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Lebensmittel und Messen wie in der Heimat

Knapp 2.500 polnischstämmige Bürger leben aktuell in Kevelaer und den Ortschaften. Unter den ausländischen Mitbürgern stellen sie in der Wallfahrtsstadt die größte Volksgruppe dar. Für polnische Menschen gibt es daher auch in der Marienstadt ein breites Angebot in Bezug auf polnische Lebensmittel, Polnischunterricht oder polnische Messen. Das KB hat sich einmal umgehört, was es mittlerweile alles gibt und was vielleicht noch vermisst wird.
Seit sechs Jahren gibt es bei REWE Narzynski ein breites Angebot an polnischen Produkten. Der neue EDEKA-Brüggemeier-Markt bietet ebenso viele polnische Produkte. Dawid Pawlik betreibt seit über einem Jahr seinen polnischen Laden mit dem für Deutsche schwer auszusprechenden Namen „Pszczynka“ an der Biegstraße 22. Und seit einem Monat hat auch Julita Paluba an der Bahnstraße 23 in Bahnhofsnähe ihren Laden „Polska Spyza Julita“ mit rein polnischen Produkten eröffnet.
Viele Kunden kommen, so weiß sie, auch aus Kleve, Goch oder Geldern. Polnische Spirituosen, Wurst, leicht pink schimmernde polnische Fleischtomaten und andere Lebensmittel laufen richtig gut. Dawid Pawlik stellt nach einem Jahr fest, dass besonders schlesische Wurst und Molkereiprodukte stark nachgefragt werden. Hotdogs oder polnischer Mittagstisch hat sich auch bewährt. Jeden Morgen fährt er zudem zu einer polnischen Bäckerei in Venlo und bezieht von dort frische Brötchen und polnische Kuchen oder Torten, die teils auch nach ganz individuellen Wünschen gestalten sind und die auch deutsche Kunden gerne bei ihm beziehen. „Ich bin froh, dass mein polnischer Laden so schnell so gut funktioniert“, meint er.
Am 1. Juni, der in Polen als Kindertag begangen wird, hat er auf seinem Hof sein einjähriges Bestehen gefeiert und dabei besonders an die Kinder gedacht. Diese konnten dort spielen und zeichnen. Es gab Hotdogs und Bigos, kühle Getränke und ein Maskottchenbär sorgten für gute Laune. Mit 30 bis 40 Leuten war dieser Tag wieder mal eine gute Treffmöglichkeit für Polen in Kevelaer. Die Erwachsenen haben hinterher noch gemeinsam ein Fußballspiel geschaut.
Viele seiner Kunden wohnen in Kevelaer, aber arbeiten in den Niederlanden. „Dort wird man oft auch ausgebildet, verdient gut und hat geregeltere Arbeitszeiten“, weiß David Pawlik. Kevelaer schätzen alle als schöne Stadt mit viel Angebot, besonders für Familien. Was manche noch vermissen, ist ein polnisches Restaurant oder Café. Aber, wie dem KB schon zu Ohren kam, wird in zwei Monaten ein Restaurant mit polnischer Küche in Kevelaer eröffnen.
Polnischunterricht
Für polnische Kinder bietet Justyna Tompalski an der Hubertusschule Polnischunterricht an. Seit elf Jahren schon unterrichtet sie mit großer Freude in Kevelaer. Sie erlebt oft, dass mehrsprachige Kinder offen, tolerant und flexibel sind: „Für mich ist Sprache der Schlüssel zur Welt. Mehrsprachigkeit kann für die Kinder eine große Chance und ein Geschenk fürs Leben sein.“ Oft kommen die Kinder schon in der ersten Klasse zu ihr und lernen professionell Polnisch. Sie legen auch Prüfungen ab und die Polnischnote erscheint auch im normalen Schulzeugnis.
Auch Susanne Bienek aus Wetten kommt seit fast zwei Jahren zum Polnischunterricht. Ihr Vater ist Deutscher, ihre Mutter Agata kommt aus Polen. Wie viele andere polnische Kinder wächst die Zweitklässlerin zweisprachig auf und kann sich aus der breiten polnisch-deutschen Literatur ihre Lieblingsbücher aussuchen. Leider, so bedauert die Mutter, gibt es Polnischunterricht nur bis zur 4. Klasse. Ab dem 5. Schuljahr müsste sie ihre Tochter wöchentlich zum Unterricht nach Kleve bringen. Schon seit den 50er Jahren gibt es polnische Gruppen in Kevelaer, für die die polnische katholische Mission Niederrhein gerne eigene Messen und katholische Katechese angeboten hat.
Durch die größer gewordene Zahl der polnischsprachigen Gläubigen im Kreis wurde am 2. Dezember 2018 zudem die polnische katholische Mission Kleve gegründet. Jeden 1. Samstag im Mai gibt es zudem eine Wallfahrt aller polnischen Gläubigen aus der Umgebung. Die Gläubigen füllen die Basilika dann immer bis zum letzten Stehplatz.

