Beiträge

Modernisierung und Ausbau der Bahnstrecke Krefeld-Kleve

Auf Initiative des Bundestagsabgeordneten Stefan Rouenhoff (CDU) und des Landtagsabgeordneten Stephan Haupt (FDP) wenden sich Abgeordnete und Landräte der Kreise Kleve und Viersen sowie die Bürgermeister der Anrainerkommunen entlang der Strecke des „Niers-Express“ (RE 10) in einem gemeinsamen Brief an die Deutsche Bahn AG, den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr sowie an das Landes- und Bundesverkehrsministerium, um für den zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Geldern und Kleve bei gleichzeitiger Elektrifizierung der Bahnstrecke Krefeld-Kleve zu werben und hierzu zeitnah Gespräche zu führen.

„Leider kommt es auf der Strecke des Regionalexpress 10 im Alltag immer wieder zu Zugverspätungen und -ausfällen, die insbesondere aus der veralteten Gleistechnik und der weit überwiegenden Eingleisigkeit der Bahnstrecke zwischen Kleve und Geldern resultieren“, so Rouenhoff. „Die Signalanlagen, Weichen sowie Bahnübergänge bedürfen einer grundsätzlichen Modernisierung. Eine Aufnahme in den sich in Erstellung befindlichen ÖPNV-Bedarfsplan für Nordrhein-Westfalen ist zwingend notwendig“, so Haupt.

Die Bahnstrecke Düsseldorf – Kleve ist eine zentrale Verkehrsachse am linken unteren Niederrhein und schließt die ländlich geprägten Kreise Kleve und Viersen unmittelbar an die deutschen Großstädte Krefeld und Düsseldorf an. Sie ist daher vor allem für Berufspendler, Schüler, Studenten der Hochschule Rhein-Waal, Naherholungstouristen sowie Passagiere des Airport Weeze und des Flughafens Düsseldorf von zentraler Bedeutung, besonders vor dem Hintergrund fehlender Alternativen im öffentlichen Personennahverkehr.

Der Ausbau und die Modernisierung der Strecke würden die wirtschaftliche Attraktivität und Zukunftsfähigkeit des Niederrheins nachhaltig steigern, einen erheblichen Mehrwert für die Bewohner schaffen und wären zudem starke Signale zur Stärkung des ländlichen Raums, heißt es in dem Brief.

Zu den Unterzeichnern des Briefes gehören unter anderem die Bundestagsabgeordneten Dr. Barbara Hendricks (SPD), Stefan Rouenhoff (CDU), Udo Schiefner (SPD), Uwe Schummer (CDU) sowie die Landtagsabgeordneten Dr. Günther Bergmann (CDU), Dietmar Brockes (FDP), Stephan Haupt (FDP), Dr. Marcus Optendrenk (CDU), Margret Voßeler (CDU), Landrat Wolfgang Spreen (Kreis Kleve) und Bürgermeister, Dr. Dominik Pichler (Kevelaer).

Zum Bau der Ortsumgehung

Der Landesbetrieb Straßenbau NRW beabsichtigt den Bau der Ortsumgehung Winnekendonk L 486. Die Bezirksregierung Düsseldorf leitet nun für den hiervon berührten Bereich östlich der K 33 zwischen Winnekendonk und Wetten ein Unternehmensflurbereinigungsverfahren ein, um Flächen für den Bau der Ortsumgehung bereitzustellen und um die Nachteile für die Agrarwirtschaft zu minimieren.
Über das Straßenbauvorhaben sowie die geplante Flurbereinigung informiert die Bezirksregierung die Bürgerinnen und Bürger: Dienstag, 29. Mai, um 19.30 Uhr in der Begegnungsstätte Winnekendonk, Marktstraße 16.

Erfolgreich Ansätzen nachgegangen

Redaktionsleiter Björn Lohman führte mit dem Ausschussvorsitzenden Franz Kolmans das folgende Interview:

Kevelaerer Blatt: Herr Kolmans, Sie sind Landwirt und Vorsitzender des Ausschusses für Umweltschutz. Passt das zusammen?
Franz Kolmans: Das passt gerade gut zusammen! Man ist als Landwirt viel draußen und ist sensibel für die Natur.

Trotzdem gibt es auch in Kevelaer Konflikte zwischen Landwirtschaft und Naturschutz.
Landwirte und Naturschützer verstehen sich teilweise nicht so gut. Naturschützer stellen oft Maximalforderungen, Landwirte müssen auf die Kosten schauen. Die Menschheit gibt heute viel weniger als früher von ihrem Einkommen für Lebensmittel aus. Einen großen Teil braucht sie zum Wohnen.

Haben Sie ein Beispiel, wo Landwirtschaft und Naturschutz nicht zueinander finden?
Bei uns gibt es im Naturschutzgebiet immer mehr Gänse, die ganze Flächen vollkoten. Wegen der Erreger im Kot kann man die Flächen nicht mehr für das Viehfutter nutzen. Wenn aber im Ruhrgebiet deswegen ein See schlechte Badequalität hat oder in der Stadt zu viele Tauben sind, dann werden Jäger gerufen.

Wäre der besser bezahlte Ökolandbau nicht eine Lösung?
Ökolandbau bedeutet auch sehr viel Arbeit. Ich bin seit 40 Jahren Landwirt, früher war vieles ökologischer. Aber die Entwicklung hat sich so vollzogen, die kann man nicht zurückdrehen. Keiner in der Industrie arbeitet heute wie vor 40 Jahren.

Bei der Nitratvermeidung im Wasserschutzgebiet sind die betroffenen Landwirte gerne und erfolgreich dabei.
Die Kooperation der Landwirte mit den Stadtwerken funktioniert gut und schon lange. Da gibt es auch untereinander keine Probleme. Kooperation ist immer besser als Konfrontation.

Ein junges Projekt im Bereich Naturschutz ist das Kevelaerer Engagement für Insekten – eine Imagegeschichte oder echter Nutzen?
Das ist jetzt beschlossen worden. Was es bringt, wird man sehen. Ich weiß nicht, ob die Bienenpopulation wirklich weniger wird. Aber wir leben ja alle in und von der Natur. Früher gab es kleinparzellierte Flächen, fast jeder hatte einen Nutzgarten – heute bevorzugen viele pflegeleichte Vorgärten. Wir Landwirte haben früher im Herbst Mist ausgefahren, darin haben sich Insekten entwickelt. Heute muss man den sofort unterpflügen. Früher standen die Tiere auch nicht im Stall, sondern auf der Wiese und dort entstanden Kleinbiotope. Ob das alles zum Insektenschwund beiträgt, kann ich nur vermuten.

