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"Auf der Suche nach Gnade" – jetzt online sehen

Nach dem die Film-Dokumentation von Dr. Stefan Pannen sowohl in der Premierenvorführung im Museum (Kevelaerer Blatt berichtete) als auch im WDR in einer 30-minütigen Fassung ausgestrahlt wurde, bietet das KB nun die exklusive Langfassung (Directors Cut) auch Online an. Der Film ist auf  YouTube unter diesem Link zu finden https://youtu.be/z9kD0MkcEcY.
 

“Auf der Suche nach Gnade” – jetzt online sehen

Nach dem die Film-Dokumentation von Dr. Stefan Pannen sowohl in der Premierenvorführung im Museum (Kevelaerer Blatt berichtete) als auch im WDR in einer 30-minütigen Fassung ausgestrahlt wurde, bietet das KB nun die exklusive Langfassung (Directors Cut) auch Online an. Der Film ist auf  YouTube unter diesem Link zu finden https://youtu.be/z9kD0MkcEcY.

 

Plötzlich Chef

Als Pfarrer Rolf Lohmann zum Weihbischof ernannt wurde, hatte das auch Konsequenzen für Christoph Schwerhoff, seit einem Jahr Kaplan an St. Marien: Der junge Priester würde bis zum Dienstantritt des neuen Pfarrers als Pfarrverwalter die Geschicke von Gemeinde und Wallfahrt führen. Was das für ihn bedeutet und wie er die Aufgaben bewältigt hat, darüber sprach mit ihm KB-Autor Björn Lohmann.
KB: Herr Schwerhoff, wie schnell haben Sie nach der Ernennung von Pfarrer Rolf Lohmann zum Weihbischof realisiert, was das für Sie bedeutet?
Schwerhoff: Das hat lange gebraucht, weil Pastor Lohmann noch lange da war. Aber mit der Zeit wurde klar, dass er mit der Ernennung schon zu einem Teil Weihbischof war. Für mich war das ein Sprung ins kalte Wasser, zumal ich erst seit einem Jahr überhaupt Priester war und nicht wusste, was das für mich bedeutet.
Was genau bedeutet es denn, Pfarrverwalter zu sein – und was auch nicht?
Ich bin dafür da, das laufende Geschäft am Rollen zu halten. Ich darf aber nicht das ganze System ändern, also nichts machen, wovon der Pfarrer sagt, das hätte er nicht gewollt, es aber nicht rückgängig machen kann. Im Wesentlichen geht es darum, den Platz für den Chef freizuhalten, damit sich keiner draufsetzt.
Der Wechsel fiel auch noch genau ins Jubiläumsfestjahr.
Es gab viele Dinge, von denen ich gedacht hatte, die macht der Pastor: den Wallfahrtsschluss vorbereiten, Kardinal Marx begleiten… Als Kaplan stehe ich einfach daneben. Als Pfarrverwalter bin ich verantwortlich, dass alles läuft. Das ist mit viel Konzentration verbunden, aber auch mit viel Freude.
Mit nur einem Jahr Erfahrung als Priester muss das eine große Aufgabe gewesen sein.
Das Jubiläumsjahr hat viel geholfen, weil ich von Anfang an gewohnt war, mit den Leuten im Priesterhaus und den Ehrenamtlichen zu planen. Dadurch kannte ich viele Leute und viele Leute kannten mich. Aber von der Aufgabe als Pfarrverwalter hatte ich keinen blassen Schimmer.
Wer hat Ihnen in dieser Zeit geholfen?
Wo ich gar nicht weiter wusste, gab es auch Rücksprachen mit Weihbischof Lohmann, aber er musste sich auch selbst einarbeiten. Ganz viel Hilfe hatte ich aus dem Priesterhaus, von Dr. Killich, Thomas Selders, unserer Hauswirtschaftsleitung, Dr. Bercker vom Kirchenvorstand… es sind viele Menschen, die mit Herzblut dabei sind. Ich war nicht alleine.
Hatten Sie noch Zeit für die eigentlichen Aufgaben als Kaplan, beispielsweise die Radtour in den Herbstferien?
Als ich als Pfarrverwalter begonnen habe, habe ich überlegt, ob ich die Radtour schaffe. Aber das war mir so wichtig, dass das klappen musste. Die Fahrradtour war auch sehr schön. Ob die Mitarbeiter in Kevelaer gedacht haben, es wäre schön, wenn er hier wäre – das kann ich mir vorstellen. Es war ein Spagat: Was muss und möchte ich als Kaplan machen, wo muss ich als Pfarrverwalter ansprechbar sein?
Hatten Sie schon viel Kontakt zum künftigen Wallfahrtsrektor Gregor Kauling?
Seit seiner Ernennung haben wir immer wieder Kontakt. Er hat sich hier mit verschiedenen Leuten getroffen, um die Menschen und die Abläufe kennenzulernen. Ich habe gemerkt: Er ist sehr, sehr aufmerksam, hört gut zu und entscheidet dann auch schnell. Ich freue mich darauf.
Gab es schon erste Entschei­dungen?
Wir haben über die Gottesdienstordnung zu Weihnachten geschaut, ob wir das schaffen und alles so gut ist. Zwei kleine Änderungen wird es geben, die wir auch bald kommunizieren werden. Es gibt also schon einzelne Entscheidungen. Vor allem aber schaut er bislang: Welche Gruppen gibt es in Kevelaer? Wo setze ich meine Schwerpunkte? Richtig anfangen wird er erst am 19. November.
Das Ende Ihrer Pfarrverwaltung fällt im Wesentlichen mit dem Ende des Jubiläumsjahres zusammen. Welche Höhepunkte sind daraus für Sie hängengeblieben, was nehmen Sie mit?
Da jagte ein Höhepunkt den anderen. Fasziniert hat mich die komplette Festwoche, mit der Marientracht und dem Festspiel. Das ist noch sehr präsent in meiner Erinnerung, es war sehr berührend. Mit nehme ich, wie hoch engagiert die Vereine, besonders auch die Schützen, sind. Immer wenn ich eine Mail geschrieben habe, ob jemand mitmacht, habe ich viele Antworten bekommen. Für viele Menschen ist das eine Ehrensache. Das hat mich sehr berührt.

