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Franziska Eickmans (links) und Birte Bensikaddour vom Caritasverband Geldern-Kevelaer beraten zu Kurmaßnahmen für pflegende Angehörige. Foto: Caritasverband Geldern-Kevelaer
Caritas berät zu Kurmaßnahmen für pflegende Angehörige

Belastungsgrenze erreicht?

Die Pflege und Betreuung Angehöriger kostet viel Kraft und Energie. Diese oft unterschätzte Belastung bleibt nicht ohne Folgen. Eine Kurmaßnahme bietet eine gute Möglichkeit der Unterstützung.

Karl Döring, Vorstand beim Caritasverband Geldern-Kevelaer, kritisiert das Geschäftsmodell von Leiharbeitsfirmen in der Pflege. Foto: Caritasverband Geldern-Kevelaer
Caritasverband Geldern-Kevelaer fordert stärkere Regulierung

Der Leiharbeit einen Riegel vorschieben

Die massive Zunahme von Leiharbeit geht zu Lasten von Pflegebedürftigen, Pflegekräften und Einrichtungen, warnen die Wohlfahrtsverbände in NRW anlässlich des Tags der Pflege am 12. Mai 2023.

Caritasverband Geldern-Kevelaer startet neue Personalkampagne gegen Fachkräftemangel

Nicht nur Dienstplan, auch Bucket-List…

Im Pflegebereich fehlt es an Fachkräften. Der Caritasverband Geldern-Kevelaer will mit einer großen Personalkampagne gegen den Notstand angehen.

Auch das Marienhospital bildete eine Gesundheits- und Pflegeassistentin aus

Neue Kräfte für die Pflege

12 Frauen und Männer haben an der Bildungsakademie für Gesundheitsberufe (BAG) ihre einjährige Ausbildung zum/zur Gesundheits- und Krankenpflegeassistent*in erfolgreich abgeschlossen.

Die Rolle als emotionale Stütze

Während in vielen Berufen die Arbeit aktuell ruht oder ins Home Office verlegt wurde, muss in anderen Bereichen der Arbeitsalltag weitergehen. Mehr noch: In der Pflege beispielsweise herrscht ein erhöhtes Arbeitspensum, die Mitarbeitenden leisten in vielen Fällen mehr als außerhalb der Corona-Pandemie − so auch im Pflege- und Betreuungsdienst „Lebensgarten“ mit Sitz in Kevelaer. Die stellvertretende Pflegedienstleitung und Praxisanleitung Viola Haesters berichtet, dass man sich mit den zusätzlichen Hygienemaßnahmen schnell arrangiert hätte und die Schwierigkeiten an anderer Stelle liegen. Bei vielen Patient*innen sei eine große Verunsicherung und Überforderung zu spüren, in vielen Fällen herrsche Einsamkeit vor und der Wunsch nach Menschen, die ihnen rund um Corona-Fragen beratend zur Seite stehen. Dass die Beachtung all dieser individuellen Probleme mitunter eine größere Herausforderung darstellen kann als die Umsetzung aller Corona-Maßnahmen, wird im Gespräch mit Heasters deutlich.

Entgegen vieler Annahmen berichtet Viola Haesters für den Kevelaerer Pflegedienst nicht von chaotischen Strukturen oder Mitarbeitenden, die am Limit ihrer Kräfte sind. Man habe sich zu Beginn der Pandemie auf die verstärkten Hygienemaßnahmen einstellen müssen, dies sei inzwischen aber zur Normalität geworden. „Die Pflege läuft ja weiter. Jetzt kommt eben ein Schippchen drauf“, sagt Haesters. Ein erheblicher Mehraufwand wird aktuell durch die tägliche Temperaturkontrolle der Patient*innen und der Mitarbeitenden sowie Schnelltests bei den Mitarbeitenden mehrmals wöchentlich verursacht. Zudem mussten die Mitarbeitenden, die die Testungen durchführen, vorab eingewiesen werden. Außerdem wurde eine Vollzeitkraft zusätzlich eingestellt. All diese Neuerungen haben eine dynamische Umstrukturierung der Betriebsabläufe verursacht.

