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Die Frauen Union feiert Karneval

1400 jecke Damen aus ganz NRW füllten erneut den Satory Saal zur Mädchensitzung der Frauen Union, unter ihnen zum wiederholten Mal auch rund 50 Frauen aus dem Kreis Kleve, organisiert von der FU Kreisvorsitzenden Walburga Kamps. Nach der Ankunft in Köln und dem traditionellen Besuch im Kölner Dom wurde zunächst einmal ein Frühschoppen gefeiert.

Die Stimmung erhielt ihren Höhenpunkt im Satorysaal mit Spitzenkräften des Kölner Karnevals, z.B. Guido Cantz, dem Blötschköpp und den Räubern. Das diesjährige Dreigestirn, eine sympathische Zusammensetzung aus dem Prinzen Christian II., der Kölner  Jungfrau Griet und dem gewaltigen Bauern Frank, faszinierte das Damenpublikum und brachte den Saal zum Beben.

Die Kinder sollen nicht kommen

Nach einer ausführlichen Debatte lehnte der Stadtrat mit den Stimmen von CDU und KBV die Aufnahme von maximal zehn unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen aus dem griechischen Lager Moria in Kevelaer ab. Elke Kleuren Schryvers von der „Aktion Pro Humanität“ hatte zuvor in der Fragestunde ausführlich die Zustände in dem Lager Moria beschrieben, wo man mit ärztlichen Kollegen in Kontakt stehe.

Dort lebten 20.000 Menschen in einem für 3.000 Personen ausgelegten Lage. Jede Nacht kämen weitere rund 100 Kinder und Jugendliche in Schlauchbooten dort ausgekühlt an. Sie ständen stundenlang für Essen und Trinken an, drei Stunden für eine kalte Dusche von zwei Minuten. Dauere das länger, gäbe es auch Messerstechereien. Mädchen gingen nachts nicht zur Toilette. Die Kinder schliefen auf dem nackten Boden, hörten dort „reihenweise auf zu sprechen, hätten Steine in der Hand, seien aggressiv und verweigerten die Nahrung. Kindern zwischen sieben und neun Jahren seien Suizidversuche anzusehen.

Kölner Kollegen, Angehörige des Schriftstellers Navid Kermani, berichteten von Gesprächen der Kinder mit Psychotherapeuten und einer Lage, die „explosiv und hoffnungslos für Kinder“ sei. Viele Jungen und Mädchen hätten keine Lust mehr weiterzuleben. „Die Kinder im Moria sind ein Symptom an der Oberfläche wie die Menschen in Seenot“, unterstrich Kleuren-Schryvers, die sich im vergangenen Sommer auch für Kevelaer als „Sicherer Hafen“ stark gemacht hatte. „Mitmenschlichkeit ist der uns angeborene Impuls“, zitierte sie die Worte Kervanis zum Tod von Rupert Neudeck, dem „Cap Anamur“-Begründer. Politisches oder strategisches Denken dürfe da nicht das erste Gewicht haben. Es drohe dort eine „menschliche Dürrekatastrophe.“ Es gehe bei der Aufnahme von Kindern, „denen wir das Herauskommen in begrenzter Zahl erlauben wollen“, um das „Senden eines mitmenschlichen Signals für die Stadt Kevelaer.“

Kein Öffnen eines Einfalltores

Auch Bürgermeister Pichler argumentierte mit „verheerenden Zuständen“ auf Moria. Er machte deutlich, dass sich die 29 Städte (von Dortmund bis Krefeld), die sich zum „Sicheren Hafen“ erklärt haben, gemeinsam dazu entschlossen hätten, nach dem Abklingen der Seenotkrise durch den Rücktritt des italienischen Innenministers Salvini auf anderem Wege humanitär zu wirken. Man wolle gemeinsam den Bund auffordern, auf Basis des Artikels 17 der Dublin-III-Verordnung zusätzliche Aufnahmeplätze für diese hilfsbedürftigen Menschen in den Auffanglagern zur Verfügung zu stellen. Er sprach von einer „einmaligen humanitären Geste“, die nichts mit dem Öffnen eines Einfallstores zu tun habe, sondern damit, dass unbegleitete Minderjährige nicht ihren Antrag auf Asyl in so einem „Schreckenslager“ unter diesen Bedingungen stellen sollten.