Mit Umwelt und Gebäudemanagement fällt der Klimaschutz gleich doppelt in Ihren Ausschuss. Arbeitet die Stadt energieeffizient genug?
Besser geht immer, aber wir sind schon einigen Ansätzen erfolgreich nachgegangen. Wichtig ist, dass die Stadt jemanden hat, der hohe Verbräuche registriert und darauf reagiert. Auch durch den Wechsel des Gasanbieters hat die Stadt viel gespart. Da muss einfach jemand für zuständig sein.

Echte Klimaschutzprojekte sucht man in Kevelaer aber vergebens.
Axel Stibi hatte vor, eine Klimaschutzsiedlung zu errichten, die wird jetzt allerdings nicht realisiert. So etwas müssen die Menschen sich auch leisten können.

Müssen die Bürger stärker mitgenommen werden beim Klimaschutz?
Für die Bürger haben wir jetzt Frau Dr. Jordan, die Beratungsangebote stellt. Eigene Förderprogramme der Stadt gibt es allerdings nicht.

Schauen wir auf die städtischen Gebäude. Das meiste Geld ist in den letzten Jahren sicherlich in die Schulen geflossen.
Ja, das ist richtig, es sind übrigens auch viele energetische Maßnahmen, damit später die CO2-Bilanz stimmt. Und auch in den IT-Bereich wurde richtig Geld gesteckt. Darin sind sich alle Parteien einig. Das hat das Gebäudemanagement gut im Griff, damit das meist in den Sommerferien geschieht. Das ist nicht so einfach. Aber die Mitarbeiter haben ja schon viele Projekte durchgeführt.

Wie sieht es bei den Kindergärten aus?
Bei den städtischen Einrichtungen wüsste ich gerade keine größeren Projekte. Bei den kirchlichen Trägern gibt es ein paar größere Maßnahmen, die projektabhängig durch die Stadt bezuschusst werden.

Nicht so einfach war lange auch die Unterbringung der Flüchtlinge. Wie geht es dort weiter?
Wir versuchen, viele kleine Einheiten zu schaffen, um das große Gebäude nicht mehr zu benötigen. Ziel ist es, die Menschen in kleine Einheiten in der Stadt zu verteilen, das Problem hierbei ist der bezahlbare Wohnraum.

Gibt es in den großen Gebäuden denn ernste Probleme?
Probleme gibt es überall mal, aber ich weiß von nichts Größerem. Das Gebäude in Schravelen wird von einer Firma betreut. An der Gelderner Straße und bei den Containern gibt es ebenfalls keine ernsthaften Probleme.

In der Mensa gibt es aber ein Problem, ein Platzproblem.
Das dürfte jetzt, wo Weeze fortgeführt wird, nicht so dramatisch werden. Aber das ist eher ein Thema des Schulausschusses. Damals hat mich übrigens beim Bau der Mensa geärgert, wie die Kosten aus dem Ruder gelaufen sind. Als Laien müssen wir bei Ausschreibungen ja oft einfach glauben, was die Verwaltung uns sagt. Das mit der Mensa war ein Einzelfall. Die Verwaltung hat qualifizierte Mitarbeiter.

Erwarten Sie beim Mehrzweckbecken eine Kostenexplosion?
Persönlich war ich nicht für den Bau, aber als Vorsitzender verhalte ich mich neutral. Ich glaube, dass es mir gut gelingt. Die Sitzungsvorlage kam kurzfristig und ist mehrheitlich so beschlossen worden. Jetzt hoffe ich, dass der Preis bleibt. Etwa 90 Prozent sind bereits ausgeschrieben. Unerwartet waren Mehrkosten für ein Brandgutachten für die Sprunganlage – aber das wäre auch ohne Mehrzweckbecken fällig geworden. Die Kosten explodieren also nicht.

Dem Kämmerer machten vor allem die Betriebskosten Sorge, andere argumentierten, die verbesserte Energieeffizienz könnte sogar Kosten sparen. Wissen Sie dazu schon mehr?
Nein.

Was wird aus dem Erdgeschoss der Virginia-Satir-Schule?
Das müssen Stadt und Rat noch entscheiden.

Ziehen die städtischen Mitarbeiter aus dem Bercker-Gebäude dorthin, wenn der Vertrag ausläuft?
Für die Mitarbeiter wird nach Möglichkeiten gesucht und ich weiß, dass es dazu auch schon Pläne gibt.

Franz Kolmans lebt mit seiner Frau am Rande von Wetten und hat drei erwachsene Kinder. Der 58-Jährige ist Landwirt mit Mastschweinehaltung. Seit 2009 engagiert er sich in der Politik. In der Freizeit geht er gerne kegeln oder spielt Karten.

Die Walzen rollen schon

Die Kanalbauarbeiten an der Wember Straße sind zum Großteil abgeschlossen. Derzeit werden die ersten Asphaltarbeiten im Bereich Wember Straße durchgeführt. Hierbei wird die Asphaltdeckschicht der Wember Straße zwischen Brunnenstraße und Wasserstraße (bis Feuerwehrzufahrt) zunächst halbseitig fertig gestellt.

Aufgrund der ständig zu gewährleistenden Ein- und Ausfahrmöglichkeit der Rettungsfahrzeuge kann erst danach mit dem Wiederherstellen der Pflanzbeete auf der Wember Straße begonnen werden, so dass die restliche Fahrbahn am 28. Mai hergestellt wird. Parallel laufen die Arbeiten für die Oberflächenwiederherstellung des Parkplatzes an der Ecke Wember Straße/ Kroatenstraße.

In der Wember Straße steht dann kanalbautechnisch als letztes die Verlegung des Teilstückes der Druckrohrleitung bis zum Heideweg in einer Länge von etwa 100 Metern an. Dieses wird mittels Bohrspühlverfahren ohne einen offenen Graben hergestellt. Im Heideweg ist die Druckrohrleitung bereits verlegt worden und es wurden die Arbeiten für die noch ausstehende Verlegung des Regenwasserkanals und der Trinkwasserleitung begonnen. Ebenfalls begonnen haben die Arbeiten in der Tonenstraße für die Verlegung der Druckrohrleitung.

Nach Beendigung dieser Arbeiten, Ende Juli, sind auch im Heideweg und der Tonenstraße die Kanalbauarbeiten abgeschlossen und es kann damit begonnen werden, die Oberfläche wieder herzustellen.

Die Stadtwerke Kevelaer möchten zudem darauf hinweisen, dass die Anfahrtsmöglichkeiten zu den in der Baustelle liegenden Geschäften und Gewerbetreibenden weiterhin eingerichtet sind.