Eine Sache allerdings kann nicht durch eine neue Organisation geregelt werden: die Sorge der Patient*innen. Während der Einsätze sei bei vielen von ihnen eine große Unsicherheit spürbar, es kämen häufig Fragen rund um die Corona-Maßnahmen auf. Oft werde auch nach der persönlichen Meinung der Pflegefachkraft zu Dingen rund um die Pandemie gefragt. Zudem seien viele der Menschen schlichtweg einsam, da im Zuge der Schutzmaßnahmen kaum mehr Angehörige zu Besuch kommen. Als Fachkraft versuche man, so Haesters, die Menschen mit ihren Sorgen aufzufangen. Dabei gehe es nicht allein darum, bei Fragen Rede und Antwort zu stehen, sondern auch darum, etwas Normalität in den Alltag der Menschen zu bringen. „Die Situation ist sowieso schwer genug, dann muss man sie nicht noch schwerer machen“, sagt die 29-Jährige. 

Gute Laune und Geborgenheit

Man dürfe die Arbeit letztlich nicht allein von Covid-19 bestimmen lassen. Es sei wichtig, auch an altbewährten Strukturen festzuhalten, weiterhin „gute Laune“ mitzubringen und den Menschen auch in Zeiten der Unsicherheit Geborgenheit zu vermitteln. „Sie sind dankbar, dass jemand da ist, der sie in der schweren Zeit begleitet“, schildert die stellvertretende Pflegedienstleitung. Die Aufklärungsarbeit rund um Corona-Themen sei aktuell besonders wichtig. 

Vor allem in den vergangenen Wochen seien viele Fragen rund um die Impfung aufgekommen. Die Pflegefachkräfte informieren bei Bedarf über die Impfung und verteilen Informationsmaterial, erklärt Claudia Claßen, die als Leitung einer Pflegeschule eng mit dem „Lebensgarten“ zusammenarbeitet. Wichtig sei es, dabei Neutralität zu bewahren, ergänzt Haesters, die sich dem Einfluss der Pflege- und Betreuungskräfte bewusst ist. Denn teilweise seien sie aktuell die einzigen Personen, mit denen die Patient*innen Kontakt haben. „Man legt denjenigen die Entscheidung in die eigene Hand“, so Claßen. Man müsse „für die Menschen mitdenken, die es nicht so können, die Ängste haben.“ 

Wertschätzung und Dankbarkeit

Bei all der emotionalen Mehrarbeit ist es für Haesters einmal mehr wichtig, dass alle Kolleg*innen zusammenhalten. „Man hat wirklich ein gutes Team an seiner Seite und hinter sich.“ Gestärkt werde diese, trotz der Pandemie positive, Grundstimmung durch die Reaktionen der Patient*innen. Diese sind geprägt von Wertschätzung und Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit, berichten Haesters und Claßen.

Dass die Pflegefachkräfte auch in der kommenden Zeit weiterhin wichtige Ansprechpartner bleiben werden und bei vielen älteren Menschen einen wichtigen Teil dazu beitragen, gegen eine völlige Isolierung zu wirken, ist Haesters bewusst. Dennoch ist sie voller Hoffnung − vor allem mit Blick auf die Impfungen. „Ich freue mich auf die Zeit, die danach kommt. Ich sehe mit Zuversicht in das Jahr.” Ein besseres Jahr wird kommen, da ist sich die 29-Jährige sicher. Es dauert, aber es wird kommen.”

Gemeinsam gegen den Notstand

Im Christopherussaal des Hotel Klostergarten waren 20 CDU-Politiker aus Bund, Land und den Kreiskommunen auf Einladung der CDA Kreis Kleve und der Caritas Geldern-Kevelaer zusammengekommen, um über das große Thema Pflege und die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum zu sprechen.

Das Ziel der Veranstaltung sei, „Politik und Praxis zusammenzubringen“, eröffnete Matthias Wirth für die Kreis-CDA die Veranstaltung. Anschließend sprach der neue sozialpolitische Vorstand der Caritas Geldern-Kevelaer, Stephan von Salm-Hoogstraeten, von der Bedeutung des Themas auf globaler, ländlicher und regionaler Ebene und warb für den integrativen Ansatz des Klostergartens.