„Die Vorlage wäre nicht erforderlich, wenn die Bundesregierung meiner Meinung wäre. Ich traue der Bundesregierung ohne einen Tritt in den Hintern keine Lösung auf nationaler und auf europäischer Ebene zu“, sagte Pichler ganz deutlich. Man könne sie nicht zwingen, „aber man kann sagen, an mir soll es nicht scheitern. Ich würde welche nehmen.“ Und dabei sei man nicht allein. Zehn Kinder könne man „von der Betreuung“ her aufnehmen. „Wenn der Rat sagt, nur fünf, dann ist das so.“ Was die Kosten für die Kinder angehe, konnte Pichler mit 500.000 Euro im Jahr für zehn Kinder und 250.000 Euro für fünf Kinder nur eine grobe Schätzung vornehmen. Man biete das für die Dauer des Asylverfahrens an. „Ich kann nur dafür werben, das steht Kevelaer gut zu Gesicht und ist eine humanitäre Grundhaltung.“ Es wäre ein Maß an Solidarität mit dem EU-Staat Griechenland angezeigt, „Wir kehren nicht vor der Haustür, sondern im eigenen Haus. Und es gibt gute Gründe, dass ich mitunter anderer Meinung bin als die Bundes-SPD.“

Die CDU will nicht vorpreschen”

Die Vertreter der CDU folgten dieser Argumentation nicht. Ihr Fraktionsvorsitzender Paul Schaffers führte aus, dass es um Menschen gehen, die „in einem sicheren EU-Land untergebracht sind, wo keine akute Lebensgefahr besteht.“ Lager wie Moria gebe es auch in der Türkei oder Syrien. „Wo fangen wir an, wo hören wir auf?“ Die Flüchtlingspolitik sei „eine Sache der Bundesregierung und eine europäische Sache“, so dass man sich als Kommunalpolitiker „nicht damit beschäftigen könne und solle. Wir können zum Bund und Land Signale setzen, aber können uns nicht ständig Sachen rüberholen, für die wir nicht zuständig sind“, machte er klar. „Wir wären ohne Wenn und Aber auch bereit, mehr Flüchtlinge aufzunehmen, als wir müssten, aber wir müssen nicht vorpreschen“, zumal die Bundesregierung einen Vorstoß der Linken mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP abgelehnt habe. Deshalb müsse man es ablehnen, sagte Schaffers.

So sah es auch Mario Maaßen (CDU). Die Dublin III –Klausel sei von der Stimmenmehrheit im Bundestag nach einem Antrag der Linken abgelehnt worden. Natürlich sei es „indiskutabel, die unmenschlichen Lager in Griechenland, Jordanien oder Libyen kleinzureden. Da muss geholfen werden.“ Man könne aber um den Weg streiten und nach realistischeren Wegen suchen. Die Migrationspolitik stehe Ende März in Europa auf der Agenda. Da sei „symbolisches Störfeuer in der Verhandlungssache nicht immer hilfreich.“ Merkel habe 2015 rund 5.000 Menschen ins Land gelassen und damit eine Flüchtlingswelle ausgelöst. Man sei da halt etwas vorsichtiger geworden. „Wir sind in der gleichen Sache unterwegs, müssen den Vorschlag aber ablehnen.“

Günter Krüger (KBV) nahm ähnlich wie die CDU eine ambivalente Position ein. Mit den Infos des Tages sei es wesentlich einfacher, dem zuzustimmen als sie abzulehnen. „Aber was wird passieren, wenn wir der Verwaltungsvorlage zustimmen?“ Es werde so nicht kommen. Denn solange die Bundesregierung nicht entscheide, was zu machen und nicht erst Europa aktiv werde, würden die Kinder nicht hierherkommen. „Das ist letztendlich nur eine Aufforderung an die Bundesregierung, tätig zu werden.“ Auch die KBV argumentierte, dass es nicht sinnvoll sein, an dem Punkt vorzupreschen und die Schleuser davon profitierten. „Und was passiert, wenn die hier alle zehn Asyl beantragen und abgelehnt werden?“ Das Thema eigne sich nicht für Diskussionen, meinte der Grüne Ulrich Hünerbein-Ahlers. „Man hat eine Haltung oder nicht“, zeigte sich der Grünen-Fraktionschef von der Position von CDU und KBV enttäuscht. Er dankte dem Bürgermeister aber für seine Initiative und den Kirchen für ihren „eindrucksvollen christlichen Appell an den Rat“, für die Aufnahme.