Hier beschweren sich die Bürger

Der Haupt- und Finanzausschuss ds der Stadt Kevelaer ist so etwas wie der „kleine Rat“: Viele wichtige Entscheidungen passieren zuerst dieses Gremium, bevor sie final vom Rat beschlossen werden, manche Dinge entscheidet der Auschuss sogar alleine. Das Kevelaerer Blatt sprach mit dem Ausschussvorsitzenden Dr. Dominik Pichler (SPD) über die Themen der aktuellen Legislaturperiode.

Kevelaerer Blatt: Herr Pichler, Schulausschuss, Stadtentwicklungsausschuss … das erklärt sich von selbst. Was genau aber macht der Haupt- und Finanzausschuss?
Dr. Dominik Pichler: Ganz wichtig ist, dass der Haupt- und Finanzausschuss auch der Beschwerdeausschuss für Bürgeranträge ist. Solche Anträge gab es beispielsweise von den Saunafreunden, von den Anwohnern des Beethovenrings und auch von der Interessengemeinschaft Pro OW 1. Auf diese Weise können dort selbst Themen, die schon einmal durch die Gremien gegangen sind, noch einmal diskutiert werden. Hier wird auch der Haushalt diskutiert und über Vergaben in größerer Dimension sowie über Personalangelegenheiten entschieden.

Meist ist es aber doch so, dass der Ausschuss von finanzieller Seite über Themen spricht, die zuvor schon ein Fachausschuss ausführlich inhaltlich diskutiert hat…
Dr. Dominik Pichler: Oft ist das so, ja, aber hier sitzen andere Leute als in den Fachausschüssen und dadurch gibt es meist andere Diskussionsschwerpunkte. Im Haupt- und Finanzausschuss sind übrigens ausschließlich Ratsmitglieder, keine sachkundigen Bürger – das ist eine weitere Besonderheit.

Kommt es denn vor, dass ein Fachausschuss eine Sache für richtig und wichtig hält und der Haupt- und Finanzausschuss beschließt danach: „Aber Geld gibt‘s dafür nicht!“?
Dr. Dominik Pichler: Vor meiner Zeit gab es das schon mal, dass der Haupt- und Finanzausschuss den Fachausschuss überstimmt hat. Das ist aber selten. Der Fraktionsproporz ist ja auch gleich. Manchmal passiert aber etwas zwischen den Sitzungen, das dann zu einer neuen Bewertung führt.

Freut sich der Finanzausschuss über die Finanzlage der Stadt?
Dr. Dominik Pichler: Die Finanzen müssen wir sicher im Blick behalten, aber derzeit können wir uns über gute Gewerbesteuern freuen. Wir wissen allerdings, dass wir weltpolitischen Einflüssen unterliegen, die wir nicht beeinflussen können, wie damals die Finanzkrise. Wenn aus dem Säbelrasseln in Syrien ein Stellvertreterkrieg wird oder wenn es zu einem Handelskrieg mit den USA kommt, das würden wir auch in Kevelaer merken.
Wir müssen auch gucken, in welche Richtung es mit der Bundesregierung geht. Die Grundsteuer wurde – völlig erwartbar – gekippt. Jetzt müssen wir sehen, worauf wir uns einstellen müssen. Auch das können wir nicht beeinflussen, aber es ist eine unserer wichtigsten Einnahmequellen. Aktuell sind die Finanzen der Stadt in Ordnung – sogar ganz gut. Aber das ist nur eine Wasserstandsmeldung.

Wie stark hängt der Haushalt an einzelnen Unternehmen?
Dr. Dominik Pichler: Wir haben mehrere wichtige Gewerbebetriebe, aber keinen, dessen Weggang uns in massive Haushaltsprobleme stürzen würde wie Bofrost in Straelen. Wir liegen übrigens – bewusst – knapp unterhalb des fiktiven Gewerbesteuersatzes im Kreis Kleve.

Apropos Steuern: Wenn es dem Haushalt gut geht, müssen die Bürger also auch keine Steuererhöhungen erwarten?
Dr. Dominik Pichler: Wir haben die Grundsteuer und die Gewerbesteuer seit einigen Jahren nicht mehr steigen lassen und der Doppelhaushalt bis Ende 2019 steht. Darin sind keine Erhöhungen vorgesehen.

Was waren für Sie die wichtigsten Entscheidungen in der aktuellen Wahlperiode des Haupt- und Finanzausschusses?
Dr. Dominik Pichler: Wichtig waren alle Entscheidungen rund um das Integrierte Handlungskonzept und die Hüls. Auch die breiten Mehrheiten in der Schulpolitik finde ich wichtig. Symbolisch wichtig war die einheitliche Umbenennung zu „Wallfahrtsstadt Kevelaer“ – im Vorfeld hatte ich viel für die Einstimmigkeit geworben. Für mich persönlich sehr prägend war bereits ganz am Anfang, dass es eine Mehrheit für das Mehrzweckbecken gab. Die CDU hatte nicht einheitlich abgestimmt. Für mich war das die Erkenntnis: Die CDU hat keine Blockadehaltung – mit denen kann man arbeiten. Ich dachte damals: „Du bist kein zahnloser Tiger ohne eigene Mehrheit. Du kannst was bewegen.“ Die letzten beiden in meinen Augen sehr wichtigen Entscheidungen gingen allerdings nicht durch den HuF, sondern unmittelbar als Vorlage in den Rat.

Blicken wir auf ein paar Sachthemen aus dem Ausschuss. Wie geht es weiter mit dem Breitbandausbau?
Dr. Dominik Pichler: Kervenheim ist ausgebaut, da muss die Deutsche Glasfaser nur noch etwas nacharbeiten. Dann ist Winnekendonk dran und danach Twisteden. Für die Außenbereiche läuft die Vergabe, das Motto ist: „Der letzte Hof soll angeschlossen sein.“ Vielleicht profitiert dann auch Wetten und wird doch noch angeschlossen.

Wird das Bahnhofsumfeld Richtung Innenstadt neu gestaltet?
Dr. Dominik Pichler: Den Neubau der Lebenshilfe nach § 34 des Baugesetzbuches zu genehmigen, danach aber über den Bereich einen Bebauungsplan zu legen, war meines Erachtens Quatsch. Das ist ein typischer politischer Kompromiss, also eine Lösung, die zwar erkennbar nicht die beste, dafür aber mehrheitsfähig ist.

Ihre Familie wohnt am Mechelner Platz. Sind Sie mit der Neugestaltung zufrieden?
Dr. Dominik Pichler: Ich kann nicht verstehen, warum die Neugestaltung ohne Wasserspielplatz erfolgen sollte. Ich war allerdings befangen und konnte in der Sitzung nicht mitdiskutieren. Ich habe die Krise gekriegt … Aber auch das ist Demokratie: Dass ich als Hauptverwaltungsbeamter auch die Vorgaben der Kommunalpolitik umsetzen muss und umsetze, die mir nicht gefallen.