In ihrem kurzen Impulsreferat verwies die Leiterin des Uedemer Laurentius-Hauses, Susanne Heinrichs, für die Caritas auf die komplexere Pflegesituation und den existierenden Pflegefachkräftemangel. Der soll durch das 2017 verabschiedete und 2020 in Kraft tretende Pflegereformgesetz mit einem Studium für Kinderkrankenhilfe, Altenpflege und Krankenhauspflege verringert werden. „Das Ziel ist, den Menschen von klein auf bis zum Sterben zu begleiten.“

Man habe seitens der Caritas im Herbst 2019 dazu extra einen Ausbildungsmentor eingeführt, sagte sie, erwähnte aber auch akute praktische Probleme bei der Umsetzung. Die Rahmenpläne für die Ausbildung seien erst im August 2019 gekommen. Die Finanzierung sei nicht für alle Bereiche geklärt. Und dass erst 400 Stunden Bildung erfolgen, bevor die Bindung an die Einrichtung erfolge, bezeichnete sie als „schwierig“.

Aktuell seien ihre Ausbildungszahlen für 2020 bei der ambulanten und stationären Pflege von 35 prognostizierten Azubis auf zwölf eingebrochen. Sie führte das darauf zurück, dass das Krankenhaus  wohl attraktiver sei, bei dem Generalstudium eine Auswahl erst im letzten Ausbildungsjahr erfolge und statt der Hauptschulabschluss die Mittlere Reife gefordert sei. Corona erwähnte sie nicht.

Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Sabine Weiss, sprach im Zusammenhang mit dem Pflegereformgesetz von einem schwarz-roten „Kraftakt“ unter Beteiligung der Politik und der Träger. „Wir wollen nicht nur, wir müssen“, gestand sie den hohen Pflegemangel in Deutschland zu. Das sei bei jedem angekommen. Sie räumte ein, dass die Rahmenpläne spät gekommen seien. „Es wurde aber gewuppt“, meinte sie etwas salopp. Die Prognose für die Ausbildung 2020 sei „vorsichtig optimistisch“.

Ihre wesentlichen Eckpunkte zur Attraktivierung der ambulanten und stationären Pflege waren einmal, mehr Teilzeitkräfte wieder für Vollzeit zu begeistern. „Das würde insgesamt 100.000 Pflegestellen ausmachen.“ Da seien die Arbeitgeber gefragt, die als Träger bisher oft nur Teilzeit anböten. Da bräuchte es eines flexibleren Einsatzes und eine stärkere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Dazu komme die „Konzertierte Aktion Pflege“ mit der Steigerung der Ausbildungs- und Einrichtungszahlen um zehn Prozent bis 2023 mit entsprechender Öffentlichkeitskampagne – und die Schaffung von 5000 Nachbildungsplätzen für PflegehelferInnen bis 2023. „Wir brauchen mehr Vollzeitkräfte und Helferkräfte, damit sich die Vollzeitkräfte mehr auf ihre Aufgaben konzentrieren können.“

Ergänzend dazu sollen Fachkräfte aus dem Ausland herangezogen werden, ging sie ausführlich auf das Beispiel Philippinen ein. Für diesen „hoch motivierten“ und „mit hoher Zuwendung“ ausgestatteten Personenkreis sei Deutschland als Arbeitsplatz „das heilige Land.“ Corona habe da aber „deutlich Lücken gerissen“, weil die Philippinen ihren ganz eigenen Lockdown gehabt hätten. Sie hoffe, dass das wieder in Gang komme.

Alten- und Krankenpflege hätten die gleiche Wertigkeit – Arbeitgeber müssten da attraktive Angebote machen. „Einen gesunden Wettbewerb da finde ich gut“, sagte Weiss. Der gleiche Lohn stehe da nicht an erster Stelle, habe sie festgestellt. Später stellte sie fest, dass auch Lohnanreize wichtig sein können – ein inhaltlicher Widerspruch an diesem Punkt.

Man müsse „anfangen, gut über die Pflege zu reden“ und nicht nur die negativen Fälle hervorheben, sagte die Staatssekretärin. Ihr Bundestagskollege Stefan Rouenhoff pflichtete ihr an dieser Stelle bei. Der „Klostergarten“ sei ein gutes Beispiel, wie man auch ältere Menschen in ein Gemeinschaftsleben mit einbinden könne.

Zuvor hatte Diakon Helmut Leurs von der vielfältigen Einsamkeit alter, bettlägeriger Menschen in Pflegeheimen aufgrund der zu geringen Zeit der Pflegekräfte gesprochen und den aus Weiss‘ Sicht „lobenswerten“ Einsatz der Pflegekräfte in der Coronakrise als „Totschlagargument“ bezeichnet, damit diese Zuwendung nicht auch von den Pflegekräften erfolgt. Das sei „nicht ihre Aufgabe“, so Weiss. Dem widersprach Regina Schüren, Bereichsleiterin der ambulanten Pflege der Caritas. „Als Krankenschwester will ich Menschen ganz kennenlernen.“ Das sei auch ein wichtiger Teil der Attraktivität des Berufes.