„Es geht nicht um große Politik, sondern um Menschlichkeit“

Die SPD stellte sich hinter Pichler. „Wir haben in der Fraktion nicht lange diskutiert, waren von vornherein einverstanden mit der Vorlage“, sagte deren Fraktionschef Horst Blumenkemper. „Es geht nicht um große Politik, sondern um Menschlichkeit“, ergänzte sein Fraktionskollege Norbert Baumann. „Ich bin geschockt von dem Umfeld hier. Wir reden von Kindern. Wenn jede Kommune die Hand reicht und jeder nimmt einen kleinen Teil, dann kommt was Großes dabei raus. Man muss nur wollen“, meinte Karin Raimondi.

Jürgen Hendrix (FDP) machte es kurz und bündig: „Es ist gut, wenn aus der Fläche was kommt, Und es sind viele, die teilnehmen“, sprachen sich die Liberalen pro Kinder aus. Aufgrund der Konstellation fand der Antrag der Verwaltung aber keine Mehrheit.

Wohin mit dem Verschluss?

Wenn es etwas zu feiern gibt, wird nicht selten mit Sekt angestoßen. Dabei fällt jedes Mal der Flaschenkorken als Abfall an. Dieser ist jedoch zum Wegwerfen viel zu schade und sollte getrennt gesammelt werden.

Denn echte Flaschenkorken aus Naturkork werden im Rahmen einer Recycling-Aktion zu neuen Produkten aufgearbeitet und schaffen dabei auch noch Arbeitsplätze. Im Kreis Kleve gibt es in den meisten Kommunen Sammelstellen dafür, auch in Kevelaer.

Kork: ein wertvoller natürlicher Rohstoff

Die gesammelten Korken werden im Epilepsiezentrum in Kehl-Kork sortiert, geschrotet und als Dämmstoff verkauft. Kork hat nämlich eine geringe Wärmeleitfähigkeit und ist somit im Hausbau einsetzbar. Da ökologisches Bauen derzeit wieder im Trend liegt, ist auch der Absatz gesichert.

Zwölf Menschen mit Behinderungen haben durch die Recycling-Aktion feste Arbeitsplätze in der Korkenverarbeitung. “Korken für Kork” ist ein seit vielen Jahren erfolgreiches soziales und zugleich ökologisches Projekt. Im Kreis Kleve allein wurden bereits über 30 Tonnen Kork gesammelt!

Auch Kronkorken und Plastikdeckel sind nützlich

Ebenso wie Flaschenkorken werden auch Kronkorken sowie Plastikdeckel von Getränkekartons in Kevelaer gesammelt und einem guten Zweck zugeführt. Bei allen Aktionen liegen die Vorteile in der hohen Sortenreinheit, die eine Voraussetzung für die erfolgreiche Weiterverwendung ist.

Überblick über die Sammelstellen 

Korken
Sammelstelle Kevelaer
Öffentliche Begegnungsstätte, Bury-St. Edmund-Straße 7. Montags bis freitags 9 bis 22 Uhr (im Erdgeschoss links im langen Flur gegenüber von Zimmer 101)
Infos unter https://diakonie-kork.de/hanauerland-werkstaetten/produktion-und-dienstleistungen/

Plastikdeckel
Sammelstellen Kevelaer
Micha Zeiger, Bahnstraße 1a, 47623 Kevelaer, und im Handyladen Bahnstraße 1a, montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr

Mehrgenerationenhaus der evangelischen Gemeinde Kevelaer, Brunnenstraße 70, Abgabezeiten: Mo, Di, Mi und Fr: 9 bis 11 Uhr Do: 15 bis 17 Uhr E-Mail: kevelaer@ekir.de, Telefon: 02832 / 5177, Fax: 02832 / 5870.
Infos unter https://bocholt.rotary.de/#clubnews-neuer-meilenstein-dank-ihnen=20192020

Kronkorken
Sammelstelle Kevelaer:
Micha Zeiger, Bahnstraße 1a, und im Handyladen Bahnstraße 1a, montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr
Pfarrbüro St. Antonius, Geldernerstraße 15a, Mo, Di, Do, Fr 9 bis 12.30 Uhr und Mo-Do 14.30 bis 16 Uhr.

Sammelstelle Geldern:
Gregor Claßen, Franz-Hitze Straße 6, Telefon: 02831/88660. Wenn keiner dort ist einfach vor die Tür stellen. Infos unter https://www.kronkorkensammelaktion.de/

Ist Kevelaer ein „Sicherer Hafen“?

