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Der Sprachforscher Dr. Georg Cornelissen sucht „Ortsnecknamen“ vom Niederrhein

Von „Moppe“ und anderen „Ehrentiteln“

Früher, als (fast) alle noch das niederrheinische Platt gesprochen haben, spielten sie eine wichtige Rolle im zwischenörtlichen Miteinander: die „Ortsnecknamen“.

„För Land en Lüj“ en Kävelse

Der erste Mundartnachmittag des Förderkreises für Geschichte und Mundart im Kreis Kleve, „För Land en Lüj“, findet in diesem Jahr im Konzert- und Bühnenhaus der Stadt Kevelaer statt.
Dem Verein, der sich vor allem für den Erhalt der keineswegs einheitlichen Mundart im Kreisgebiet einsetzt, ist es wieder gelungen, ein unterhaltsames Programm zusammenzustellen. Nach den Grußworten werden Akteure und Gruppen in ihrem jeweiligen Platt „Liedjes, Dönekes en Vertällekes“ zum Besten geben.
Jubiläen und Geburtstag
Im Jahr der Jubiläen zweier Kevelaerer Mundartdichter und des runden Geburtstages eines dritten – Peters Martens (110. Geburtstag), Theodor Bergmann (150. Geburtstag) und Jupp Tenhaef (100. Geburtstag) dürfen deren Gedichte „op platt“ natürlich nicht fehlen. Die beiden Kevelaerer Wilfried Schotten und Wilfried Renard werden sie vortragen.
Mit dabei sind auch Heino Derkx und Lasse Füngerlings, Walbeck; Hans van Leuven, Lüllingen; Hans Tervooren, Kervenheim; Franz Wustmans, Twisteden; Manfred van Halteren, Bedburg-Hau; Wilhelm Spans, Hülm. „Öwer Adam en Eva“ wird Pastor Alois van Doornick berichten, vielen Kevelaerern sicher noch als „ihr“ Pastor bekannt. Musikalisch werden die Besucher von den „Parodisten op Uem`s Platt“ unterhalten.
Erlös geht an die Kevelaerer Stiftung „Seid einig“
Während des geselligen Nachmittags, der wiederum traditionell von den Sparkassen im Kreis Kleve unterstützt wird, findet eine Tombola statt. Bei Planung und Durchführung der Veranstaltung helfen die „Geselligen Vereine Kevelaer“. Ein Teil des Erlöses der Veranstaltung geht daher an deren Stiftung „Seid Einig“.
Mundart aus dem gesamten Kreisgebiet wird in Kevelaer geboten am 7. Oktober 2018, Beginn ist um 15 Uhr, Einlass ab 14 Uhr.
Eine weiterer Mundartnachmittag „För Land en Lüj“ mit teilweise anderen Akteuren findet am 28. Oktober 2018 im Bürgerhaus in Rees statt.
Karten zu beiden Veranstaltungen zum Preis von je 5 € gibt es ab dem 20. September in allen Kreis Klever Stadt- und Gemeindeverwaltungen bzw. deren Bürgerbüros, im Stadttheater Emmerich, im InfoCenter am Schloss Moyland, im Kreisarchiv in Geldern sowie bei den Sparkassengeschäftsstellen in Kevelaer und Rees.
Veranstaltung mit Dr. Cornelissen fällt aus
Die für den 23.09.2018 geplante Veranstaltung mit Dr. Georg Cornelissen zum Mundartwettbewerb muss aus organisatorischen Gründen leider ausfallen. Ein neuer Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben.

