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Die Pilgerstatue ist endlich wieder da

Am ehemaligen Standort zwischen Hauptstraße und dem Übergang zum Kapellenplatz blickt seit einigen Tagen wieder die allseits wohlbekannte Statue in Richtung Kevelaerer Basilika.
Zu Beginn der Bauarbeiten im vergangenen Jahr im Rahmen der Kevelaerer Stadtkernerneuerung fand das Kunstwerk einen Unterschlupf im städtischen Bauhof. Im Frühjahr machte die Pilgerstatue eine Reise zur Kunstgießerei Schmäke in Düsseldorf und wurde dort umfassend restauriert.
Nun sind die Bauarbeiten in absehbarer Zukunft auch im zweiten Bauabschnitt der Hauptstraße abgeschlossen und die Fragen nach dem Verbleib der Statue wurden immer lauter. Für den Aufbau empfahl der Wallfahrtsrektor Pastor Kauling jetzt den ursprünglichen Standort, wo die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs heute die Pilgerstatue einsetzten.
Foto: privat

Auf den Spuren des Kevelaerer Pilgers

Bert Gerresheim hat Kevelaer künstlerisch geprägt. Etwa 50 Werke des Düsseldorfer Künstlers finden sich in der Marienstadt. Neben dem Kreuz in der Antoniuskirche sind, bis auf das Hauptportal, alle Portale der Basilika und die Apokalypse aus seiner Hand. Ein Werk von Gerresheim wird allerdings schon seit Monaten vermisst.
Mit Beginn der Bauarbeiten an der Hauptstraße im letzten Jahr wurde die bronzerne lebensgroße Pilgerstatue entfernt, die immer bei der Buchhandlung Bercker am Rand des Kapellenplatzes stand. Seitdem fehlt die Statue. Viele Pilger fragen in der Buchhandlung Bercker schon danach.
Stadtführerin Marianne Heutgens hat sich seit Anfang der 90er Jahre auf Kunstwerke von Bert Gerresheim spezialisiert. Oft war sie auch in seinem Düsseldorfer Atelier und auch bei der Einsegnung der Pilgerstatue war sie dabei. Seit einiger Zeit bietet sie sogar spezielle Bert-Gerresheim-Führungen an. „Viele Gäste kommen extra wegen Bert Gerresheim nach Kevelaer. Vielen fällt das Fehlen des Pilgers auf und sie fragen mich danach“, weiß die Stadtführerin.
Das KB ging der Frage nach der Geschichte und dem Verbleib der Pilgerstatue nach und besuchte mit Marianne Heutgens Richard Schulte Staade vorige Woche im Krankenhaus (Zwischenzeitlich ist er entlassen und befindet sich gerade auf Pilgerreise in Lourdes).
Einige Wochen war der langjährige Wallfahrtsrektor im Klinikum. Seine Beine machten Probleme, aber der Ehrenbürger Kevelaers erinnerte sich sofort lebhaft an alle Einzelheiten zum Pilger. Marianne Heutgens hatte eine große Fotografie dabei, die Pastor Richard Schulte Staade mit Bert Gerresheim, Bürgermeister Dr. Friedrich Börgers und Stadtdirektor Heinz Paal um den Pilger versammelt nach der Einsegnung der Statue im Jahr 1994 zeigt.
Der Stifter dieser Statue war ein Freund des verstorbenen Willy Polders, weiß Schulte Staade. Er war nach Kanada ausgewandert und einmal an einem Pilgertag zu Besuch in Kevelaer. Aus dem Giebelfenster der Wohnung seines Freundes betrachtete er den Kapellenplatz. Dabei kam ihm eine Idee: „Da müsste eine silber leuchtende Figur stehen, die den Pilgern entgegenwinkt.“ Diese sollte nach seinen Vorstellungen auf einem zwei Meter hohen Sockel hoch über dem Pilgerweg stehen, damit man sie schon von weitem sehen könne.

Die Einweihung der Statue vor 25 Jahren.


Richard Schulte Staade fand die Idee einer solchen Pilgerstatue gut, aber mit der Höhe war er nicht einverstanden. „Lieber in Augenhöhe, als oben drüber schwebend“, war seine Meinung, die er auch dem Stifter kundtat. Der Stifter war mit dieser Änderung einverstanden und gemeinsam einigte man sich auf die Umsetzung dieser Statue durch Bert Gerresheim.
Die genaue Ausführung überließ der Stifter dem Künstler, der dann gemeinsam mit Richard Schulte Staade den Pilger wie einen Mönch mit Kapuze im langen, faltenreichen Gewand kreierte. Am Sockel finden sich die Worte aus einem Novalis-Gedicht: „Ich sehe dich in tausend Bildern … Maria!“ In der Hand hält er ein Marienbild hoch, das mit einem Tuch verdeckt ist. Ob es das Gnadenbild ist? „Gerresheim lässt es offen. Denn jeder hat ein anderes Bild von Maria. Jeder hat sein Bild von Maria“, erklärt Schulte Staade.
Marianne Heutgens hat besonders den Blick des Pilgers in Erinnerung, der zurück in die Hauptstraße geht. „Der Pilger begrüßt die einziehenden Pilgergruppen, die außer die Radpilger fast alle über die Hauptstraße zum Gnadenbild ziehen“, so legte sie es immer den Teilnehmern ihrer Führungen aus. Der Stifter hat nicht nur dieses Kunstwerk finanziert, sondern auch die Stelle ausgesucht, die damals in Absprache mit der Stadt festgelegt worden war. Besitzer der Statue sei nicht die Stadt, sondern die Pfarrei St. Marien. Schriftliche Dokumente dazu gibt es keine, alles wurde nur mündlich ausgehandelt.
In Düsseldorf restauriert
Nach Fertigstellung des ersten Abschnitts der Hauptstraße fragen nun viele Kevelaerer und Pilger nach dem Verbleib der Statue. Diese war mit Beginn der Bauarbeiten an der Hauptstraße zunächst fachgerecht und sicher auf dem Bauhof zwischengelagert. Galerist Heinz Janssen konnte die sogar kostenfreie Restaurierung in einer Düsseldorfer Werkstatt in die Wege leiten. Im frischen Glanz ist der Pilger nun zurück und bereit für die Wiederaufstellung. In Absprache mit der Stadt hat auch die Kirchengemeinde St. Marien durch Pastor Gregor Kauling den Auftrag zur Wiederaufstellung erteilt. Nach der Kirmes wird der Betriebshof ein neues Fundament erstellen und der Pilger wird darauf um Pfingsten herum aufgestellt werden, genau an der Stelle, die sich der mittlerweile verstorbene Stifter vor 25 Jahren ausgesucht hatte.