Gibt es für die Saunafreunde noch Hoffnung auf eine Sauna in Kevelaer?
Dr. Dominik Pichler: Wenn ein privater Betreiber kommt, werden wir ihm keinen Stock zwischen die Räder werfen. Aber in Geldern und Goch gibt es starke Konkurrenz. Ich finde eine Sauna zwar eine sinnvolle Sache, aber sie gehört für mich nicht zur Daseinsvorsorge, also zur Grundversorgung.

Was tut sich beim Ladenöffnungsgesetz?
Dr. Dominik Pichler: Das wird uns weiter beschäftigen, aber derzeit warten wir noch auf Informationen der Landesregierung.

Haben sich die Vereine mit der Kostenbeteiligung für die Nutzung der Sportstätten arrangiert?
Dr. Dominik Pichler: Es gibt immer mal Gespräche, aber es ist nicht so, dass man sich gar nicht einig wird.

Wie läuft es mit der Integration der Flüchtlinge?
Dr. Dominik Pichler: Man soll die Probleme nicht kleinreden, aber auch nicht groß machen. Es leben noch etwa 500 Flüchtlinge in Kevelaer. Wir haben kein Gewalt- und kein Kriminalitätsproblem. Natürlich gibt es auch einige wenige Einzelfälle, wo es kompliziert ist, weil sie eben immer wieder negativ auffallen. Aber es wäre komisch, wenn hier nur Leute mit Heiligenschein wären. Wir müssen weiter gucken, dass sie Deutsch lernen, in die Schule oder zur Ausbildung gehen und Arbeit finden. Und wir müssen sicherstellen, dass die, die gehen müssen, gehen.

Was ist bei EU-Förderprogramm LEADER bislang für Kevelaer herausgekommen?
Dr. Dominik Pichler: Da muss sich dringend etwas ändern, derzeit wird zu viel bei der Bezirksregierung verhindert. Ich bekomme bald turnusgemäß selbst „den Hut auf“ und will mich dann intensiver damit befassen.

Zur Person

Der Kevelaerer Dr. Dominik Pichler ist promovierter Strafverteidiger. Seit 2015 arbeitet er allerdings als Bürgermeister der Stadt Kevelaer. Die wenige Freizeit, die ihm sein Beruf lässt, verbringt er mit seiner Frau und seinen fünf Kindern. Der 42-Jährige singt außerdem im Familienchor von St. Marien und macht Judo. Andere Hobbys, wie das Schachspielen, ruhen aus Zeitgründen.

Grubi spendiert Süßigkeiten

Die Maßnahmen der Kevelaerer Stadtkernerneuerung bedeuten derzeit für den einen Freud, für den anderen Leid: Das Hof- und Fassadenprogramm förderte die Umgestaltung beim Geschäftshaus „Mutter und Kind“ auf der Busmannstraße und die Baustelle auf der Hauptstraße strapaziert die Geduld der Anlieger. Am Freitag, 25. Mai, ist das Baustellenmaskottchen Grubi ab 14 Uhr in der Innenstadt mit kulinarischen Trostpflastern unterwegs.

Der Baustellenmaulwurf hat sich mit der Werbegemeinschaft eine Kuchenspendier-Aktion ausgedacht, um damit die Herzen der Anlieger und Besucher wiederzugewinnen. Was passt da besser als eine Maulwurftorte? Bei Café-Konditorei Nederkorn, Café Platzer und Café Heilen schaut Grubi vorher bei der Zubereitung der Torten zu. Ab 14 Uhr wird am Anfang und am Ende der Baustelle die spezielle Torte verteilt, solange der Vorrat reicht.

Grubi geht anschließend beim Geschäftshaus der Firma Mutter und Kind am Peter-Plümpe-Platz gratulieren. Und auch dorthin kommt er zu den Kindern nicht mit leeren Händen. Nicht nur der 45. Geburtstag wird mit einer Kinder-Schminkaktion an diesem Nachmittag gefeiert (weitere Aktionen für Kinder am Wochenende), sondern auch die Beendigung der Umbaumaßnahme. Hierbei wurden die Fassade neugestaltet und das Obergeschoss ausgebaut. Jetzt erstrahlt das Gebäude im neuen, modernen Look. Mittel aus dem Hof- und Fassadenprogramm unterstützten den Eigentümer bei der Umsetzung der Maßnahme.

Das Hof- und Fassadenprogramm steht allen Hauseigentümern im Satzungsbereich für Maßnahmen an Fassaden, Außenwänden und Dächern bis 2024 zur Verfügung. Bürger, die sich für eine Erstberatung interessieren, erhalten diese im Rathaus bei Sandra Kimm-Hamacher, Zimmer 209.

Ist Kevelaer nicht unverwechselbar?

Einen derben Rückschlag hinsichtlich der Aufnahme der Consolatrix Afflictorum in die Liste des immateriellen Kulturerbes (das KB berichtete) hatte Ludger Holla in der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses zu vermelden: In einem Schreiben habe das NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft der Stadt und der Kirchengemeinde St. Marien mitgeteilt, dass die Marienwallfahrt bei der Auswahl der Traditionen in die Verzeichnisse des immateriellen Kulturerbes zunächst nicht berücksichtigt werden konnte, so Holla, der den ersten Schritt, die Bewerbung auf Landesebene, in die Wege geleitet hatte.

Ausschlaggebend hierfür sei gewesen, dass „anhand der Beschreibung nicht deutlich wurde, was das Spezifische der Marienwallfahrt nach Kevelaer ist und wie sie sich zu anderen Wallfahrten verhält.“ Die Jury empfehle daher, so das Ministerium wörtlich, „die Geschichte und Durchführungspraxis der Tradition mit Hilfe von Kulturwissenschaftlern zu reflektieren.

Auch sollten die Pilgergruppen in den Prozess miteinbezogen werden.“ Abschließend warb das Landes-Ministerium der parteilosen Politikerin Isabel Pfeiffer-Poensgen um Verständnis für die Entscheidung der Jury, zumal eine „erneute Bewerbung in der Zukunft ausdrücklich nicht ausgeschlossen“ sei. Das Schreiben ist laut Ludger Holla auch Wallfahrtsrektor Gregor Kauling und Weihbischof Rolf Lohmann zugegangen. „Wir werden in Gesprächen mit der Kirchengemeinde das gemeinsame Procedere weiter ausarbeiten“, sagte Holla. Derzeit denke man beispielsweise darüber nach, eine Bachelor- oder Masterarbeit zu initiieren.