Fast auf den Tag sieben Monate ist es her, dass der Kevelaerer Rat die Wallfahrtsstadt zum „Sicheren Hafen“ erklärt hat. Damit erklärten sich die Politiker solidarisch mit der Initiative „Seebrücke“ und versprachen, Flüchtlinge, die aus Seenot auf dem Mittelmeer gerettet wurden, in Kevelaer aufzunehmen – im Rahmen der vorhandenen Kapazitäten, aber zusätzlich zur bestehenden Aufnahmeverpflichtung. Am heutigen Donnerstag, 13. Februar 2020, wird sich zeigen, ob dieser Beschluss auch umgesetzt wird.

Zwar ist der Hintergrund heute ein leicht anderer: Damals ging es um jene Menschen, die auf Rettungsschiffen ausharren mussten, weil diese – insbesondere in Italien – in keinen Hafen einlaufen durften, da Italien sich weigerte, die Flüchtlinge aufzunehmen und kein funktionierender Mechanismus zur Verteilung der Flüchtlinge innerhalb der EU existierte. Jetzt geht es um die überfüllten Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln, in denen auch zahlreiche unbegleitete Minderjährige ausharren.

Die Kommunen machen Angebote nach ihren Möglichkeiten

Die NRW-Städte, die sich zu „Sicheren Häfen“ erklärt hatten, haben am 15. Januar dieses Jahres gemeinsam erklärt, ihre Bereitschaft auf vergleichbare Situationen wie damals in Italien auszuweiten. Jede Kommune wolle dazu Angebote nach ihren Möglichkeiten machen, zusätzlich zu den bestehenden Verpflichtungen. Konkret wolle man über den Bund Griechenland Plätze für die Übernahme insbesondere unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge anbieten. Bislang jedoch fehlt die Unterstützung der Bundesregierung für dieses Vorgehen.

Die Stadträte der beteiligten NRW-Städte müssen aus rechtlichen Gründen die Vereinbarung ihrer Stadtoberhäupter bestätigen, damit das Verfahren vorangetrieben und der Druck auf die Bundesregierung erhöht werden kann. Genau dies soll der Kevelaerer Rat am heutigen Donnerstag in seiner öffentlichen Sitzung um 18.30 Uhr beschließen. Konkret möchte die Stadtverwaltung einmalig bis zu zehn unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufnehmen dürfen. Die Kosten dafür – Unterkunft, Betreuung, Lebensunterhalt – könne die Stadtverwaltung derzeit nicht sicher beziffern, müsse diese aber aus dem städtischen Haushalt bezahlen. SPD, Grüne und FDP haben ihre Zustimmung signalisiert. Für eine Mehrheit müssten sich CDU oder KBV noch anschließen, wonach es derzeit nicht aussieht.

In anderen „Sicheren Häfen“ ist die Lage schon klar: Im März soll ein bundesweites Treffen stattfinden.

Einen Kommentar zum Thema von Redaktionsleiter Björn Lohmann finden Sie hier auf unserer Website.

Worten auch Taten folgen lassen

Ein Kommentar von Björn Lohmann.

Der Schutz von Flüchtlingen sollte eine gemeinsame europäische Aufgabe sein. Was jedoch, wenn das System auf Ebene der Staatengemeinschaft versagt, Kommunen aber in die Bresche springen wollen? Tolle Sache, fanden auch die Kevelaerer Ratsfraktionen – bis Kevelaer tatsächlich springen wollte.

Natürlich sind viele Fragen ungeklärt, wie die KBV zu Recht betont; nicht zuletzt die, ob die Bundesregierung die Rahmenbedingungen schafft. Aber je mehr Städte von ihren Parlamenten die Unterstützung erhalten, desto eher wird sich ein Weg zur Umsetzung finden lassen. Unterbringung und Betreuung würde Kevelaer zweifellos stemmen können. Da waren die Herausforderungen vor fünf Jahren größer. Ja, das wird kosten. Deshalb will jeder „Sichere Hafen“ seine Möglichkeiten selbst definieren. Zehn verzweifelten Kindern eine Zukunftsperspektive zu eröffnen, sollte sich Kevelaer leisten können. Und natürlich muss, wo möglich, am Ende die Familienzusammenführung stehen. Alles andere wäre unmenschlich – und unchristlich.

Deshalb haben die vier christlichen Gemeinden Kevelaers in einem gemeinsamen Brief an den Rat appelliert, der Vorlage der Verwaltung zuzustimmen. Dies sei auch ein wichtiges Zeichen gegen Ausgrenzung und Intoleranz, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse in Thüringen. Neben der KBV gibt es nur eine Fraktion, die dem Appell wohl nicht folgen wird: die Christlich-Demokratische Union im Wallfahrtsort der Trösterin der Betrübten.

