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Voller kann kaum ein Tag werden

Wann ist eine Pfarrerin im Blickfeld? Sonntags in Abwechslung mit den Kollegen mal einen Gottesdienst halten, Beerdigungen durchführen und auch schon einmal eine Hochzeit mit einem Brautpaar feiern, aber sonst – sicher ein lauer Job, mag mancher denken.
Weit gefehlt – das Kevelaerer Blatt begleitete die Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Kevelaer, Karin Dembek, durch einen Tag und erfuhr, wie vielseitig und ausgefüllt ihre Arbeitszeit ist.
Vormittags steht eine Beerdigung an. Es ist nicht damit getan, in der Friedhofskapelle eine Andacht zu halten. Nachdem über das Versterben eines Gemeindegliedes informiert wurde, steht zunächst einmal der Besuch bei der Familie an. Trauerbegleitung und das Besprechen der Beerdigung, meist ein längerer Rückblick zusammen mit den Hinterbliebenen auf das Leben des Verstorbenen, Textvorbereitung und Durchführung der Beerdigung dauern schnell einmal zusammen fünf Stunden und bei zunehmenden Alten in der Gemeinde sind die Beerdigungszahlen steigend.
Von Kervenheim aus fährt Dembek zum Jona-Kindergarten. In einer der regelmäßigen Kontaktstunden, die sie dort abhält, wird dieses Mal mit den Kindern gesungen. Glaubensvermittlung gehört dort zu den Aufgaben und so passt das Lied „Du hast uns Deine Welt geschenkt“ natürlich. Da momentan die Leitungsfunktion des Kindergartens nicht besetzt ist, ist auch der Kontakt zu den Mitarbeitenden für die Pfarrerin wichtig.
Fahrt ins Gemeindebüro und Besprechung mit der dortigen Mitarbeiterin Karin Seefeldt, die Kirchenbücher führt, Urkunden, Amts- und Verwaltungsvorgänge vorbereitet und Freizeiten plant. Dies muss in enger Absprache mit der Pfarrerin erledigt werden.
Da klingelt das Telefon. Die Leitstelle der Feuerwehrhauptwache in Goch meldet sich. Dembek ist in die „ökumenische Notfallseelsorge im Kommunalbereich Kleve“ und somit in eine kreiskirchliche Aufgabe eingebunden. Sie wird informiert, dass eine Frau in einer Wohnung tot aufgefunden wurde und dass gegebenenfalls ein Seelsorgeeinsatz bei nahestehenden Menschen notwendig werden könnte – später gibt es „Entwarnung“. Feuerwehr, Opferschutz und Notärzte können die Notfallseelsorgerin Dembek zu bestimmten Zeiten anfordern.
Gottesdienste
Zwischendurch bereitet die Pfarrerin mit theologischen Kommentaren und Predigthilfen einen Gottesdienst vor. Es gehört zu ihren Aufgaben, an Sonn- und Feiertagen einen Gottesdienst abzuhalten. Zusätzlich kommen Gottesdienste und Andachten in Schulen, Altenheimen und neben den Beerdigungen bei Trauungen, Konfirmation und zu besonderen Anlässen dazu. Vor ebenfalls durchzuführenden Taufen sind Taufgespräche verpflichtend und die „Verwaltung“ des zweiten Sakraments in der evangelischen Kirche, das Abendmahl, ist Bestandteil der Arbeit einer Pfarrerin.
Zusammen mit der Jugendleiterin Yvonne de Temple und einem kleinen Team muss der Konfirmationsunterricht durchgeführt werden. Neun Samstage und zwei Freizeiten von drei Tagen fallen ohne die Vorbereitungszeit dabei an. Außerdem besucht Dembek alle diejenigen zuhause, die in den nächsten Konfirmationsunterricht gehen. Hierdurch entsteht in den meisten Fällen direkt ein viel vertrauteres Verhältnis und die Konfirmandenarbeit wird von den Jugendlichen als viel wertvoller empfunden.
Besuche gibt es regelmäßig auch in Altenheimen und im Krankenhaus sowie auf Anfrage im Hospiz.
Ökumene vor Ort
Der Erwachsenenbibelkreis, der einmal im Monat stattfindet, muss ausführlich vorbereitet werden. Hier reicht nicht einfach ein Blick in die Bibel. Eine exakte Exegese, also wissenschaftliche Erklärung und Auslegung des Textes, ist erforderlich und dabei kommt Dembek auch nicht um eine Überprüfung in den Urschriften der „Biblia Hebraica“ oder der griechischen „Septuaginta“ herum.
Als Ansprechpartnerin für alle Gemeindegruppen mit dort durchzuführenden Andachten ist Dembek auch Koordinatorin für die Ökumene vor Ort und so Mitglied im entsprechenden Arbeitskreis. International hält sie die Kontakte zu einer Gemeinde in Indonesien, zu einem Patenkind in Bolivien und zum Verein Imole, der Hilfe für Augenerkrankte in Afrika.
Im Gemeindeaufbau steht für Dembek momentan die Vorbereitung auf das Tauffest am 9.9.2018 im Vordergrund. An diesem Tag soll ein fröhliches Fest mit vielen Taufen gefeiert werden.
Seelsorge, Verkündigung, Gemeindeaufbau sind aber nur drei Säulen der Aufgaben einer Pfarrerin. Auch die Verwaltung der Gemeinde ist eine verantwortungsvolle und zeitintensive Arbeit. Als Vorsitzende des Presbyteriums (die jedoch von der Mehrheit der Mitglieder jeder Zeit überstimmt werden kann) müssen Sitzungen vorbereitet und nach dem Gremium die Beschlüsse umgesetzt werden. Gleichzeitig ist das Presbyterium Anstellungsträger aller hauptamtlich Mitarbeitenden in der Gemeinde. Anstellungs- und jährliche Zielfindungsgespräche mit den 13 Mitarbeitenden (Organisten, Jugendleiter, Küster und weitere) fallen zusätzlich an und als Dienstvorgesetzte des Presbyteriums hat Dembek die Gemeinde nach außen zu repräsentieren. Hierzu gehören natürlich auch die Teilnahmen bei Schützenfesten, Heimatabenden, bei so manchem Jubiläum oder bei der Kirmes.
Redaktionsarbeit für den Gemeindebrief, aktuelle Ergänzungen der Homepage und Artikel in der Presse (zum Beispiel „Bedenkliches“) gehören auch zur Öffentlichkeitsarbeit, die Karin Dembek erledigen muss.
Und damit auch noch die letzte freie Zeit am Tag ausgefüllt wird, ist Dembek Mitglied der theologischen Prüfungskommission im 2. theologischen Examen (Bereich Gottesdienst) bei der Rheinischen Landeskirche, Mitglied des ständigen innerkirchlichen Ausschusses der Evangelischen Kirche im Rheinland und Vorsitzende des geschäftsführenden Ausschusses des kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt (KDA-Duisburg-Niederrhein).