Am Sonntag steht sie im Rampenlicht

“Ich bin schon sehr aufgeregt“, gesteht die 49-jährige zahnmedizinische Verwaltungsangestellte, wenn man sie auf den kommenden Sonntag anspricht. „Erstmals da vorne zu stehen, in so einer Runde“, als oberster Kevelaerer Jeck im Forum Pax Chrisi den Auftakt verkünden, mit dem Mikrofon die Runde machen, das löst bei Elke Tebartz schon ein wenig Respekt aus.
„Bei den Kleinkindern im Karneval kannste nix falsch machen, aber hier“, geht sie das Ganze aber trotzdem mit Optimismus an. „Beim Heimatabend war ich auch schon Moderatorin. Da war ich auch nervös.“ Und es war am Ende auch kein Problem, genauso wie beim 40-jährigen Jubiläum. „Wenn wir andere Vereine besuchen, habe ich ja auch auf der Bühne gestanden. Da ist mir nicht bang. Und wenn wir aus dem Forum Pax Christi ausziehen, ist der Druck weg.“
Natürlich ist diese Karnevalisten-Wallfahrt nicht nur wegen ihrer Premiere was Besonderes, sondern auch wegen des Todes von Egon Kammann. Elke Tebartz erinnert sich genau, wo er saß und sagte: „Ich hab eine Idee.“ Er habe diese Wallfahrt ins Leben gerufen. Natürlich werde sie ihm in dem Rahmen gedenken, „aber ich muss aufpassen, dass ich nicht selbst anfange zu weinen“, bekennt Tebartz freimütig.
Zum Karneval ist die Tochter eines Schweißers und einer Weberin durch ihr Ehemann Michael gekommen. Ich Vater sei auch jeck gewesen. Er habe Bärte angeklebt, war mit Nachthemd unterwegs und habe mal „Glatze“ getragen. Ihr Impuls für das Mitwirken am karnevalistischen Treiben kam aber erst vor knapp 20 Jahren. Elke kennt ihren heutigen Ehemann Michael gerade mal ein Jahr und schon ist sie ab 1998 mittendrin im Geschehen. „Er war damals in der Wache. Da bin ich in die Wachtruppe mit eingeführt worden. Die sagten dann gleich, ‚es wäre doch gut, wenn Du im Vorstand mitmachst.‘“
Gesagt, getan: Sie wird Beirat, später Jugendwartin. „In den letzten drei Jahren war ich Jugendwartin und Vizepräsidentin“. Und jetzt steht sie an der Spitze der Narrenschar in Kevelaer.
Wo sie sich intensiv im Verein verwirklicht hat, ist in ihrer Funktion als Jugendwartin. Sie sorgt dafür, dass es seit fünf Jahren im Karneval eine Kinderprinzessin gibt. „Natürlich wird mir die Arbeit mit den Tanzgarden fehlen, die sind mir noch immer ein Herzensanliegen“, sagt Tebartz. Unter ihre Ägide werden aus zwei fünf Garden, gemeinsam mit Verena Renken ruft sie das Tanzturnier ins Leben, „dass 2018 wegen Terminschwierigkeiten pausiert.“ Sie begleitet „ihre“ Mädels auf den Turnieren. „Freitagmorgen und Samstagmittag war sie sehr häufig unterwegs“, bestätigt ihr Mann Michael.
Ihr war es immer wichtig, sich mich da blicken zu lassen, vor allen bei den „Zwergen“ und den „Minis“. Da macht es sie schon stolz, wenn mal ein Auto mit einem „Zwerg“ in der City an ihr vorbeifährt und das junge Mädchen wie verrückt winkt oder sie an jeder Ecke mit „Hallo Elke“ begrüßt wird.