Die Straßen sollen 2020 fertiggestellt werden

Planmäßig sollen die Straßen im Gewerbegebiet Kevelaer-Süd zwar erst 2021 fertiggestellt werden, wenn die Anschlussstelle an den ersten Bauabschnitt der Ortsumgehung (L491) gebaut wird, die CDU möchte mit dem Bau aber schon 2020 beginnen. Dies ist das Ergebnis einer Besprechung der CDU mit den dortigen Anliegern.

„Sachlich ist die geplante Bauabfolge zwar nachvollziehbar“, so CDU-Chef Paul Schaffers, doch sie berücksichtige nicht, dass die nur behelfsmäßig ausgebauten Zufahrtswege Delbrückstraße, Zeppelinstraße und Haagscher Weg längst nicht mehr geeignet seien, den täglichen Verkehr zu den anliegenden Gewerbebetrieben zu tragen. „Mitarbeiter, Zulieferer und Kunden laufen angesichts von Absenkungen, Schlaglöchern, hervorstehenden Kanaldeckeln und Asphaltbuckeln Gefahr, ihre Fahrzeuge zu beschädigen“, stellt Schaffers fest.

Sollte der Ausbau des gesamten Straßennetzes nicht möglich sein, weil der Anschluss an die Ortsumgehung erst geplant und umgesetzt werden kann, wenn feststeht, welche Höhenunterschiede überwunden werden müssen, kann eine ausreichend große Anschlussstelle ausgespart bleiben, während das restliche Straßennetz bereits ausgebaut werden soll. Über einen entsprechenden CDU-Antrag muss der Stadtrat entscheiden.

Neues Zeitfenster bei der Sondernutzungssatzung

Bürgermeister Dr. Dominik Pichler vermutete angesichts der kaum strittigen Punkte auf der Tagesordnung der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am vergangenen Donnerstagabend schon, es könne eine „Turbo-Sitzung“ werden. Und in der Tat herrschte nach ausführlicher Besprechung in den Fachausschüssen in vielen Punkten kaum noch Diskussionsbedarf: Einstimmig abgelehnt wurde die Änderung der Gestaltungssatzung vor dem Klarissenkloster, eine Änderung, die ein dort ansässiger Gastronom betrieben hatte, um seine Außengastronomie unabhängig von den beschlossenen Vorgaben gestalten zu können.

Die Vorkaufsrechtssatzungen Aen‘t Vorst und Hüdderath waren ebenfalls nie strittig gewesen, hier folgten die Ausschussmitglieder den Vorschlägen der Verwaltung, welche der Stadt im Falle der baulichen Entwicklung der Flächen eine wichtige Position sichern sollen.

Ärger bei den Grünen

Auch die Fortschreibung des Grundförderantrages zum Inte­grierten Handlungskonzept – eine Formulierung, die in erster Line dafür steht, dass massiv Geld nachgeschossen werden muss (das KB berichtete mehrfach) – wurde einstimmig beschieden. Einzig Wolfgang Röhr (Grüne) äußerte erneut seinen Ärger über die Kostensteigerungen.

Die derzeit wieder aufgeflammte Diskussion um die Sondernutzungssatzung, die den Geschäftsleuten eigentlich schon länger vorschreibt, welche Werbe- undVerkaufsstände sie im öffentlichen Straßenraum aufstellen dürfen – deren Einhaltung derzeit aber noch nicht kontrolliert wird – wurde im Ausschuss dann auf Antrag der CDU und mit Unterstützung der FDP nicht behandelt. Wie schon im Stadtentwicklungsausschuss eine Woche zuvor pläderte man für das Schieben in die nächste Sitzung – und zwar nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, in die Ratssitzung, sondern in die des kommenden Stadtentwicklungsausschusses. Bislang habe man noch nicht mit den Kaufleuten über die Thematik diskutieren können, begründete die CDU ihren Antrag. Dazu bleibt nun bis März Zeit.

Bezüglich des Skateparks konnte Werner Barz von der Verwaltung melden, dass drei Planungsangebote eingegangen seien. In diesem Zusammenhang bestätigte Bürgermeister Pichler auch den Eingang eines gemeinsamen Antrages von Junger Union und Jusos, die Betonwände der Anlage mit Grafitti zu gestalten (siehe letzter Absatz). Allerdings gebe es im Rahmen der Planungen auch die Idee sogenannter „lebender Lärmschutzwände“, also begrünter Betonwände, erklärte Barz, die dann natürlich nicht für ein Grafitti-Event in Frage kämen.