Zwei Wilfrieds kämpfen wie Siegfried für ihre „Modertaal“

Kevelaer. Rappelvoll war’s am späten Freitagnachmittag in der „wort.werk—galerie“, Busmannstraße 28, als die Hausherrin gut 35 Gäste und natürlich die beiden Hauptakteure Wilfried Renard und Wilfried Wiesmann begrüßte.
Renard, von Kindesbeinen an mit Kävels Platt aufgewachsen, hatte sich zum energischen Ziel gesetzt, unsere plattdeutsche „Modertaal“ wieder zum Leben zu erwecken bzw. zu verhindern, dass sie völlig in Vergessenheit gerät. Dazu passte sehr gut seine Eingangsbemerkung „hoch met de Maue“.
Nach dem einleitenden „Lucky man“ (Emerson, Lake & Palmer), das Wilfried Wiesmann mit seiner Gitarre und trotz leichter Erkältung stimmlich brillant vortrug, machte Renard Ernst mit den Hemdsärmeln.
Es folgte eine einzige Hommage an das Kävels Platt und außerdem eine Huldigung an unseren Heimatdichter Theodor Bergmann, der diesen Dialekt auch auf seiner Grabplatte hat verewigen lassen: „Hier hört hän t’hüß“. Renard zitierte in perfekt vorgetragenem Platt aus Bergmanns Gedichtbändchen „Maisüches on Heijblumme“, zunächst die Prosageschichte vom Räuberhauptmann Kronenberg; der soll Jahrhunderte zuvor mit seiner Bande den Niederrhein unsicher gemacht haben. Dass es bei dieser „Räuberpistole“ nicht immer ganz ernst zuging, war einerseits dem Erzählgeschick Bergmanns, andererseits dem ausdrucksstarken Vortragenden zu verdanken.
„You’ve got to hide your love away“ (Beatles) folgte als nächstes Gitarren- und Gesangsintermezzo von Wilfried Wiesmann, wobei die Auswahl der Musikstücke allgemein sehr gut zu den meist nachdenklichen Proben aus dem Bergmann’schen Gedichtband passte, ebenso wie das spätere „Crow on the cradle“ (Jackson Browne).
Das berühmte und allseits bekannte „Antöneke Flaeß“ durfte in Renards Auswahl ebenso wenig fehlen wie die „Verdummde Haerek“: Herrlich, wie Renard ganz genüsslich das affektierte Hochdeutsch des heimgekehrten Sohnes nachsprach! Aber es gab auch Besinnliches, als er „Dreckes stoervt“ (Thema: Liebe über den Tod hinaus) rezitierte oder auch „Et Maisüt“, Heimatliebe in völlig anderer Tonlage, wie Renard meinte.
Humoristisch ging es noch ein paarmal zu, als z.B. Hunder = Hühner den Aufstand gegen ihren Hahn wagten und zum Schluss kleinlaut und eingeschüchtert vor seiner Autorität kapitulieren mussten und „van Ängst et Eike falle liete“.
Zwei Höhepunkte – und das zum Schluss – krönten einen gelungenen „Modertaal-Oawend“:
Renard bekundete seine und Bergmanns Liebe zu unserer Sprache mit der Wahl des Gedichts „Min Modertaal“, wonach ein 35-stimmiger Chor voller Inbrunst alle vier Strophen unseres Heimatliedes „Wor hör ek t‘hüß?“ sang.
„da capo“ verdient
Nach dem abschließenden „Norwegian Wood“ (Beatles) erhielten die beiden Protagonisten für ihre gelungene Darbietung Blumen von der „wort.werk“-Galeristin überreicht. Sie verabschiedete ihre Gäste mit guten Wünschen und der Ankündigung der nächsten Ausstellung über meisterliche Glaskunst.
Ein vorbereiteter Imbiss und viele Gespräche folgten noch an diesem Abend, der unbedingt ein „da capo“ verdient. Ein großer Dank an die beiden Wilfrieds!

Wilfried Schotten

Luthers Deutsch- Unser Deutsch – Gochs Platt

Luthers Thesen auf Gochs Platt mit Gerd Ullenboom und dem Kevelaerer Dr. Georg Cornelissen am Samstag, dem 07. Oktober 2017, um 14.00 Uhr in der evangelischen Kirche in Goch (Markt 6).
Das Reformationsjahr 2017 hat auch die Mundartfreunde vom Verein „För Land en Lüj“ auf den Plan gerufen. Die Idee: Luthers Thesen auf Gochs Platt an die Kirchentüre schlagen, 500 Jahre nach der Uraufführung. Mundartfreund Gerd Ullenboom aus Goch hat sich viel Mühe gemacht, um dieses Projekt zu realisieren und die Thesen übersetzt. Unterstützt wurde er hierbei von dem Sprachwissenschaftler Dr. Georg Cornelissen vom LVR in Bonn.  Er  wird unter dem Titel „Luthers Deutsch, unser Deutsch und Gochs Platt“ in sprachlich unterschiedlicher  Weise auf die Thesen Luthers eingehen. Zuvor werden die Thesen in Gochs Platt an die Kirchentüre der evangelischen Kirche am Markt 6 in Goch angeschlagen. Gerd Ullenboom  wird in Anwesenheit zahlreicher Gäste 5 Thesen in Gochs Platt verkünden. Der Sprachwissenschaftler beim Landschaftsverband Rheinland und gebürtiger Kevelaerer Dr. Georg Cornelissen wird auf seine bekannt humorige Art  zu den Thesen Luthers im Wandel der Sprache und hier insbesondere der plattdeutschen Aussprache vortragen. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei. Der Verein „För Land en Lüj“ und die Evangelische Kirchengemeinde laden herzlich zur Teilnahme ein.