Einen spannenden Einwurf zum Versorgungs-Grundsatz „Ambulant vor stationär“ machte Caritas-Chef Karl Döring. Die gedankliche Trennung „ambulant oder stationär“ sei nicht mehr zeitgemäß. „Die Wohnform kann nicht entscheidend sein, wie jemand versorgt wird, das finanziert wird.“

Einigkeit bestand bei den Anwesenden in der Frage der Entlastung pflegender Angehöriger. „Die vergessen wir oft viel zu schnell“, unterstrich die CDU-Landratskandidatin Silke Gorißen, die im vergangenen Jahr erlebte, wie ihre Mutter plötzlich Pflegefall wurde. „Angehörige gehen oft auf dem Zahnfleisch.“ Daher sei es nötig, dafür mehr Kräfte zur Verfügung zu stellen.

Kurz ging die Runde noch auf die Frage der Landarztversorgung ein. Sabine Weiss lobte in dem Kontext die Bemühung der CDU-geführten Landesregierung, die Studienplätze dafür zu erweitern und einen Studienanreiz zur Bevorzugung von Ärzten zu schaffen, die auf das Land gehen wollen. Mit der Aufhebung der Niederlassungsbeschränkung habe man vom Bund aus „Leitplanken“ gesetzt, sagte sie und schlug auch „intelligente Modelle“ wie die der „alten Gemeindeschwester“ vor. Rouenhoff sah in dem Modell der Ärztezentren eine Chance, aus der Region stammende Mediziner nach ihrer Ausbildung wieder zurück in die Region zu holen.

Pflegende Angehörige an der Belastungsgrenze

Ebenso wie den Eltern mit Schul- und Kindergarten-Kindern ergeht es derzeit vielen Angehörigen pflegebedürftiger Menschen. „Die Leute sind erschöpft“, sagt Ursula Ingenpaß, Kurberaterin beim Caritasverband in Geldern. „Die Belastungsgrenzen sind bei vielen erreicht.“

Vor der Corona-Pandemie konnten die Pflegebedürftigen die Tagespflege besuchen und Enkel, Nachbarn oder Ehrenamtliche unterstützten die Angehörigen. „Das fiel mit dem Beginn der Pandemie dann alles weg“, sagt Ingenpaß. Die Kurberaterin rät erschöpften Angehörigen deshalb, sich wegen einer Kurmaßnahme beraten zu lassen. „Eine Kur kann pflegenden Angehörigen die dringend benötigte Erholung bringen und helfen, ihre Gesundheit zu erhalten. Dann können diese gestärkt wieder dem Alltag begegnen.“

Da die Vorsorge- und Rehabilitationskliniken unter Beachtung eines Hygienekonzeptes wieder öffnen dürfen, könne man ab sofort auch wieder Kurmaßnahmen beantragen, so Ingenpaß, die bei der Beantragung auf Wunsch hilft. Die Beraterin unterstützt auch dabei, die Versorgung des Angehörigen während der Kur sicherzustellen. In einigen Kliniken besteht die Möglichkeit, den Pflegebedürftigen mitzunehmen oder in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung in der Nähe unterzubringen.

Pflegenden Angehörigen ist häufig nicht bekannt, dass sie eine Kur – eine stationäre Vorsorge- und Rehamaßnahme – in Anspruch nehmen können, um ihre Gesundheit und Pflegefähigkeit zu erhalten. Die ganzheitliche medizinische Maßnahme dient der körperlichen und seelischen Stärkung und berücksichtigt die individuelle Situation des Pflegenden. Etwa zwei Drittel der pflegebedürftigen Menschen werden von ihren Angehörigen oder anderen Bezugspersonen zu Hause gepflegt, gibt der Caritasverband Geldern-Kevelaer an.

Diese Belastung bleibe nicht ohne Folgen: Pflegende Angehörige seien oftmals körperlichen, psychischen, finanziellen und sozialen Belastungen ausgesetzt; eigene Bedürfnisse müssten hinten anstehen – und das auch ohne Corona-Pandemie. „In unserer Beratungsstelle erhalten Sie Informationen zu allen Fragen der Beantragung einer Kur, zur Klärung der Versorgung Ihres pflegebedürftigen Angehörigen, zu Fragen der Finanzierung der Kur und zur Auswahl der Klinik“, verspricht Ursula Ingenpaß.