Zurzeit ist sie dabei, ihre alten Aufgaben zu verteilen, da als Jugendwartin übergangsweise noch mit einspribgt: „Ich werde die Mädels noch begleiten.“ Zumal ihre eigene Tochter Sarah selbst mittanzt. Darüber hinaus will sie sich von den Erfahrenen „ins Boot holen lassen“, um den Überblick zu gewinnen und zu bewahren. „Es gibt viele Dinge, die ich jetzt mitbekommen,- wie die komplette Begehung beim Rosenmontagszug“, der am 12. Februar kommenden Jahres wieder als Höhepunkt ansteht.
„Es ist ja unser größtes Ziel den Rosenmontagszug zu erhalten. Letztes Jahr war der Zug klein, aber fein“, meint Tebartz. „Das soll von der Ausrichtung auch so bleiben. Wir sind froh über jede Gruppe mehr, die dabei sein möchte. Aber 50 Wagen müssen wir nicht haben, gut 30 reichen auch.“ Ein Zug-Motto gibt es schon. Das aber will sie vor Sonntag aber nicht preisgeben.
Das Wichtigste bei allen Aktivitäten sei das Gemeinschaftliche: Dass wir es aus Lust am Leben machen und nicht des Kommerzes wegen.“ Wichtig ist ihr, „das wir beim VfR ein Team sind, dass das alles gemeinsam macht.“
Um den Akku aufzutanken für den anstehenden Stress der nächsten Monate, nutzt sie mit ihrem Männe nochmal die Gelegenheit zum Wochenendtrip zum Hamburger Weihnachtsmarkt. Ihre Erwartung an die Session ist, „dass alle begeistert feiern“,- ob am 11.11. zum Karnevalsbeginn, bei den Kappensitzungen zwischen den 2. und 4. Februar, an Altweiber am 8. Februar oder dem Zug. Und „dass wir alle Spaß haben, der Karneval in Kevelaer weiter existiert und das Bühnenhaus wieder voll wird.“
16. Wallfahrt der Karnevalisten
Der VFR Blau-Gold Kevelaer Karnevalsvereine und Karnevalisten aus Nah und Fern am Sonntag, 5. November, zur 16. Wallfahrt der Karnevalisten ein Ab 10.30 Uhr wird die neue Präsidentin des VFR Elke Tebartz die zahlreichen Karnevalisten mit einem kräftigen „Helau“ in der Pax Christi Kapelle begrüßen.
Dabei wird sie auch an den erst kürzlich verstorbenen Ehrenpräsidenten des VFR Egon Kammann erinnern. Schließlich gilt Egon Kammann als der Initiator der Wallfahrt der Karnevalisten und der VFR ist sich sicher, Egon wäre wieder gerne dabei gewesen.
Die nicht nur von Karnevalisten beliebte Heilige Messe um 11.45 Uhr in der Basilika dürfte auch in diesem Jahr wieder proppenvoll sein. Um den Ablauf der vorherigen Messe nicht zu stören, bittet der VFR daher, die Basilika erst nach Beendigung der vorherigen Messe zu betreten. Der Verein ist bemüht, Allen die Gelegenheit zu geben, an der heiligen Messe teilzunehmen. Gleichzeitig bittet der Verein aber um Verständnis, dass die vorderen Plätze im Mittelschiff der Basilika für die Vereine reserviert bleiben.
Die Mutter Gottes an der Gnadenkapelle zu grüßen gehört für die Karnevalisten genauso dazu, wie der von flotter Marschmusik begleitete karnevalistische Umzug durch die Stadt. Dass die Karnevalisten beim Umzug auch mal kräftig „Helau“ oder „Alaaf“ rufen wird von der Bevölkerung begeistert aufgenommen und sogar erwidert. Nur „Kamelle“ werden beim Umzug nicht geworfen.
Folgender Zugweg ist geplant: Aufstellung auf der Busmannstraße, Kapellenplatz, Hauptstraße, Annastraße, Busmannstraße, Kapellenplatz, Hauptstraße, Roermonder Platz, Bühnenhaus. Der Abschluss der Wallfahrt findet traditionsgemäß mit einem kleinen Programm im Bühnenhaus statt.
 