Bezüglich der Sportplatz-Problematik in Winnekendonk (das KB berichtete mehrfach) erklärte Kevelaers Kämmerer Ralf Püplichuisen, dass eine Begehung mit einem Vertreter der Bezirksregierung und ein anschließendes „kooperatives“ Gespräch mit dem Viktoria-Vorstand stattgefunden hätten. Die Maßnahmen seien seitens der Bezirksregierung als mutmaßlich förderfähig eingestuft worden. Vier Mal im Jahr könnten Anträge gestellt werden, man peile jetzt den 15. Mai als Datum für die Antragstellung an.

Der gemeinsame Antrag von JU und Jusos zum Skatepark

Die beiden Kevelaerer Jugendorganisationen Junge Union (JU) und Jungsozialist*Innen (Jusos) haben gemeinsam einen Antrag über die Mutterparteien CDU und SPD in den Stadtrat einbringen lassen, so der CDU-Pressesprecher Hubert van Meegen in einer Pressemitteilung. Dabei wird beantragt, dass die Lärmschutzwände des künftigen Skateparks für Sprayaktivitäten freigegeben werden sollen. Tobias Gruyters von der JU ist sich sicher, dass dadurch eine weitere positive Entwicklung für die Kevelaerer Jugend vorangetrieben werden kann. Ein wildes Sprayen soll dadurch verhindert werden; vielmehr soll es Events geben, bei denen die Wände beispielsweise themenbezogen gesprayt werden, sodass sich ein einheitliches Bild bietet. „Mit dem Skatepark entsteht eine moderne Freizeitaktivität für Kevelaer. Spray-Kunstwerke gehören einfach dazu“, meint Juso-Vorsitzender Moritz Walter.„Wir wollen eine breite Masse bei der Nutzung des Skateparks ansprechen. Wenn findige Künstler in Kevelaer wohnen und sich engagieren wollen, möchten wir das unterstützen“, ergänzt der JU-Vorsitzende Tim Pelzer. In den nächsten Monaten werden von der Stadt Kevelaer Arbeitsgruppen eingerichtet, bei denen es um die Gestaltung des Skateparks gehen wird. Moritz Walter findet es toll, dass dieser Antrag gemeinsam mit beiden Jugendorganisationen angegangen wird. Es sollten schließlich alle davon profitieren.

Zufriedenheit mit Stadtentwicklung

Dies ist der dritte Teil der KB-Analyse der Haushaltsreden der Kevelaerer Ratsfraktionen  für das Jahr 2020. Nach den Themen „Klimawandel“ und „Kita, Schule, Familie“ blicken wir auf die Stadtentwicklung.

So freute sich der CDU-Fraktionsvorsitzende Paul Schaffers auf eine „in absehbarer Zeit […] komplette OW1“, die „zu einem großen Teil auch ein Verdienst der CDU“ sei. Außerdem wies Schaffers darauf hin, dass der Umbau der Innenstadt und die Entwicklung auf der Hüls zwar eine Menge Geld kosteten, aber „dass diese Investitionen nicht nur dem Erhalt eines Standards dienen, sondern für unsere Stadt und ihre Menschen Zukunft schaffen“. Optimistisch zeigte sich auch Horst Blumenkemper, Fraktionsvorsitzender der SPD: „Wenn man die Hauptstraße und den Mechelner Platz betrachtet, die von Grund auf erneuert wurden, kann man zuversichtlich auf die Vorhaben des IHK blicken, die noch in der Planung sind.“

Für das Umfeld des Kapellenplatzes und des Peter-Plümpe-Platzes hoffe er, dass einvernehmliche Lösungen gefunden werden können. Den gleichen Optimismus fand Blumenkemper für die Hüls: „Die Voraussetzungen für einen Treffpunkt der Menschen mit einer Bedeutung über Kevelaer hinaus erscheinen uns ausgezeichnet.“ Dafür müsse man jedoch den gesamten Bereich mit Leben füllen und umfangreich bewerben. Auch freute er sich über den ersten Spatenstich für die OW1 und äußerte Zuversicht, „dass diese für Kevelaer so dringend gebrauchte Straße in absehbarer Zeit Wirklichkeit wird“. Kritik übte Blumenkemper an dem „Protest einer Randgruppe“, dem sich „zu allem Überfluss auch noch die Grünen angeschlossen hatten“.

Das Projekt scheiterte im Rat

Unzufrieden zeigte sich Blumenkemper mit der Entwicklung beim bezahlbaren Wohnraum. Er erinnerte an das Vorhaben an der Beethovenstraße, wo bei einer Bürgerversammlung „schon fast der blanke Hass“ zum Ausdruck gekommen sei. „Das Projekt scheiterte im Rat, weil die CDU nicht gewillt war, dem Protest zu widerstehen.“ Der SPD-Antrag, in künftigen Baugebieten 20 Prozent für bezahlbaren Wohnraum zu reservieren, bestehe weiterhin.