Etwas anders sieht es bei der Aufnahme der Wallfahrtsstadt in die Arbeitsgemeinschaft historischer Stadt- und Ortskerne NRW aus, teilte Holla in der Sitzung mit. Er habe mit dem Regionalgruppenleiter Niederrhein, Harald Münzner aus Kalkar, Kontakt aufgenommen, um das weitere Procedere zu besprechen. „Herr Münzner erklärte, dass die Stadt Kevelaer beim Vorstand der Arbeitsgemeinschaft eine Sonderstellung einnehme“, so Holla. Innerhalb der Arge sei allerdings bisher unklar, wie mit einem Bewerber, der zwar eine negative Mitteilung, aber eine Empfehlung zur weiteren Vorgehensweise erhalten habe, umgegangen werden solle.

Der Arge-Vorstand wolle in der nächsten Vorstandssitzung im Juni darüber sprechen. Zudem ist ein Vertreter der Stadt Kevelaer zur nächsten Regionalgruppensitzung eingeladen. Harald Münzner empfehle, dass dieser Vetreter den Termin, der in Form eines Workshops stattfindet, nutzen solle, um die Stadt vorzustellen und Kontakte zu knüpfen.

Holla stellte Münzner die nach einer Bereisung der Arge-Komission im vergangenen Jahr in Kevelaer eingeleiteten Maßnahmen (etwa die Initiierung von Gestaltungsbeirat, Nutzungssatzung, Gestaltungssatzung) vor. Münzner wolle dem Vorstand vorschlagen, dass die Kevelaerer Maßnahmen vor einer erneuten Bewerbung dem Vorstand vorgestellt werden sollen. Zudem wolle man im Vorstand über „den richtigen Zeitpunkt einer neuen Bewerbung“ nachdenken, erklärte Holla. „Insgesamt werde diese Bewerbung der Stadt Kevelaer um eine Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft ausdrücklich begrüßt.“

Keine Sonntagreden von der Politik im Kreistag mehr hinnehmen

Das kann eine spannende Situation geben. Was würde wohl passieren, wenn sich alle 372 Vereine, die dem Kreissportbund (KSB) Kleve angehören und deren fast 100 000 Mitglieder auf den Weg machten und vor der Kreisverwaltung in Kleve demonstrierten? Dieses Szenario beschwor Lutz Stermann, 1. Vorsitzender des Kreissportbundes, herauf.
Seine Äußerungen, die er auf der letzten Sitzung in Winnekendonk in Anwesenheit von Sigrid Eicker, 2. stellvertretende Landrätin (Landrat Wolfgang Spreen war verhindert) gegenüber den Delegierten machte, waren deutlich: „Ich bin die Sonntagreden leid. Wir machen die Arbeit in den Vereinen, die der Kreis zu tun hat. Wir kümmern uns um Inklusion, Integration, Senioren- und Jugendarbeit. Wenn ich sehe, dass der KSB 2017 die Kreisjugend mit 125.000 Euro gefördert hat, der Kreiszuschuss dagegen nur 386 Euro betrug, kann ich das Ganze nicht mehr nachvollziehen. Die beantragt Summe für unsere sonstige Arbeit in Höhe von 50.000 Euro wurde von Spreen auf 25.000 Euro reduziert und dies mit Zustimmung der Fraktionen im Kreistag. Auch der Hinweis, das sei Sache der Kommunen und der dortigen Bürgermeister geht komplett an der Sache vorbei.“
Stermann erhielt viel Beifall für diese Aussagen und selbst Sigrid Eicker äußerte sich: „Persönlich stehe ich auf Ihrer Seite und werde das Votum an den Landrat weiter geben und ihm nahelegen, zur nächsten Sitzung des KSB persönlich zu erscheinen.“
Der Antrag des Vorstandes, den Beitrag je Mitglied um 40 Cent zu erhöhen, wurde mit 94 Nein-Stimmen und 52 Ja-Stimmen nach einem Alternativvorschlag von Udo Spelleken, der zuvor eine erneute intensive Diskussion mit Landrat Spreen gefordert hatte, abgelehnt. In einem zusätzlichen Wahlgang stimmten die Deligierten jedoch für erneute Gespräche, bei denen die Haltung der Mitglieder des KSB unmissverständlich deutlich gemacht werden soll. Hierfür stellten sich weitere Diskussionsteilnehmer, unter anderem Udo Spelleken, zur Verfügung, die den Vorstand unterstützen sollen.
Bericht des Vorstands
Im Bericht des Vorstandes führte Stermann aus, dass es wieder ein erfolgreiches Jahr für den Sport im Kreis war. Aufnahme ins Bildungsnetzwerk des Kreises, Entwicklung und Durchführung des ersten Sportkarussells im Kreis, Runde Tische für Lehrer und Sportvertreter seien etabliert worden. Er freute sich, dass 4998 Sportabzeichen im Kreis abgelegt wurden, was durch Förderung durch die Volksbank an der Niers weiterhin für die Jugend kostenfrei war. Zu den Jugendsportabzeichen wurden fast 1500 Jolinchen-Urkunden ausgestellt. Auch der Bewegungstest habe kostenfrei durch Förderung der AOK und dem KSB für die Kinder angeboten werden können. „Dank gilt den Kindergärten und Vereinen sowie unserer Sportjugend, die die Organisation und Durchführung sicherstellen.“
Stermann beschrieb die Tätigkeiten des Vorstandes, die in dieser Weise nicht weiter geleistet werden könne und für die es einen hauptamtlichen Geschäftsführer geben müsse. „Politische Vertretung der Vereine im Land (Ständige Konferenzen 3 Wochenenden, Bündetreff 4 x im Jahr, Arbeitskreise 6 x im Jahr, auf Kreisebene 16 Besprechungen bei Bürgermeistern, 5 Treffen mit Kreisfraktionen, 8 Treffen mit der Kreisverwaltung). Zusammenarbeit mit Hochschulen, 5 Treffen neue finanzielle Förderung für Integrationsmaßnahmen. Weiterer Ausbau des offenen Ganztag, Zusammenarbeit mit den Schulleitungen und Wohlfahrtsverbänden, Bestandspflege und Ausbau der Bewegungskindergärten. Kooperationsstärkung mit dem KSB Wesel, gemeinsame Qualifikationsmaßnahmen, Aufbau der Interessensgemeinschaft Niederrhein mit den KSB´s Borken, Viersen und Wesel sowie dem SSB Krefeld. In der internen Vorstandsarbeit fanden 8 Sitzungen, statt, davon 2 mit Fachschaften und GSV/SSV durchgeführt. Es fanden 2 Klausurtagungen statt. 30 Termine nahm der Vorstand bei den Vereinen vor Ort wahr. Es fanden 10 Gremiensitzungen und 4 Runde Tische im Kreis statt. Neu war der Einstieg in das Format Polittalk im Kreis. Mit der finanziellen Hilfe unseres Bildungswerkes entwickelt sich der Neubau. Der Aufwand für Vorstandsmitglieder hat sich drastisch erhöht, da fast täglich Entscheidungen vor Ort getroffen werden müssen.“
Er kündigte für den 11.6.18 die Büroschließung und Vorbereitung des Umzugs an. 15.6.18 Umzug, bis 22.6.18 Einrichtung der neuen Geschäftsstelle, ab 23.6.18 Wiederaufnahme des Kundenverkehrs, 6.9.18 Testveranstaltung Bündetreff NRW, 7.9.18 offizielle Einweihung des Sporthauses, 8.9.18 Tag der offenen Tür mit Sportangeboten .
„Mein Dank gilt allen Ehrenamtlichen im Kreis und an meine Vorstandskollegen, die mit viel Engagement und Zeitaufwand den KSB unterstützen. Nur so können wir die Vielfältigkeit der Dienstleistungen für unsere Vereine gemeinsam mit den hauptamtlichen Mitarbeitern erfüllen.“

