der Bühne, sondern alle Kinder saßen mit viel Abstand zu den anderen bei ihren Eltern oder Großeltern.

„Theaterspielen gehört einfach zu unserem Leben“, meint Dorothee Wellfonder, und freut sich auf viele weitere Vorstellungen im Kevelaerer Museum.

Rattenscharfes Rendezvous mit der leidigen Liebe

Kann man sich in eine „Ratte“ verlieben? Aber allemal. Die charmante Rattendiva „Ursula von Rättin“ wird beim „Puppenspiel 18+“ am Freitag, 15. November, 20 Uhr, im Forum der Öffentlichen Begegnungsstätte die Herzen ihres Publikums im Sturm erobern. Bei diesem „rattenscharfen“ Rendezvous mit der Liebe verwandelt Puppenspielerin Cornelia Fritzsche ein Stück Stoff und Schaumgummi in ein Lebewesen mit Gefühlen und Problemchen. Das Figurentheater Cornelia Fritzsche aus Dresden kommt, als zweites Stück der Reihe „Puppenspiel 18+“, in die Wallfahrtsstadt.

Das Publikum erfährt, wie die längst abgeschriebene männliche Ratte, die im Fundus des Puppentheaters gelandet ist und vor allem Angst hat von den Motten zerfressen zu werden, jedoch schließlich von der jungen Puppenspielerin Cornelia Fritzsche wiederentdeckt wird. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Dass die gesellige Ratte dafür eine kleine Geschlechtsumwandlung über sich ergehen lassen musste, gehört halt zum Geschäft. Sie hat sich mit ihrem Schicksal abgefunden, doch ganz überwunden scheint dieses Trauma bei der Rattendame mit der großen Klappe noch nicht zu sein: Es tauchen Fragen wie zum Beispiel „Weiß Du, wie das ist, wenn man plötzlich einen Büstenhalter tragen muss?“ auf.
Dabei verhält sich die Theaterratte bei ihren Betrachtungen allzu menschlich – ihre Gefühle schwanken zwischen Schlagfertigkeit, Verletzlichkeit und Melancholie. Hat man tatsächlich nur eine Puppe vor sich? Die Grenzen zwischen Spiel, Puppe und Spielerin sind fließend – die Illusion ist perfekt.

Im Mittelpunkt des Abends steht das leidige Thema „Liebe“. Mit einem Gläschen Rotwein in der Hand erzählt die flotte „Ursula von Rättin“ mit spritzigen Dialogen aus ihrem Liebesleben, das zwar reich an Leben zu sein scheint, aber recht arm an Liebe. Mit ihrem messerscharfen Blick seziert die Rättin manche menschliche Unzulänglichkeit.

Eintrittskarten für die Aufführung sind zu einem Preis von 12 Euro im Vorverkauf beim Service-Center im Erdgeschoss des Rathauses, Telefon 0 28 32 / 122-991 erhältlich. Für Kurzentschlossene besteht an der Abendkasse die Möglichkeit, Eintrittskarten zu einem Preis von jeweils 15 Euro zu erwerben.

Wodo-Puppenspiel ließ die Puppen tanzen

Astrid Lindgrens berühmteste Kinderheldin Pippi Langstrumpf, die immerhin im Jahr 1945 „das Licht der Welt erblickte“, zieht auch heute noch Kinder in ihren Bann. Das Theater Wodo-Puppenspiel aus Mülheim an der Ruhr bot am vergangenen Samstagnachmittag aufgrund der hohen Nachfrage auch wieder zwei Vorstellungen seiner Marionettenkunst an. Die Puppenspieler Wolfgang Kaup-Wellfonder und Dorothee Wellfonder machten Pippi Langstrumpf mit ihrer Villa Kunterbunt im Kevelaerer Museum lebendig.
Eingeschlafen
„Pippi ist leider eingeschlafen. Ach, macht nichts, ihr könnt ja wieder nach Hause gehen“, begrüßte Kaup-Wellfonder die Kinderschar, doch die vielen jungen Besucher halfen natürlich stimmgewaltig und aus vielen Kehlen mit, die Schlafende zu wecken.
Die beiden Puppenspieler zauberten einige Abenteuer Pippis auf die Bühne. Gemeinsam mit ihrem Pferd „Kleiner Onkel“ und ihrem Äffchen „Herr Nilsson“ sowie ihren beiden Freunden Tommy und Annika begeisterte sie das Publikum mit ihrer Frohnatur und ihren Riesenkräften. Einzige Spielverderberin war Fräulein „Prusselise“, die es nicht hinnehmen wollte, dass ein Mädchen ohne Mama und Papa, aber mit Pferd und Affe in einem Haus wohnt. „So geht das nicht, du gehörst ins Kinderheim“, rief sie Pippi zu, die ihr jedoch ihrerseits nachrief: „Schön, dass du gekommen bist, und noch schöner, dass du wieder gegangen bist!“ Doch Prusselise kam zurück; dieses Mal erwischte sie Pippi und Tommy mit einem Koffer voller Goldstücke, die sie eifrig zählen und die Pippi auch mit ihrer Ausrede „Das sind ja nur goldene Erdbeerbonbons“ nicht verbergen konnte.
Aber vorerst ging Pippi mit Tommy und Annika in die Schule, jedenfalls berichtete sie hinterher in großen Worten, dass sie allen Kindern von Guatemala erzählte. Dort würden die Schulkinder zur Schule getragen, in der Schule mit Bonbons gefüttert und tanzten von morgens bis abends nach ihren eigenen Liedern. Das mit dem Singen und Tanzen wurde auch gleich ausprobiert und Wolfgang Kaup-Wellfonder begleitete mit der Gitarre und „Hey Pippi Langstrumpf“ gleich die große Kinderschar, die sich erschöpft tanzte. „Die Kinder sind vom Tanzen so erschöpft, dass sie oft auch in der Schule schlafen“, wusste Pippi noch zu erzählen.
Doch nun wurde es spannend: Mit lautem Tatütataa rückte die Polizei an, um Pippi ins Kinderheim zu bringen. Doch Pippi hatte auch vor den Ordnungshütern keinerlei Angst: „Ich liebe Polizisten, fast so sehr wie Rhabarbergrütze“, meinte sie nur und spielte eine Runde Verstecken, sprang aufs Hausdach oder bugsierte einen der Polizisten auf einen Baum. „Du hast ja Bärenkräfte, Du bist gar kein Kind! Das ist kein Fall für die Polizei, wir machen Feierabend“, meinten die Beamten und machten sie schnell aus dem Schneider.
Ein echter Glückstag
Und nun wurde der Tag noch ein echter Glückstag, denn Pippis Papa Efraim Langstrumpf kam zurück und da er selbst König auf der Takatuka-Insel war, wurde Pippi eine waschechte Prinzessin, was zum Abschied richtig gefeiert wurde.
Einige Kinder konnten am Ende ein privates Erinnerungsfoto mit der schwedischen Weltheldin ergattern. Laut der Kinderbuchautorin Astrid Lindgren ist das Wodo-Puppentheater das erste Figurentheater der Welt, das Pippi Langstrumpf als Figurentheater umsetzte. 1986 feierten die beiden Puppenspieler in Mülheim die Premiere ihres unterhaltsamen Stückes, das auch 2019 noch nichts an Frische und Unterhaltungswert eingebüßt hat.