Der KBV-Fraktionsvorsitzende Günther Krüger mahnte, die Kostenschätzungen für die größeren Investitionen mit Vorsicht zu betrachten, insbesondere angesichts der Kostenüberschreitungen vieler Baumaßnahmen im Jahr 2019. Auch Krüger wies auf den Mangel an bezahlbarem Wohnraum hin: „Hier werden wir uns in den kommenden Jahren Gedanken machen müssen, ob überhaupt und in welcher Art und Weise die Stadt hier selbst tätig werden kann oder muss.“ Allerdings sehe er die Handlungsoptionen dadurch beschränkt, dass nur begrenzt Kommunen eigenverantwortlich neue Baugebiete ausweisen können.

Zur Hüls äußerte sich Krüger: „Ich bin davon überzeugt, dass nach Fertigstellung der Gesamtmaßnahme, die ein zusätzliches Angebot für Besucher und Bewohner unserer Stadt bietet, die Zustimmung überwiegen wird.“ Die Verwaltung sei nun in der Verantwortung, vor allem die verkehrliche Anbindung an die Stadtmitte zu organisieren. Wichtig war Krüger zudem der Peter-Plümpe-Platz. Dort wegfallende Parkplätze könne ein Parkdeck an der Ladestraße ausgleichen.

Forderung nach mehr Fahrradverkehr für Kevelaer

Grünen-Fraktionssprecher Ulrich Hünerbein-Ahlers rechtfertigte, dass die Grünen „schon immer“ gegen die OW1 waren: „Ich erkenne an, dass der Verkehr die Rheinstraße und Winnekendonk extrem belastet. Aber wir haben viele Vorschläge gemacht, die nicht mal ausprobiert wurden.“ Der Nutzen für die Innenstadt sei gering, der Individualverkehr werde auch auf dem Land abnehmen, sodass die geringe Zahl betroffener Bürger nicht die Zerstörung eines Biotops rechtfertige. Hünerbein-Ahlers forderte für Kevelaer eine Mobilitätswende, die auf mehr Fahrradverkehr setzt. Das solle auch bei der noch nötigen Anbindung des Soleparks bedacht werden. Er bedauerte, dass Kevelaer beim bezahlbaren Wohnraum nicht weitergekommen sei und dass noch immer unklar sei, wie dieser definiert ist und wie groß der Bedarf in Kevelaer ist.

Der FDP-Fraktionsvorsitzende Jürgen Hendricks zeigte sich „hoch erfreut“ über die Abweisung der Eilklage gegen die OW1, „haben doch die Befürworter der Initiative ,Pro OW1‘ jahrzehntelang für diese Umgehung gekämpft“.

Die Neugestaltung der Innenstadt wolle die FDP weiter unterstützen, „wenn wir auch der Meinung sind, dass manche der dort eingestellten Projekte wegen der kurzen Zeiträume zur Erlangung von Fördergeldern nicht bis zu Ende gedacht wurden und werden“. Einmal mehr äußerte er den Wunsch nach einem Technischen Beigeordneten. Er kritisierte, dass die Stadtverwaltung in diesem Bereich überlastet sei und immer mehr Aufgaben extern vergeben müsse. „Deshalb halten wir die Einstellung von weiterem qualifizierten Personal für dringend notwendig.“

Ein Mann des Ausgleichs

Wenn Horst Blumenkemper beschreiben soll, was ihn persönlich und politisch geprägt hat, muss er nicht lange überlegen. „Das hatte alles mit Gerechtigkeit zu tun“, sagt der SPD-Politiker, der am heutigen Mittwoch 75 Jahre alt wird. Blumenkemper wurde am 5. Februar 1945 in Sachsen-Anhalt in der kleinen Gemeinde Pömmelte geboren. Er hat noch eine fünf Jahre ältere Schwester. „Wir waren von Kevelaer evakuiert im Bereich der Elbe“, erzählt der Jubilar. Nach dem Krieg  kehrte die Familie nach Kevelaer an die Weezer Straße zurück. Sein Vater war bei der Bundesbahn im Weichenbau lange Jahre tätig, dann Soldat und nach dem Krieg war er Schrankenwärter, Polsterer und Dekorateur – und Sozialdemokrat. „Aber der hat sich weniger engagiert. Er war ja von Berufs wegen nicht viel zu Hause.“