Europäischer Datenschutz ab 25.5.2018 mit hohen Geldstrafen
Dieter Ostertag vom Fußball- und Leichtathletikverband aus der Sportschule Kaiserau hielt einen Vortrag, dessen Inhalt für alle Vereine von herausragender Bedeutung ist. Die neue EU-Datenschutzgrundverordnung tritt am 25.5.2018 in Kraft. Dies bedeute unbedingtes Handeln, ohne in Panik zu verfallen. Als „Erste Hilfe Maßnahmen“ müsste ein Verzeichnis der Verarbeitungstätigkeiten angelegt oder überarbeitet werden. Die Informationspflicht gegenüber Mitgliedern, Ehrenamtlichen und Mitarbeitern muss erfüllt werden und es müssen Regelungen zum Umgang von Datenschutzverstößen aufgestellt werden. Die datenschutzrechtliche Informationspflicht auf der vereinseigenen Website ist zu erfüllen und das Vorliegen einer entsprechenden Einverständniserklärung. Dringend ist auch zu prüfen, ob ein Datenschutzbeauftragter bestellt werden muss. Wenn ja, so darf dieser nicht im Vorstand des Vereins sein.
Folgende Fragen müssen beantwortet und schriftlich niedergelegt werden: Welche Daten erhebt der Verein, wie und wie verarbeitet er sie? Wo werden die Daten gespeichert? Wer hat vereinsintern Zugriff zu den Daten? Wer darf Veränderungen an den Dateien vornehmen? An welche externen Organisationen werden welche Daten weitergegeben? Wann werden die Daten gelöscht?
Alle anderen Maßnahmen sind erst danach auszuführen, wobei wichtig ist, dass es keine Übergangszeit gibt!
Alle Vereine sind verpflichtet zu handeln, um keine hohen Geldbußen wegen Ordnungswidrigkeiten, Geld- oder Haftstrafen wegen Straftaten, Unterlassungsansprüchen oder Schadensersatzansprüchen entgegenzusehen und Nachteile für den Verein durch Imageschäden heraufzubeschwören.
Weites Vorgehen durch Einsicht in die DSGVO und ergänzend in das BDSG.

Gute Politik braucht Informationen

Die KB-Serie der Interviews mit den Vorsitzenden der Ratsausschüsse geht weiter. Diesmal hat das KB Heinz Ermers (SPD), den Vorsitzenden des Sozialausschusses eingeladen.

KB: Herr Ermers, diese Ratsperiode ist die erste, in der es in Kevelaer einen Sozialausschuss gibt.
Heinz Ermers: Ja, wir hatten im Wahlkampf gefordert, diesen Ausschuss zu bilden. Erstaunlicherweise gab es dann bei den anderen Parteien keinen Widerstand und auch die CDU hat früh positive Signale gesetzt.

In dieser Ratsperiode gelingt es den Ausschüssen erstaunlich oft, Beschlüsse mit großen Mehrheiten zu fassen. Ist die Harmonie auch in einem konservativ dominierten Sozialausschuss so groß?
Die Findung war sicherlich spannend, aber man merkt, dass die Parteien ihre Sozialpolitiker in den Ausschuss geschickt haben. Es ist eine gute Besetzung aus allen Parteien und ein gutes Miteinander.

Und die Zusammenarbeit mit der Verwaltung, insbesondere mit dem Sozialdezernenten Marc Buchholz, der ja ein CDU-Parteibuch hat?
Besser, als ich gedacht hatte. Sein Amt ist sehr gut aufgestellt und die Zusammenarbeit mit ihm und seinen Mitarbeitern ist super. Das freut mich sehr.

Gibt es denn in einer recht gut situierten Stadt wie Kevelaer überhaupt viel für einen Sozialausschuss zu tun?
Auch in Kevelaer ist nicht alles Gold, was glänzt. Es gibt auch bei uns Ecken, wo man hinschauen sollte, wenn auch anders als in Ballungszentren. Letztes Jahr waren wir sehr aktiv mit dem Programm „NRW hält zusammen“. Da haben wir gesehen, dass ein großer Teil der Familien ein recht gutes Einkommen hat, aber ein geringer Teil wenig und nicht gut. Da muss man hinschauen. In diesem Jahr hat das Jugendamt das Thema „Kinderarmut hat viele Gesichter“. Es gibt auch Armut, die nicht nur monetär ist. Auf den Ergebnissen würde ich gerne 2019 aufbauen: Wie kann man Armut in Kevelaer minimieren? Dann müssen wir die Rahmenbedingungen schaffen für Verbesserungen.

Was ist aus der SPD-Forderung nach einem Sozialbericht geworden?
Dafür haben wir leider bisher keine Mehrheit hinbekommen.

Wenn man in die Tagesordnungen schaut, scheint sich der Sozialausschuss eh mehr mit Berichten als mit Entscheidungen zu befassen.
Das wird uns immer mal vorgeworfen. Ich bin sehr hinterher, Dinge mitzuteilen, damit die Politik sie weiß. Die Politik ist der Aufsichtsrat der Verwaltung.

Schauen wir auf ein paar bekannte Probleme. Was tut sich beim bezahlbaren Wohnraum?
Ich hab den damaligen Bürgermeister schon 2009 und 2011 darauf hingewiesen, dass wir das Problem haben, dass es kaum noch bezahlbaren Wohnraum gibt. Das hing mit der Hochschule Rhein-Waal zusammen, denn wir liegen an der Bahnstrecke von Kleve nach Kamp-Lintfort, und mit Ryanair-Mitarbeitern, die hier kleine Wohnungen suchten. Das Problem ist aber ein kreisweites und hätte von der Bürgermeisterrunde besprochen werden müssen. Aber das wurde nicht angegangen. Durch die Asylbewerber wurde die Problematik in den letzten Jahren verschärft. Wenn es freie Wohnungen in Kevelaer gibt, dann teuer und nicht immer in gutem Zustand.