„Ein Weltpolitiker aus der Provinz“

Vor rund acht Wochen verstarb Helmut Esters (das KB berichtetet). Der langjährige Kommunal- und Bundespolitiker hatte über viele Jahre lang die Politik in der Marienstadt mit geprägt. Während einer Gedenkfeier im Konzert- und Bühnenhaus blickten nun rund 200 Verwandte, Freunde und Weggefährten noch einmal auf das bewegte Leben des Ehrenbürgers der Stadt Kevelaer zurück.
„Diese Auszeichnung erhält man nur, wenn man etwas Außergewöhnliches geleistet hat“, erinnerte Bürgermeister Dr. Dominik Pichler daran, dass es bislang nur fünf Ehrenbürger in Kevelaer gab. „Helmut Esters stand nie gerne im Rampenlicht. Er war eher der Strippenzieher im Hintergrund. Dabei ist er stets Mensch geblieben.“ Das Stadt­oberhaupt erinnerte daran, dass Esters für zahlreiche Umsetzungen in der Marienstadt stand: Die Entwicklung der Schullandschaft auf der Hüls habe es ohne ihn wohl ebensowenig gegeben wie den Erhalt des Marienhospitals. Und auch die Gründung der AWO Kevelaer sei dem ehemaligen Vorsitzenden des SPD-Unterbezirks Kleve zu verdanken.

Barbara Hendricks lobte Helmut Esters als “Weltpoliiker aus der Provinz”.


„Ein Weltpolitiker aus der Provinz“ sei Esters gewesen, war auch Bundesministerin Dr. Barbara Hendricks voll des Lobes und verwies auf den einfühlsamen Nachruf im KB. „Helmut Esters hat die wirtschaftliche Basis für die Demokratie gelegt. Er hat sich um das Vaterland verdient gemacht.“
Wenn es um die Gerechtigkeit ging, konnte Helmut Esters auch durchaus unbequem sein. „Er war ein Haushälter, der alle Ausgaben im Bundestag kontrollierte“, so sein Freund und ehemaliger Weggefährte Klaus Gärtner.
Untermalt wurde die Gedenkfeier mit Liedern des Familienchores der Basilikamusik und Stücken des Bratschenorchesters der Jungen Streicher Kevelaer. Zudem wurde während einer Diashow an die zahlreichen Stationen in Esters Leben erinnert. Nach dem Festakt gab es während eines Imbiss noch reichlich Gelegenheit zum Gespräch. Und auch dabei wurde überall deutlich: Was Helmut Esters geleistet hat, wird unvergesslich bleiben.