Artur Zymelka ist Küster während der polnischen Messe an St. Antonius.
Foto: DdB


Zudem findet seit dem Jahr 2000 jeden Donnerstag eine polnische Messe in der Beichtkapelle statt, seit 2014 zusätzlich jeden Sonntagnachmittag eine polnische Messe an St. Antonius Kevelaer. Etwa 250 Menschen waren letztens wieder bei der Messe, und das mit 16 Uhr zu einer Zeit, in der andere Familien gerne einen Ausflug machen. Doch diese polnische Messe sei den Menschen, besonders auch den Familien, wichtig, versichert Artur Zymelka, Küster für die polnische Messe an St. Antonius. Viele Kinder kämen ganz selbstverständlich mit in die Messe.
Und noch eine Besonderheit der polnischen Gemeinde: Es gibt jeden Donnerstag vor der Abendmesse Katechese für verschiedene Altersgruppen. Um die Kleinkinder kümmert sich Diplomtheologin und Sozialpädagogin Sabina Suchecki, um die Kommunionkinder der Priester, P. Martin Dereszkiewicz, und die Kinder nach der Kommunion betreut Sr. Justyna Chomka. „Die Katechese ist ganz toll. Die Kinder singen auch viel und lernen den Glauben und die typischen polnischen Traditionen im Kirchenjahr wirklich gut kennen“, weiß Artur Zymelka.
Neben der Katechese gibt es auch wöchentlich extra Beichtgelegenheit vor der Messe und es gibt einige Gebetsgruppen. „Ist jemand krank, wird viel für ihn gebetet!“, sagt er. Selbst hatte er nicht gedacht, dass er einmal in Kevelaer leben würde. Im Jahr 2000 hatte er sein Studium in Polen erfolgreich abgeschlossen.
Damals herrschte große Arbeitslosigkeit. Viele Polen verließen ihr Heimatland und suchten Arbeit. Als er seine Mutter, die in den Niederlanden als Saisonarbeiterin arbeitete, besuchte und dabei einmal nach Kevelaer kam, schloss er sofort diese Marienstadt ins Herz und betete vor dem Gnadenbild: „Lass mich bitte noch einmal hierher kommen!“
„Aus dem einen Mal wurden nun 18 Jahre, aber ich lebe sehr gerne mit meiner Familie hier“, erzählt er lächelnd. Nach der Zeit des Kommunismus und der großen Arbeitslosigkeit geht es nun in Polen langsam aufwärts. „Die Regierung macht viel für Familien und für einfache Menschen. Es gibt mehr Arbeit und die Löhne steigen. Viele Politiker setzen sich für christliche Werte ein.“
Manche Landsleute kehren in letzter Zeit auch wieder zurück nach Polen, weil sich die Lebensbedingungen spürbar gebessert haben. Artur Zymelka bleibt mit seiner Familie gerne in Kevelaer, das ihm schon zur Heimat geworden ist.