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Diskussion um Innere Sicherheit im Kevelaerer Bühnenhaus

Innere Sicherheit geht jeden an und wurde in der vergangenen Zeit immer wieder kritisiert. Aus diesem Anlass lud am 25. August 2020 der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen zur Podiumsdiskussion zu diesem Thema ins Konzert- und Bühnenhaus Kevelaer ein. Friedrich Foerster, Mitglied des Kreisverbandes Bündnis 90/Die Grünen begrüßte dazu Dr. Irene Mihalic, Mitglied des Bundestages und seit 2016 innenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, sowie Karl-Heinz Schayen vom Weißen Ring und Peter Driessen, Bürgermeister der Gemeinde Bedburg-Hau und gemeinsamer Landrats-Kandidat von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und der Freien Wähler.

Am 13. September 2020 sind Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen, wobei neben den Vertretungen aller Städte, Gemeinden und Kreise auch Landräte, Oberbürgermeister und Bürgermeister gewählt werden. Für Peter Driessen ist das eine besondere Herausforderung. „Sollte ich Landrat werden, werde ich auch Chef der Kreispolizeibehörde“, erwähnte er, während er sich als Naturgenießer, Frühaufsteher und Hobbykoch vorstellte. Ihm sei durchaus bewusst, welche Aufgaben- und Verantwortungsbereiche dieses Amt beinhalte. Und er stellte sich neben den anderen Podiumsgästen die Frage, ob in Bezug auf die Polizeibehörde nicht ein Umdenken erforderlich sei. Der vorhandene Hierarchieaufbau unserer Gesetzeshüter sei relativ starr und könne Entscheidungen blockieren oder Lösungswege verbauen.

Am Beispiel von Anis Amri, der den Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin geplant und durchgeführt hat und dessen Spuren hier im Kreis Kleve zurückzuverfolgen sind, könne man die Defizite der polizeilichen Zusammenarbeit aufgrund einer fragmentierten Behördenstruktur in Deutschland deutlich feststellen, betonte Dr. Irene Mihalic, Obfrau im Untersuchungsausschuss zum Anschlag auf den Breitscheidplatz. „Obwohl Anis Amri immer auf dem Schirm war, konnten Informationen nicht gut zusammengebracht werden, wodurch seine Gefährlichkeit nicht erkannt wurde.“

Der Informationsfluss zwischen den Behörden stockt

Die vielen Kreispolizeibehörden hätten unterschiedliche Strukturen und verschiedene Systeme, aber alle die gleichen Verwaltungsabläufe, wodurch Informationswege oft stockten. Mihalic plädierte für unabhängige Polizeibeauftragte in Bund und Ländern. „Kriminalität hat es immer gegeben und wird es immer geben. Es ist wichtig, die Fehler neutral festzustellen, offen darzulegen, aufzuarbeiten und daraus zu lernen.“

Dies gelte ebenso für die Aufarbeitung von rechtswidriger Polizeigewalt. Die Videos einer umstrittenen Festnahme durch die Düsseldorfer Polizei sorgten erst kürzlich für Diskussionen. „Doch man sieht nie, was vorher war und kann nicht einschätzen, was dazu geführt hat. Auch werden Kollegen, die Zeugen solcher Handlungen sind, oft von der Situation überrollt und reagieren im ersten Moment befremdlich.“  Eine gute und realitätsgetreue Analyse sei daher wichtig und werde auch von den Bürgerinnen und Bürgern gewünscht.

Neben der Bewertung und Ausarbeitung von polizeilichen Handlungen ist auch der Opferschutz eine elementare Arbeit der Polizei- und Justizbehörden. Karl-Heinz Schayen, ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Weißen Ring, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kriminalitätsopfern zu helfen und Straftaten zu verhüten. „Es ist notwendig, dass Opferschutzbeauftragte direkt vor Ort sind“, betonte er. Ein reger Austausch mit den Beamten komme allen zugute – sowohl im Inland als auch im Ausland. Der Weiße Ring ist seit 2007 offiziell in Brüssel anerkannt und der länderübergreifende Opferschutz ein wichtiges Thema für die Zukunft.