Von Liebe und Moral

Der Stoff ist bekannt. Was macht man mit einer Erzählung wie dem „Glöckner von Notre Dame“ von Victor Hugo, den man bereits in so vielen verschiedenen Formen – ob als Theaterstück oder im Film – gesehen hat?

Vor sechs Jahren stellte sich das Puppenspiel-Theater „Con Cuore“ aus Schlitz genau diese Frage – und kam auf die Idee, eine völlig eigenständige Version des Stoffes zu machen, der die Vielschichtigkeit und Doppelbödigkeit von Leidenschaft, Moral, Religion und Sünde in besonderer Form aufarbeitet.

Dazu wählten Virginia und Stefan P. Maatz eigene Texte, Zitate aus literarischen Stoffen wie Umberto Ecos „Friedhof in Prag“, französische Chansons, die die entsprechende Stimmung erzeugten und die Musik aus „Taxi Driver“ – ebenfalls ein Film mit einem „verunstalteten“ Außenseiter, womit die Künstler eine weitere Ebene in die Inszenierung hineinwebten.

Rund um den „Kiosk“ der Frau (als Puppenspiel-Bühne) erfand das Paar die Geschichte um den Priester zu Notre Dame, Claude Emanuel Schmitz, und der Mademoiselle Minou Reinhard.
„Ihre Familie stammt von den Fahrenden und verkauft seit Jahrhunderten vor Notre Dame Souvenirs“, sagt der Priester, kauft täglich dort seine Zeitung und versucht, der Versuchung der Mademoiselle zu widerstehen.

Auf dem Stuhl, der auch wie ein elektrischer Stuhl erscheinen könnte, nebst einer Lampe, die wie ein Galgen erscheint, begehrt er wie in der Kanzel gegen seine Leidenschaft mit Umberto Ecos Zeilen „Die weibliche Anmut besteht nur aus Schleim und Blut“ auf.

Eines Tages liest er von der Sonnenfinsternis, „die uns aus dem Jetzt schleudern kann“, und sich zuletzt „genau vor 500 Jahren, also 1512“ ereignet hat. Und so träumen sich die beiden Protagonisten zurück in die damalige Zeit.

Sie landen in der (Puppenspiel)-Zeit von Esmeralda, die mit ihren tänzerischen Reizen selbst als Puppe so lebendig wirkt, als könne sie jeden Mann verführen. Ihr verfallen sind der verunstaltete Glöckner Quasimodo, der Dompropst Claude Frollo und der eitle Hauptmann Phoebus als Nebenbuhler, der von einem Auftragskiller Frollos getötet wird. Dann soll Esmeralda zu Tode kommen, was Quasimodo zu verhindern weiß.

Das Stück endet mit abgeschlagenen Köpfen – und nach dem „Erwachen“ finden die beiden Liebenden – der Priester und die Zigeunerin – zusammen, frei nach dem prägenden Satz: „Es gibt nur einen schmalen Grat der Liebe, der sich durch die Zeit schlängelt und den wir oft nur im Traum ertasten.“

70 Minuten lang zog das Paar mit seinem ruhigen Spiel, dem fesselnden Plot und sehr natürlich-menschlich wirkenden Figuren die Zuschauer in ihren Bann. Dabei gelang es ihnen, die Doppelmoral des Priesters („Die Sünde ist durch die Sünde in die Welt gekommen“) zu entkleiden und dem Stoff eine dramatisch-philosophische Tiefe und Vielschichtigkeit zu verleihen, die das Publikum in der Darstellung sehr berührte.