Aber jetzt hat die Stadt das Thema doch auf der Agenda.
Vor zwei Jahren haben wir angefangen, das Problem in Kevelaer selbst anzugehen. Vorbild war die Stadt Nettetal, die in den letzten Jahren ein Objekt nach dem anderen baut und dort für Entspannung im Wohnungsmarkt sorgt. Ich fände es spannend, wenn bezahlbarer Wohnraum in städtischer Hand bliebe, weil wir dann Steuermöglichkeiten haben und die Wohnungen an die eigene Bevölkerung vergeben könnten. Leider stockt das zurzeit.

Woran liegt das?
Wir haben zuerst geschaut: Wo haben wir städtische Flächen, wo können wir bauen? Wir haben dann am Beethovenring/Schu­bertstraße die GWS gefragt, an der die Stadt Kevelaer beteiligt ist. Dass die Bürger dort nicht erfreut sind, kann ich nachvollziehen, aber irgendwo muss man anfangen. Ich hoffe, dass dort eine Einigung noch erreicht werden kann. Hier muss die Politik Gesamtkevelaer betrachten und wir brauchen eine Entspannung des Wohnungsmarktes in unserer Stadt.

Ihre Partei hat dazu auch gerade einen Antrag für den Rat gestellt.
Wir möchten, dass in künftigen Wohnbaugebieten 15 bis 20 Prozent für bezahlbaren Wohnraum vorgehalten wird.

Sie sprachen gerade schon kurz die Asylbewerber an. Wie kommt die Integration hier voran?
Die Lage hat sich etwas entspannt, da haben Bevölkerung und Verwaltung Großes geleistet. Aber viele Bewerber haben inzwischen einen Aufenthaltsstatus und müssen untergebracht werden. Wir dürfen aber nicht die eigene Bevölkerung aus den Augen verlieren. Darum bin ich dankbar für den Antrag der Grünen hinsichtlich der Obdachlosen.

Wie viele Obdachlose gibt es denn in Kevelaer und wie wird ihnen derzeit geholfen?
Das weiß ich gar nicht so genau, deshalb ist der Antrag auch so wichtig. Gefühlt ist das Problem größer als vor 20 bis 30 Jahren. Wir haben viele Organisation und Vereine, die Hilfen bieten. Ich denke, wir müssen alle mal an einen Tisch bringen und besser vernetzen. Bestimmt arbeiten einige in manchen Dingen parallel.

Nicht alle Angebote unterstützt die Politik, Stichwort Drogenberatung.
Da ging es um einen Antrag der Diakonie aus einer Nachbarkommune, bei dem die Politik nicht auf einer Linie war. Wir haben hier vor Ort die Caritas, aber aus Gründen der Scham suchen viele Menschen lieber Hilfe in einer Nachbargemeinde. Die harten Drogen sind auch nicht mehr so das Problem, sondern eher die weichen und Suchtmittel wie Alkohol. Ich meine, dass Prävention meist billiger ist, als hinterher die Sache auszubaden.

Wie ist die Arbeitsmarktsituation in Kevelaer – gibt es genügend Arbeitsplätze?
Meines Erachtens nicht, sonst hätten wir nicht so viele Pendler. Ich bin froh, dass wir das Gewerbegebiet Aent Vorst durchsetzen konnten. Wir mussten zu viele Gewerbetreibende ablehnen, weil wir keine Flächen anbieten konnten.

Ein Problem der Beschränkungen durch die Bezirksregierung?
Den Schwarzen Peter der Bezirksregierung zuschieben? Ich weiß nicht, ich glaube eher, wir sind in den letzten Legislaturen erlahmt. Der Rat hat vor ca. 15 Jahren beschlossen, in bestimmten Gewerbegebieten nur große Flächen zu vergeben. Nachdem die anderen Gewerbegebiete, die auch kleine Flächen hergaben, voll waren, gab es nur noch große Flächen in der Stadt. Mögliche Gewerbeansiedlungen, die kleine Flächen haben wollten, haben hier nichts bekommen und sind abgewandert. Wir haben immer auf Aent Vorst gehofft, und das ist lange nicht zustande gekommen. Im Gewerbegebiet Süd gibt es nicht mehr viele Flächen, sodass wir gar nicht versuchen können, einen großen Wurf zu landen.

Trotzdem ist gerade im sozialen Bereich vieles durch Landes- und Bezirksregierung festgelegt.
Es stimmt, viel ist von oben bestimmt. Das meiste Geld im Haushalt ist der Pflichtteil. Um so wichtiger ist es, das wenige Geld, das übrig bleibt, sinnvoll und gezielt zu verteilen. Dabei wäre ein Sozialbericht hilfreich. Ich hoffe, dass wir das noch hinkriegen. Wenn Fakten auf dem Tisch liegen, ist es immer leichter darüber zu reden, als wenn man sagen muss: Ich habe da gehört …

Hat sich der Ausschuss denn bislang bewährt? Wie geht es weiter?
Ich fände es schön, wenn es gelingt, den Sozialausschuss zu etablieren, dass er auch nach 2020 fortbesteht. Es ist gut, dass Politiker über bestimmte Dinge sprechen und diesen Inhalt in ihre Parteien tragen. Der Ausschuss kostet natürlich Geld, aber gute Politik kostet eben Geld. Ich fände es allerdings auch gut, wenn der Sozialausschussvorsitzende keine Aufwandsentschädigung kriegen würde. Ich glaube zwar schon, dass ich einen hohen Aufwand habe. Aber ich mache ja nicht Politik wegen des Geldes, sondern für die Stadt. Und: Wo es kein Geld gibt, tummelt sich Wissen.

Heinz Ermers
Der SPD-Politiker Heinz Ermers ist gebürtiger Kevelaerer. Der gelernte Schlossermeister arbeitet heute als Instandhaltungstrainer – „ wahrscheinlich einer von zweien in Deutschland“, scherzt er über die Berufsbezeichnung. Faktisch ist er für die Sicherheitsunterweisung der Unternehmensmitarbeiter und der Mitarbeiter von Partnerfirmen zuständig. Der 48-Jährige hat eine Lebensgefährtin und drei Hobbys: die Fotografie, das Briefmarkensammeln (besonders im Winter) und das Lesen („viel zu oft Verwaltungsvorlagen“).

Unternehmer und Wirtschaftsförderer warben für starkes Bündnis

UVK-Sprecher Rudi Beerden begrüßte zur Jahreshauptversammlung im „Gelder Dyck“ nur 20 Kollegen plus vortragende Gäste – und das, obwohl mit der „Diskussion über die Zukunft der UVK“ und „geplante Veränderungen in der Unternehmerschaft in Kevelaer“ zwei brisante Punkte auf der Tagesordnung standen.