Beisetzung von Egon Kammann

Der kürzlich verstorbene Egon Kammann wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und zahlreicher Mitglieder der Geselligen Vereine Kevelaer beigesetzt. Fahnenabordnungen mit Trauerflor und Uniformen zeigten, dass da einer besonderen Persönlichkeit der Öffentlichkeit die letzte Ehre erwiesen wurde.
Auch Bürgermeister Dr. Dominik Pichler und viele Vertreter der Parteien waren unter den rund 300 Trauergästen, die am Seelenamt mit Feier der Eucharistie in der Basilika teilnahmen. Der Kevelaerer Männer Gesangverein sang unter anderem „Frieden sei dir beschieden“. Monika Voß ließ das „Patrona von Kevelaer“ erklingen. Eine Gruppe Kinder des VFR Kevelaer betete für ihren verstorbenen Ehrenpräsidenten die Fürbitten.
Im Anschluss fand die Beisetzung auf dem Friedhof statt. Neben der aufgebahrten Urne mit Kevelaerer Motiven lag Egon Kammanns Karnevalsmütze und farbenfrohes Konfetti war ausgestreut. Ein großes Porträt zeigte Kammann freundlich lächelnd, so, wie man ihn kannte: den Menschen aufmerksam und interessiert entgegenblickend. Egon Kammann wird von den Kevelaerern ein ehrendes Andenken erhalten.

Ein Förderer der Gesellschaft ist gegangen

Ohne Bürger wie ihn wäre ein Gemeinwesen ärmer. Er kümmerte sich im Stadtrat um gute Entscheidungen für die Kevelaerer, sorgte im Verein zur Förderung des Rosenmontagszugs (VFR) für ihre Erbauung in der fünften Jahreszeit und beschaffte ihnen selbst zu unmöglichen Zeiten frische Brötchen. Kammann, als „Egon der Knackige“ längst in die Heimatgeschichte eingegangen, war zwischen Ernst und Spaß einer der wichtigsten Förderer der Kevelaerer Gesellschaft.
Am Freitag, 15. September 2017, ist Egon Kammann im Alter von 74 Jahren gestorben.
Er war aus Leidenschaft Handwerker und überließ große Reden gern anderen, obwohl seine Kraftstimme problemlos ganze Säle füllte. Er schmetterte lieber bei den Swingenden Doppelzentnern mit und sorgte ansonsten dafür, dass gehandelt und nicht gequasselt wurde.
Als Selbstständiger mit den Zusammenhängen der heimischen Wirtschaft bestens vertraut, war er für die Orts-CDU ein Glücksfall, denn nur wenige Unternehmer muten sich zeitraubende Ehrenämter zu. Ab 1974 Mitglied der CDU, übernahm Egon Kammann Vorstandsaufgaben in der Ortspartei Kevelaer-Mitte sowie im Stadtverband und arbeitete ab 1989 ermuntert von Hannes Selders im Stadtrat und im Ausschuss für Planung, Umwelt und Verkehr mit.
Er drängte sich nie vor und wäre 1994 – da kürte ihn seine Partei zum Chef von Kevelaer-Mitte – lieber in der Vorstandskolonne geblieben.
1997 machte er aus seiner Seele keine Mördergrube und sprach sich für Hannes Selders (statt Heinz Paal) als den Bürgermeisterkandidaten der CDU aus; da lernte er einige seiner Parteifreunde kennen. Sie straften ihn ab und verhalfen dem damals 19-jährigen Marc Henry de Jong beim generalstabsmäßig vorbereiteten „Putsch“ zum Erfolg. Kammann schenkte ihnen das sehr kurze Vergnügen und arbeitete – weiter.
Wer die Rats- und Ausschussprotokolle jener Jahre liest, stößt immer wieder auf Anfragen von Egon Kammann. Meist bezogen sie sich auf konkrete Bürgeranliegen. Kammann kannte sie und kümmerte sich darum. Über eine lange Zeit holte er bei den Kommunalwahlen in seinem Bezirk Spitzenwerte.
Ab 2004 war er zweiter stellvertretender Bürgermeister und Vorsitzender des Kulturausschusses. 2009 wurde er erster stellvertretender Bürgermeister von Kevelaer. Im selben Jahr übernahm er den stellvertretenden Vorsitz der neu gegründeten CDU-Mittelstandsvereinigung Kevelaer-Weeze.
Da war er längst seit Jahrzehnten ein stadtbekannter Bäcker. Seinen Meisterbrief hatte er mit 21 Jahren bekommen. Nach einer „Zwischenstation“ an der Wember Straße und der Übernahme der Bäckerei Wackers an der Maasstraße 35 gingen Erika und Egon Kammann 1978 einen entscheidenden Schritt: Sie kauften von Egons Kegelbruder und ehemaligem Lehrmeister Werner Mölders die Bäckerei an der Bahnstraße 41 bis 43. Bei eben diesem Werner Mölders hatten sich die Bäckerei-Fachverkäuferin Erika und der Bäckergeselle Egon einst kennen- und lieben gelernt.
Ab 1993 boten die großen Schaufenster der neuen Filiale an der Hauptstraße 32 die überaus ansehnliche Brotfülle aus der Backstube Kammann feil. Vor der Scheibe drückten sich Passanten vor 70 Brotsorten, viele drapiert in Zwei-Meter-Backformen, die Nasen platt. Zeitweise belieferten die Kammanns bis zu sieben Supermärkte mit ihren Backwaren.
Marie-Luise Marjan, die „Mutter Beimer“ aus der Lindenstraße, war ein Fan von Kammanns Schwarz-Weiß-Brot und gönnte sich die Krume aus Kevelaer zum Geburtstag. Viele weitere Kreationen entstanden unter der Hand des Meisters (darunter in den späteren Jahren die Stibitzchen, benannt nach Bürgermeister-Kandidat Axel).
1995 übernahmen die Kammanns den „Tante-Emma-Laden“ an der Hubertusstraße und kümmerten sich bewusst um die älteren Kunden, die nicht mehr zu den Supermärkten kamen.
Ein wichtiger Mann war Egon Kammann zudem für Auszubildende – in seinem eigenen Betrieb und darüber hinaus. Über Jahre engagierte sich der Bäckermeister im Prüfungsausschuss der Handwerkskammer und im Innungsvorstand. „Man sollte stets bemüht sein, Gutes mit Gutem zurückzugeben.“ Das sagte er einmal in einem Interview.