Speziell dafür qualifiziert wurden sie und ihre Kolleginnen und Kollegen in den Kurberatungsstellen in Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Projekts „Zeit & Erholung für pflegende Angehörige in NRW – Kurberatung für pflegende Angehörige“, das vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird.

Weitere Informationen sind bei Ursula Ingenpaß vom Caritasverband-Geldern-Kevelaer unter Tel. 02831-9102340 und per Mail unter kurberatung@caritas-geldern.de erhältlich.

Blumen, Masken, Pralinen und Eis als Motivation

Die Klienten und Mitarbeitenden des Pflege- und Betreuungsdienstes der Lebenshilfe Gelderland durften sich über 170 Blumensträuße und weitere Aufmerksamkeiten freuen. Geschäftsführer der Welbers Kieswerke GmbH Paul Schaffers möchte den Menschen in dieser schweren Zeit eine Freude bereiten. Zurzeit gibt es viele Senioren, die alleine Zuhause sind und bei denen täglich nur der Pflege- und Betreuungsdienst vorbei schaut. Für den Einsatz der Pflegekräfte, die täglich hilfsbedürftige Menschen versorgen, gilt Schaffers‘ besonderer Dank. Die Firma Welbers konnte nicht mit Schutzmasken oder anderer Schutzkleidung helfen – so möchte das Unternehmen auf diesem Wege „Danke“ sagen und die Mitarbeitenden motivieren. Blumen Brüx aus Straelen hat die bunten Blumensträuße gebunden.

Einen ähnlichen Gedanken hatte Michael Dahlen, Geschäftsführer der Firma Bongardt GmbH aus Wesel. Die Wohnbetreuungseinrichtungen, Klienten und Mitarbeitenden der Lebenshilfe Gelderland durften sich über 500 Tüten Lindt Pralinen freuen. Außerdem verteilte eine Eisdiele Eis an die Wohnbetreuungseinrichtungen in Weeze, Kevelaer und Geldern. Der Lebenshilfe Gelderland wurden von Einzelpersonen auch selbst genähte Masken zur Verfügung gestellt.

„Auch die Lebenshilfe Gelderland möchte sich auf diesem Weg bei ihren Mitarbeitenden ganz herzlich für ihren Einsatz und ihr Engagement bedanken. Sie leisten mit ihrer Arbeit in diesen schwierigen Zeiten einen unverzichtbaren Beitrag. Dafür haben sie unsere größte Anerkennung und unseren größten Respekt. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Spendern und Mitmenschen, die in der Corona-Krise ein hohes Maß an Solidarität zeigen. Bleiben Sie gesund“, so Günter Voß, Geschäftsführer der Lebenshilfe Gelderland gGmbH.

Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes freuen sich über Gesten der Bürger

Auch für ambulante Pflegekräfte ist die aktuelle Zeit von Covid-19 eine besondere Herausforderung. Pflege geht nicht ohne Nähe zueinander. Umso mehr haben sich die Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Kreisverband Kleve-Geldern, über besondere die Anerkennung und den Ausdruck von Wertschätzung gefreut, die ihnen in den letzten Tagen entgegengebracht wurden.

So hat jemand zum Beispiel vor der Geschäftsstelle des DRK in Geldern einen bunt bemalten Stein abgelegt, beschriftet mit den Worten: „Danke, dass es Euch gibt & was Ihr leistet!“ Außerdem gaben Angehörige einen persönlichen Dankesbrief ab und betonten, dass sich gerade in solch schwierigen Zeiten besonders liebevoll um ihre Mutter gekümmert werde. Eine Seniorin hat eine Tasche voll selbst genähter Mund- und Nasenschutzmasken abgegeben mit den Worten „Sie tun so viel Gutes, damit kann ich Sie vielleicht etwas unterstützen.“ Die Erfahrungen der vergangenen Tage sind für die Mitarbeiter Motivation und Ansporn zugleich, auch weiterhin mit Einsatz, Freude und Menschlichkeit tätig zu sein.