Den jungen Horst interessierte Politik brennend. „Wir haben immer schon im Radio Bundestagssitzungen gehört.“ Aus Büchern bekam er später „die Rolle der SPD in der ‚Braunzeit‘ und welchen Attacken sie schon unter Hindenburg ausgesetzt war“ vermittelt. „Und mein Vater beschrieb mir auch das Soldatenleben unter der ‚braunen Brühe‘.“ 1951 kam Blumenkemper in die Hubertusgrundschule, danach auf das Pro-Gymnasium in der Bogenstraße. Nach der Schulzeit trat er 1965 – nach einem Jahr im Wartestand – in die Polizei ein, fuhr zur Ausbildung unter anderem nach Linnich und Bochum. Nebenbei machte er Musik in einer Beatband namens „Scorpions“. Im Dezember 1967 heiratete Blumenkemper seine Margarete. Um 1963/1964 trat er in die Kevelaerer SPD ein, knüpfte Kontakte zu Sozialdemokraten wie Hein Friesen und Helmut Esters, den er sich nicht scheut, „eine Art Ziehvater“ zu nennen.

Eine Art Neuanfang in Kevelaer

1968 kam Blumenkemper als Polizist nach Köln, fuhr da Funkstreife, wohnte dort auch neun Jahre. Politisch engagierte er sich für Themen wie Verkehr und für die Personen am Rande der Gesellschaft. Er machte seine Ausbildung zum Kommissar, wurde Einsatzleiter der Polizei im Müngersdorfer Stadion. Im Jahr 1977 kam er erst nach Moers, dann nach Geldern und nutzte die Chance, nach Kevelaer als stellvertretender Stationsleiter zu kommen. „Das war wie ein Neuanfang, ein zweites Erleben von Kevelaer. “

Den Brand der Antoniuskirche erlebte er hautnah als Beamter vor Ort mit. Als sachkundiger Bürger vertrat er die SPD im Planungsausschuss, kümmerte sich um bauliche Fragen, die Verkehrsstruktur und die OW1. Im Jahr 2014 übernahm Blumenkemper nach dem gesundheitsbedingten Rückzug von Ralf Angenendt die SPD-Fraktion. „Das war nicht einfach“, meint der Jubiliar. „Aber wir haben das integrierte Handelskonzept positiv begleitet und erreicht, dass das Mehrzweckbecken gebaut werden konnte.“ Und der Gestaltungsprozess auf der Hüls komme allen zugute.

Ein Abschied mit Wehmut

Für ihn sei wichtig gewesen, große Entscheidungen die Stadt betreffend „auf große Füße“ zu stellen, auch zusammen mit anderen Fraktionen. „Der Bürger erwartet von uns, die Stadt nach vorne zu bringen, dass alle was davon haben. Das ist meine Art von Politik.“ Fairer Umgang und Glaubwürdigkeit spielten dabei die entscheidende Rolle. Bei der Kommunalwahl im September tritt Blumenkemper nicht mehr an. Den Abschied sieht er mit  Wehmut. „Aber mit 75 nach gut 50 Jahren kann man vielleicht auch mal sagen, es muss gut sein.“ Ein politischer Mensch werde er aber immer bleiben, sagt Blumenkemper.

Hobbys gibt es mit Tennis, Fahrradfahren, der alten  Fender Stratocaster aus Bandzeiten und Schalke 04 genug. Und wie er die Zukunft seiner Partei sieht? „Ich bin nicht optimistisch im Moment. Das liegt aber immer an den Charakteren, die in der Politik unterwegs sind – sowohl oben als auch unten.“

Verkaufsoffene Sonntage in Kevelaer stehen auf der Kippe

Die Stadtverwaltung Kevelaer teilt mit, dass die Gewerkschaft ver.di einen Eilantrag beim Oberverwaltungsgericht Münster gestellt hat mit dem Ziel, sämtliche für das Jahr 2020 festgelegten verkaufsoffenen Sonntage in Kevelaer zu kippen. Der Antrag wird derzeit juristisch geprüft und eine Erwiderungsschrift vorbereitet. Gerade mit Blick auf den ersten verkaufsoffenen Sonntag des Jahres Ende März rechnet Bürgermeister Dominik Pichler mit einer raschen Entscheidung des Gerichts: Ich gehe davon aus, dass die Sache Anfang März entschieden wird.” Zu den Erfolgsaussichten wollte er sich wegen der noch andauernden Prüfung der Sach- und Rechtslage derzeit nicht äußern.