Egon Kammann, 1987 frisch gekürter Karnevalsprinz, betrachtet mit seiner Frau Erika und seinem Adjutanten Franz Ophey eine gerade fertig gestellte Pellerine.

Egon Kammann, 1987 frisch gekürter Karnevalsprinz, betrachtet mit seiner Frau Erika und seinem Adjutanten Franz Ophey eine gerade fertig gestellte Pellerine.


Er hatte reichlich Schönes zu leisten: Er glänzte blau-golden als VFR-Chef, setzte als langjähriger Sitzungspräsident ganze Saalbelegschaften in Lachtränen, gab gern und glaubhaft den Nikolaus, musizierte bei den Swingenden Doppelzentnern und feierte 1988 einen seiner großen Lebenshöhepunkte: Er zog Zepter schwingend als Karnevalsprinz durch die Straßen der Stadt.
2002 zählte er zu den Initiatoren der Wallfahrt der Karnevalisten, die sich längst zu einer Großwallfahrt entwickelt hat. Sie zeigt, wie sehr Kammann sich der Marienstadt und ihrem inneren Kern verbunden fühlte.
2005 freuten sich die Kammanns über den Marketingpreis der Stadt Kevelaer (weitere Preisträger waren Stahlbau Porath sowie Sabine und Klemens Dicks vom Hotel „Goldener Schwan“).
2008 richteten sie an der Busmannstraße eine Kaffeestube ein (im Oktober 2015 verabschiedete sich das älter werdende Paar vom Nostalgiecafé).
2014 bekam Egon Kammann einen anderen Lebens-Höhepunkt geschenkt: Der VFR proklamierte ihn beim Heimatabend der Geselligen Vereine zum Festkettenträger, und Kammann war mächtig stolz darauf, der erste Mensch in diesem Amt zu sein, auf dem schon die Prinzenwürde geruht hatte.
Legendär ist Kammanns köstlicher Humor – gleich ob in der Politik, im Karneval, in der Familie oder im Geschäft. Er brach sich Bahn mit einem offenen Lachen aus empfindsamer Seele. Er traute den Menschen am liebsten Gutes zu und war betroffen wie ein wehrloses Kind, wenn es anders kam.
Als er sich einmal von einer angesehenen Kevelaerer Geschäftsfamilie übel hintergangen und in der Entwicklung seines Betriebs stark behindert fühlte, verzichtete er auf öffentliche Gegenwehr. Die Sache setzte ihm schmerzhaft zu. Wie so oft ihm Leben halfen ihm seine Familie mit Frau Erika und den Töchtern Sonja und Ute – und sein im besten Sinn gutgläubiges und gutmütiges Naturell.
In einem Nachruf auf Egon Kammann schreibt der VFR: „Deine unnachahmliche Stimme brauchte kein Mikrofon, denn du hast dir auch so Gehör verschafft.“
Egon Kammann hatte die Begabung, mit lauter Stimme überall da, wo er war, leise Töne anzuschlagen. Er war ein feiner Mensch.