Zuvor aber referierten Michael Lepper und Toni Steegmann vom Wettener IT-Unternehmen Andris über die Einführung der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung in Unternehmen. Sie schilderten, welche Informationen intern und extern in Unternehmen weitergegeben, welche Vorgänge dokumentiert werden müssen und dass man eine Auskunftspflicht über personenbezogene Datenspeicherung gegenüber Bürgern hat. Beide betonten, wie wichtig die Einführung eines eigenen oder externen Datenschutzbeauftragten sei, die ab einer Beschäftigtenanzahl von zehn Personen verpflichtend ist. „Entscheidend ist, dass die Behörden sehen, dass Sie angefangen haben, was zu tun.“

In einem weiteren Vortrag legte die Achtsamkeitstrainerin Ruth Plege dar, wie man im Alltag und Beruf durch mehr Achtsamkeit den Stress senken und sein Wohlbefinden steigern kann.
Auch die neue Klimaschutzmanagerin Dr. Nina Jordan bekam die Gelegenheit, sich und ihre Ideen vorzustellen. Sie referierte über die Grundzüge des Klimaschutzkonzepts und ihre Aktivitäten und rief die Unternehmerschaft dazu auf, an der Verbesserung des Klimaschutzes mitzuwirken. Sie steht darüberhinaus als Ansprechpartnerin zur Verfügung, wenn es z.B. um Fördermittel für energetische Sanierung oder erneuerbare Energien geht.

Zusammenarbeit zwischen der Politik, der Stadtverwaltung und den anderen Unternehmerorganisationen

Danach ging es um das Kernthema des Abends: die Zukunft der Unternehmerschaft in Kevelaer und die Grundzüge einer Zusammenarbeit zwischen der Politik, der Stadtverwaltung und den anderen Unternehmerorganisationen Kevelaers.

Dazu war der Kevelaerer Wirtschaftsförderer Hans-Josef Bruns eingeladen, der in den vergangenen zwei Jahren mit allen Beteiligten aus Wirtschaft, Kirche und Politik dazu Gespräche geführt hatte. Er stellte zunächst den Ist-Zustand dar, machte deutlich, dass die Stadt für die zukünftige grundsätzliche Ausrichtung die fünf Handlungsfelder Einzelhandel/Innenstadt, Gewerbeflächen, Standortvermarktung, Bestandskunden sowie Politik und Verwaltung identifiziert habe. Dafür gäbe es ein Gesamtkonzept.

Die aktuelle Situation des Wirtschaftsstandortes Kevelaer sei positiv: „Bis auf 5.000 Quadratmeter eigene städtische Flächen sind alle Gewerbegebiete voll.“ Daneben gebe es sicherlich noch weitere Flächen, die sich im Eigentum von privaten Dritten befinden und deren Verfügbarkeit geprüft werde. Zudem haben die Unternehmen so viel Gewerbesteuer wie noch nie in Kevelaer erwirtschaftet. Und es gab 2017 rund 400 neue Jobs mit jetzt insgesamt über 7.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. „Ein Top-Ergebnis – darauf können Sie stolz sein“, wandte er sich an die Anwesenden. Perspektivisch gebe es aber auch Optimierungsbedarf.

Aus dieser Gemengelage mit vielen Gesprächen und Abstimmungen mit den Beteiligten sei der Gedanke entstanden, dass eine zusammengeführte Unternehmervertretung in Kevelaer deutlich mehr Sinn machen kann, um gemeinschaftlich abgestimmte Initiativen und Projekte voranzutreiben, so der Wirtschaftsförderer. Der erste Entwurf einer Satzung werde bereits geprüft. Abstimmungsgespräche mit den Beteiligten seien geführt worden und eine Empfehlung für eine Geschäftsordnung bereits in Arbeit.

Diese neue Formation könne sich dann auch mit einem neu zu gründenden Beirat aktiv engagieren und dort ihr Gewicht einbringen. In diesem Gremium sollen vierzehn Mitglieder – davon sieben aus der Unternehmerschaft, die fünf Fraktionsvorsitzenden der Parteien, der Bürgermeister und der Wallfahrtsrektor – zusammenkommen. Dort sollen Vorschläge für Aktivitäten und gemeinsame Aktionen/Projekte in Kevelaer entstehen, die in den politischen Entscheidungsprozess eingespeist werden.

Dabei gehe es aber nicht um einen „Rat neben dem Rat“, sondern um ein impulsgebendes Gremium, wo Prozesse im Dialog ausschließlich mit empfehlendem Charakter vorabgestimmt werden. Die Politik bleibe weiter der Akteur für die eingebrachten Vorschläge, der schlussendlich entscheide, wenn es dabei um Haushaltsmittel oder städtische Ressourcen gehe. Aber mit der Abstimmung der Beteiligten im Vorfeld komme die Stadt so als Ganzes vorwärts. „Wir müssen dringend die Vermarktung der Stadt insgesamt und auch der Innenstadt bündeln“, so Bruns.

UVK-Sprecher Beerden machte deutlich, dass eine schlagkräftige Unternehmervertretung für sich und ihre Anliegen mehr herausholen kann: „So wie wir jetzt nebeneinander herumkrebsen, geht es nicht mehr“, war seine klare Meinung. Die Debatte hier sei der erste Aufschlag dafür.

Demokratisierung des Entscheidungsprozesses

Es müsse eine Veränderung her, ergänzte Optiker Benedikt Mayer. In einem gemeinsamen Pool könne man auch mit professionelleren Werkzeugen Dienstleistungen abrufen und Sachen organisieren. „Keine Innovation ist tödlich“, lobte Markus Kaenders die angedachte „Demokratisierung des Entscheidungsprozesses“ in der Stadt und warnte vor einer möglichen Verödung der Innenstadt, falls man sich nicht bewege. Und die Konfrontation mit der Meinung anderer Unternehmer und anderer Beteiligter sei produktiv, mahnte Hostienbäcker Thomas Held die Fähigkeit zur Selbstkritik an.

Aber es gab in der Debatte auch skeptische Stimmen, die hinterfragten, welche Schlagkraft so eine Unternehmervertretung haben wird. Einzelne, wie der Unternehmensberater Werner Broeckmann, kritisierten den zu starken Akzent auf den Einzelhandel und die Innenstadtvermarktung. Und Stefan Eich von der Sparkasse fragte, ob Institutionen wie Stadtmarketing oder Citymanagement die Entscheidungen des Beirats dann mitgehen würden. „Der Bürgermeister ist direktions- und weisungsbefugt“, machte Bruns klar.