Die Pflege steht nicht still

Während zahlreiche Geschäfte geschlossen sind und das öffentliche Leben heruntergefahren wurde, können die Pflegekräfte derzeit wohl kaum über mangelnde Arbeit klagen. Die Abläufe in Pflegeeinrichtungen haben sich verändert, wurden der Situation angepasst. Vor welche Herausforderungen Pflegekräfte in Zeiten des Coronavirus gestellt werden und wie die Arbeit mit Menschen der Risikogruppe sich verändert hat, darüber berichten dem KB die Leiter Kevelaerer Pflegeeinrichtungen.

„Es sind sehr viele Dinge im täglichen Arbeitsablauf, die angepasst wurden, um mögliche Übertragungswege zu minimieren. Neben dem Tragen von Mundschutz durch die Mitarbeiter haben wir natürlich auch die Desinfektionshäufigkeit insbesondere von kritischen Punkten – zum Beispiel Türklinken, Klingeln, Aufzugknöpfe – erhöht“, berichtet Silvia Albat, Leiterin des St. Elisabeth-Stifts in Kevelaer. Des Weiteren seien die Mitarbeiter nicht mehr an einem Tag in mehreren Wohnbereichen tätig, sondern festen Etagen zugeordnet. Damit solle die Wahrscheinlichkeit minimiert werden, dass das Virus im Falle eines Ausbruchs in der Einrichtung auf weitere Bereiche übergreift.

Das Besuchsverbot des Landes stoße bei den meisten Bewohnern und Angehörigen auf Verständnis. „Ausnahmen sind nur unter strengen Schutzauflagen in besonderen Einzelfällen, zum Beispiel wenn ein Bewohner im Sterben liegt, nach Rücksprache möglich“, erklärt Albat. „Dennoch ist die Situation natürlich für alle Beteiligten sehr belastend. Aus diesem Grund haben wir das Angebot des Sozialen Dienstes angepasst und machen vermehrt Einzelbesuche. Wohnbereichsübergreifende Angebote mit Bewohnern aus dem gesamten Haus fallen derzeit leider aus. Die Aktivitäten finden stattdessen in kleinem Kreis nur im eigenen Wohnbereich mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen statt“, fügt die Einrichtungsleiterin hinzu.

Auch Ursula Steegmann, Leiterin des Josef-Hauses in Wetten, berichtet von einem großen Verständnis der Bewohner. „Gemeinsame Aktivitäten im allerkleinsten Rahmen mit vorgegebenen Abständen und Einzelbetreuungen füllen den Alltag sehr gut aus. Wir ermöglichen zur Freude unserer Bewohner Videochats mit ihren Angehörigen über WhatsApp auf dem hauseigenen Tablet. Kurze Spaziergänge an der Luft, gegebenenfalls in Begleitung einer Betreuungskraft, werden ebenfalls angeboten“, sagt Steegmann.

Angehörige übernehmen Pflege und Betreuung

Birgit Stienen, Leiterin des Caritas-Pflegeteams in Kevelaer, sieht in der Arbeit ihres Teams keine großen Veränderungen seit der Ausbreitung des Coronavirus: „Der Ablauf der Arbeit ist nicht anders wie zu Zeiten von Norovirus-Infektionen oder MRSA-Infektionen, aber der Gesprächsbedarf über die aktuelle Situation bei den Klienten ist deutlich höher.“ Einige Patienten sagten jedoch aktuell ambulante Einsätze ab, um den Kontakt gering zu halten. „Bei einigen sind auch die sonst außer Haus berufstätigen Angehörigen da, um Pflege und Betreuung zu übernehmen“, sagt Stienen.

In vielen Supermärkten, Discountern und Drogeriemärkten ist bereits seit einiger Zeit kein Desinfektionsmittel mehr verfügbar und auch der Kauf eines Mundschutzes von Privatpersonen gestaltet sich oft als schwierig. Doch wie ist die Situation bei den Pflegekräften, die häufig auf genau diese Mittel angewiesen sind, um ihren eigenen und den Schutz der Patienten zu gewährleisten? „Glücklicherweise hatten wir ein großes Depot. Unser einziger Engpass waren Schutzmasken und da unser Umfeld, sensibilisiert durch die Medien, auf uns zukam und Masken, waschbar bis 60 Grad, für uns genäht hat, sind wir da auch gut aufgestellt. Auch da waren wir sehr gerührt von der Anteilnahme und niemand wollte dafür entlohnt werden“, berichtet Silvia Schöneis vom Pflege- und Betreuungsdienst „Lebensgarten“.