Die Bereiche der Kriminalarbeit sind vielschichtig. Opfer sind immer da, ob personell oder materiell. Die Sprengungen der Geldautomaten zum Beispiel bekam auch Kevelaer zu spüren und haben viele Bürgerinnen und Bürger verängstigt. Oft flüchteten die Täter Richtung Niederlande. Eine gute Zusammenarbeit und ein reger Austausch mit den Kollegen im europäischen Raum sei unerlässlich. Hier müssten die Voraussetzungen auf ganz anderen Ebenen geschaffen werden. Innere Sicherheit macht vor den Grenzen nicht Halt und ist neben dem Klimaschutz ein weiteres Ziel der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und wird auch weiterhin ein Diskussionsthema sein.

Landratskandidaten stellen sich Fragen bei Online-Podiumsdiskussion

Arbeit in der Altenpflege, Hilfe für Behinderte, Jugendarbeit, Gesundheitsförderung oder Beratungs- und Hilfsangebote für Familien, Schuldner und Suchtgefährdete: Die Arbeit der Wohlfahrtsverbände im Kreis Kleve ist vielschichtig. Ebenso vielschichtig soll sich die Podiumsdiskussion mit den drei Landratskandidaten präsentieren. Peter Driessen, Silke Gorißen und Guido Winkmann stellen sich am 24. August ab 18 Uhr im Hotel Klostergarten in Kevelaer in drei Themenrunden den Fragen der Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege im Kreis Kleve. Die Podiumsdiskussion wird live als Videostream auf der Facebook-Seite und dem Youtube-Kanal des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer übertragen. Auch im Nachgang ist die Diskussion noch im Youtube-Kanal der Caritas zugänglich.

Karl Döring, aktueller Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft und Vorstandsmitglied des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer, blickt gespannt auf die Veranstaltung: „Wir erwarten konkrete Antworten auf die Vielzahl der Fragen, die uns Wohlfahrtsverbände, viel mehr aber noch die Kinder, Jugend, Senioren und schwächeren Mitglieder unserer Gesellschaft im Kreis Kleve betreffen.“ Neben  Themenfeldern wie zum Beispiel „Günstiger Wohnraum“ und „Pflege“ werden mögliche künftige Maßnahmen des Kreises gegen die verstärkte finanzielle und soziale Armut von alten Menschen Diskussionsgegenstand sein.

Unterstützung bedürftiger Kinder und Jugendlichen

Doch auch im Kinder- und Jugendbereich besteht Handlungsbedarf. „Im Kreis Kleve werden im interkommunalen Vergleich deutlich weniger Leistungen aus dem sogenannten Bildungs- und Teilhabepaket für bedürftige Kinder und Jugendliche in Anspruch genommen“, stellt Andreas Fateh, Kreisgruppengeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, fest. Für ihn liegt die Frage daher auf der Hand: „Wie wollen die Kandidaten eine bessere Ausschöpfung der zur Verfügung stehenden Finanzmittel aus dem Bildungs- und Teilhabepaket und damit die Unterstützung bedürftiger Kinder und Jugendlichen im Kreis Kleve erreichen?“ Bei diesen und weiteren Themen gilt es für die Kandidaten, „Farbe zu bekennen“ und erste Konzeptideen vorzustellen.

Ein weiterer Punkt ist den Organisatoren der Veranstaltung ebenfalls wichtig. „Wir freuen uns, dass wir mit der sofortigen Zusage aller Kandidaten auch in Coronazeiten der breiten Öffentlichkeit einen umfassenden Kandidatencheck ermöglichen können. Und das anhand von Themen, die uns alle angehen.“

Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege im Kreis Kleve sind die AWO Kreisverband Kleve, die Caritasverbände Geldern-Kevelaer und Kleve, der Paritätische Wohlfahrtsverband Kreis Kleve, Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Kleve-Geldern sowie die Diakonie im Kirchenkreis Kleve. Entsprechende Verlinkungen zum Livestream werden auf den jeweiligen Internetseiten der Wohlfahrtsverbände rechtzeitig eingerichtet.

Wo kann ich den Livestream verfolgen?

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