Egon Kammann ist tot

Ein großer und beliebter Kevelaerer ist tot. Egon Kamman starb am Freitag.
Vielen war er bekannt durch sein Wirken in Kevelaer als  Bäcker, im Karneval als Präsident des VFR sowie in der Politik als Ratsmitglied und stellt. Bürgermeister.
Die Trauerfeier findet in der Basilika am 25.9.2017 um 14 Uhr statt mit anschließender Urnenbestattung.
Ein detaillierter Nachruf über Egon Kammann erscheint in der kommenden Ausgabe des KB.

Nach 486 Jahren ein König

Am Sonntag, kurz vor 18 Uhr kamen von allen Seiten Mitglieder der Schützen-Bruderschaften aus dem Bezirksverband Kevelaer in Uniform über den Peter-Plümpe-Platz vor das Rathaus. Fahnenabordnungen, Fahnenschwenker, Bürgermeister Dr. Dominik Pichler, Pastor Andreas Poorten und der Spielmannszug des Musikverein Kevelaer stellten sich ebenfalls ein. Stadtbrandmeister Georg Metzelaers sperrte kurzerhand einen Teil des Platzes mit seinem Dienstwagen ab.
Der Grund des Aufmarsches? Michael van Bühren wurde einen Tag zuvor erster Diözesan-König in der 486-jährigen Geschichte der St.-Antonius-Schützen-Gilde Kevelaer und holt den Titel nach zehn Jahren wieder in die Marienstadt (2007 war dies Frank Warder von der Hubertus-Gilde Keylaer). Mit 28 von 30 Ringen verwies er alle anderen Könige im Bistum Münster beim Bundesfest in Heinsberg in die Schranken. Vor dem Rathaus bereitete ihm der Bezirksverband Kevelaer mit vielen Bruderschaften und den anderen Repräsentanten einen herzlichen Empfang.
Nachdem der Musikverein den neuen Diözesan-König und sein Gefolge abgeholt hatte, begrüßte und gratulierte Gerd Staßen, stellvertretender Bezirksbundesmeister, van Bühren – auch im Namen von Bezirksbundesmeister Hans-Gerd Frerix, der sich in Urlaub befindet.
Bürgermeister Pichler gratulierte ebenfalls zu dem nicht alltäglichen Ereignis und führte einen Auftrag aus, den er erhalten hatte: „Pastor Lohmann konnte sich den 500 Gästen, die ihm alle die Hand zur Verabschiedung schütteln wollten, nicht entziehen. Ich soll Sie herzlich grüßen und Ihnen gratulieren. Es war sozusagen sein letzter Wunsch.“ Dies sorgte für herzhaftes Lachen aller Anwesenden.
Pastor Poorten meinte zu Michael van Bühren gewandt: „Da haben Sie den Vogel abgeschossen – dieser Begriff scheint aus dem Schützenwesen zu stammen, aber es bedeutet wohl auch so viel wie `Glück gehabt´. Ihr Namenspatron, der Erzengel, der Heilige Michael, war auch sehr wohl bewaffnet und nicht nur die Kerzenkapelle steht unter seinem Schutz. Sie haben beim Bundesfest alle anderen Könige in die Schranken gewiesen und sind so sicher ein guter Schutz für das Festjahr.“ Nach Fahnenschwenken und Umzug durch die Stadt wurde noch lange im Gelder Dyck gratuliert und gefeiert.

