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Hoffnung auf möglichst langen Präsenzunterricht

Seit Montag dieser Woche gilt an allen weiterführenden Schulen in NRW die allgemeine Maskenpflicht in der Schule und auf dem Schulgelände – zunächst bis zum 22. Dezember. „Das läuft sehr gut an“, meint die stellvertretende Schulleiterin des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums, Christina Diehr. „Es hat sich für die ganz, ganz überwiegende Mehrheit nichts geändert, weil die allermeisten die Maske auch im Unterricht freiwillig getragen haben. Diejenigen, die es nicht wollten – das war ja eine freiwillige Sache – denen sagen wir und die Kollegen jetzt, dass sie die Maske tragen müssen.“ Auch was die Lüftung in den Schulräumen angeht, verändert sich wenig. Da arbeite man wie zuvor mit Stoßlüftung. „Es ist zwar frisch, aber noch nicht so kalt. Das ist auch festgelegt, nicht von den Schulleitern. Das wurde uns per Ministeriums-Mail mitgeteilt: alle 20 Minuten für fünf Minuten muss stoß- bzw. quergelüftet werden. Man habe den Eltern in einem Schreiben mitgeteilt, dass sie darauf achten sollen, dass die Kinder warme Kleidung mitnehmen und sich dann Schal und Mütze überziehen. „Wenn es draußen kalt wird, wird es kalt in den Räumen“, sagt Diehr. Sie sieht aber auch das Problem, wenn die Temperaturen mal deutlich zurückgehen. „Ich weiß nicht, wie wir anders vorgehen sollten.“

Das Land hat am vergangenen Donnerstag 500 Millionen Euro für die Nutzung von Lüftungssystemen versprochen. „Ich bin für alles, was uns weiterhilft, den Präsenzunterricht weiter aufrechtzuerhalten, offen“, sagt Diehr. Die Schule werde auch seit einiger Zeit „überschwemmt“ mit Angeboten für Lüftungssysteme. „Ich weiß nicht, wie ich mir das vorstellen soll – mitten in der Klasse so ein Gerät, das da steht. Und ich weiß nicht, wie laut sowas ist.“ Man werde bei der Verwaltung in der Hinsicht nochmal nachfragen, „welche Angebote es gibt und das in bestimmten Räumen ausprobieren.“
Falls es zu einer Einschränkung oder sogar Aufhebung des Präsenzunterrichts kommen sollte, sei man auf die sich dann darstellende Situation eingestellt. Man habe noch vor den Herbstferien mit den Schülern und Schülerinnen eine Schulung gemacht in einem digitalen Lernmanagement, sagt Diehr. „Das hat gut geklappt. Wir hatten sogar eine ‚moodle‘-Gruppe.“ Technisch wären sowohl das Lehrerkollegium als auch die Schüler also vorbereitet. „Das hat während des ersten Lockdowns auch geklappt.“
Technische Vorbereitung

Sie sieht eher das Problem darin, dass einige Leitungen dann überlastet wären. „Wir haben hier kein Glasfaser“, gibt sie zu bedenken. „Ich habe selber versucht, aus dem Gebäude heraus eine Konferenz zu machen, die ist zusammengebrochen. Das lag am Server vom Streaming-Dienst.“ Und was ist mit Schülern, die noch ein Endgerät brauchen? „Das ist vom KvGG her alles durch, die Bedarfsabfrage. Da gab es ein Formular der Verwaltung. Wir haben Listen erstellt, wo die Namen derjenigen stehen, die es benötigen. Die können wir an die Stadt übermitteln. Wir brauchen dann nur die Geräte.“ Wie viele es genau sind, weiß sie nicht aus dem Kopf, schätzt die Zahl aber auf 35 bis 40. Dass das seine Zeit dauert, das kann sie nachvollziehen. „Kevelaer ist da immer dran und tut“, sagt sie. Der Träger mache wirklich alles, was in seiner Macht stehe. „Wenn es einen erweiterten ‚Digitalpakt‘ gibt, dann bestellen alle wie wild Geräte. (…) Die haben sich früh um alles gekümmert. Kein Konzern kann auf einmal soviele Geräte zur Verfügung stellen. (…) Alle arbeiten mit allen Kräften daran.“ Und beim Lockdown habe man Materialien auch schon mal per Post geschickt. Familien ganz ohne Geräte gab es selten. „Da lassen wir keinen alleine. Wenn es da Probleme gibt, können sie sich bei uns melden, und das tun sie auch.“ Und zur Not könne man die Geräte, die für das Schulkollegium zur Verfügung stehen und frei sind, an die Betroffenen weitergeben. „Da werden wir auf jeden Fall eine Lösung finden.“

Kontakt mit den Behörden

Diehr hat die „Hoffnung“, dass die aktuellen Einschränkungen einen Lockdown verhindern mögen – und der Präsenzuntericht so lange wie möglich bestehen bleibt. „Es ist nicht so, dass durch die Öffnung der Schulen das Infektionsgeschehen total vorangetrieben wurde“, argumentiert sie. „Die SchülerInnen tragen brav ihre Maske und es läuft.“ Natürlich wisse man nicht, was die Schüler danach machen, wo es Familienfeiern oder Partys gibt.
Jede Woche zu einem bestimmten Stichtag melde man an die Behörde, ob Präsenzunterricht stattfindet, wieviele Kollegen aufgrund des Infektionsgeschehens nicht da sind, wieviele Schüler pro Jahrgang in Quarantäne sind und positiv getestet wurden. „Bis zu den Herbstferien hatten wir recht geringe Zahlen – und keinen Corona-Fall.“ Die amtsärztlichen Quarantäne-Fälle seien vor den Ferien gering gewesen, „jetzt etwas angestiegen, aber nicht schrecklich hoch.“