Ähnlich zeigt sich die Situation im Clemens-Haus in Kevelaer. Engpässe bestehen dort aktuell nicht. „Aber trotzdem wissen wir auch um die Situation, dass Mundschutz auf dem Markt schwierig zu bekommen ist, daher gehen wir mit diesen besonders sorgsam um. Bei Desinfektionsmitteln ist der Bedarf nicht wesentlich höher als vor der Corona-Krise, auch vor Corona wurde besonders auf Hygiene geachtet“, erklärt Einrichtungsleiter Dirk Winthuis. Auch in den übrigen Einrichtungen erwarten die Leitungen derzeit noch keine gravierenden Engpässe.

Mitarbeiter sind hier verwurzelt

Außerdem wurde deutlich, dass die Verantwortlichen derzeit keinen Personalmangel erwarten. Dass viele Pflegekräfte aus dem Ausland aktuell in ihre Heimatländer zurückkehren, diese Entwicklung ist in den Kevelaerer Einrichtungen nicht zu spüren. „Wir haben zwar einige Mitarbeiter mit ausländischem Hintergrund, allerdings ist von diesen niemand kurzerhand in die Heimat zurück. Alle sind hier stark verwurzelt“, berichtet Silvia Schöneis vom „Lebensgarten“. Im St. Elisabeth-Stift verzeichnet Silvia Albat sogar eine größere Personalverfügbarkeit als erwartet: „Es ist tatsächlich eher so, dass Mitarbeiter aufgrund der Reisebeschränkungen ihren geplanten Heimaturlaub nicht antreten und damit für den Einsatz in der Einrichtung bereitstehen. Viele Mitarbeiter haben auch von sich aus angeboten, den Urlaub oder freie Tage bei Bedarf zu verschieben. (…) Das höhere Risiko liegt eher darin, dass Mitarbeiter aufgrund von Corona-Infektionen oder Quarantäne ausfallen. Bislang haben wir einen solchen Fall aber glücklicherweise noch nicht.“

Auch Birgit Stienen erwartet im Kevelaerer Caritas-Pflegeteam keinen Personalmangel. Ihre Sorge liegt woanders: „Problematisch ist es aus unserer Sicht mit den Betreuungskräften, die aus dem Ausland kommen und nicht mehr wie gewohnt die 24-Stunden-Betreuung im ambulanten Bereich sicherstellen. Das stellt uns bzw. die Familien vor große Herausforderungen. Da müssen kurzfristig andere Lösungen gefunden werden wie zum Beispiel Kurzzeitpflegen, die bisher ebenfalls nur über knappe Ressourcen verfügen.“

Die Auszubildenden engagieren sich

Silvia Schöneis erfährt in ihrem Team des mobilen Pflegedienstes derzeit einen starken Zusammenhalt. „Alle rücken zusammen, niemand hat sich aufgrund von Corona krankschreiben lassen. Alleinerziehende Mütter geben ihre Kinder per Sondergenehmigung in die Kita. Wirklich alle sind bemüht, das Beste für ‚ihre Patienten‘ zu geben und diese zu schützen und übernehmen noch mehr als sonst Verantwortung. Zusätzlich positiv ist auch das Verhalten unserer vier Auszubildenden – dieses ist durchweg hoch engagiert. Ab dem 16. März konnten diese nicht mehr in die Altenpflegeschule Geldern gehen und wurden für die Betriebe freigestellt. Sie sind so motiviert und teamfähig, dass es tief berührt.“

Auch Silvia Albat blickt trotz aller Herausforderungen positiv in die Zukunft und möchte mit ihrem Team die Wohnatmosphäre im St. Elisabeth-Stift erhalten: „Wir sind dabei, nun kreative Lösungen zu schaffen, um diese Zeit gemeinsam gut zu überbrücken und Bewohnern und auch Mitarbeitern die Zeit so angenehm wie möglich zu machen. Wir freuen uns besonders darüber, dass aus der Bevölkerung – sogar von ‚Fremden‘ – Post und einfach Nettigkeiten, wie gemalte Bilder von Kindern oder ein ‚Tagebuch von draußen‘ für unsere Bewohner geschickt werden. Wir fassen diese Dinge nun zusammen und gestalten für unsere Bewohner eine zusätzliche Hauszeitung, in der sie die Post durchschmökern und sich daran erfreuen können. (…) Die uns entgegengebrachte Solidarität, Wertschätzung und Unterstützung freut uns wirklich sehr und macht uns zuversichtlich, dass wir die Situation gemeinsam gut meistern werden.“