Abschied von St. Marien nach sechs Jahren als Wallfahrtsrektor

Sechs Jahre lang war Rolf Lohmann Rektor der Wallfahrt in Kevelaer und Pfarrer von St. Marien – im Laufe der Woche jedoch wird ein Umzugswagen sein Hab und Gut aus dem Priesterhaus am Kapellenplatz nach Xanten bringen. Dort zieht der neue Weihbischof für den Niederrhein in seine Wohnung im Schatten des Viktor-Doms. Viele Kevelaerer hatten sich am 10. September auf den Weg gemacht, um den Weihbischof aus ihrer Pfarrei zu verabschieden. Gemeindemitglieder, Abordnungen von Vereinen und Verbänden, Vertreter von Orden, der Bürgermeister und zahlreiche Wegbegleiter sorgten dafür, dass Lohmann in eine voll besetzte Basilika einzog.
Und so bedankte sich der Weihbischof nach der Begrüßung durch Kaplan Christoph Schwerhoff bei allen, mit denen er in den vergangenen Jahren zusammenarbeiten durfte und er dankte „für so viel Glaubenskraft, Gebet und so viel Gutes.“ In seiner Predigt stellte er die Worte „Ihr seid das Licht der Welt“ aus dem Matthäus-Evangelium (Mt. 5,14) in den Mittelpunkt – dieses Zitat aus der Bergpredigt ist der Wahlspruch des Weihbischofs. Das Evangelium, die Frohe Botschaft, habe Leuchtkraft, betonte Lohmann, selbst in Zeiten, in denen man vor Terror und Gewalt zu kapitulieren drohe. Doch das Evangelium zeige, dass selbst vom Zeichen des Kreuzes Heil, Leben und Hoffnung ausgehen.
Zugleich mahnte der Weihbischof, dass die Christen nicht immer nur über die Probleme der Kirche reden sollten. Die Frohe Botschaft könne nicht glaubhaft verkündet werden, „wenn uns nichts Besseres einfällt, als die Kirche dunkel und kaputt zu reden.“ Und auch, wenn es einige Menschen immer wieder proklamieren würden: „Wir sind in der Kirche noch lange nicht am Ende. Doch die, die immer von Dunkelheit und Untergang reden, dürfen nicht das Sagen haben“, forderte Lohmann eindringlich. Entsprechend dankbar sei er für alle Menschen, die in den vergangenen Jahren als „Leuchtzeichen“ gewirkt hätten, erklärte der Weihbischof. Er nannte exemplarisch das karitative Engagement an vielen Stellen in der Pfarrei. Davon hänge „die Glaubwürdigkeit unseres Tuns“ ab. „Wo die Botschaft verstanden wird, wird das Evangelium im Alltag zum Leuchten gebracht“, sagte Lohmann.
Zudem ermutigte er die Jugend, sich in der Kirche zu engagieren, so wie er es oft erlebt habe. „Die Dynamik im Leben und Denken der Jugendlichen sind für die Kirche wichtig und tuen uns gut“, erklärte der Weihbischof. „Es steht uns nicht gut an, als alte Moraltante aufzutreten. Die Frohe Botschaft will Leben in Fülle und nicht in Enge und Verkrampftheit.“ Direkt an die Jugendlichen gerichtet sagte er: „Bringt Schwung in diesen manchmal etwas verkrusteten Apparat und sagt, was ihr denkt.“ Dazu fordere auch Papst Franziskus auf, „macht reichlich Gebrauch davon.“
Auch in seinem neuen Amt wolle er seinen Dienst „unter dem Schutz Mariens weiterführen.“ Der Weihbischof bat: „Helfen Sie mir dabei, lassen Sie uns alle Lichtträger sein, denn wir sind das Licht der Welt.“ Nach dem feierlichen Gottesdienst und dem Fahnenschwenken auf dem Kapellenplatz nutzten viele Gemeindemitglieder die Gelegenheit, sich persönlich von ihrem ehemaligen Pfarrer zu verabschieden, der auch in Zukunft weiterhin als Pastor für die Menschen wirken will.