Auch an der Kevelaerer Gesamtschule herrsche das Prinzip der Gelassenheit vor, sagt Schulleiter Christoph Feldmann. „Wir haben die Maskenpflicht im Unterricht wieder. Das kennen die Schüler jetzt von vorher. Ich denke, dass das eine sehr sinnvolle Maßnahme ist.“ Zuvor habe es schon den Appell gegeben, auf freiwilliger Basis die Masken zu tragen. „Das hat ganz gut funktioniert. Von daher gehe ich davon aus, dass das reibungslos weiter funktionieren wird.“ Die Zeit des Lockdowns habe man schon genutzt, um alle Lehrerinnen und Lehrer in Bezug auf Digitalisierung zu schulen. Alle Lehrkräfte seien angewiesen, Teile des Unterrichts auch online über den normalen Unterricht hinaus anzubieten. Sollten Klassen in den „Distanzunterricht“ gehen müssen, sei man notfalls vorbereitet über die Fortbildungen und die Nachqualifizierung der Schüler. „Und wir sind dabei, eine Elternschulung anzubieten, dass sie ihren Kindern eine Unterstützung bieten können, wenn sie Probleme haben beim Einloggen oder bei E-Mails.“

Was fehlende Laptops angeht, gebe es die Bedarfsanzeige der Stadt, wo die Mittel auf den Weg gebracht und die Bedarfsanfragen durchgeführt worden seien. „Die Familien, bei denen es kein digitales Endgerät gibt, konnten das anzeigen, um über die Stadt ein Leihgerät der Schule zu bekommen. Das ist auch ganz gut angenommen worden“, sagt Feldmann.

Fünf Minuten Stoßlüften

Was die Lüftungen angehe, sei die Situation ganz gut. „In jedem der Räume gibt es ein Lüftungsprotokoll.“ Neu sei die Frequenz der Lüftung. „Wir hatten sonst alle 45 Minuten getaktet. Jetzt sind es 20 Minuten, das ist vorgegeben über die letzte Schulmail, wie das zu funktionieren hat.“ Dass es für die Schüler kurzfristig dann kalt wird, sieht Feldmann als geringes Problem an. „Da gibt es fünf Minuten Stoßlüften, dann macht man die Fenster wieder zu und es wird wieder warm. Wir sind in einer Zeit, wo für jedermann Einschränkungen in irgendeiner Weise da sind. Und wenn die Konsequenz ist, dass wir damit im Präsenzunterricht bleiben können, ist jedem geholfen.“

Man werde sich weiter bemühen, „den Unterricht aufrechtzuerhalten und tatsächlich die Schülerinnen und Schüler zu Lernerfolgen zu führen.“ Dass das unter Pandemiebedingungen nicht leicht ist, sei klar. „Das hatte ich mir als Schulleiter auch anders vorgestellt. Man ist da schon Krisenmanager. Wir haben halt keine Normalität.“ Aber: „Panik bringt da nichts, wir müssen uns mit der Situation, die wir haben, auseinandersetzen und das Beste daraus machen.“ Wobei die Gesundheit aller Schüler und Lehrer natürlich an erster Stelle stehe. Wie lange der Präsenzuntericht gehen wird, sei die Aufgabe der Gesundheitsämter. „Da müssen wir abwarten.“
Keine Liefertermine

Keine Liefertermine bekannt

Was die Bereitstellung von Endgeräten betrifft, so seien „die Bestellungen raus“, bestätigte Yvonne Völkel vom Fachbereich „Schule und Sport“ der Stadt Kevelaer. Sie habe keine Informationen über Liefertermine. Die Rückmeldungen zum „Sofortaus- stattungsprogramm“ lägen teilweise vor, teilweise nicht. In Bezug auf dieses Programm sei der Maximalbedarf von 400 Geräten bestellt worden. Die Abfrage dazu habe erst drei Wochen vor den Ferien begonnen werden können, dann kamen die beiden Wochen Herbstferien, so Völkel. In Sachen Belüftungsanlagen gebe es noch keine Rückmeldung. „Das Thema ist taufrisch, da werden sich die Schulen sicher erkundigen.“

Beate Sibben von der Abteilung „Zentrale Dienste“ bestätigte, dass bereits im August die Bestellungen für die Laptops herausgegangen seien. Es gebe aber Lieferengpässe. „Die Nachfrage ist momentan so groß, dass uns das Kommunale Rechenzentrum keine Lieferzeiten nennen kann.“ Alle Kommunen wollten aktuell wegen Corona Geräte haben. Und es bestünden Probleme in der Produktionskette. Insgesamt habe Kevelaer 1.100 Endgeräte geordert. Neben dem „Sofortaus- stattungsprogramm“ für bedürftige Schüler umfasst das auch eine Förderung für Lehrer-Endgeräte und die Förderung aus dem „normalen“ Digitalpakt. Man habe erst sehen müssen, was an Förderprogrammen überhaupt auf den Weg gebracht wird und was man dann beantragen kann, begründete Sibben, warum das alles eine Zeit benötigt hat. Die Verantwortlichen hätten die Höchstzahl der Geräte, die abgreifbar sind, bestellt. Jetzt gehe es nur „um die konkrete Verteilung, die Bedarfe da zu ermitteln.“ Die Schutzhüllen lägen bereits vor, man warte nur noch auf die Geräte. Die würden nach Auftragsdatum ausgegeben. „Da haben wir keinen Einfluss mehr drauf.“ Das sei „sehr unbefriedigend für alle Parteien.“